Thread: Nutzung eines gemeinsamen Thread-Netzwerks wird einfacher & weitere Neuerungen
Der Smart-Home-Überstandard Matter baut unter anderem auf dem Funkstandard Thread auf. Dieser erlaubt eine schnelle, jedoch stromsparende, Kommunikation zwischen Komponenten. Für den Betrieb eines Thread-Netzwerkes sind sogenannte Border Router notwendig, welche die Thread-Komponenten übers Netzwerk (auf IP-Basis) ansprechbar machen. Ein zertifizierter Thread-Border-Router reicht Thread-Geräte weiter und erlaubt es, dass mit diesen Geräten außerhalb des Thread-Netzwerks kommuniziert wird. Border Router sind beispielsweise die HomePods oder Apple-TV-Geräte, ausgewählte Echo-Smart-Speaker sowie auch Googles Nest Hub der zweiten Generation.
Klingt an und für sich sehr elegant. Thread hat (Stand jetzt) jedoch das Problem, dass (fast jeder) Border Router ein eigenes Thread-Netzwerk aufspannt, anstatt von der Mesh-Funktionalität eines gemeinsamen Netzwerkes (vergleiche Wi-Fi) zu profitieren. Dem Problem geht die Thread Group jetzt an den Kragen. Künftig soll es möglich sein, dass alle Border Router sich zu einem, großen Thread-Netzwerk zusammenschließen. Dies dürfte zudem die Zuverlässigkeit der Smart-Home-Geräte erhöhen.
Das soll geändert werden:
Derzeit ist es so, dass verschiedene Hersteller untereinander die entsprechenden Netzwerk-Anmeldedaten („Credentials“) austauschen müssen. Dies funktioniert über eine API auf Android- und iOS-Geräten und läuft derzeit mehr schlecht als recht (nur zwischen kooperierenden Herstellern) und wird auch (mindestens Thread 1.3.0 notwendig) noch nicht von allen Herstellern so genutzt. Die Thread-Gruppe plant dieses Prozedere und wohl eines der derzeitigen Hauptprobleme daher letztlich zu standardisieren. Hierzu werden Smart-Home-Plattformen, mobile Betriebssysteme und Apps an eine gemeinsame Nutzung von Anmeldeinformationen integrieren, um neue Border Router oder Thread-Geräte zu bestehenden Netzwerken hinzuzufügen. Bereits auf der IFA im vergangenen Jahr versicherte man mir seitens der CSA, dass man daran arbeite. Längst überfällig und warum nicht gleich so?
Auch wenn die wesentliche Änderung der Thread-Gruppe nun erfolgt ist, ist dies noch kein Garant für eine (schnelle) Umsetzung durch Hersteller. Derzeit befinden sich Details zu Tests und Zertifizierung noch in der Mache.
Die Thread-Gruppe hat zudem weitere Neuerungen für dieses Jahr in Aussicht gestellt. So werden Border Router künftig einen standardisierten Pfad für verbundene Geräte zum Internet bereitstellen. Bedeutet für Hersteller gewisse Funktionen (z. B. Zugriff auf Wetterdaten für Thermostate), das Bereitstellen von Software-Updates sowie Support und Diagnosen sowie auch Fernzugriff. Nuki hatte eine solche Funktion für den Fernzugriff für sein Nuki Smart Lock 4 (Pro) für die kommenden Monate angekündigt.
Mit einem standardisierten Diagnosetool sollen Entwickler und Installateure tiefere Einblicke in ein Thread-Netzwerk erhalten, um so eine Fehlersuche zu gewährleisten.
Man möchte zudem den drahtlosen Onboarding-Prozess für Thread-Geräte erleichtern. Dies ist vor allem praktisch, wenn diese, beispielsweise bei professionellen Installationen, in der Decke oder der Wand installiert sein. Anstatt physische Installationscodes zu scannen, kann die Inbetriebnahme über authentifiziertes TLS (Transport Layer Security) durch den Austausch von Sicherheitszertifikaten erfolgen, sobald Gerätschaften mit Strom versorgt werden. Zur Authentifizierung kann ein mobiles Gerät mit Bluetooth Low Energy (z. B. Smartphone, Tablet) dienen.
Spannend ist zudem die Erweiterung „Thread over Infrastructure“. Die ermöglicht das Verwenden bestehender Infrastruktur, wie Wi-Fi oder Ethernet, als zusätzliche Verbindung in einem Thread-Netzwerk. Bedeutet: Selbst wenn man ein kleines Thread-Netzwerk besitzt, soll ein Thread-Gerät hierdurch immer noch in der Lage sein, sich mit dem Netzwerk zu verbinden oder gar dort die Reichweite des Mesh-Netzwerks zu vergrößern. Somit sollen Verbindungsprobleme der Vergangenheit angehören.
Matter:
Matter basiert als Interoperabilitätsstandard auf drei Funkstandards: Bluetooth LE für das Set-up, Wi-Fi für die Benutzung, wenn hohe Bandbreiten erforderlich sind, z. B. Videostreaming über eine Kamera, und das noch junge Protokoll Thread für Bewegungssensoren, etc. in denen wenig Bandbreite benötigt wird (Lampen von Nanoleaf, Eve-Hardware). Für die Thread-Produkte benötigt ihr einen Border-Router (z. B. den HomePod mini, Nest Hub 2 oder Echo 4). Oberflächen von Apps für die Automatisierungen werden arbeiten wie bisher, nur unter der Haube soll bestenfalls alles kompatibel werden. Dafür bringt Matter den Multi-Admin-Modus mit, welcher ein Gerät in mehreren Ökosystemen anmeldet. Ein Thread Border Router genügt, in einem anderen Ökosystem (z. B. Alexa oder Google Home) reicht dann ein Matter Controller (das Gros an smarten Lautsprechern kann diese Rolle übernehmen). Viele der Bestandsprodukte erhalten ebenfalls Matter-Updates, denn Matter unterstützt auch Hubs und somit auch ZigBee-Produkte, wie beispielsweise jene von Aqara mit dem M2-Hub.
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Als Matter 2019 angekündigt wurde, hatte ich nicht gedacht, dass die Einführung so lange dauern würde. Anscheinend sind bis heute noch nicht alle Kinderkrankheiten ausgestanden. Da bin ich froh, dass meine Smart Home Bedürfnisse bisher durch ZigBee und WLAN gut abgedeckt sind. Hoffe trotzdem, dass sich Matter mittelfristig duchsetzt. Eine Zukunft wo alle Geräte über einen Standard kommunizieren ist doch wünschenswert.
Es gibt keine Kinderkrankheiten, sofern ausreichend Border-Router im eigenen Bereich vorhanden sind. Es läuft eigentlich immer bei uns ohne irgendwelche Probleme (mit Homepods).
Ich denke, es läuft etwas langsam an, weil gewisse Hersteller weiterhin ihre proprietäre Hardware verkaufen wollen und ihre Software zur Steuerung inkl. Daten-Tracking dazu. Mit Thread sollte das stark reduziert werden.
@ DanM
Matter schön und gut für die Nutzer aber Hersteller verdienen damit kein Geld! Deswegen wird man auch langfristig die Hersteller eigenen App´s brauchen teils auch als Abo.
Weil kaufst du dir ein Matter Leuchtmittel scannst den QR Code mit Google Home oder Homekit und der Hersteller ist dann bis auf den Verkauf der Hardware außen vor. Deswegen wird es immer Funktionen geben die nur mit der jeweiligen App funktionieren.
Kenn ich von meinem Aqara T1 LED Stripe, was ich da mit der App alles machen kann da ist Homekit meilenweit von entfernt.
Und ob nun Zigbee besser ist als Thread?? Das wird die Zeit zeigen. Fakt ist der neue P2 Fensterkontakt von Aqara der mit Thread funkt ist fast doppelt so groß wie der Vorgänger mit Zigbee.
Die Größe hat liegt aber nicht an Thread, sondern weil auch auf CR123 Batterie umgestiegen wurde. Die hält dann auch 4x länger. Sehe ich als Vorteil.
Wenn die Anbieter mehr Geld verdienen wollen, dann sollen Sie auch einen Mehrwert bieten. Für eine simples Leuchtmittel oder eine Sensor brauche ich kein Abo.
Ich denke der Wettbewerb wird es richten. Ikea hat da bisher eine vernünftige Produktpolitik verfolgt. Hab daher gerne deren Produkte gekauft.
Thread/Matter hat Vorteile und ich werde irgendwann sicher auch Geräte kaufen. Aber derzeit bin ich eigentlich voll Versorgt und sehe kurzfristig keine weiteren Anschaffungen die Sinn machen. Daher warte ich gerne ab, bis das Ekosystem von Thread/Matter weiter gereift ist.
Zigbee hat in dem Sinne, aber dasselbe Problem wie Thread (und weitere). Das hat man bisher mit einem großen Netzwerk halt noch nicht in Gänze im Griff, ist aber eine Weiterentwicklung zu ZigBee.
Stimme ich voll zu. Mein Zigbee Netzwerk hat zum Beispiel aus mir unbekannten Gründen alle zwei bis drei Monate Ausfallerscheinungen. Dann muss ich einzelne Lampen neu anlernen. Ziemlich nervig, aber ich kann damit umgehen. Deswegen warte ich bei Thread auch erst Mal ab.
Warum habe ich nur das ungute Gefühl, dass man irgendwann eine Sicherheitslücke entdeckt, mit der man aus vielen Threadnetzwerken relativ einfach die Netzwerk Anmeldedaten extrahieren kann?
Das glaube ich nicht, auch wenn ich da wenig Wissen dazu habe. Denn Thread funkt in einem eigenen Netzwerk unabhängig von WLAN. Ich mache mir mehr sorgen, dass das Thread-Funknetzwerk mit einem Flipper Zero abgehört wird und dann von Hackern z.B. Steckdosen geschalten werden oder künftig Eingangstüren geöffnet werden.
Ditto bei allen anderen Smarthome-Standards.
Ich dachte, dass Thread genau das schon macht. Es leitet das Thread-Funksignal von einem Thread-Gerät zum nächsten weiter, auch wenn es nicht mehr in Reichweite vom HomePod ist.
Ja, aber nur wenn die Geräte im gleichen Netz sind. Wenn Lampen A und B über den HomePod angemeldet wurden und Lampen C und D z.B. über einen Echo 4 oder einem anderen Border-Router, dann sind die Netze bisher getrennt und Lampe A kann Signale von C und D nicht weiterleiten. Zwar konnten alle Lampen von beiden Geräten über Matter gesteuert werden, aber die Thread Netze blieben getrennt.
Genau das, was Markus sagt.
Ah, danke für die Aufklärung! Top!
Einmal kurz zum Verständnis: Thread soll doch eigentlich „nur“ dafür sorgen, dass man die Geräte mehrerer unterschiedlicher Hersteller miteinander vernetzen kann, um damit ein Mesh aufzubauen, dass letzten Endes die Reichweite der Einzelgeräte erhöht (gleiches Tread-NW vorausgesetzt).
Die versendeten Herstellerproprietären Datenpakete sollten davon doch unangetastet bleiben, oder?
Sprich, wenn ich von einem Hersteller je ein Gerät an unterschiedlichen Enden des Hauses habe und die sich sonst nicht sehen konnten, kann ich diese dann meinem Thread Mesh hinzufügen und jedes Gerät (mit der Herstellereigenen App) erreichen?!
Wie im Artikel angedeutet, scheint die Situation so zu sein, dass jeder Border-Router sein eigenes Netzwerk betreibt. Das wäre so, als hätte man zwei Wifi-APs im Haus, welche mit jeweils verschiedenen SSIDs und Passwörtern betrieben werden. Dadurch wird die Idee eines Mesh-Netzwerks teilweise konterkariert.
Das hatte ich so weit verstanden.
Mir geht es eher im die Frage, ob ich innerhalb des Thread Netzwerkes (z.B. aufgebaut über einen HomePod) meine Endgeräte über die jeweilige Hersteller App betreiben könnte?
Ja, bei meinen EVE und Onvis Steckdosen über Thread kann ich weiterhin mit der Hersteller-App auf die Dinger zugreifen und steuern, obwohl die über HomePods laufen. Firmware-Update geht aber auch über die HomeKit App, und nicht nur über die Hersteller-App.
Klasse.
Danke dir für die Info !!