Thunderbird wird technisch aber nicht finanziell von Mozilla entkoppelt
Mozilla hat schon seit einiger Zeit abgewogen, was mit dem E-Mail-Client Thunderbird nun geschehen soll. Denn die Gerüchte um eine Abspaltung verstärkten sich seit 2016. Nun ist klar, wie es mit Thunderbird weitergehen soll: Mozilla bleibt zwar im Bezug auf die finanziellen und rechtlichen Grundlagen die Heimat von Thunderbird, die technische Weiterentwicklung läuft aber quasi nun vollkommen abgekoppelt von Mozillas eigenen Projekten.
Nach langen Diskussionen und Verhandlungen mit anderen Organisationen, unter anderem TDF und SFC wurde diese Entscheidung gefällt. Denn am Ende fand sich keine zufriedenstellende Lösung gemeinsam mit den anderen Anbietern, da dies die Organisation deutlich komplizierter gemacht hätte. Nun soll es in Zukunft so bleiben, dass Mozilla finanziell mit der Thunderbird-Community verbunden bleibt und unter anderem bei der Sammlung von Spenden unterstützt. Hier bedanken sich die Entwickler dann auch bei der Community für die tatkräftige Unterstützung über die letzten Monate.
Aber gleichzeitig gehe das Team nun auch eigene Wege und habe etwa im Web unter Thunderbird.net eine eigene Heimat gefunden. Einige Dienste, wie ISPDB, was man zur automatischen Konfiguration der E-Mail-Konten benötige, betreibe man bereits unabhängig von Mozilla.
Mozilla will sich zwar auf Firefox fokussieren, hat wiederum aber immer noch ein Interesse daran Thunderbird auf einen guten Weg zu bringen. Solange Thunderbird also keine Hürden für Firefox kreiert, sieht man bei Mozilla wiederum kein Problem sozusagen eine Teil-Integration beizubehalten. Der Wechsel zu einer komplett anderen Organisation hätte wiederum neue, technische und organisatorische Herausforderungen mit sich gebracht. Langfristig sei es auch möglich, Thunderbird noch komplett unabhängig zu machen und die Teilverbindung zu Mozilla aufzulösen. Das müsse aber die Zeit zeigen.
Organisatorisch sei es aber nun das Sinnvollste, wenn Thunderbird bzw. die Entwickler-Community unabhängig handeln könnte. Entsprechend sei man auch zwar noch rechtlich und zum Teil finanziell unter dem Dach von Mozilla, müsse aber z. B. selbst die Verantwortung tragen, Spenden einzuwerben, um die Zukunft zu sichern. Es werde aber eben noch viele Abstimmungen zwischen Mozilla und dem Thunderbird Council geben.
Sobald es dann notwendig und effizient sei, werde der Thunderbird Council sich rechtlich als unabhängige Organisation verselbstständigen. Dabei werde man dann aber weiterhin auf Spenden angewiesen bleiben. In dem Fall bliebe die Beziehung zu Mozilla dann vertraglicher Natur und würde sich darum drehen, dass man die Marke weiter nutzen darf.
Vorerst bleibt Thunderbird nun eine auf Gecko basierende Anwendung, langfristig wolle man den Code aber auf Web-Technologien umstellen, denn der aktuellen Technik hinter Thunderbird wird eines Tages die Unterstützung fehlen. Wie auch bei den Spenden, sei man hier auf Unterstützung bzw. Freiwillige angewiesen, die helfen Thunderbird nun auf die nächste Ebene zu bringen. Die Teil-Entkopplung von Mozilla, welche den Entwicklern erlaubt die Marke weiter zu nutzen und mit Mozilla in Kontakt zu bleiben, aber zugleich technische und organisatorische Unabhängigkeit ermöglicht, ist da wohl in der Tat aktuell der beste Weg.
Das Trauerspiel läuft doch schon länger. Wenn man das Gewurstel bei Mozilla bezüglich Browserengine, Plugins und 64bit sieht, sind Kompatibilitätsprobleme bei einer Trennung der Entwicklung sozusagen vorprogrammiert. Immer wieder schade, diesen Niedergang eines tollen Mailers mit ansehen zu müssen.
Abgewogen?
Also gerne würde ich ein Client nutzen – aber in der heutigen Welt. Sind die Web-Apps 😉
natürlich besser. Ob es Sinnvoll ist in solch einem Projekt Geld zu investieren – würde ich jetzt nicht machen.
@Michael: Zum Glück gibt es Thunderbird! Und zum Glück muss ich keine „Web-Apps“ für Email nutzen.
Thunderbird hat bei mir nie so richtig leuchten gebracht, deswegen vermied ich ihn.
Was ich empfehlen kann wäre sich mal Nylas anzuschauen
https://github.com/nylas/nylas-mail
ist nicht uninteressant, bietet auch vom design her mehr als bisherige Emailer und gibts für Win,Linux,Mac
Eigentlich ist Thunderbird mein persönlicher Liebling unter den Mailprogrammen. Gerade die klassische tabellarische Mail-Ansicht gefällt mir besser als das moderne „schmale Mail-Übersicht mit Betreff und Absender untereinander“.
Aber die Bugs nehmen seit einiger Zeit leider wirklich überhand. Und eine moderne, aber dennoch (für meinen Geschmack) hübsche Anwendung hab ich bislang noch nicht gefunden.
@Prov94 „Nylas Mail“
Nichts für ungut, aber mit „Nylas Account“? Klingt nicht nach offline und lokal, und ansonsten sieht das genau so aus wie die grausame Mail App von W10.
Wie sieht das Adressbuch aus? Kalender? Anbindung per Exchange Protokoll? Cal/CardDAV? Als kostenloses Programm werden wohl kaum lizenzpfilichtige Komponenten verbaut sein.
Nochmal, schade dass bei TB die Komponenten nicht mehr weiter entwickelt wurden, und nachdem die Mozilla Organisation ihre Vollzeit-Entwickler abgezogen hat, passiert künftig noch weniger. Aber nachdem ich haufenweise Enttäuschungen beim Testen erleben durfte, holt mich so schnell keiner mehr von Outlook 2013 oder 2016 weg bzw. TB für einfache Mail.
@Wolfgang D,
ja, das hat mich auch gestört, wofür das gut sein soll? Keine Ahnung, konnte man mir bei github auch nicht wirklich erklären.
Kann denn Thunderbird deine benötigten Komponenten?
Nylas ist eine hübsche alternative, nicht ein NonPlusUltra Ersatz für Thunderbird. Meiner Meinung nach zumindest für Linux eine vernünftige grafische alternative. Gerade in Unternehmen wird Outlook verwendet, warum? Weil es support für eine verbugte Software gibt. Bei Thunderbird gibts keinen Business Support, Es ist verbugt und hat sich grafisch nicht in der Zeit weiterentwickelt. Gerne lass ich mich eines besseren belehren.
zu Nylas:
die neue Nylas Mail v2 hat tatsächlich eine eigene lokale Sync Engine, die Nylas Infrastruktru hängt nicht mehr mit drin (so wie zuvor zwingend war).
Ganz hübsch, aber ein Mail-Cient, der die IMAP-Papierkörbe nicht löschen kann ist IMO noch nicht ganz fertig …
Ich selbst verwende WebMail oder APP-Mail (also auf dem Smartphone).
Thunderbird ist nur noch mein Archivtor. Einmal pro Woche starten. Alle E-Mails ins Archive aufnehmen und wieder schließen. Quasi nur noch eine Art Fetchmail geworden, falls ich doch mal eine E-Mail von vor vielen Jahren wieder brauche.
E-Mail ist mehr zu Geschäftsmail geworden. Private Nachrichten gehen heute längst über andere Wege. Was aber den Nachteil bringt, dass man gerade diese Nachrichten nach 5 Jahre nicht mehr nachvollziehen/lesen kann. Aber das ist wohl dieses gewollte digitale Vergessen. Ist vermutlich auch besser so 😉
Trotzdem würde ich mich sehr freuen, wenn Mozilla Thunderbird komplett halten würde. Sonnst ergeht es dem Thunderbird auch eines Tages wie Seamonkey.
Ich denke aber trotzdem, dass es nicht aufzuhalten ist. Und ich werde so langsam auf eine Linux-Fetchmail Methode setzen, wo alle E-Mails als eml-Datei in einem Ordner landen. Das ist in meinen Augen das sicherste Format, als diese mbox/msf-Dateien, die sich immer mehr aufblähen und ständig „komprimiert“ (also mehr Defragmentiert – Kompression kennt das nicht) werden müssen, wenn man mal eine E-Mail löscht. Das ist gerade auf SSDs alles andere als gut für den Datenträger.
Für die Windows Welt gibt’s hier nebenbei den hMailServer, welchen ich auch bereits benutze. Der Dienst kann auch E-Mails ab und zu abholen und hier wird alles einfach als eml-Datei Archiviert. Hier kann man dann auch sehr einfach riesen EML-Dateien in den Verzeichnen suchen und die dann von unnötigen Anhängen ohne Spezial-Software per Notepad (nagut mehr Notepad++ 😉 ) befreien.
Es würde mich nicht wundern, wenn es bald ein Lokales Web-Mail Modul für solche Dienste geben wird.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Thunderbird noch diesen Weg gehen würde, und auch noch auf eml-Dateien statt Archiv-Dateien setzen würde. Den SSDs zuliebe.