Tote Mädchen lügen nicht: Kontrovers diskutierte Serienempfehlung geht in Runde 2

Ich war viele Jahre nicht der Typ, der sich Serien anschaute. Generell war ich nie der Typ, der sich lange vor den TV setzen konnte. Dennoch habe ich in der letzten Zeit einiges „abgearbeitet“. Ich fing damit an, alle Akte X-Folgen zu schauen, Stranger Things, Black Mirror und The OA habe ich natürlich auch geschaut, bin ja eh in der Ecke Science Fiction daheim. So ist es auch kein Wunder, dass ich momentan auch Falling Skies streame. Ob ich da allerdings durchhalte, ist die Frage.

Während in Sachen Science Fiction Stranger Things und Black Mirror meine ultimative Empfehlung ist, kann ich auch jedem „13 Reasons Why“ auf Netflix ans Herz legen, in der deutschen Übersetzung: „Tote Mädchen lügen nicht“. Eigentlich ein Drama und somit weniger meine Welt – dennoch kann ich die Verfilmung des 2007 erschienen Buches empfehlen.

Bildquelle Netflix / Paramount Television

Vielleicht nicht weiter lesen, wenn ihr keinen Spoiler wollt.

In der Serie geht es Hannah Baker. Diese hat Selbstmord begangen – allerdings hat sie vorher Kassetten aufgenommen, die etwas über ihre Beweggründe erzählen. 12 Menschen tragen so offensichtlich eine Mitschuld an ihrem Selbstmord, die Serie ist eine Mischung aus aktuellen Geschehnissen und Rückblenden.

Die Kassetten werden dabei wie eine Art Kettenbrief von den 12 Personen weitergegeben. Hauptsächlich dreht sich das Geschehen um Clay, der die Kassetten in der Serie hört.

Hat mich sehr gepackt und schauspielerisch finde ich die Umsetzung wirklich sehr gut. Die Serie hat trotz ihrer – aus meiner Sicht großartigen – Umsetzung ordentlich Kritik abbekommen. Es geht um Gewalt, Mobbing und Vergewaltigung. Auch wird der Selbstmord sehr detailliert dargestellt, vor den entsprechenden Folgen werden Warnungen eingeblendet.

Institutionen gaben an, dass sie Sorge haben, dass sich junge, verunsicherte Menschen vielleicht ein Beispiel an Hannah Baker nehmen – sprich: Selbstmord begehen. Sie sehen den Selbstmord glorifiziert, quasi wie eine heldenhafte Handlung.

Hiervon distanzierten sich die Macher allerdings. Kate Walsh (bekannt aus „Grey‘s Anatomy“ und in der Serie Hannas Mutter) sagte in einem Interview, dass man zeigen müsse, dass der Selbstmord weder einfach, noch schön ist.

Wie weiter oben erwähnt: Meine Empfehlung hat die Serie, falls ihr sie noch nicht kennt – wobei meine Serienempfehlungen sicherlich keinem Gütesiegel gleichkommen.

Was sehr interessant und fast untypisch für Netflix ist: Der Streaming-Anbieter gab an, dass man eine zweite Staffel von „Tote Mädchen lügen nicht“ drehen werde. Interessant deshalb: Hannah ist bereits tot, die große Geschichte eigentlich erzählt. Rein inhaltlich gibt es auch keine Informationen, lediglich ein Start 2018 scheint gesetzt. Bin gespannt was Netflix dort zaubert – und ob man annähernd an die Qualität der ersten Staffel herankommt, die schauspielerisch von vielen Akteuren hervorragend umgesetzt wurde. Fesselnd und für jede Altersklasse ab Pubertät aufwärts.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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36 Kommentare

  1. @Don: Na. Ich schaue nicht mehr. Ich schaue jetzt etwa gezielter, wenn ich schaue – wenn auch nur nebenbei. Meine Frau und ich sind da zum Glück locker. Wenn ich was sehen möchte, was sie nicht mag, dann schaut sie halt ihren Kram auf YouTube oder Magine am iPad – vice versa lasse ich sie ihre Sachen schauen. Meistens ist es aber so, dass wir versuchen, uns zu arrangieren. Klappte beispielsweise gut bei Akte X, OA, Black Mirror und jetzt eben. Mozart in the jungle und so musste sie allerdings alleine schauen 😉

  2. Stephan Weisser says:

    Ein bisschen Hintergrund kann dabei mit Sicherheit nicht schaden: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Werther-Effekt

  3. Sparbrötchen says:

    @Martin M.
    schön daß es doch noch Menschen wie Dich gibt, die soviel Humanismus und Toleranz verströmen.
    Wenn uns allen schon nicht gegeben ist, so zu sein wie Du, freue ich mich, daß wir Dich wenigstens kennen dürfen.

  4. Sparbrötchen says:

    @Stephan Weisser
    Wie @Martin M. glaubt Ihr, alle anderen sind nur zur Klippschule gegangen?
    Soll ich hier mein Altgriechisch rauskramen damit an der Front Ruhe ist – könnte ja sein, daß auch da jemand Defizite hat.

  5. Henry Jones jr. says:

    @Kalle, mich nerven diese Filmtitel viel mehr, die man für uns deutsche vom englischen ins englische übersetzt (zum Beispiel „Taken“ > „96 Hours“ oder „Bend it like Beckham“ > „Kick it like Beckham“). Dann kann man auch gleich einen deutschen Titel nehmen. Ist wohl aber nicht so „cool“.
    Als positives Beispiel fällt mir übrigens „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ ein. Das finde ich für die Geschichte sehr viel passender als den Originaltitel („The cider house rules“).

  6. Zu Tote Mädchen lügen nicht: Ich muss hier eine Warnung aussprechen: Die Szenen um die Valentinstags-Fragebogenaktion könnte auf Datenschützer verstörend wirken.
    Zum deutschen Titel: der ist für so eine Drama-Serie natürlich eine Katastrophe! Aber es ist halt keine für sich stehende „Fernseh“Serie, sondern die Verfilmung eines auch in Deutschland bereits bekannten Buches. Also hat es der Verlag verzapft, nicht Netflix. Und da es sich um ein sog. Jugendbuch handelt, ist der Titel da gar nicht so sehr absurd. Klingt ja irgendwie wie eine TKKG-Hörspielepisode.
    Zu Falling Skies: Hab vor Jahren mal in die erste Folge reingeschaut, das hat mir gereicht. Zunächst: wenn ich mir eine Alien-Invasion anschaue, dann aber von der ersten Sekunde an. Was für eine dämliche Idee, die Handlung erst Monate später einsetzen zu lassen. Und diese eine Hauptfigur, irgend so ein Geschichtsprofessor oder so, hat die ganze Zeit nichts besseres zu tun als alle Leute ungefragt mit vor Pathos triefenden Geschichten über den amerikanischen Unabhängigkeits- bzw. Bürgerkrieg zuzutexten und das irgendwie so umzubiegen, dass das zur aktuellen Alieninvasion passt. Als ich das damals gesehen hab, war an Trump noch nicht zu denken, aber ich schließe mich an, diese Serie ist der amerikanischen Trump-Klientel auf den Leib geschneidert.

  7. @Kalle: „13 Gründe warum“ ist leider (noch) kein korrektes Deutsch, deshalb kann man das natürlich auch nicht so nehmen.

    Wenn du den „Satz“ dann weiterbildest, zB. „13 Gründe warum ich mich..“, irgendwie schon. Auf mehr wollte ich nicht hinaus. Von mir aus auch mit Punkten um sich den Rest zu denken „13 Gründe warum..“
    Egal, die Serie fand ich ziemlich gut.

  8. @caschy und @vel2000: Nehmt es mir nicht übel, aber das ist Trash mit Job und ich zu alt für den Kram und hab keine Zeit usw…Ich finde es vollkommen akzeptabel wenn jemand sagt ich mag keine Serien oder kann mich nicht begeistern, aber dann doch bitte mit ordentlichen Argumenten. Ich geh auch arbeiten, hab 3 Kinder, Hobbys und ja in der Tat ein sehr gefülltes aktives „echtes“ Leben, dennoch liebe ich Serien und investiere einen Teil meiner Zeit darin. Was man will, tut man einfach, oder eben auch nicht, was ja OK ist.

  9. @Markus Eyrich: Du möchtest also, dass wir deine Beweggründe verstehen, du tust unsere aber als „Trash“ ab? Mh, gut.

    „dennoch liebe ich Serien und investiere einen Teil meiner Zeit darin.“ Vollkommen in Ordnung. Sagt keiner was gegen. Darf doch jeder machen, was er will. Hier hat keiner gegen Menschen gewettert, die aktiv Serien schauen.

    „aber dann doch bitte mit ordentlichen Argumenten“ Ich habe dargelegt, dass ich keine Zeit und Muße habe. Dazu nur sehr gewählt Themen gucken kann. Ist das ein schlechteres Argument als „dennoch liebe ich Serien“?

    Denk mal drüber nach, dass Menschen verschieden sind und andere Prioritäten haben. So ist das halt. Und dennoch ist keine Vorgehensweise richtiger oder falscher als die andere.

  10. Mir hat die Serie eigentlich sehr gut gefallen -das Buch möchte ich auch noch lesen-, trotz allem finde ich es schade, dass zu den Gründen auch ein physischer Übergriff zählt. Mobbing alleine wird immer noch gerne belächelt, und wenn nur dieses in all seinen Facetten zu dem Selbstmord geführt hätte, wäre die Geschichte ein großer Schritt in der Aufklärung und Prävention von Mobbing gewesen. So allerdings erinnern sich viele vielleicht nur an die Vergewaltigung als Grund, als hätte die psychische Gewalt nicht ausgereicht, um einen Menschen derart verzweifeln zu lassen. Ich bin der festen Überzeugung, die Geschichte wäre auch wunderbar ohne eine Vergewaltigung als maßgeblichen Grund ausgekommen.

  11. Henry Jones jr. says:

    @ Martin M.:
    „Manche Kommentare sind echt armselig. Warum ist der Titel so? Weil das Buch so heißt.“

    -darf man den Titel deshalb nicht hinterfragen bzw. nicht mögen?

    „Das Buch war großartig und habe ich vor ca. 8 Jahren gelesen.“

    -gut zu wissen, dass du damals schon so hip warst, wie es Netflix heute ist. Ist für die Diskussion enorm wichtig!

    „Jetzt gibt´s dazu eine Serie die auch sehr gut ist und jeder muss seinem Senf dazu geben.“

    -ja und? Soll man sich nicht darüber unterhalten dürfen? Ist es nur den Privilegierten vorenthalten, die das Buch gelesen haben?

    „Sowas ist eben nichts für den typischen ZDF Neo oder RTL Zuschauer, der how i met your mother, Big Bang Theory oder Charlie Sheen glotzt.“

    -HIMYM und Big Bang Theory laufen auf Pro Sieben.

    „Für Menschen die was Besseres wollen gibt es zum Glück jetzt Netflix mit Tonnen guter Sachen.

    -wer entscheidet denn, was besser ist? Nur du oder dürfen andere das auch?

    „Braucht man eben ein Minimum an Verstand für sowas.“
    „…. aber nicht über Dinge urteilen, die man nicht versteht.“

    -geht’s irgendwie noch überheblicher und arroganter?

    Aber in einem Punkt stimme ich dir komplett zu:
    „Manche Kommentare sind echt armselig“, besonders deiner.

  12. Spannende Diskussion hier 🙂

    Ich habe es immer mal wieder mit neueren US Serien versucht. Aber irgendwie funktioniert das bei mit nicht. Hier wird geschrieben, die seien anspruchsvoll. Weil Menschen in Extremsituationen dargestellt werden.

    Ich sehe das komplett anders: für mich ist das alles so weit weg von der Realität dass es mich einfach nicht wirklich berührt. Hinzu kommt eine pornographische Gewaltdarstellung die mich an der Menschheit zweifeln lässt. Was soll man denn anderes dahinter vermuten als die Faszination der Zuschauer beim Schauen solcher Szenen? Ich empfinde das als abstoßend.

    Ich beziehe mich gerade nicht auf die titelgebende Serie dieses Beitrags. Es geht mir gerade allgemein um US Serien der Neuzeit. Da schaue ich tatsächlich lieber was aus Deutschland, was mich zum lachen bringt, als Zombies, Aliens und Gewaltorgien in vollkommen abgehobenen Endzeit Settings oder Extremsituationen in die kein Mensch jemals kommt.

    Mir scheint, die US Zuschauer sind immer weiter abgestumpft und die Reize und Situation die man ihnen bieten muss, um sie noch irgendwie zu erreichen müssen immer extremer und krasser werden. Und da kann ich einfach nicht mehr mitgehen. Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich da in den letzten Jahren verändert habe. Früher war ich da nicht so zimperlich.

    Mit „Tote Mädchen lügen nicht“ werde ich es vielleicht trotzdem noch mal versuchen. Wenn das in Richtung Drama geht könnte es für mich wieder interessant sein.

    Und immer dran denken, bei diesem Thema darf jeder seine ganz eigene Meinung haben 😉

  13. Ich verstehe nicht so recht wie man behaupten kann, Hannahs Tat würde Selbstmord glorifizieren. Auch durch die explizite Darstellung einiger Szenen wird sehr deutlich, wie schrecklich die Tat ist. Ich habe einen Artikel eines Mitwirkenden gelesen, der ebenfalls in dieser Lage war, der sagte dass Schweigen das tödlichste in dieser Situation ist.
    Beim Werther oder auch Romeo& Julia ist es anders – da wird der Selbstmord auf höchste romantisiert.

  14. Ich fand die Staffel zwar unterhaltend, aber so richtig zünden wollte sie bei mir nicht. Hannas Verzweiflung kommt in wenigen Momenten überzeugend rüber, die Bänder existieren der Geschichte willens, wirken aber sehr kalkül und doch probiert die Serie die Hilfslosigkeit von Hannah und dem Umfeld aufzuzeigen. Die Geschichte weiss nicht wo sie hinwill, Clays Tape z.B. verschwindet in der Belanglosigkeit. Statt sich auf eine Message zu beschränken fährt die Serie einige Baustellen. Und scheitert darin. Zurück bleiben 13 Folgen Unterhaltung, ein unbefriedigendes Ende (Nicht wie es endet, sondern wie belanglos die Geschichte zerfliesst zum Ende) und 2,3 Momente die bisschen emotional sind, ansonsten eine Schauspielerische Leistung auf Laienniveau und einen Hype weniger.

  15. Nach dem sehr guten Serienautakt habe ich gestern Folge 3 und 4 gesehen und muss sagen das die Folgen das Niveau vom Anfang nicht halten konnten. Stellenweise war es sogar recht langweilig, erst zur Mitte von Folge 4 wurde es wieder interessant. Mal sehen wie es weiter geht und ob ich bis zum Ende durchhalte. Auf Netflix können mich kaum Serien bis zum Ende begeistern.

    Falling Skys habe ich auch recht schnell abgebrochen, die war mir zu langweilig, obwohl ich im Science Fiction Genre zuhause bin.

  16. SPOILER ALARM – Nicht weiterlesen wenn 13 Reasons Why nicht geschaut wurde:

    Staffel 2 wird sich doch sicherlich einem anderen großen Thema an US High Schools widmen: Amok Läufe an US Schulen. Einer der „Peiniger“ von Hannah Baker, wird ja bereits gezeigt, wie er Waffen in seinem Kinderzimmer hortet und wie er von seinen Mitschülern gehänselt und ausgeschlossen wird. Dies wird letztendlich zu einem Amoklauf an der Liberity High School führen.

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