Tempo 30: Sieben Großstädte wünschen sich einen umfangreichen Test

Tempo 30 ist ein Diskussionsthema, das nicht nur die Stadtverwaltungen, sondern auch diverse Interessengruppen schon lange beschäftigt. Jeder hat da so seine eigene Sicht. Die einen argumentieren, so könne man die Sicherheit auf den Straßen erhöhen und den Verkehrslärm reduzieren. Die anderen vertreten die Ansicht, durch das reduzierte Tempo werde es im Berufsverkehr nur zu noch mehr Stress kommen. Sieben deutsche Großstädte wollen Tempo 30 jedenfalls nun großflächig testen.

In den Städten solle Tempo 50 allerdings immer noch auf einigen Hauptverkehrsstraßen zugelassen bleiben. Welche Städte sind an dem Modellprojekt beteiligt? Nun, das sind Aachen, Augsburg, Freiburg im Breisgau, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm. Allerdings ist das Ganze noch nicht komplett in trockenen Tüchern, denn eine Änderung der Straßenverkehrsordnung ist notwendig. Erst nach der nächsten Bundestagswahl werde jene zur Debatte stehen. Unterstützt wird die Idee vom Deutschen Städtetag in Berlin.

So setzt man sich dafür ein, dass die Städte mehr autonomen Entscheidungsspielraum erhalten. Dabei betonen alle Städte, dass es nicht darum gehe Autofahrern das Leben schwer zu machen. Man gibt an, dass der Verkehr flüssig bleiben solle, allerdings würden die Bewohner von einer niedrigeren Lärmbelastung profitieren. Außerdem gebe es eben mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer. Auch die Luftbelastung solle sinken.

Falls ihr euch dazu belesen wollt, ist hier das entsprechende Positionspapier als Dokument. Ich wäre durchaus gespannt darauf, wie sich das reduzierte Tempo auswirken würde – also ob es dann tatsächlich zu den erhofften, positiven Effekten käme oder eher Staus in den Innenstädten noch zunähmen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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104 Kommentare

  1. Die Stadt Karlsruhe überlegt auch, ob sie Modellstadt werden möchte.
    Interessant ist, dass quasi „aus den eigenen Reihen“, nämlich von den öffentlichen Verkehrsbetrieben (KVV), dagegen gestimmt wird. Mit (fast) flächendeckend Tempo 30 hätten sie Schwierigkeiten beim Busverkehr/-fahrplan!
    Komischerweise ist unser OB Mentrup, der für das Modellprojekt ist, auch gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrates der KVV.
    Und müssten dann Straßenbahnen nicht auch max. 30 km/h fahren (weniger Lärm)?

    @ Burnz: Den Gedanken hatte ich auch. Wie viele Radfahrer sind mit mehr als 30 km/h in der Stadt unterwegs und das teilweise recht rücksichtslos.

    • Wieviele Radfahrer sind denn relativ gesehen mit mehr als 30km/h unterwegs und rücksichtslos?
      Achja, Radfahrer müssen laut StVO keine Geschwindigkeitsbegrenzungen beachten.

  2. Schlingel says:

    Das finde ich als Radfahrer, der mit 30 km/h radelt sehr gut. Es gibt damit deutlich weniger Probleme mit Überholen, da dies entfällt. Wichtig wäre allerdings in diesem Zuge die E-Bike-Geschwindigkeit von 25 auf 30 km/h zu erhöhen, damit diese ebenfalls gut „mitfließen“ können.

  3. Typisch grüner Regulierungswahn – ich bin bei Holger – warum nicht gleich Schrittgeschwindigigkeit und die ganze Innenstadt Begegnungszone mit Vorrang für alles, was kein Auto ist. Das Ziel ist ein ganz anderes – die individuelle Mobilität soll abgeschafft werden – in Verbindung mit den E-Autos, den kommenden Blackouts, der Strompreisverteuerung und der CO2 Hysterie funktioniert das ganz gut. Die ganzen Medien berichten bei jeder Wetterlage, dass der anthropogene Klimawandel an allem schuld ist – das Klima wird in Deutschland gerettet – da nehmen wir eine Deindustrialisierung doch gerne in Kauf. China lacht und baut Flughäfen und Kohlekraftwerke…

  4. Nicht unbedingt.
    Hier in meiner eher ländlichen Ecke bestehen viele Leute darauf mit ihrem Auto direkt in der Innenstadt parken zu können. Am besten noch direkt vor dem Laden.
    Persönlich kann ich das nicht nachvollziehen. Ich parke lieber drei Gehminuten abseits statt drei mal um den Pudding zu fahren um einen Platz zu finden.

    Fakt ist hier, dass in zwei Nachbarstädten die Innenstadt tot ist seit da eine Fußgängerzone gemacht wurde. TROTZ mehr als genug Parkplätzen in direkter (besagte 3 min) Nähe.

    Hier direkt ist eine 20er Zone mit Vorrang für Fahrräder (dürfen nicht überholt werden).

  5. „Komischerweise ist unser OB Mentrup, der für das Modellprojekt ist, auch gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrates der KVV.“

    So komisch ist das gar nicht. Wenn Du Dir die Eigentumsverhältnisse ansiehst, kannst Du meist erahnen, wer im Aufsichtsrat sitzt. Der KVV gehört neben der Stadt Karlsruhe auch einigen Landkreisen. Entsprechend stammen die Aufsichtsräte anteilig aus diesen geografischen Bereichen. Der MVG gehört den Stadtwerken München, weshalb auch dort der OB Aufsichtsratsvorsitzender ist. In Stuttgart ist es auch der OB und in Berlin gehört die BVG dem Land Berlin, weshalb die Aufsichtsratsbesetzung auch völlig anders besetzt ist als in städtischen Betrieben. Oder anders gesagt: wenn Deine Stadt sich einen eigenen ÖPNV leistet, bist Du als OB auch dafür verantwortlich. Wenn nicht, dann nicht.

    Was den Lärm anbetrifft, so geht die Milchmädchenrechnung „mehr Geschwindigkeit gleich mehr Lärm“ beim Auto prinzipiell auf. Aber auch da, wie bei den Straßenbahnen, setzt sich der Lärm aus Motoren- und Fahr- bzw. Rollgeräuschen zusammen. Und hier ist es immer wichtig zu beachten, wo der Überschneidungspunkt zwischen diesen beiden Größen liegt. Denn wenn die Rollgeräusche einer Straßenbahn (Spekulation) bei niedrigen Geschwindigkeiten die Motorengeräusche übertreffen, könnte eine Geschwindigkeitsreduzierung unter Umständen nicht das antizipierte Ergebnis erzielen.

    Die Taktung des ÖPNV ist in der Tat eine hoch komplexe Sache. Man darf auch nicht vergessen, dass die Busse Anschlüsse an andere Busse und den Schienenverkehr ermöglichen sollen. Hier könnte also eine Reduzierung der Geschwindigkeit mit einer Reduktion der Mobilität des ÖPNV einher gehen. Das macht den ÖPNV wieder unattraktiver, was im Gegenzug zu mehr Individualverkehr führen kann. So kann Tempo 30 auch für eine Stadt nach hinten losgehen.

  6. Einfach nur Tempo 30 bringt einfach Null. Ist nur in zusammenhang mit andere Änderungen sinnvoll.
    Die ganze Sache ist um einiges umfangreicher als die meisten denken.
    Wird hier gut erklärt:
    https://www.youtube.com/watch?v=lpgH5rnr2E4

  7. Ingo Podolak says:

    Interessante Diskussion mit den typischen Pro/Contra Argumenten.
    Ich bin klar gegen Tempolimits und auch Vielfahrer.

    -Spritverbrauch >130 ja ist mehr aber nicht soo viel und bei weitem nicht so viel wie man durch mehr Home Office oder E-Autos einsparen kann. Bei 30 in der Stadt ist der Verbrauch je nach Auto sogar höher weil die Drehzahl/Gang nicht passend sind. Dazu kommt das der Motor auch länger Läuft und mehr start/stop wenn alle langsam fahren.
    -Sicherheit auf der Autobahn kein großer unterschied weil das gefährliche die Geschwindigkeitsunterschiede sind, also würde es auch helfen wenn LKW 100kmh fahren dürften. Nicht angepasste Geschwindigkeit ist das andere aber das ist auch <130 der Fall was in Statistiken oft nicht erwähnt wird. Die schneller fahrenden sind oft sogar aufmerksamer unterwegs.
    Ich selbst habe auf langen Strecken eher das Problem das ich bei <130 schneller müde werde und nahezu alle gefährlichen Situationen der letzten 15 Jahre <130 waren.
    Das beste was passieren kann wäre das jeder wo es möglich ist Home Office macht und man nicht so oft unnötig zum Einkaufen fährt . Das hat man am Anfang der Pandemie wunderbar beobachten können.
    Weniger Verkehr ist die Lösung, nicht langsamer. Die meiste zeit ist man eh <130 bzw. <30 unterwegs weil die Straßen einfach überfüllt sind. Wenn ich täglich 20-30min länger unterwegs bin und noch mehr im Stau stehe hilft das weder der Umwelt noch der Gesellschaft.

    • Wenn das gefährlichste auf der Autobahn die Differenzgeschwindigkeit ist, dann macht ein Tempolimit ja erst recht Sinn.

  8. Wäre mal was. Vor allem würde es innerstädtisch schlagartig weniger Unfälle geben. Der Plan, das auf gewissen Hauptstraßen weiterhin 50 gefahren werden darf, klingt gut.

  9. In nahezu jeder Debatte um eine Senkung der innerorts zulässigen Höchstgeschwindigkeit sind seit Jahrzehnten die gleichen Argumente zu lesen. Auch als innerorts Tempo 50 eingeführt wurde war das so, obwohl damals das Verkehrsaufkommen deutlich niedriger war. Ich zähle mich zu den Tempo 30 Befürwortern und habe auch dazu schon selbst Aktionen unterstützt. Leider liegt es nicht allein in der Verantwortung der Kommunen. Oft sind es übergeordnete Verkehrsbehörden die sinnvollen Regelungen mit fadenscheinigen Argumenten den Gar ausmachen. Aber es kommt auch zu Maßnahmen die sich dem unbedarften Verkehrsteilnehmer keinesfalls erschließen. Meine Haltung bleibt pro Tempo 30 aber auch pro freie Fahrt auf Autobahnen und Schnellstraßen, wo es ohne Gefahr möglich ist.

  10. Dann werde ich ja mit meinen 45 km/h auf dem Fahrrad (ohne Motor!) ausgebremst. Wenn man sich vegan ernährt, ist der CO2 Ausstoß dann auch recht minimal 😉

    Ich bin für angepasste Geschwindigkeiten, also bei kleineren Straßen oder mit mehr Fußgängern durchaus reduzierte Geschwindigkeiten. Aber bei autobahnähnlichen Straßen in der Stadt sollte es auch schneller erlaubt sein. Was eigentlich selbstverständlich ist, funktioniert bei manchen Autofahrern leider wirklich nur mit Verboten, bzw. selbst dann werden sich einige wegen mangelnder Kontrollen nicht daran halten.

    • Wieso würdest du dann ausgebremst? Für Radfahrer gelten die Limits nicht.
      Natürlich muss trotzdem angepasst gefahren werden.

  11. Ich bin gespannt was die Versuche bringen.
    Je Älter ich werde desto mehr erkenne ich das schnell fahren mehr Nachteile als Vorteile bringt.
    In den Autos die ich gefahren bin, bringt ein mitschwimmen mit 140km/h einen deutlicher niedrigeren Verbrauch.
    Ich komme deutlich entspannter am Ziel an.
    Am Ende ist es das EGO das schnell fahren will. Das PS im Auto haben will. Das anderen Ihr Auto zeigen will. Das ist immer noch vielen Leuten viel Geld Wert. Ich kenne Menschen die haben einen Mercedes in der Garage aber keine vergleichbare Ausstattung Ihrer Wohnung. Und das verstehe ich gut, da viele unter Druck erzogen und aufwachsen das man sich beweisen muss. Aber wie toll ist es 200€ im Monat mehr zu haben, ohne Probleme 1-2 mal die Woche sich gutes Essen zu gönnen. Das versteht man aber erst mit Erfahrung und wenn man lernt wie anfällig der eigene Körper ist, das kommt mit mit dem Alter 🙂
    Ich kann alles was unser Leber entspannter, Gesünder und angenehmer macht befürworten.
    Das eine Einzelperson schneller am Ziel ist dadurch aber mit anderen Kämpfen muss macht keinen Sinn und ist egoistisch.

  12. Was so gut wie nie, auch hier bislang nicht, zur Unfallreduzierung angesprochen wird: das Risiko eines Unfalles hängt nicht nur von der Geschwindigkeit ab, sondern vor allem von der Fähigkeit, ein Auto kontrolliert zu fahren. Gucke ich mich aber im Straßenverkehr so um, besitzen viele diese Fähigkeit nicht in ausreichendem Maße. Auffälligerweise sind dies zwar weiterhin, aber längst nicht mehr nur die Stereotypen Frauen und Rentner, sondern erschreckend viele Junge Leute. Ich meine nicht die frischgebackenen Fahranfänger, sondern viele zwischen 20 und 30, die einen unsicheren Fahreindruck hinterlassen. Woran es liegt kann ich nur mutmaßen, aber mangelndes Körpergefühl, weil zu viel Zeit vor dem Handy und Fernseher verbracht, dürfte eine Ursache sein. Was heißt das nun für die Höchstgeschwindigkeit? Wie woanders auch: die Unfähigsten werden als Maßstab genommen, an ihnen orientiert man sich. Oder, anders ausgedrückt: die, die ihr Auto nicht im Griff haben, zwingen allen anderen die Konsequenzen ihrer Unfähigkeit auf. Statt jedoch nun alle zu bestrafen wäre ich dafür, einmal jährlich eine Fahrprobe durchzuführen und wer’s nicht drauf hat, sollte sprichwörtlich aus dem Verkehr gezogen werden und stattdessen auf den Bus ausweichen. Problem gelöst! 🙂

  13. Endlich 30 km/h in den Städten. Ich bin dafür, keine Staus keine Baustellen keine Ampeln die mich ausbremsen.
    Gerade hier in Hamburg wären 30km/h ein Traum. Derzeit benötigt man mit dem Auto von Süden in die Innenstadt 3 Stunden.
    Der ÖPNV schaffte es auch nicht, da Weichenstörung, Zugausfälle an der Tagesordnung sind. Mit dem Fahrrad kann man es in 1 1/2 Stunden schaffen. Bin ich froh, dass ich nicht mehr in die Stadt muss.

  14. Tempo 30 reduziert nicht CO2 ! Wenn ich all diese Kommentare hier lese, berücksichtigen die wenigsten das ein Motor mit seiner Getriebeübersetzung im Bereich um 50 km/h wesentlich effizienter läuft als bei 30 km/h. Nur weil ich langsamer fahre heisst das nicht, dass ich weniger CO2 ausstoße. Das sieht bei höheren Geschwindigkeiten anders aus. Dasselbe gilt auch bei Lärm. Kommt bei den meisten nur leider nicht im Kopf an, bei Politikern*innen schon gar nicht.

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