„Split Fiction“ angespielt: Der zweite Geniestreich von Hazelight?
Electronic Arts und Hazelight haben mit „Split Fiction“ ein neues Koop-Abenteuer veröffentlicht, das indirekt das schwere Erbe von „It Takes Two“ antreten muss, dem bisher größten Erfolg des Entwicklerstudios. Ich selbst konnte mir das Game am PC anschauen und schildere euch daher gerne in diesem Bericht meine Eindrücke.
„It Takes Two“ habe ich damals ebenfalls hier im Blog vorgestellt – fantastisches Spiel, das zu den besten des Genres gehört. Da muss ich gleich einschränken: Ja, auch „Split Fiction“ ist ein tolles Game. Nein, es kann aber nicht mit „It Takes Two“ mithalten. Das liegt an unterschiedlichen Faktoren. Für mich zwei der wichtigsten: Zum einen waren May und Cody, die Hauptcharaktere von „It Takes Two“, als zerstrittenes Ehepaar, das zusammenfinden muss, um wieder zu seiner Tochter zu finden, liebenswerter. Auch hatte die Geschichte aus meiner Sicht mehr emotionale Tiefe.
Zum anderen strotzte die Welt von „It Takes Two“, in welcher die Protagonisten als Mini-Puppen durch die Welt stapfen mussten und auf Tiere, lebendige Spielzeuge und mehr trafen, nur so vor Kreativität. Bei „Split Fiction“ sind die Fantasy- und Science-Fiction-Welten des Spiels deutlich generischer – sowohl grafisch als auch inhaltlich. Ich meine, schaut euch das Artikelbild an – wirkt das irgendwie einzigartig? Doch kommen wir einmal genauer zu Technik und Gameplay.
Mein Test-System:
- CPU: AMD Ryzen 7 9800X3D
- CPU-Kühler: Noctua NH-D15 G2
- Motherboard: MSI Tomahawk Wi-Fi AMD X670E
- RAM: 64 GByte G.Skill Trident Z5 Neo RGB DDR5-6000 CL30
- Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 4080
- SSD: Kingston Fury Renegade 2 TByte + WD_Black SN850 1 TByte
- Netzteil: be quiet! Power Zone 2 (850 Watt)
- Tower: be quiet! Dark Base Pro 901 (White)
„Split Fiction“: Ein reines Koop-Spiel
Wie auch die vorherigen Spiele von Hazelight bzw. des Entwicklers Josef Fares kann „Split Fiction“ nur im Koop gespielt werden – das geht sowohl lokal als auch online. Es ist keine reine Singleplayer-Partie möglich. Abermals gibt es also logischerweise auch zwei Hauptfiguren: Das sind die beiden Autorinnen Mio und Zoe. Diese wollen einen Verlag von ihren Fähigkeiten überzeugen, doch dann geht etwas gehörig schief. Beide landen in einer Simulation ihrer potenziellen Werke, die Fantasy und Science-Fiction bedienen sollen. Können sie erneut in der Realität ankommen? Tja, das hängt natürlich von euch als Spielern ab.
Dabei wechseln hier unterschiedliche Areale – mal seid ihr in einer von Neonlicht durchfluteten Zukunftsmetropole unterwegs, ein anderes Mal durchkämmt ihr Fantasy-Ruinen. Wie schon in „It Takes Two“, Brothers“ oder „A Way Out“ übernimmt der eine Spieler einen Charakter und der andere Mitspieler Figur Nummer 2. Gemeinsam löst ihr dann Rätsel und übersteht Kämpfe und Geschicklichkeitspassagen. Nur durch das Zusammenspiel lässt sich der weitere Weg gemeinsam beschreiten. Wer die vorherigen Games von Fares gespielt hat, kennt das: Mal muss Mio für Zoe den Weg öffnen, mal läuft es umgekehrt. Eine Hand wäscht stets die andere.
Immer wieder werden auch besondere Gegenstände eingesetzt, die den Figuren kurzfristig spezielle Fähigkeiten verleihen und das Gameplay auflockern. Dabei wechselt „Split Fiction“ auch teilweise die Genres und wird mal plötzlich zu einem Rennspiel, um zu einem anderen Zeitpunkt in einem Shooter zu münden. Wie schon bei „It Takes Two“ spielen auch immer wieder humorvolle Augenblicke eine Rolle und das Spiel nimmt sich nicht zu ernst. Zumal es auch immer wieder Chancen gibt in den an sich linearen Abschnitten ein paar Dinge am Rande zu erkunden und so etwas Easter Eggs zu entdecken und kleine Zusatzrätsel zu lösen.
Der Schwierigkeitsgrad von „Split Fiction“ ähnelt dabei dem von „It Takes Two“, ist also fair gehalten. So gibt es faire Rücksetzpunkte und automatisches Speichern verhindert, dass ihr beim vorzeitigen Ableben allzu lange Passagen wiederholen müsstet. Knackig wird es teilweise bei End- und Zwischengegner, die ihr stets mit perfekt abgestimmter Zusammenarbeit besiegen müsst. Da waren die Entwickler auch wieder sehr kreativ. Allerdings fehlt hier aus meiner Sicht einfach der liebevolle Charme, den „It Takes Two“ entwickelten konnte. Wie schon erklärt, finde ich das Art-Design in „Split Fiction“ zu generisch. Gerade die Science-Fiction-Welten sehen manchmal nach Hero-Shooter XY aus und haben keinen hohen Wiedererkennungswert. Das mag aber Geschmackssache sein.
Mio und Zoe sind leider keine Sympathieträgerinnen
Versteht mich nicht falsch: Allein in Sachen Gameplay und Abwechslungsreichtum steht „Split Fiction“ dem grandiosen „It Takes Two“ in nichts nach. Mir persönlich kam das zuletzt genannte Spiel aber visuell in seinem Pixar-artigen Stil einfach charmanter vor. Technisch liegt „Split Fiction“ dabei am PC, ich habe die Steam-Version getestet, natürlich vorne. In 4K mit 60 fps, die sollten es bei so einem Spiel mit vielen Plattforming-Passagen schon sein, macht der Titel durchaus etwas her. Wenn man bedenkt, dass parallel immer zwei Szenerien gerendert werden müssen, eben für jede Spielfigur, dann ist das Gebotene schon klasse. Doch es gibt ein anderes Problem.
So sind Mio und Zoe für mich persönlich einfach keine Sympathieträgerinnen und haben nicht die Tiefe, die ich mir gewünscht hätte. Ging es in „It Takes Two“ mit viel Warmherzigkeit aber manchmal auch Melancholie um ein ehemaliges Liebespaar, das die gemeinsame Vergangenheit schätzen lernt aber auch zentrale Unterschiede akzeptieren muss – und dabei versucht für die gemeinsame Tochter eine Lösung zu finden, so sind hier zwei Frauen die Hauptfiguren, die heruntergebrochen mit Romanen das große Geld machen wollen. Das ist einfach deutlich weniger zugänglich.
Mio ist dabei zudem oft bissig und zynisch und vermittelt fast immer einen leicht genervten Eindruck. Das soll sicherlich ein Kontrast zur optimistischen und aufgeschlossenen Zoe sein, sorgt aber letzten Endes oft für Augenrollen. Zwar erfährt man im Verlauf mehr über die Hintergründe beider Figuren, wodurch man durchaus ihr Verhalten nachvollziehen kann, aber es fehlt an einer Bindung zwischen den Figuren, die für einen Anker sorgen könnte. Die entstehende Freundschaft der sehr unterschiedlichen Frauen wirkt am Ende sehr konstruiert, was mich ab und an aus dem Spiel gerissen hat.
Mein Fazit zu „Split Fiction“
„Split Fiction“ ist ein tolles Spiel, dessen Kauf ich jedem Koop-Fan nur empfehlen kann. Warum klingt dieses Review dennoch recht kritisch? Weil es eben nicht so großartig ist wie zuvor „It Takes Two“. Dass es daran scheitert, darf man dem Titel vielleicht aber nicht zu übel nehmen, denn es tritt in die Fußstapfen eines absoluten Meisterwerks. So kann das Gameplay zwar voll mit dem indirekten Vorgänger mithalten und die Technik geht einige Schritte weiter, es fehlt für mich aber in Story und Charakteren das Herz, welches „It Takes Two“ so einzigartig gemacht hat.
Ich kann aber voll und ganz verstehen, dass es auch diejenigen geben wird, die „Split Fiction“ sogar bevorzugen werden und vielleicht mit dem teils kindlichen Stil des Vorgängers nicht zu 100 % warm geworden sind. Letzten Endes handelt es sich auch hier um ein fantastisches Koop-Erlebnis, das ihr nicht verpassen solltet. Zumal ihr auch hier einen Friend-Pass verwenden könnt, um einem Kumpel Zugang zum Spiel zu verschaffen, ohne dass derjenige es kaufen müsste.
- Dieses Videospiel ist das neue, unverzichtbare Abenteuerspiel mit geteiltem Bildschirm für zwei Spieler;...
Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.
Die Kreativität der Entwickler ist für mich immer wieder unglaublich. Was Spielmechaniken und Ideen angeht ein unfassbar starker Titel. Nur die deutsche Synchro ist nicht mein Fall und könnte zeitweise ohne hinzusehen auch eher ein jugendfreies Filmchen sein.
Meine Frau und ich können deinem Beitrag nur zustimmen.
Es ist Jammern auf hohem Niveau. Aber ITT ist für uns das bessere Game, durch die genannten Gründe.
Und sie mag die schnellen SF Passagen nicht so.
Spiele ich aktuell nir meinem Sohn, mit dem ich schon It Takes Two zwei Mal durchgespielt habe.
Einen kurzen Schockmoment gab’s beim Fanti Easteregg, die Passage hat ihm beim alten Spiel weinen lassen, aber sonst: super Spiel nur super Ideen bzw Spielmechanik und Sidequests. und läuft seobst auf meinem 8 Jahre alten PC absolut spielbar. Respekt.
Nachdem wir in den Sommerferien It Takes Two durchgespielt hatten, habe ich Split Fiction vorbestellt und bekam es einen Tag vor der offiziellen Veröffentlichung.
Nach ein paar Stunden im Spiel hatte ich ähnliche Eindrücke, aber mein Kind ist total begeistert.
Wir sind auch auf ein paar Fehler gestoßen. Einmal beim Reiten der Sandhaie fiel mein Kind aus der Welt raus bzw. kam in einen Raum, der wie ein Uhrenturm oder so aussah, und fiel etwa 15 Minuten lang, bis sie auf einem transparenten Boden landete. Da konnte man gefühlt ewig in jede Richtung laufen, so ähnlich wie wenn man in Minecraft im Sandkastenmodus unter die Welt gelangt. Manchmal kann man durch die Wände gehen oder irgendwo landen, wo es keinen Ausweg mehr gib.
Das ist wieder toll geworden. Bin ca. zur Hälfte durch. Spiele es mehr oder weniger parallel-versetzt mit zwei Freunden, in der einen Session Mio und in der anderen spiele ich als Zoe.
Kreativität, Optik und die ganzen Ideen die da drin stecken sind wieder super. Mir persönlich gefallen insbesondere die eher düsteren Sci-Fi Abschnitte und ich finde es sehr amüsant das Mios Geschichten eben permanent mit Kämpfen und eher „üblen“ Szenarien voll sind, während es bei den Fantasy Abschnitten auch mal ruhiger und „schöner“ zugeht.
Ich sehe auch den Punkt, das einige It Takes To bevorzugen. Die Tonalität von dem Spiel und die Idee dass das ein Pärchen ist, was quasi seine Ehe damit aufarbeitet ist natürlich einmalig.
Aber nichts desto trotz finde ich in Split Fiction auch Elemente, die ich gegenüber ITT bevorzuge.
Alles in allem wieder ein hervorragendes Game und Kudos an Hazelight und Josef Farez das komplett auch Mikrotransaktionen und etwaige „Boni“ verzichtet wurde, plus der Cross-Plattform Freundespass. Besser gehts nicht.
Das Spiel ist super, die Story finde ich leider auch etwas mau. Ich weiß, es ist sicherlich so gewollt, aber die Sci-fi Parts sind mir immer etwas zu stressig, da kommt bei mir kein richtiges Feeling auf.
An It Takes Two kommt es wirklich nicht Ran und ich will – aufgrund des Mangels an Koopspielen auch gar nicht meckern – aber bei Split fiction stört mich am meisten das schnelle Tempo. Man rennt so schnell durch die Welten und hat gar keine Erkundungselemente. Auch wäre es schön wenn man etwas zum Sammeln hätte – glaube das gab es doch bei It Takes Two, wo man Minispiele finden konnte.