„System Shock“: Remake an der Xbox Series X angespielt
„System Shock“ ist ursprünglich vor ca. 30 Jahren (!) erschienen. Das Spiel gilt als einer der Urväter des Genres Immersive Sim und hat nachhaltigen Eindruck in der Industrie hinterlassen. Beeinflusst hat der Titel, damals von Looking Glass Studios entwickelt, auch nachfolgende Games wie „Deus Ex“ oder das nicht zufällig im Namen ähnliche „Bioshock“. Im letzten Jahr ist ein Remake von „System Shock“ für den PC erschienen. Jetzt hat es auch Konsolen erreicht und ich konnte mir die Neuauflage an der Xbox Series X ansehen.
Anno dazumal ist „System Shock“ seiner Zeit voraus gewesen und mischte die Genres Shooter, Action-Adventure und Rollenspiel bunt durcheinander. Beim Erscheinen stand der Titel auch technisch gut da und fesselte viele Spieler mit seinem Science-Fiction-Szenario. Nach einer Fortsetzung wurde es dann aber ruhig um die Marke. 2016 startete das inzwischen für viele Remaster bekannte Studio Nightdive die Schwarmfinanzierung für ein vollwertiges Remake und mittlerweile ist es also das: das neue „System Shock“.
Die Story ist fast aktueller denn je: Eine künstliche Intelligenz namens SHODAN (Sentient Hyper Optimized Data Access Network) will 2072 das Schicksal der Menschheit in die eigene Hand nehmen. Das müsst ihr als Spieler verhindern. Doch dafür bewegt ihr euch nicht durch urbane Dystopien wie in „Cyberpunk 2077“, sondern durch eine Raumstation namens Citadel Station. Denn von dieser Station aus will SHODAN seinen Befreiungsschlag starten. Verstrickt ist in das Geschehen natürlich auch ein korrupter Tech-Konzern, sodass die Menschen nicht ganz unschuldig an ihrer eigenen Lage sind.
„System Shock“: Teils archaisches Gameplay, aber originalgetreu
Während die spannende Story von „System Shock“ mit ihren Twists nichts von ihrem Reiz verloren hat, ist das Gameplay heutzutage etwas archaisch – erst recht mit einem Controller. Ihr könnt in diesem Titel verschiedenste Items aufsammeln, was auch den Entdeckungsdrang auslöst. Am PC könnt ihr sie mit der Maus ziemlich schnell durchgehen, die Cursor-Bedienung mit dem Analogstick ist aber etwas behäbig. Obendrein findet ihr so viel Krimskrams in der Spielwelt, von dem aber nur ein Teil nützlich ist, dass ihr am Anfang vielleicht überfordert seid. Denn der Platz im Inventar ist begrenzt. Erst nach einiger Spielzeit weiß man genau, was man mitnehmen oder gleich links liegenlassen bzw. zur Gewinnung von Ressourcen verschrotten sollte.
In Kämpfe geratet ihr dabei unter anderem mit von der KI umprogrammierten Robotern, aber auch organischen Missbildungen wie Mutanten. Allerdings ist die Intelligenz der Gegner immer noch auf dem Stand von 1994 und die Gefechte daher nicht sonderlich herausfordernd. Anders sieht es mit den Rätseln aus, die noch aus einer Zeit stammen, als der Spieler kaum an die Hand genommen worden ist. Da muss man teilweise schon sein Köpfchen anstrengen und ohne aufploppende Tipps auskommen. Wem das zu viel ist, der kann den Schwierigkeitsgrad der Puzzles jedoch senken.
„System Shock“ bietet eine beachtliche, spielerische Freiheit, die 1994 revolutionär gewesen ist. Allerdings müsst ihr euch auch auf Backtracking gefasst machen. Ihr könnt die Citadel Station also im Grunde von Anfang an recht frei erkunden, um aber an bestimmten Punkten weiterzukommen und neue Wege freizuschalten, ist es oft notwendig, nochmals bereits besuchte Areale zu durchkämmen. Zumal es leicht passiert, dass ihr am entscheidenden Hinweis oder Item vorbei latscht, wenn ihr nicht alles mit Argusaugen beobachtet. Manchmal verstecken sich wichtige Hinweise in unscheinbar wirkenden E-Mails, sodass man wirklich ständig aufmerksam bleiben muss.
Einerseits ist es also angenehm, dass „System Shock“ dem Spieler nicht, wie viele moderne Games, alles vorkaut. Andererseits erlebt man hier das andere Extrem und man fühlt sich manchmal alleingelassen bzw. muss monoton alle Räume genauestens durchsuchen. Das artet dann letzten Endes genau so in „Arbeit“ aus, wie stumpfe Sammelorgien in aktuellen Open-World-Titeln. Zumindest die Atmosphäre stimmt und hat mich an die bedrohliche Einsamkeit des ersten „Alien“-Films erinnert.
Moderne Schauwerte – auch an der Konsole
Die Grafik ist an der Xbox Series X nahe an der PC-Version. Zwar kommt eine dynamische Auflösung zum Einsatz, das Bild wirkt aber meist wie natives 4K. Dazu trägt auch der eher saubere Grafikstil bei, bei dem man wenig Post-Processing einsetzt. Dank der neuen Lichtstimmungen und der höher auflösenden Texturen ergibt sich eine Art moderne Retro-Grafik, welche „System Shock“ 2024 so wirken lässt, wie es mancher Spieler mit rosaroter Brille noch in seiner Erinnerung abgespeichert hat. Dass das Spiel mit stabilen 60 fps läuft, macht es zu einer sehr angenehmen Erfahrung.
Im Übrigen gibt es auch Sprachausgabe zu hören, aber die ist nur auf Englisch. Untertitel und Texte könnt ihr auf Wunsch aber auf Deutsch genießen. In Bezug auf das Leveldesign hält sich das Remake aber eng ans Original, ihr solltet hier also keine großen Umschwünge oder Erweiterungen erwarten. Fans wird das freuen, für Neueinsteiger mag „System Shock“ im Ergebnis oft schwer verdaulich wirken. Denn was 1994 revolutionär gewesen ist, wirkt nach vielen Verfeinerungen im Lauf der letzten 30 Jahre heute teilweise etwas spröde.
Am Ende ist „System Shock“ immer noch ein Klassiker, den ihr hier technisch in einer sauber modernisierten Form nochmals erleben könnt – ohne dass krampfhaft am Original herumgedoktert worden wäre. Wer den Urvater der Immersive Sims kennenlernen will, kann hier also gerne hereinschauen. Ist euch aber moderner Komfort wichtig, dann versucht es doch lieber mit „Dishonored“ und Co.
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Ich finde das Remake wirklich genial. Das Teil war letztes Jahr auf meinem PC ein Pflichttitel und man merkt, dass viel Liebe und Zeit in den Hausputz gesteckt wurde. (Ich war zugegeben auch einer der Supporter bei Kickstarter zu seiner Zeit.)
Ich habe damals das Original gespielt und das war wirklich super. Geniale Atmosphäre.
Da ich heutzutage eine PS5 habe, aber keinen Gaming PC, klingt das sperrige Handling natürlich etwas abschreckend. @Andre: Weißt Du vielleicht, ob auf der PlayStation die „Mausbedienung“ über das Touchpad des Controllers funktioniert? Das würde ja schon Einiges erleichtern.
Als PS5 Spieler kann ich dir aus erster Hand berichten. Das Touchpad hat keine Funktion außer der eines Knopfes.
Die Navigation im Inventar passiert über R oder schneller per DPad.
Es ist ein wenig fummelig, aber im Großen und ganzen braucht man das Inventar mehr dazu Schrott zu verdampfen.
Dank automatischem nachladen und durchschalten der Munition muss man da nicht so oft rein.
Es macht auf jeden Fall viel Spaß, auch wenn ich auf der PS5 nur auf leicht spiele.
Das zielen mit Controller finde ich schwierig und die Gegner können schnell sein.
Aber das tut der Atmosphäre keinen Abbruch.
Auf dem PC habe ich das Game auch noch und da ist das Game für mich auf schwer gut machbar.
Die PS5 musste ich nach der Installation einmal durchstarten. Der Cursor für das Inventar und Bedienung hatte sich beim Start selbstständig gemacht und ist immer nach links oben gewandert.
Nach dem Reboot war alles gut.
Vielen Dank für das Feedback!
Es ist erstaunlich, wie verzerrt die Erinnerung manchmal ist. Ich habe es bisher nur angespielt, aber mein erster Gedanke war, dass das im Grunde, von der Auflösung mal abgesehen, so aussieht wie damals das Original. Dann habe ich mir mal ein Video des Originals angeschaut…
Ehrlich gesagt hätte ich auch nicht erwartet, das heutzutage noch Sprites in Spielen verwendet werden, selbst in Remakes
Wäre eigentlich eine schöne Erfolgsgeschichte das Remake aber leider wurden auch hier wieder die Fans und Geldgeber beschxxxen. Für die erfolgreiche Finanzierung wurden native Mac ubd Linux Ports versprochen, diese wurden aber nie weiter verfolgt und jetzt zum Konsolenrelease in einer kurzen Nachricht abgesagt.