The Callisto Protocol angespielt – Mehr Schein als Sein

Am 2. Dezember des letzten Jahres ist das Spiel The Callisto Protocol erschienen. Ein Spiel, das Horror-Fans viele Hoffnung machte und das ideale Weihnachtsgeschenk aus eben jenem Genre hätte werden können. Ich habe einige Stunden mit dem Spiel verbracht und habe ein paar Eindrücke, die ich gerne hierlassen möchte.

Ich bin Fan von Horror-Spielen und -Filmen und habe damals das erste Dead Space genossen und auch sonst zu fast jedem namhaften Titel aus dem Genre gegriffen. Zu meinen Favoriten gehört nach wie vor P.T. (Playable Teaser), das als Silent-Hill-Titel gehandelt wurde und mittlerweile nicht mehr verfügbar ist.

Steigt ihr anfangs in das Spiel ein, werdet ihr euch erst einmal mit einem beschäftigen: der Grafik. Das Spiel sieht unfassbar gut aus und zeigt in hoher Auflösung, wie weit ein Spiel an den Realismus heranreichen kann. Schweißperlen stehen eurem Alter-Ego auf der Stirn, wenn es sich ins Gefängnis begeben muss. Doch lasst mich die Story kurz umreißen. In dem Spiel geht es um den Transporterpiloten Jacob Lee, der mit seinem Frachter auf dem Jupitermond Callisto abstürzt. Der Absturz zeigt euch schon nicht ganz so ansehnliche Szenen und man merkt, dass das Spiel mit Gore nicht sparen möchte.

Direkt nach dem Absturz wird er – warum wird nicht erklärt – ins Gefängnis geführt und natürlich kommt es so, wie es kommen muss: Eine Katastrophe bricht aus, alles steht in Flammen und plötzlich werden Insassen von mutierten Lebewesen in Puzzleteile zerlegt. Die Mission ist also klar. Wie kommen wir mit Jacob aus eben jenem Knast heraus? Vielleicht interessiert ja auch noch, was überhaupt passiert ist. Erwartet da nicht zu viel Tiefe. Da hätte der Entwickler ruhig etwas mehr Zeit investieren dürfen.

Auch wenn die Geschichte nicht wirklich gut erzählt ist, muss man dem Spiel zugestehen, dass es unfassbar gut aussieht und die Atmosphäre mit all den Lichteffekten und den sehr schönen Models und fließenden Animationen sehr gut aufgebaut wird. Ich habe bisher noch keine bessere technische Umsetzung zu Gesicht bekommen, die in diesem Genre zu finden ist. Zur tollen Grafik und Atmosphäre gesellt sich ein ebenso stimmiges Audio-Bild mit tollen Effekten. Überall raschelt es und man möchte sich vor allem mit Kopfhörern immer mal wieder umsehen, ob hinter dem Sofa nicht doch so ein Scherge sitzt. Die Kirsche auf der Torte ist auf der PlayStation 5 die ebenso tolle Umsetzung mit dem Dual-Sense-Controller. Das Geschehen fühlt ihr auch in den Händen.

Jacob stürzt nach dem Ausbruch des Feuers durch die linearen Gänge auf der Suche nach Waffen und muss sich nun mit einer Eisenstange gegen die Gegner behaupten. Gegen eben jene tretet ihr zum Großteil im Nahkampf an, weicht gekonnt oder nicht gekonnt aus und treibt eure Waffe in die Knochen-Fleisch-Mischung eures Gegenübers. Blut, Eingeweide und andere Körperbestandteile fliegen indes durch die Gegend und lassen auch Jacob leicht besplattert zurück. Der Motion Blur während der Bewegungen untermalt die Kämpfe dynamisch. Im Laufe des Spiels wird euch auch noch ein Modul für den Arm namens GRP zuteil, mit dem ihr Gegner an euch heranziehen und wieder wegschleudern könnt. Damit kann man lustige Sachen machen und die Mutanten beispielsweise in den berühmten Ventilator springen lassen. Stacheln an den Wänden können auch beeindruckende Ergebnisse erzielen.

Während man sich also seinen blutigen Weg bahnt, kann man über Credits auch sein Alter-Ego mit Upgrades und neuen Kombos ausstatten. Ab und an dürft ihr auch im Stealth-Modus unterwegs sein. Leider bleibt es mehr oder minder auch dabei und ihr werdet beim Spielen wenig Variationen oder Neuerungen treffen. Monotonie zieht irgendwann ein und man vermisst Features wie das Lock-On von Gegnern.

Was das ist? Kennt ihr sicher: Wenn ihr gegen mehrere Gegner kämpft, bieten gute Spiele normalerweise eine Einrastfunktion an. Dadurch fixiert ihr die Kamera auf einen Gegner. Gibt es hier nicht und man haut koordinationslos um sich, sobald mehr als ein Fleischhaufen aus dem Dunkel auftaucht. Ärgerlich und sehr nervig, denn durch die fehlende Übersicht, kommt Frust auf. Dazu kommt die unglaubliche Behäbigkeit eures Charakters, der manchmal wie ein 80-Jähriger anmutet und jegliche Dynamik vermissen lässt. Kennt ihr Flash aus Zoomania? Ungefähr so. Steuerungsmacken toppen das Erlebnis und lassen einen manchmal ratlos zurück.

Wirklich viele Treffer – manchmal nur einen – könnt ihr auch nicht einstecken. Dazu muss der Schwierigkeitsgrad nicht mal hoch sein. Nach und nach entpuppte sich die Spielzeit mehr und mehr als Frustaufgabe. Nach dem Aha am Anfang erfolgte ein steiler linearer Abstieg, der aus dem Spiel für mich nicht den erhofften Deadspace-Nachfolger machte. Und da muss man noch dazu sagen, dass ich die PS5-Version spielte, die nicht mal den hässlichen Shader-Stutter hat, mit dem die PC-Version zum Launch zu kämpfen hatte.

Mein Fazit sieht ungefähr so aus

Was bleibt mir schlussendlich zu sagen? The Callisto Protocol ist ein Spiel der verpassten Chancen. Eine gelungene Atmosphäre wird durch viele Patzer im Gameplay kaputtgemacht. Das ärgert mich persönlich, denn ich mag das Genre. Nun bleibt die Hoffnung, dass das Remake von Deadspace ein Knaller wird. 55 Euro kostet Callisto Protocol für die PlayStation 5 aktuell. Wenn das Spiel mal ein Deal ist, können Horror-Fans aus meiner Sicht einen Blick wagen.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail

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7 Kommentare

  1. Eventuell sollte man Denuvo erwähnen.

  2. Ich hab das Spiel am We auch durch gespielt. Finde gerade die Grafik wirklich sehr gelungen.. Allerdings war das letzte Drittel wirklich zäh.. Viele Gegner wurden recycelt und es wurde sehr monoton

  3. verstrahlter says:

    Wenn das einzig 100% funktionierende Feature recyclet wurde (Bulletstorm -> Peitsche bzw. HL -> Gravity Gun), hält die Freude wohl eher kurz an.
    :o(

  4. Pizzakatze says:

    Also mir gefällts..

  5. Ich fands klasse bis zu dem Punkt als man einen Boss zum 4 mal recycelte, da hab ich abgebrochen weils mir zu dumm und einfallslos wurde.

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