Streaming-Dienste: Für Künstler sind sie von Nachteil

Es ist bekannt, dass Streaming-Dienste für die Nutzer eine bequeme Möglichkeit sind, um auf eine immense Bandbreite an Musik zuzugreifen. Für die Künstler selbst sind sie von Nachteil. Das gilt insbesondere dann, wenn die jeweiligen Musiker noch nicht allzu bekannt sind. Denn das Gros der Einnahmen wird an die großen Labels bzw. deren populärste Künstler ausgeschüttet. Das monieren aktuell auch in Deutschland wieder viele Musiker.

Durchschnittlich zahlt etwa Spotify pro abgespieltem Song nur 0,0025 bis 0,0042 Euro, also den Bruchteil eines Cents. Somit geben viele Musiker an, dass sie zwar durch die Streaming-Angebote ihren Bekanntheitsgrad erhöhen könnten, aber Geld an anderen Stellen verdienen müssten. Primär läuft das mittlerweile über Konzerte, was aktuell in der Pandemie immer noch schwierig ist, sowie über Merchandising. Mit dem Verkauf physischer Medien kommt ebenfalls kaum noch etwas rum, denn der Musikmarkt gehört bereits zu 80 % dem Streaming. In den nächsten drei Jahren werde der Marktanteil der Streaming-Anbieter in Deutschland, gemessen am gesamten Musikmarkt, wohl auf 90 % steigen.

CDs besetzen also nur noch eine Nische und für Vinyl gilt dies ebenfalls. Kritik gibt es da immer wieder daran, dass an die Künstler, die ohnehin schon sehr erfolgreich seien, überproportional viel Geld ausgezahlt werde. Zudem gebe es eine Schräglage, weil die Streaming-Anbieter vor allem den Massengeschmack bedienen würden. Subgenres würden kaum hervorgehoben. Musiker demonstrierten deswegen bereits in 30 Städten weltweit, um die Bezahlung gerechter zu handhaben.

So legt Spotify aktuell ein recht intransparentes Pro-Rata-System an. Dabei wird also nicht spezifisch nach Stream ausgezahlt, sondern nach dem Marktanteil der Musiker. Darunter leiden Newcomer und Künstler in weniger populären Genres, während Mainstream-Musik profitiert. Es gehe aber nicht nur um die Bezahlung, sondern auch um die Wertschätzung den Künstlern gegenüber, ohne welche es gar keine Musik bei den Streaming-Anbietern gäbe. Problematisch sei aber auch die Trickserei mit den Abrufen – da kann ich das obige Video wärmstens empfehlen, welches die Masche eindrucksvoll vor Augen führt. Dadurch werde die Bezahlung auch manipuliert.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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24 Kommentare

  1. Aber war das denn früher bei unbekannten Künstlern so viel anders? Man liest doch oftmals das viele Verträge abgeschlossen haben wo nichts bei rum gekommen ist.

    Finde eher nur das die Künstler heute nur noch schwieriger haben aus der Masse hervorzutreten.

    • War früher (und ist heute noch) bei Verwertungsgesellschaften auch schon Scheisse. Um bei der GEMA ordentliches „richtiges“ Mitglied zu werden muss man über 5 Jahre genug Umsatz erwirtschaften. Die bekommen das meiste Geld.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_für_musikalische_Aufführungs-_und_mechanische_Vervielfältigungsrechte#Umsatz

      Da sieht man wie sich das über die Jahre zugunsten der großen Fische entwickelt hat. Mittlerweile bekommen Rechtsnachfolger (Erben) sogar mehr als der Pöbel (außerordentliche „normale“ Mitglieder). Denk dran wenn mal wieder Last Christmas durchgenudelt wird. Die Erben von Michael verdienen damit 50M EUR pro Jahr.

      • Das ist mal was wo man ansetzen sollte. Erben sollten drastisch weniger von dem Kuchen abbekommen. Und das sage ich als grogrosser Michael Jackson Fan. Ansonsten sollten die Musiker sich an die Plattenfirmen wenden, die sind diejenigen, die solche für die Künstler nachteiligen Dinge zulassen.

  2. Wie immer ist es eine zweischneidige Medaille, jedes Schwert hat zwei Seiten.
    Wenn es rein ums Geld geht dann stimmt der Artikel.
    Für mich als Hobbymusiker sieht die Sache ganz anders aus. Ich kann, für wenig Geld, meine Musik überall verfügbar machen. Leute die mich von kleinen Konzerten oder aus dem Internet kennen können meine Musik hören. Ich will kein Geld damit verdienen, freue mich aber wenn jemand meine Musik hört.
    Ohne streaming Dienste wäre das früher unmöglich gewesen. Ich hätte mir selbst CDs brennen müssen oder so ein Kram.
    Ja die Zeiten in denen so viele Musiker von Musik leben konnten sind evtl vorbei. Ce la vie.
    Die reine Masse der neuen Musik jede Woche mehr mir klar dass man darin einfach untergeht. Klar, die Dienste können besser und fairer bezahlen, sollen sie bitte auch aber ich selbst habe gern viel Musik verfügbar zum kleinen Preis.

    • Was für Musik machst du und wie kann man dich finden?

    • Genau so sehe ich es auch. Man kann sehr einfach die produzierten Lieder veröffentlichen, diese werden im Freundeskreis geteilt und bei gefallen werden die Lieder sehr schnell bekannt, geliked und weiter empfohlen. Ich kann mich da mehr auf das Musikhobby konzentrieren und habe mehr Freude an der Kreativität.
      Ich bin froh das es nun so ist wie es jetzt ist.

  3. Ich finde, dass es uns, Programmierern genauso oder sogar viel schlechter geht!
    Durch große Software-Firmen ist es fast unmöglich geworden, einem Indie-Programmierer reich und bekannt zu werden.
    Es gibt ja ein Paar Superstars wie Zuckerberg, Newell, Sweeney, Brin, die Unmengen verdienen, der Rest verdient aber gerade noch seinen Lebensunterhalt.
    Und mit Konzerten und Merchandising können wir garnix verdienen.

    • Bei den großen Software firmen in USA verdient man aber im Praktikum bereits 6stellig und heutzutage kannst du ohne Probleme ein gutes Produkt per AppStore/PlayStore veröffentlichen. Solche Medien gab es früher nicht.

      • DerEineDa says:

        Ich denke fast, dass der Kommentar von Alex leicht sarkastisch gemeint war, so habe ich ihn zumindest gelesen

      • In App Store oder Android Market konnte man vielleicht 2010 was verdienen.
        Nun gibt es dort Millionen von Apps.
        Um heute mit einer App Geld zu machen, muss man zuerst sehr viel in Werbung investieren.

        • Gustavson says:

          Und genau darum ging es doch den Betreibern. Google lebt von Werbung und Apple macht auch in Werbung. Es ging nie um die Entwickler oder Nutzer. Nur um Geld. Auch bei Spotify.

  4. Sehe da eher die Label in der Verantwortung. Das ist deren job das zu verhandeln und newcomers gerecht zu bezahlen. Dafür gibt es Kabel und co. Spotify ist nur ein dienstleister

  5. Poweruser009 says:

    Daher werden auch die Musiktitel kürzer. Statt wie vor Jahren im Durchschnitt 4 Minuten, sinkt es aktuell auf 2:58 Minuten.
    So bekommt der Künstler mehr Geld, da der Titel öfters abgespielt wird.

  6. Es ist eben so: Früher hat eine Band ein Album gemacht, und ist dann auf Tour gegangen, um es zu bewerben. Verdient hat man mit dem Album.

    Heute mach die Band ein Album, um auf Tour gehen zu können –> Geld macht man dann mit den Karteneinnahmen und vor allem dem Merchandising.

    Wenn Ihr also junge Bands unterstützen wollt: geht auf Konzerte und kauft Euch DORT T-Shirt und Co… Geht ja jetzt bald wieder…

    • Konzert = 1-3 Stunden Fahrtzeit, vielleicht sogar mehr mit einer Übernachtung, dann noch ca. 1 Stunde auf die eigentliche Band warten, sehr viele Leute um dich herum, vielleicht muss man 1-2 Stunden im Stehen verbringen, und das kostet dann wie ein Jahr Spotify.
      Too old for this shit.

  7. Es gibt ja schon lange die Idee des User centric payment. Wenn ich also 10€ an Spotify jeden Monat abdrücke, dann zieht Spotify deren Anteil an (sagen wir 3 bis 4€) und der Rest wird nur an die Künstler verteilt, die ich höre und nicht an „Stars“, die ich gar nicht höre. Fände ich persönlich deutlich besser…

    • Und was genau findest Du daran besser? Der Künstler wird nach Abruf bezahlt und der ist identisch, egal ob das Geld nun von Deiner Überweisung gezahlt wird oder von dem Gesamtbudget aller Zahlungen.

      • Ich denke, was Jsc mein, ist das Prinzip, was Flattr. mal versucht hat (und leider nicht auf breiter Front erfolgreich war)

        Du zahlst z.B. 10€ in einem Monat pauschal für Streaming. Sagen wir mal 5€ gehen an den Anbieter.
        Der Streaming-Anbieter protokolliert was Du hörst.
        Wenn Du in diesem Monat NUR Künstler*in A gehört hast, gehen 5€ an A
        Hast Du in diesem Monat A und B zu gleichen Teilen gehört, bekommt jeder 2,50€ von Deinem Monatsbeitrag.
        Hast Du A 4x und B 1x gehört, bekommt A 4€ und B 1€

        Dabei ist dann egal, ob man einen Song 1x oder 100x hat laufen lassen – allein das Verhältnis zählt weil jeder Song gezählt und das monatliche Geld auf alle Klicks verteilt wird.

        Wobei diese Rechnung nur ein wohlwollendes Beispiel ist.
        Es kann ja auch sein, dass von den 10€ ganze 9,50€ an den Streaming-Dienst gehen und nur die restlichen 0,50€ verteilt werden – Ich kenne die Kosten der Anbieter nicht

  8. Natürlich kriegen die Musiker bei Streaming zu wenig Geld. An Spotify verdienen nur die Investoren (Goldman Sachs, Deutsche Bank, Coca Cola, aber auch die Musikindustrie) und Künstler mit Millionen von Hörern. Aber die Legende von „früher war es für die Musiker besser“ stimmt auch nicht.

    Um früher (Vinyl-Zeitalter, also bis 1990) Musik zu veröffentlichen, brauchte man einen Produzenten, ein Studio und ein Presswerk. Also die Musikindustrie, die auch für das Marketing sorgten. Dafür musste man von denen für würdig empfunden werden, einen Plattenvertrag zu bekommen. Damit war man ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wer seine Musik, seinen Stil und sein Image ihren Vorstellungen nicht anpasste, flog raus. Wer keinen Umsatz macht, flog raus. Ich könnte hier zig lustige/traurige Anekdoten erzählen, wie das vor sich ging.

    Als unbekannter Künstler oder als Musiker mit ausgefallenem Stil hattest du keine Chance, es sei denn, du wurdest zufällig von einem Agenten entdeckt und als hoffnungsvoll betrachtet. Oder du musstest ins Casting für eine Statistenrolle in einer Mainstream-Band.

    Es wurden nur Platten gepresst, die Erfolg versprachen. Es hieß, erst mit etwa 10.000 verkauften Alben hatte man die Herstellungskosten wieder raus, erst darüber wurde verdient. 1980 wurden im ganzen Jahr weltweit so viele Platten veröffentlicht wie heute in einer Woche, hab ich irgendwo gelesen.

    Heute ist Musik demokratisiert: Jeder kann spielen, aufnehmen und veröffentlichen was er will. Aber davon leben können heute wie früher nur sehr wenige Künstler. Und wenn ich mir die Charts angucke, sind dort heute mehr Künstler vertreten als „in der Zeit, als Musiker von ihrer Musik leben konnten“.

  9. Ich kann mich entsinnen dass BAP zu Anfang vehement dagegen war (gegen Spotify etc) Hab grad Testabo von Deezer und da sind se jetzt auch … möchte mal wissen was den Ausschlag gegeben hat dass sie jetzt doch überall vertreten sind. Vielleicht ist‘s auch Verhandlungssache !?

    • War bei den Toten Hosen und die Ärzte ebenfalls so, die haben sich anfangs dagegen entschieden und sind nun beide bei Spotify vorhanden. Kleine Künstler werden wenig verdienen, das war aber auch immer schon so. Die großen werden aber genug Geld von den Streaming Anbietern erhalten sonst wären sie nicht dabei. Ich selbst habe durch Spotify schon etliche Musiker entdeckt, die ich sonst niemals gefunden habe. Ich kaufe allerdings dann auch CDs oder Vinyl um die kleineren Künstler zu unterstützen. Konzerte besuche ich dann sowieso(von Künstlern die ich sonst nie entdeckt hätte). Das Songs ihre Durchschnittszeit verändern ist schon immer so, früher war es für das Radio und heute für die Streaming Dienste.

  10. Das waren noch Zeiten für die KünstlerInnen. Manche haben mit einem gescheiten One-Hit-Wonder richtig Kohle verdient. Als es noch LP und CD gab und noch kein Internet. Und 15 Jahre später noch einmal durch ein paar Oldieshows getourt und fertig war die Rente auf Malle.
    Früher gab es auch noch Maxis (meist farbig) – ein Song auf 8 Min Und heute GottseiDank nur knapp 3 Min.

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