Tencent plant vollständige Übernahmen westlicher Gaming-Unternehmen

Der chinesische Konzern Tencent verfolgte bisher die Strategie, sich Anteile an westlichen Unternehmen aus der Gaming-Branche zu sichern. Beispielsweise ist man auf diese Weise an Epic Games, Ubisoft, Paradox Entertainment, Remedy Entertainment, PlatinumGames, Roblox Corporation und sogar Discord beteiligt. Laut Reuters stehe allerdings eine Kurskorrektur an. Tencent wolle sich weniger Minderheitenanteile sichern, sondern den Fokus darauf legen, Entwickler und / oder Publisher komplett zu schlucken bzw. Mehrheitsanteile zu übernehmen.

Dieser Paradigmenwechsel soll sich daraus ergeben, dass Tencents Wachstum in seinem Heimatland China abnehme, man aber auf dem internationalen Markt noch erhebliches Potenzial sehe. War man also bisher meistens eher ein passiver Investor, der so auch kleineren Studios wie Bohemia Interactive einen Schub versetzen konnte, will man nun mehr Kontrolle übernehmen. Aktuell ist Tencent, wenn man nach den Umsätzen geht, das weltweit größte Gaming-Unternehmen.

Tencent wolle sich laut Reuters nicht nur auf den Core-Gaming-Markt konzentrieren, sondern etwa auch Firmen in den Blickpunkt rücken, die sich bereits mit dem Metaverse beschäftigen. Verwundern würde so ein Strategiewechsel, den Tencent nicht offiziell bestätigt hat, nicht. Microsoft und Sony etwa heimsen sich immer mehr Entwicklerstudios ein – gerade liegt ja bei etlichen Kartellwächtern Microsofts anvisierte Übernahme von Activision Blizzard auf dem Tisch.

In China schauen die Wettbewerbshüter aufgrund der Marktmacht von Tencent bereits genauer hin, sodass die letzten Übernahmen des Konzerns zumeist in anderen Regionen von größerer Bedeutung gewesen sind. Zuletzt hatte man etwa seine Anteile am Publisher Ubisoft stark erhöht – auf aktuell 11 % und mit der Option auf 17 % zu erweitern. Tencent hatte bereits betont, dass es das Ziel sei, mittelfristig mehr als die Hälfte seiner Gaming-Einnahmen außerhalb Chinas zu erwirtschaften. Aktuell sind es 25 %.

Einige Gamer und Analysten beobachten jedoch eher kritisch, wie Tencent auf dem internationalen Markt sein Netz spinnt. Denn man fürchtet, dass auch die chinesische Regierung im Hintergrund ein Wörtchen mitreden könnte, wenn etwa Kundendaten fließen und analysiert werden.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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15 Kommentare

  1. Muss unbedingt verhindert werden.

  2. Gibt’s die Möglichkeit dir westliche Firmen auch? Oder ist es immer noch nicht erlaubt chinesische Firmen zu 100% zu übernehmen?

  3. Herr Hauser says:

    Dann sollten die schauen von den Chinesen nicht übernommen zu werden.

    In Sachen China sollte man Vorsicht walten lassen. Irgendwann fällt uns die Abhängigkeit von China auch auf die Füße.

    • Teilweise ist das Kind doch schon in den Brunnen gefallen. Haben alles selbst in der Hand, mal leider abgesehen von vielen elektronischen Produkten.
      Wichtig ist es auch den Herstellern mitzuteilen, dass man deren Produkten nicht (mehr) konsumiert, wenn sie dort billig produzieren lassen. Dazu in einem Land, welches Menschenrechte mit Füßen tritt.

      • Den meisten Konsumenten und vor allem Gamern™ ist es schnuppe, wenn für ihre Konsumprodukte die Menschenwürde mit Füßen getreten wird oder sogar in den Produktionsländern Menschenrechte verletzt werden. Die meisten hören den Knall ja noch nicht einmal, wenn sie als Kundschaft von den Unternehmen selbst belogen und bis aufs Blut schikaniert (DRM), abgezockt (Lootboxen, Mikrotransaktionen etc.) und mit minderwertigen Produkten (unfertige, verbuggte oder auch richtig schlecht designte Spiele) beliefert werden. Das „Cyberpunk 2077“-Desaster? Längst vergessen, das Spiel ist doch jetzt gepatcht, knapp 2 Jahre nach Release endlich spielbar, außerdem gibt es jetzt sogar einen DLC! Die Ausbeutung, die sexistische Machokultur und der sexuelle Missbrauch bei Activision Blizzard und Ubisoft, die nachweislich mindestens eine Person in den Selbstmord getrieben haben und von den Chefetagen beider Unternehmen gedeckt bzw. im Fall der Ausbeutung angeordnet wurden? Haben die Leute oder wenigstens die Fachpresse den Produkten dieser Firmen den Rücken gekehrt, und sei es nur für ein paar Jahre?

        Die zu erwartende Reaktion, wenn du diese Zustände öffentlicht ansprichst, ist eher, dass die Gamer™ dich dafür noch anpupsen, weil du sie daran erinnerst, dass an ihren Games Blut klebt. Genau wie bei gesellschaftsrelevanten Inhalten in ihren Spielen, die ihnen nicht passen, werden sie dich dazu auffordern, Politik aus ihren Games und Gaming als Hobby fernzuhalten, damit sie weiterhin ungestört ihre Kriegsspiele (man beachte die Ironie!) spielen können.

        Ich erinnere auch immer gern an den Shitstorm um „Half-Life 2“, mit dem Valve den Steam-Zwang einführte, und dass man sich das auf keinen Fall bieten lassen wollte. Was ist draus geworden? Valve ist nahezu unangefochtener Marktführer, kaum ein größeres Spiel gibt es noch ohne Steam-Zwang, manche brauchen sogar noch zusätzliche Launcher (EA, Ubisoft) und werden trotzdem bei Steam statt direkt beim Publisher gekauft; und selbst, wenn das Spiel bei GOG und somit DRM-frei und ohne Launcherzwang zu haben ist, kaufen die meisten es dennoch bei Steam, selbst wenn es von CDPR selbst kommt und ein Kauf bei GOG den „Good Guy CDPR“ stärker unterstützte.

        In anderen Bereichen ist es genauso. Die Leute hören nicht auf, VW zu kaufen, weil die Autos in Uiguren-KZs in Xinjiang produziert werden, sondern weil die Autos zu teuer sind.

        Was also gibt dir Hoffnung, dass ausgerechnet diese Konsumentengruppe plötzlich bei Tencent und China einen Sinneswandel bekäme? Die Menschen in China sind noch weiter weg von uns als die Europäer und Amerikaner, die bei den Firmen arbeiten und jetzt schon misshandelt werden, warum sollte die Gamer™ in unseren Breiten dann interessieren, wie Menschen in China ausgebeutet und misshandelt werden?

        Und dass die chinesische Regierung mitmischen könnte, interessierte die Leute vielleicht insoweit, als dass Spiele dadurch für alle zensiert würden, aber ganz sicher nicht aufgrund der Daten, die sie über uns sammeln könnte. Die meisten Menschen interessieren sich jetzt schon nicht genug für Datenschutz, als dass sie bereit wären, kurzfristig vorübergehende Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen, geschweige denn auf gewisse Luxusgüter zu verzichten. Wie viele Menschen sind denn seit der Ankündigung gegen die EU-Chatkontrolle auf die Straße gegangen? Die Leute bezahlen zehn Euro im Monat für Discord Nitro (ein Messenger, der datenschutztechnisch so katastrophal ist, dass er trotz seiner Bedeutung im Gaming in der EU aufgrund der DSGVO nicht mal für E-Sports eingesetzt werden darf) und erzählen dir, dass einmalig 4 Euro für den datenschutzfreundlichen Messenger Threema zu teuer seien. Die Leute haben ihre Mail bei Google, Yahoo, GMX und Web.de, jammern über Spam und Mitleser, aber Posteo (ab 1 € im Monat) und ProtonMail (Basispaket kostenlos) sind ja zu teuer, wenn man Mail auch „umsonst“ haben kann, und PGP ist sowieso zu kompliziert.

        Die Realität ist: Die Leute werden angesichts solcher Ankündigungen einmal auf Twitter kräftig bellen und dann zum Tagesgeschäft übergehen, denn seine Gewohnheiten zu ändern und auf seine Luxusgüter, „seine Spiele“ zu verzichten, ist nur für die wenigsten eine realistische Option, vor allem wenn etwas damit boykottiert werden soll, das sie selbst nicht wirklich spürbar beeinträchtigt.

      • Schöne Träumerei. 10 Prozent Inflation sind dir wohl nicht genug aktuell? Und woher kommen die deutschen Arbeitskräfte, wo doch alle Branchen jetzt schon wie verrückt suchen? Woher bekommen wir die Rohstoffe?

  4. Oh das sollte verhindert werden. Zumal in China das Gaming streng reguliert und überwacht ist. Es wird dort auch als Politisches- und Propagandamittel eingesetzt. Von daher sollten alle Alarmglocken schellen, wenn ein chinesisches Unternehmen westliche Publisher und Entwickler einverleibenden will.

    Im allgemeinen bin ich sowieso dafür, dass der Markt reguliert wird. Unternehmen aus einem Land, was den eignen Markt beschränkt, sollten nicht in anderen Ländern auf Shoping-Tour gehen dürfen.

  5. Mal unabhängig davon das chinesischen Übernahmen auch erfolgreich für westliche Beschäftigte ablaufen kann, wird es für Tencent, als Nummer Eins schwierig das vor den Wettbewerbsbehörden der Welt das zu verkaufen.

  6. China darf nach den Who Regeln keine Unternehmen mehr in der EU vollständig übernehmen. Da es in China für europäische Firmen ebenfalls nicht erlaubt ist.

    Die EU sollte endlich die WHO Regeln umsetzen..

  7. Jedesmal ein Grund mehr, Spiele nicht mehr mehr zu unterstützen. Erst ein Fuß durch die Tür, dann einzelne Studios.

  8. da entwickelt sich langfristig ein Disney der Spielebranche. alles nur noch streng zensierter einheitsbrei mit festen botschaften und eng definierten karakteren. vom Datenschutz fangen wir garnicht erst an, wobei die amerikaner da auch nicht viel besser sind.

  9. Nicht mehr lange uns wir haben mit China ein ähnliches, wenn nicht sogar schlimmeres Problem, als aktuell mit Russland. Sie planen offen die Weltmacht zu werden. Sie setzen sich wie Parasiten in sämtliche westliche Konstrukte, ob Häfen oder Firmen. Das muss unbedingt verhindert werden.

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