Tchibo QBO: Kapsel-Kaffeemaschine mit App-Schnickschnack

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Die Hersteller von Kapsel-Kaffeemaschinen entdecken offenbar das Smart Home für sich: Während der App-Funktionsumfang an der Nespresso Prodigio allerdings eher eingeschränkt ist, versucht Tchibo nun mit seinem neuen System Qbo mehr Schwung ins Kaffekochen via Smartphone zu bringen. Das hat auch seinen Preis, denn die erste Maschine namens You Rista soll 349 Euro kosten. Mit dabei ist zu diesem Preis der etwas unglücklich betitelte „Milk Master“. Die Kapseln oder besser gesagt Würfel sollen zu 100 % recycelbar sein und bestehen aus Kunststoff statt wie beispielsweise der Konkurrenz von Nespresso aus Aluminium.

Tchibo rückt neben der Umweltverträglichkeit vor allem die App-Funktionen ins Zentrum. Zum Nachhaltigkeits-Gebaren kann man natürlich geteilter Meinung sein: Denn seien wir ehrlich, umweltverträglicher wäre dann eben doch der einfache Filterkaffee oder ein Espresso aus der Siebträgermaschine. Die App-Funktionen klingen bei Qbo bzw. der You Rista mit dem wohlgeformten Milk Master allerdings durchaus interessant: Via Wi-Fi könnt ihr mithilfe der offiziellen App für Android bzw. iOS das Mischverhältnis aus Kaffee, Milch und Schaum selbst einrichten. Auch die Wahl zwischen beispielsweise Espresso und Cappuccino ist auf diese Weise via App möglich. In den Qbo-Würfeln sind laut Tchibo 7,5 Gramm Kaffee enthalten. Das ist deutlich mehr als bei Nespresso: Dort enthalten die offiziellen Kapseln nur 5 bis 6 Gramm Kaffeemehl. In den Auffangbehälter der Tchibo You Rista passen sechs Kapseln.

thibo qbo

Jeder Würfel ist mit einem Code versehen, der vor dem Brühen gescannt wird. Hat man dann an der App eine Mixtur eingerichtet, die nicht zum eingelegten Würfel passt, meckert die Maschine. Man kann das dann jedoch auch ignorieren und dennoch Brühen. In der Tat dürften die Codes aber auch als Digital Rights Management der anderen Sorte fungieren und Imitate erschweren – der Hersteller Keurig arbeitet mit ähnlichen Methoden, um Drittanbietern das Leben schwer zu machen. Hier hat Nespresso dann, wenn auch gegen den Willen des Herstellers Nestlé, den Vorteil, dass es ein mannigfaltiges Angebot an Kapseln von Drittherstellern wie Gourmesso, Dallmeyer oder zahlreichen Discounter-Eigenmarken wie Bellarom von Lidl gibt.

Die App von Tchibo meldet übrigens auch, wenn es an der Zeit ist die Maschine zu reinigen und will zum Nachkaufen von Kapseln animieren. Auch gewährt sie Zugang auf eine Qbo-Community zum Austausch rund um den Kaffee. Wer keinen Bock hat die Maschine via App zu bedienen, nutzt das Display an der Oberseite mit 2,8 Zoll sowie Multifunktionsrad. Im Handel soll Tchibos Kapsel-Kaffeemaschine ab dem 21. April in den Farben Anthrazit, Rot und Schwarz zu haben sein. Wer auf den Milk Master verzichten kann, erhält die Version ohne den Zusatz für 299 Euro.

Aufgeheizt wird die Maschine in maximal 15 Sekunden. Sie arbeitet mit 19 Bar Pumpendruck. In den Wassertank passen 900 ml, was für fünf Tassen Kaffee bzw. 17 Espresso reichen soll. Als Maße der You Rista nennt Tchibo 28,1 x 21,7 x 31,5 cm. Zu Anfang will Tchibo 32 verschiedene Qbo-Würfel anbieten, darunter etwa Sorten wie „Cafezhino Ipanema“, „Indian Nilgiro“ oder „Volcanes Antigua“. Es werden Pakete mit Würfeln für 27 Kaffee zu haben sein. Vorbesteller der neuen Maschinen erhalten direkt 32 Würfel zum Ausprobieren. Leider schweigt Tchibo aktuell zu deren Preisen, die für eine Vergleichbarkeit mit anderen Systemen aber nötig wären.

tchibo qbo kapseln

Was mir persönlich nicht so gut gefällt, ist der Milchtank direkt an der Maschine, der eine Verwendung von H-Milch erzwingt. Mir ist aber frische Vollmilch für den Geschmack deutlich lieber. Weshalb ich die Lösung bei Nespresso mit dem separat aufüll- und auswaschbarem Aeroccino sehr gut finde. Dafür schmecken mir Tchibos Kaffee generell sehr gut und ich kann mir vorstellen, dass bei Qbo recht gute Kapseln / Würfel dabei sein könnten. Außerdem macht der Milk Master auch kalten Milchschaum, so dass Tchibo potentiellen Kunden den Mund mit Iced Latte wässrig machen will.

Sicherlich wird es zum Marktstart auch die Möglichkeit geben in Tchibo-Filialen mal den Kaffee zu probieren. Die Gelegenheit werde ich wahrnehmen, da direkt bei mir um die Ecke ein Tchibo-Shop ist. Vielleicht kann Tchibo es hier ja wirklich geschmacklich mit der Konkurrenz aufnehmen – genug Erfahrung mit Kaffee hat das Unternehmen schließlich.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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36 Kommentare

  1. @DerBlankeHohn:

    Wunderst du dich, so wie ich, auch, dass Andre und 19 bisherige Kommentatoren kein Wort verloren haben über den Müll der da produziert wird? Niemand erwähnt, dass es Kommunen gibt, die solche Kapselautomaten in ihren öffentlichen Bereichen verbieten wollen. ARD berichtete am 29.2..

  2. André Westphal says:

    @ Bat „Verboten“ werden die Kapseln nicht, sondern sie Kaffeemaschinen sollen in Bereichen des öffentlichen Dienstes nicht mehr angeschafft werden, da die Umweltverträglichkeit umstritten ist. Wobei es dazu zuletzt auch wieder Gegenstimmen gegeben hat: Das Programm „Der Grüne Punkt“ hat die Kapseln zuletzt ausdrücklich gelobt, da die Wiederverwertbarkeit ausgezeichnet sei:

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/gruener-punkt-lobt-recycling-von-nespresso-und-anderen-kaffeekapseln-14113297.html

    Ich sehe das auch kritisch, aber das ist kein Fehler von Tchibos Qbo, sondern ein allgemeiner Aspekt der ganzen Kapselgeschichten. Angedeutet habe ich es übrigens, siehe erster Absatz nach der Einleitung ;-).

  3. @André:

    Danke für den Hinweis auf Satz 2 in Absatz 2.

    „Umstritten“ sagt man unter Juristen schon dann, wenn einer eine andere Meinung veröffentlicht hat.

    Und die Position des Grünen Punktes sollte man vielleicht auch nicht außer Acht lassen. Nach meiner Kenntnis wurde er von der Wirtschaft ins Leben gerufen, ‚deren‘ Interesse bedroht wäre durch eine Kampagne gegen die Kapseln.

  4. André Westphal says:

    Sage ja selbst, ich sehe das mit der Müllproduktion auch eher kritisch.Aber es ist wiederum auch ein bißchen unglücklich, wenn man bei einem speziellen Produkt jedes Mal die Probleme der allgemeinen Produktkategorie hervorhebt, finde ich – kann man natürlich auch anderer Meinung sein. Wäre halt Vergleichbar damit, dass ich jedes Mal, wenn ich über Smartphones berichte, erneut durchkaue, dass man damit fröhlich Daten an Apple, Google, etc. übermittelt. Das ist auch ein generelles Problem, das ich persönlich nicht unwichtig finde. Aber weiß man halt und muss nicht jedes Mal bei jedem einzelnen, spezifischen Smartphone wieder durchgekauft werden :-).

  5. Kann mir Pooly nur anschließen. Ich hab auch schon alles Mögliche durchprobiert: Das Aroma eines klassischen Mokkabereiters bleibt einfach ungeschlagen. Die Jura-Maschine steht inzwischen nur noch (mehr oder weniger) dekorativ herum.

  6. @André: eher kritisch …. jedes Mal die Probleme .. hervorhebt …. muss nicht jedes Mal .. wieder durchgekaut werden

    Stimmt. Passt nicht in die Spaßgesellschaft.

    Aber: Wenig Aufwand, den kritischen Punkt kurz, klar, eindeutig anzusprechen.

    Erwähnenswert auch, dass 5 ‚leidenschaftliche‘ Verfechter ihrer Zubereitungsart im ARD-‚Test‘ 5 Zubereitungsarten verkosteten und (statistisch unrepräsentativ) Kapsel Rang 5 einnahm. Gleichrangig Papier Filter + Aeropress.

    10 Min der (schlechten) Sendung aus 45:https://drive.google.com/file/d/0B17GzkPqoAiPNWhqOENsRTg2YVU/view?usp=sharing

  7. Sorry!
    In meinem Link wird der Kapselkaffee gar nicht gezeigt, ich habe das alles herausgeschnitten. Offenbar wurde auch gar nicht verkostet – sondern nur mit umfangreicher Dokumentation kritisiert.
    Sorry!

  8. Selbst wenn man sich auf Kapselmaschinen beschränkt, Nespresso-Maschinen bekommt man schon ab 100€, die QBO startet lt. Artikel ab 299€. Selbst wenn die Kapseln günstiger sind als Original-Nespresso (wovon ich nicht ausgehe), müsste man die 200€ erstmal wieder wieder reinholen. Natürlich clever, die Kapselpreise nicht zu kommunizieren, so bestellt man die Maschine vor und wird im Nachhinein dann überrascht. Ich vermute mal, dass so eine 27er-Box 7,99-9,99 kosten dürfte (30-37ct. pro Kapsel), wäre dann auch in den Nespresso-Preisregionen, QBO soll ja den Premium-Sektor bedienen.
    Das Recycling-Argument ist auch eher schwammig, richtig entsorgt im Gelben Sack werden Nespresso-Alu-Kapseln genauso recycelt wie die Qbo-Plastikkapseln. Die Chipkodierung dürfte die Herstellung von Nachbau-Kapseln ebenfalls erschweren.

  9. Henry Jones jr. says:

    @André klingt sehr einleuchtend.

    Eine Anmerkung zu der Aluvariante von Nestlé: Was oft nicht beachtet wird, ist das schon die Produktion von Aluminium hochgradig umweltschädlich ist. Auch wenn ich das Kunststoffprinzip bei der Tchibomaschine nicht toll finde, so ist es dennoch ein großer Unterschied zur Nespressokapsel.
    @bat: meine eigene Meinung zu diesen Alu-Kapseln geht schon sehr stark in die Richtung „wie kann man so dumm/faul sein und so etwas nutzen, was soviel Aluminium verbraucht“. Ich möchte aber ungern jemanden kritisieren und mich selber als Umweltschützer aufspielen, der ich in Wirklichkeit gar nicht bin. Ich versuche Müll zu vermeiden, aber das gelingt mir auch nicht immer und möchte deshalb auch nicht mit dem Finger auf andere zeigen.

  10. André Westphal says:

    @ bat Hat aus meiner Sicht eher redaktionelle Gründe: Allgemeine Aspekte einer Produktkategorie bei jedem spezifischen Modell zu erwähnen, wäre schlichtweg extrem langatmig – und dann würde man nur noch allgemeine Sachen runterbeten, statt sich auf das Spezifische des jeweiligen Produkts zu konzentrieren. Gilt für positive wie negative Aspekte gleichermaßen. Und wie gesagt ist die mangelnde Umweltverträglichkeit bzw. die Kritik an der Nachhaltigkeit kein spezielles Problem der Qbo, sondern des gesamten Marktsegments. Hervorheben würde sich halt lohnen, wenn die Qbo nun besonders schädlich oder umweltfreundlich wären. Da Tchibo das behauptet, gab von mir dann ja auch die Anmerkung dazu ;-).

  11. Henry Jones Jr. says:

    @Andre: als Beispiel dazu, um deine Haltung zu unterstützen: Wenn man einen Raucher fragt, welcher Spruch denn heute auf seiner Zigarettenschachtel steht, warum rauchen schädlich ist, wird dieser sicherlich keine Antwort darauf geben können, ohne auf die Packung zu schauen.
    Genauso wäre es, wenn in jedem Artikel auf mögliche Gefahren hingewiesen werden würde. Man würde es schlichtweg überlesen.
    Dennoch begrüße ich es sehr, dass in den Kommentaren hier rege über die Umweltfreundlichkeit von solchen Lösungen diskutiert wird.

  12. Übrigens kann auch der Aerochino von Nespresso kalte Milch schlagen — einfach den Knopf länger drücken. Leuchtet dann blau.

  13. @Henry Jones jr.:

    Bin kein „Umweltschützer“, kein Finger-auf-andre-Zeiger, hab mich an Vielem selbst beteiligt – und hab das „alles“ nicht mehr auszubaden (73). Finde es allerdings weder unhöflich/überheblich/unangemessen noch überflüssig, Dinge beim Namen zu nennen. War selbst oft verwundert, wie Offensichtliches mir entgangen sein konnte. Vielleicht Reizüberflutung.

    @André:

    Mich freut, dass ‚die Problematik‘ Kommentare raus lockt. Aus meiner Sicht kannst du problemlos bei nem in meinem X Play 85 Zeilen langen Beitrag 3-5 einem Sonderthema einräumen, wenn es ein wichtiges ist.

  14. Henry Jones Jr. says:

    @bat: finde ich auch nicht unhöflich/überheblich/unangemessen noch überflüssig, Dinge beim Namen zu nennen. Ganz im Gegenteil ich begrüße das sogar sehr.
    Mir ging es um deine geäußerte Verwunderung, dass sich hier nur wenige kritisch über den Umweltaspekt äußern. Ich unterstütze deine Ansichten bezüglich der massiven Umweltbelastungen, gebe aber zu, selber zur Umweltverschmutzung (in anderer Form) beizutragen. Deshalb bin ich unsicher so etwas wie diese Kapselsysteme (und dessen Nutzer) öffentlich zu kritisieren. Auch wenn ich diese Systeme von Grund auf ablehne.

  15. @Henry Jones jr.:

    Bei zwiespältig/schizophrenem Verhalten ist für mich okay, etwas anzumerken, selbst wenn ich das nicht immer selbst beachtet habe.

    Freu mich, dass der Belastungsaspekt deutlicher wurde.

  16. Wolfgang Denda says:

    Was mir noch einfällt: wie soll das mit dem Recycling eigentlich funktionieren?

    Die Kunsttoffkapsel mitsamt Inhalt im gelben Sack oder der Restmülltonne, landet komplett in der Verbrennung. In die Biotonne geworfen, wird es ebenfalls als Kunststoff aussortiert und kommt in die MVA.

    Also, alles Greenwashing. Oder öffnet ihr jede Kapsel und kratzt den Bio-Inhalt heraus?

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