Senstroke ausprobiert: Der stille Weg zum Hobby-Schlagzeuger

Seit März letzten Jahres hält uns das Coronavirus in Atem. Das soziale Leben läuft auf dem Minimum, so ziemlich alles ist geschlossen. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf Bildung und Hobbys. Zu beiden Bereichen gehört das Erlernen eines Instrumentes. Ich stellte euch Ende letzten Jahres schon den Jamstik vor, mit dem ich nicht ganz zufrieden war. Nun kommt etwas aus der Kategorie „Haudrauf“. Senstroke heißt die Firma, die sich aufmacht, euch das Schlagzeugspielen beizubringen – ohne Schlagzeug.

Rock Band und Guitar Hero haben das Instrument-Spielen gamifiziert. Auch wenn man dort – bis auf Rocksmith – nicht auf echten Instrumenten gespielt hat, hat der eine oder andere dadurch sicher Blut geleckt. Senstroke geht zum Teil einen ähnlichen Weg, aber fangen wir von vorn an. In der mir vorliegenden Box findet man zwei Drum Sticks und zwei dazugehörige Sensoren. Dazu gibt es noch zwei weitere Sensoren, die ihr – ihr ahnt es schon – an die Füße klemmen könnt. Hi-Hat und Bass Drum müssen schließlich auch bespielt werden. Übrigens könnt ihr die Hi-Hat auch unbespielt lassen und stattdessen ein zweites Bass-Drum-Pedal simulieren.

Weiterhin gibt es ein weiches aber robustes Drum-Pad zum darauf herumklopfen, ein USB-Kabel, eine Tasche und die Befestigung für die Fußsensoren. Das war es dann auch schon.

https://apps.apple.com/de/app/senstroke/id1436290617

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.redison.senstroke&hl=de

Doch wie funktioniert das Ganze? Ihr benötigt zur Nutzung die Senstroke-App, die euch durch die Einrichtung leitet. Die Sensoren werden im Verlauf der Einrichtung per Bluetooth mit dem Smartphone oder Tablet verbunden. Ist das geschehen, könnt ihr den Akku-Stand sehen. Ich musste alle vier Stück erst einmal laden, bevor ich loslegen konnte. Auf jeden Fall gut, dass man überhaupt die Kapazität angezeigt bekommt. Ist schließlich nicht überall der Fall. Danach kann es noch sein, dass ihr die Firmware aktualisieren müsst, war zumindest bei mir der Fall. Das hat ziemlich lange gedauert. Danach war aber alles in Ordnung.

Die Sensoren können nun den verschiedenen Körperteilen zugeordnet werden. Linker Stick – linke Hand, linker Fuß – linker Fuß und so weiter. Habt ihr das erledigt, solltet ihr die Sensoren auf jeden Fall kalibrieren, am besten vor jeder Nutzung. Ich habe den Fehler gemacht, am Anfang zu kalibrieren und ging dann davon aus, dass das schon dann auch dauerhaft so passen sollte. Falsch gedacht. Die Kalibrierung dauert nicht lang und sie besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen.

Ihr müsst erst eure Sensoren einfach nur liegen lassen. Danach müsst ihr die Dinger in alle Richtungen bewegen. Die App sagt euch dann, wenn ihr fertig seid. Doch was ist die Folge, wenn man die Kalibrierung einfach mal auslässt? Tja, das geht schon auch, dann ist die Schlag- oder Tritterkennung zwar OK aber auch nicht mehr. Ihr habt zwangsläufig Schläge oder Tritte drin, die nicht erkannt werden. Damit könnt ihr das ordentliche Spielen quasi vergessen. Merke also: Kalibrieren nicht vergessen. Aber ich bin ehrlich zu euch: Das kann euch vor dem Spielen schon ziemlich auf die Nerven gehen.

Seid ihr bereit? Dann kann es mit dem Spielen weitergehen.

In der App besucht ihr den Spielen-Tab und könnt nun verschiedene Drum-Kits zugreifen. Am Anfang beginnt man natürlich mit dem Beginner-Kit, die App führt euch nach und nach an die großen Kits heran. Nun richtet ihr noch die Sticks mit den Sensoren richtig aus und losgeht es. Passt dabei auf, dass ihr nicht zu fest zuschlagt, dann könnte es passieren, dass die Sensoren falsch reagieren, weil sie sich nicht mehr richtig orientieren können. Passierte mir ein-, zweimal ansonsten ist die Erkennung nach der Kalibrierung wirklich sehr gut.

Es erfordert ein wenig Übung, bis ihr die richtige Haltung raus habt. Es gibt auch einen Modus, bei dem ihr verschiedene Übungen im Guitar-Hero-Stil durchspielt: Ihr haut zur richtigen Zeit auf die richtige Stelle, um den Treffer zu markieren. Die Abstände der virtuellen Teile des Kits sind dabei so, wie sie auch im echten Leben wären. Euer Spiel kann auch aufgenommen und wieder angehört werden. Funktionierte in meinem Test ziemlich gut. Die App bringt alle wesentlichen Bestandteile mit, um sich an das Spielen heranzutasten. Gut ist auch, dass die Sounds, welche die App produziert, sehr gut klingen und nicht aus 0815-wav-Dateien bestehen. Übrigens könnt ihr Senstroke auch als MIDI-Input nutzen und in Logic Pro oder Ableton einspeisen, wenn ihr euch mit Musik-Komposition etc. beschäftigt.

Im Großen und Ganzen bin ich während meines Tests sehr zufrieden mit Senstroke gewesen. Ihr könnt die Sticks inklusive Zubehör kompakt einpacken und quasi überall mit hinnehmen und trommeln, ohne, dass ihr jemanden stört. Das hat viele Vorteile. Am besten nutzt ihr hierfür jedoch ein Tablet. Das Smartphone ist zwar ein gangbarer Weg aber auf dem Tablet sieht das schon etwas größer aus, das Spielen ist damit angenehmer.

Was das Erlebnis trübt und vielen vielleicht auf den „Zeiger“ gehen wird, ist die ständige Kalibrierung. Die nervt mit der Zeit einfach nur, vor allem dann, wenn man nur mal fünf Minuten trommeln will. Da wird der eine oder andere einfach nur zu den Sticks greifen und auf dem Pad herum trommeln. Die Motivation für Senstroke könnte darunter leiden.

Billig ist das Ganze zudem nicht: 250 Euro möchten dafür über den Ladentisch wandern. Immer noch erschwinglich im Vergleich zu echten Instrumenten, aber um überhaupt ein Gefühl für Sticks und Co. zu entwickeln reichen auch einfach zwei Sticks und ein Pad. Die gibts dann schon wesentlich günstiger. Wer mehr will, für den ist Senstroke auf jeden Fall einen Blick wert.

 

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail

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8 Kommentare

  1. Bluetooth zum Handy und dann evtl. nochmal Bluetooth zu einem Kopfhörer… Lag des Todes? Könnte mir ausserdem vorstellen, dass das noch etwas kompakter geht.

  2. Danke für den Test, sehr interessant.
    Aber das Ding ist in meinen Augen mehr ein Gimmick als wirklich eine motivierende Art, um ein Instrument zu lernen.
    Und dann ist der Preis dafür zu hoch.

  3. Andreas Wirth says:

    Haben sie eigentlich irgendwelche Erfahrungen, im Spielen eines echten Drumsets? Ich fürchte nicht. Beim drummen kommt es auf das Erlernen der Rückkopplung der Biomechanik des Spielers mit den mechanischen Eigenschaften der Instrumente an. Und das geht logischerweise nur direkt am Instrument. Das Zeug ist dafür rausgeschmissenes Geld.

    • Aber das ist doch nur ein Teilaspekt. Rhythmusgefühl, Töne, … gehört doch auch dazu. Warum soll man das nicht mit diesem Gedöns „mitbekommen“?! Viele Wege führen nach Rom.

    • Die Frage ist ob du Ahnung hast. Von Übungspads haste noch nie gehört, oder? Und selbst die haben manchmal mehr als eine Oberfläche um unterschiedliche Felle/Bauarten zu simulieren.

      • Andreas Wirth says:

        Jahrelange Praxis. Und klar, Übungspads, oder ganze Kits gibst alles. Das ist aber eher was für Leute, die das richtige Spielen schon kennen. Die ganze notwendige Koordination. etc. Und eine Fussmaschine oder HIhat kannste nicht simulieren.
        Also das Geld lieber erstmal in ein paar Unterrichtstunden investieren und dann weiter sehen.

  4. Was ein Blödsinn wieder. Hauptsache wieder irgendeinen Mist produzieren und verkaufen.

  5. Prima! Nachdem ich mit Guitar Hero schon Gitarrespielen gelernt hab, ist das hier jetzt der nächste Schritt.

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