Steven Sinofsky: So hat Microsoft den Launch des Apple iPad wahrgenommen
Steven Sinofsky ist von Mitte 2009 bis Ende 2012 der Leiter der Windows-Sparte bei Microsoft gewesen. In einem Twitter-Thread sowie einem Beitrag bei Medium wirft er nun einen Blick zurück auf die Geschichte des Apple iPad und wie der Launch des Tablets in Redmond die Köpfe zum Rauchen gebracht hat. Anlass? Das erste Apple iPad ist gestern vor zehn Jahren erstmals vorgestellt worden.
Laut Sinofsky sei die Ankündigung des ersten Apple iPad von vielen als „magisch“ gefeiert worden, für ihn habe sie aber natürlich als Verantwortlichen der Windows-Sparte viele Herausforderungen mit sich gebracht. Auch Microsoft habe bereits seit Jahren an ähnlichen Geräten gebastelt, sei aber stets auf Win32 und einen Stift als Eingabegerät fixiert geblieben. Von dem ersten Tablet aus dem Hause Apple habe man nichts anderes als eine Art abgewandelten Mac erwartet, der sich per Touchpen bedienen lasse.
So sei man bei Microsoft dann auch davon ausgegangen, dass ein Tablet von Apple in erster Linie eine Antwort auf die damals noch verbreiteten Netbooks sein könnte. Doch genau diesen Plan hegte Apple gar nicht, da man von Netbooks grundsätzlich nichts hielt. Und die Geschichte gibt Apple recht, wenn man sich anschaut, wo Netbooks heute sind. Sie existieren schlichtweg nicht mehr. Steve Jobs erklärte schon damals, dass es Apples Ziel sei, mit dem iPad sei ein Produkt auf den Markt zu bringen, das Vorteile gegenüber einem Notebook und gegenüber einem Smartphone biete.
Ein Netbook könne das aber nicht sein, denn jene krankten nach Jobs Ansicht unter schlechten Displays, veralteter PC-Software und geringen Geschwindigkeiten. Sie seien schlichtweg schlechte Laptops. Nun bin ich der Ansicht, dass auch ein Tablet nur die Nachteile von Smartphones (kaum produktive Arbeit möglich) mit den Nachteilen von Notebooks (groß und klobig) vereint, ohne die Vorteile einer der beiden Produktgruppen (portabel / kompakt im Falle der Smartphones und für Arbeit geeignet im Falle der Notebooks) zu übernehmen. Das ist aber Ansichtssache.
Bei Microsoft habe man auf das iPad damals auch mit großer Überraschung reagiert. Vor allem die Angaben zur Akkulaufzeit seien damals beeindruckend gewesen. An das produktive Arbeiten an einem Tablet, ohne Maus und Tastatur, wollte man aber nur schwer glauben. Die 3G-Fähigkeit des iPads habe Microsoft wiederum damals kalt erwischt, denn mit einem Windows-PC wäre etwas Derartiges damals nur mit sehr hohen Kosten möglich gewesen.
Laut Sinofsky sei der Trick des Apple iPad gewesen, dass es zwar viele Dinge nicht beherrscht habe, die Dinge, die es konnte, beherrschte es aber in vielen Fällen unkomplizierter und besser als die Konkurrenz – und sei es nur der mobile Abruf von E-Mails. Am Ende hatten die meisten PC-Hersteller und auch Microsoft damals einfach in die falsche Richtung gedacht – das gilt auch für Microsoft. Apple wagte einen anderen Weg und der Erfolg hat ihnen recht gegeben.
Das iPad ist neben der Apple Watch eines der besten Geräte von Apple.
Beim iPad kann ich diese Einschätzung teilen.
Die Apple Watch hat für mich eine im Vergleich zu Samsung-Smartwatches eine indiskutabel schlechte Akku-Laufzeit.
Ich habe den Vergleich nicht, aber meine Apple Watch hält 2,5 Tage (eher 3 Tage, dann aber mit Gangreserve am Ende des 3. Tages). Wenn ich damit Sport mache, also zb eine Stunde Laufen gehe, dann natürlich nicht, aber danach wird die sowieso gewaschen und geladen während ich dusche.
Abgesehen von der Akkulaufzeit wirkt die Apple Watch auf jeden Fall um Klassen hochwertiger, bei den Smartphones ist der Unterschied hingegen nicht so krass. Zudem sind die Funktionen und das Zusammenspiel mit dem iPhone natürlich sehr gut.
Meine Series 4 schafft keine 3 Tage, auch nicht ohne sportliche Bestätigung. Das hängt doch sehr von der Nutzung ab. 2 Tage wird knapp und da muss man nachts schon mindestens auf Flugmodus stellen.
Für mich ist das noch okay, ich kriege ich sie immer geladen, da ich praktisch jede Nacht zu Hause schlafe, aber wenn man öfter mal spontan ein Wochenende woanders verbringt, dann wird es knapp und ich kann dann schon verstehen, dass es für manchen ein Deal-Breaker ist.
Zitat: Nun bin ich der Ansicht, dass auch ein Tablet nur die Nachteile von Smartphones (kaum produktive Arbeit möglich) mit den Nachteilen von Notebooks (groß und klobig) vereint, ohne die Vorteile einer der beiden Produktgruppen (portabel / kompakt im Falle der Smartphones und für Arbeit geeignet im Falle der Notebooks) zu übernehmen.
Kann ich nicht unterschreiben, ich habe viel Kundenkontakt und zeige denen alles mögliche, Präsentationen, Bilder von Installationen, Movies außerdem mache ich alle meine Notizen (auch im Büro) über Goodnootes und Pencil email oder surfen geht natürlich sowieso und wenn ich im Flieger sitze, sehe ich Filme und Dokus auf dem Ipad (zum Teil aus den ÖR Mediatheken oder Filme). Wenn ich unterwegs bin ist für mich das Ipad wesentlich wichtiger als das Notebook. Mit IpadOS ist das alles noch einen ganzen Zacken runder geworden. Bin wirklich sehr begeistert. Demnächst fange ich mit Affinity an, vielleicht kann ich mir ja „Lightroom“ abgewöhnen (Adobe und sein Abomodell……..).
Tut mir Leid, aber was du so aufzählst sind meiner Meinung nach alles keine oder nur sehr eingeschränkt Produktivtätigkeiten – Präsentationen zeigen, Notitzen machen, Surfen, Filme abspielen. Versuch mal, so ein iPad für professionelle Bildbearbeitung, für CAD, zum Programmieren oder mit ausgedehntem Multitasking zu verwenden. Der Bildschirm wird in der Regel zu klein sein und der Prozessor zu schwach. Und ohne ordentliche Tastatur… naja. Wenn man extra eine mitschleppen muss, erübrigen sich die Vorteile eines Tablets sofort. Da bietet Microsoft mit dem Surface Pro mittlerweile auch mehr fürs Geld. Und wenn es kein Tablet sein muss, ist ein Lenovo der X-Serie oder Dell XPS mittlerweile auch portabel genug für unterwegs und bietet eine gute Akkulaufzeit. Genug Leistung für mal eben Fusion 360 oder Visual Studio bringen die auch mit.
Wer unterwegs produktiv sein will, greift eher zu einem Ultrabook als ein Tablet. Von daher schließe ich mich der Ansicht des Autors an.
Über Geschmack lässt sich eben gut streiten 😉
„Produktivität“ definiert doch jeder anders. Ein Grafikdesigner braucht vielleicht einen performanteren Unterbau, um die Applikationen gut laufen zu lassen, ebenso ein Programmierer. (Ganz zu Schweigen von der Softwareverfügbarkeit)
Für den Vertriebler oder Berater ist es ein gutes Instrument, um seinen Kunden Dinge zu präsentieren oder abzustimmen und diese Entscheidungen festzuhalten. Und wenn das mit dem Teil funktioniert ist das doch super, wenn ich weniger Gepäck mit mir rumschleppen muss.
Am Ende ist es persönliche Präferenz und das deckt der Markt ja auch ab. Für die einen gibts Tablets und für die anderen eben anderes Spielzeug.
> Wer unterwegs produktiv sein will, greift eher zu einem Ultrabook als ein Tablet. Von daher schließe ich mich der Ansicht des Autors an.
Ich nicht. Ich habe MacBook Pro gegen einen aufgebohrten Mac mini für zu Hause und iPad Air für unterwegs zum produktiven Arbeiten getauscht. Was nun?
Peter
„Produktiv“ ist immer eine Frage der persönlichen Perspektive. Und ein iPad ist z.B. für einen Makler der das Gerät bei Besichtigungen benutzt deutlich „produktiver“ als es jemals irgendein Notebook oder Ultrabook sein könnte.
Interessant ist, dass das iPad (oder Tablets allgemein) für mich erst interessant geworden ist, seitdem es den von Microsoft so erwarteten „Touchpen“ gibt oder die Software weg vom Smartphone-OS Richtung richtigem Desktop OS geht („iPadOS“).
Nee, der Touchpen ist eher ein Stift zum Schreiben, Zeichnen etc., bei Microsoft wurde der auch dazu benutzt, das auf Maus ausgerichtete OS zu bedienen (also die kleinen Schaltflächen zu treffen was mit dem Finger nicht möglich war). War bei den WinCE phones nicht anders. Auch heute noch hat Microsoft kein echtes, ohne Stift bedienbarers, Tablet OS am Start. Win10 ist ein schlechter Witz. iPad war von Anfang an auf Fingerbedienung ausgelegt, den Stift gibt es auch schon länger aber der wird wie gesagt in den Anwendungen verwendet (ich schreibe meine Meeting Notes, meine Tochter malt damit, andere bearbeiten ihre Fotos damit etc. pp.)
Windows 8.1 war schon eine echt gute Antwort auf das iPad. Leider krankte es daran, dass es nicht für alle Bedienelemente eine Touchentsprechung gab (was zu verschmerzen war) und dass die Programmierer konsequent Apps boykottiert haben (Ironie auf ganz hohem Niveau: in der Tasche mit Android und iOS rumlaufen und Win32-Software für das Surface programmieren). Die Abwärtskompatibilität ist der Tod von Windows.
Ich hatte vor dem iPad ein Netbook. Das Netbook war eine Katastrophe, total lahm und völlig ungeeignet für alles, der größte Hardwareschrott den ich bisher gekauft habe, man könnte darauf noch nicht mal Videos schauen. Seit dem ich das erste iPad 1 gekauft habe nutze ich zuhause ausschließlich Tablets. Es deckte von Anfang an sehr viele tägliche Aufgaben ab. Ich musste damals nur 1-2 mal im Monat an meine PC um Briefe zu schreiben oder Ebay anzeigen zu erstellen. 2-3 Jahre später hatte sich das auch erledigt, nachdem sich die Apps weiterentwickelt hatten. Einen PC werde ich wohl eher nicht mehr kaufen weil ich ihn schlichtweg nicht mehr brauche. Für mich hatte die Erfindung des iPads eine größere Bedeutung als das iPhone.
Sicherlich gibt es gerade mit Blick auf die Produktivität diverse Meinungen. Meiner Meinung und (produktiven) Erfahrung nach ist aber spätestens mit iOS 13 ist die Lücke zwischen dem iPad und einem Notebook so klein geworden, dass es für die Masse der Anwender ein Notebook durchaus ersetzen könnte. Aber es ist natürlich ein anderes Arbeiten, gewohnte und vielleicht auch die langjährig erprobte Workflows lassen sich natürlich nicht 1:1 übernehmen. Trotzdem ist das natürlich nicht immer und in jedem Fall eine gute Idee. Aber wenn man sich mal die Mühe macht und sich die Zeit nimmt, sich intensiver damit auseinandersetzen, geht mit dem iPad weitaus mehr, als vielfach angenommen wird.
Tablets sind für mich nur für kurze Nutzung geeignet. Für die meisten meiner „richtigen“ Aufgaben will ich Bildschirmfläche, Bildschirmfläche und Bildschirmfläche. Bei der Bildbearbeitung, der Webentwicklung oder bei der Arbeit mit Tabellen macht sich eine größere Bildschirmfläche durch deutlich verbesserte Produktivität.
Wenn ich den ganzen Tag an einem Gerät sitze, spielt für mich zudem die Ergonomie eine große Rolle. Da ist ein Tablet konstruktionsbedingt äußerst schwach aufgestellt. Mir sind auch keine Lösungen bekannt, die ein Tablet zu einem ergonomischen Arbeitsplatz machen. Dazu gehört ein Bildschirm der ohne große Kopfneigung sichtbar sein muss.
Für Gelegenheitsnutzung oder Kleinkram sind Tablets durchaus geeignet. Manchem mag das schon genügen.
„ dass es für die Masse der Anwender ein Notebook durchaus ersetzen könnte“
Bildbearbeitung und Webentwicklung sind sicherlich nicht die Masse. 😉 Wenn du dich mal in der City umhörst, werden viele sogar nur noch ihr Smartphone nutzen, um den gängigen Alltagskram zu erledigen und der PC verstaubt, wenn er überhaupt noch vorhanden ist…
so sehe ich das auch. Die Bildschirme sind meistens zu klein, um es übersichtlich zu haben. Zwei Fenster oder mehr nebeneinander legen zu können, um eine bessere Übersicht zu haben, ist schon sehr viel produktiver, als ständig zwischen 2,3 Apps hin- und her schalten zu müssen.
Fürs Surfen auf der Couch und zum eMails lesen, ist ein Tablet gold wert. Zum Konfigurieren auf der Linux-Shell muss ich aber schon ein Notebook nehmen und wenn ich das Haus konfigurieren möchte (KNX mit der ETS) dann brauche ich Bildschirmfläche und setze mich sogar an den Schreibtisch…. und erst am Schreibtisch sitzt man rückenschonend. Tablet und Notebook werden meist nur auf der Couch genutzt und dann geht es auf den Nacken.
Absolut korrekt. Als Programmier (allerdings ein richtiger, kein Web) kann ich auch nur feststellen, dass Hämmer nur für gelegentliches Basteln im Haus durchaus geeignet sind, aber keinesfalls für richtige Aufgaben.