Sennheiser Momentum True Wireless 3 mit ANC angehört

Das Unternehmen Sennheiser hat seine neuen True-Wireless-Ohrhörer, die Momentum True Wireless 3, mittlerweile offiziell vorgestellt. Allem voran möchte man mit dem neuen Modell „Maßstäbe in Sachen Klangqualität, aktiver Geräuschunterdrückung und Tragekomfort“ setzen. Ob das auch wirklich geklappt hat oder das Unternehmen da für seine neuen 249-Euro-Ohrhörer den Mund etwas zu voll genommen hat? Das möchte ich euch in meinem Test gerne mitteilen. Offiziell verfügbar sind die Geräte allerdings erst ab dem 10. Mai 2022.

Die Momentum True Wireless 3 setzen auf dynamische, in Deutschland gefertigte, 7-mm-Treiber und den True-Response-Schallwandler. Damit will man den „Sennheiser Signature Sound“ schaffen. Hinzu kommt eine adaptive Geräuschunterdrückung. Die Ohrhörer analysieren hierbei mithilfe von Außenmikrofonen die Umgebungsgeräusche und passen die Geräuschunterdrückung entsprechend automatisch in Echtzeit an. Per Fingertipp kann diese Geräuschunterdrückung deaktiviert und auch in den Transparenzmodus gewechselt werden, der Umgebungsgeräusche einblendet. Doch vielleicht erst einmal die blanken Spezifikationen der Momentum True Wireless 3:

Ihr seht hier schon, dass nun auch eine neue Farbe „Graphite“ hinzugekommen ist, welche mir auch für meinen Test zur Verfügung stand. Das dezente Grau hebt sich hier meiner Meinung nach vom Schwarz ab, lässt die Ohrhörer zudem nicht ganz so monoton aussehen. Meinen Geschmack trifft die Farbgebung zumindest. Das Ladecase der TW3 fällt etwas kompakter als bisher aus, behält das Stoff-Material als Ummantelung bei und kann kabellos geladen werden. Wer lieber auf Kabel setzt, kann dies über den an der Vorderseite angebrachten USB-C-Port tun.

Das Case ist robust verarbeitet, hier klappert nichts. Die Magnete halten die beiden Ohrhörer auch beim Umdrehen des Cases fest und der Deckel klappt erst bei stärkerem Schütteln wieder von alleine zu. Sennheiser gibt für die Ladezeiten an, dass es rund anderthalb Stunden (per Kabel) dauern würde, bis man Case und Ohrhörer wieder auf volle 100 % Ladung gebracht habe. 10 Minuten Ladevorgang sollen reichen, um schon wieder eine Stunde Wiedergabe zu garantieren. Das kann ich so bestätigen. In meinem Fall hielten die Ohrhörer nach den 10 Minuten sogar fast anderthalb Stunden durch.

Im Lieferumfang befinden sich die üblichen, unterschiedlich großen, Ohradapter in XS / S / M und L. Dazu kommen drei unterschiedlich große Modelle von anbringbaren Finnen, mit denen sich die Ohrhörer im Ohr fixieren lassen. Sennheiser verspricht einen hohen Tragekomfort. Bei mir ist es so, dass das Gerät im rechten Ohr in der Tat selbst nach mehreren Stunden Tragen nicht drückt, schmerzt oder anderweitig stört. Im linken Ohr schaffte es aber kein Adapter und keine Finne, das durchgehende leichte Drücken zu nehmen, weshalb ich diesen ein paar Mal aus dem Ohr nehmen musste. Das halte ich aber für ein subjektives Phänomen, wird bei jedem also anders ausfallen.

In der zugehörigen App „Sennheiser Smart Control“ (Android und iOS) koppelt ihr nicht nur die TW3, ihr habt dort auch zahlreiche Möglichkeiten, eure Ohrhörer nach euren Wünschen anzupassen. Das beginnt bei dem integrierten Equalizer, wo ihr euch eigene Profile erstellen dürft und geht hin bis zur Option, die Touch-Bedienung beider Ohrhörer zu individualisieren. Auch Firmware-Updates werden euch hier bei Verfügbarkeit zur Installation angeboten, was in meinem Test auch direkt der Fall gewesen ist.

Die Trageerkennung der TW3 kann in der App optional deaktiviert werden. Ist sie eingeschaltet, pausiert die Musik automatisch, wenn ihr einen der beiden Ohrhörer aus dem Ohr nehmt – für mich eine Funktion, die nicht fehlen darf. Die Sound-Check-Funktion erlaubt es dem Nutzer, anhand seiner Lieblingsmusik festzustellen, welches die für ihn optimalen Soundeinstellungen bei den TW3 sind.

Neben dem adaptiven ANC, zu dem ich gleich noch kommen werde, bieten die TW3 einen zuschaltbaren Transparenzmodus, bei dem ihr trotz getragener Ohrhörer eure Umgebung akustisch wahrnehmen könnt. In der App dürft ihr festlegen, ob dabei die Musik einfach weiterspielen darf oder – wie in meinem Fall – während des Transparenzmodus pausiert wird. Doch kommen wir zur adaptiven ANC-Funktion der Momentum True Wireless 3.

Diese lässt sich in der App in drei Stufen wählen: Ein / Aus und Anti-Wind-ANC. Denn wenn man mit den Geräten auch mal draußen unterwegs sein sollte (immerhin sind sie gegen Wasser gemäß IPX4 geschützt), dann kann Wind das Hörerlebnis stören. Mit Anti-Wind-ANC wird das meiste Windrauschen unterdrückt. Das klappt sogar deutlich besser, als ich es mir zu Beginn vorgestellt hatte. Pustet dann doch mal ein kräftiger Sturm, werdet ihr diesen aber auch mit Anti-Wind-ANC rauschen hören, da bin ich mir sicher. Ansonsten bin ich mit der Geräuschunterdrückung der TW3 zufrieden. Schon beim Einrichten der Ohrhörer spielte ich ein wenig mit der Touch-Bedienung herum und aktivierte dabei eher zufällig ANC.

Hätte nicht meine Frau irgendwann wild gestikulierend neben mir am Tisch gestanden, mir wäre es gar nicht weiter aufgefallen, bis auf die Tatsache, dass eben alles deutlich leiser um mich herum wurde. Dank ANC bekam ich die Unterhaltung zwischen meiner Frau und meinem Sohn nicht mit, auch der TV war kein Thema mehr. Was ich damit sagen will: Die adaptive Geräuschunterdrückung funktioniert für die kleinen Geräte enorm gut. Ich habe die TW3 mit in den Garten zum Rasenmähen genommen, um ein anderes Klangumfeld zu haben. Den Rasenmäher selbst konnte ich mit aktivierter ANC noch wahrnehmen, aber eben deutlich leiser, sodass er mich beim Musikhören nicht störte. Autos, spielende Kinder in der Nachbarschaft und der Gärtner nebenan waren für mich aber ausgeblendet.

Die 7-nm-„TrueResponse“-Treiber von Sennheiser machen einen ebenso überzeugenden Klang. Jener fällt hier äußerst detailliert und abgestimmt aus, auch in höheren Lautstärkeleveln. Der Bass ist druckvoll und dennoch präzise. Wem die Werkseinstellungen nicht reichen sollten, der kann in den Einstellungen der App die Option „Bassanhebung“ aktivieren und kriegt anschließend richtig Wumms aus den kleinen Dingern gekitzelt.

Mit Over-Ears kommt da am Ende zwar noch deutlich mehr Druck rüber, doch für das kleine Format begeistern mich die TW3. Die kleinen Mikrofone in den Geräten sorgen nicht nur für ANC, sie lassen mich auch mit einem guten Klang mit Gesprächspartnern telefonieren. Dabei klingt das Ganze zwar etwas blechern, dafür handelt es sich hier ja aber auch nicht um eine Sprechmuschel oder ein Mikrofon direkt vor dem Mund. Unterbrechungen oder störende Geräusche, die das Gesprochene übertönten, gab es im Test keine zu verzeichnen.

In der App dürft ihr im Übrigen sogenannte Soundzonen festlegen. Das sind Orte/Bereiche, in denen eure TW3 dann automatisch jeweils von euch definierte Soundprofile annehmen. So könnt ihr für daheim festlegen, dass ihr besonders Wert auf druckvollen Bass und ausgewogene Mitten für die Musikwiedergabe Wert legt, dafür am Bahnhof ANC voll aktivieren wollt. Für mich habe ich hingegen kein wirkliches Szenario finden können, wo mir die Soundprofile einen Vorteil gebracht hätten.

Zu beachten ist, dass die 250-Euro-Geräte mit jeweils maximal einem Endgerät gleichzeitig verbunden sein können. Parallel das Smartphone und den Computer damit zu verbinden, fällt also flach. Ihr müsstet hierfür dann manuell neu verbinden. Dafür bin ich erfreut über die stabile Verbindung, die hier durch Verwendung von Bluetooth 5.2 zustande kommt. Auch über mehrere Räume hinweg habe ich keinerlei Probleme durch Verbindungsabbrüche oder anderweitige Störungen.

So sind die neuen Momentum True Wireless von Sennheiser in meinen Augen ihren Preis absolut wert. Der Klang ist richtig gut, der Bass stärker als bisher (und per Boost in der App auch noch verstärkbar), das Case kann mittlerweile kabellos per Qi geladen werden und die adaptive Geräuschunterdrückung der Geräte funktioniert überzeugend. Die Qualität der eingebauten Mikrofone leidet lediglich an einem leicht blechernen Klang und ihr könnt maximal ein Gerät gleichzeitig mit den TW3 verbinden.

Leider habe ich persönlich in einem Ohr das Problem, dass keiner der mitgelieferten Adapter dafür sorgt, dass der Ohrhörer dort nicht nach einer Zeit leicht drückt. Dies ist aber subjektiv, denn jedes Ohr ist anders. Die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten in der zugehörigen App bieten ansonsten für ziemlich jeden Nutzer ausreichend Spielraum, nicht nur den Klang, sondern auch die Eingabeoptionen nach eigenem Geschmack anzupassen.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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10 Kommentare

  1. Die Frage: Lohnt sich ein Upgrade auf #3?

  2. Kaktus317 says:

    Also, dass nur eine Vernindung geht, finde ich nervig. Mitlerweile hat man einfach super häufig Smartphone & Tablet und/oder Laptop und da ist ein ewiges neues Koppeln, wenn man viel mobil ist, schon wirklich öde.

  3. makitadieter says:

    da vertraue ich nur auf aaron is loud and wireless

  4. Schade, kein multipoint ist für mich ein no go

  5. Für mich ist nicht vorrangig interessant ob diese InEar klanglich in Nuancen besser od. schlechter sind als von anderen Herstellern.
    Was mich nur total wundert, dass außer Apple es anscheinend niemand schafft, das Teil etwas weniger klobig und klotzig herzustellen.
    Das Teil, ebenso wie von anderen Firmen vergleichbar, erinnert annähernd an Steinzeitentwürfe. Ein Klotz im Ohr!
    Ich kann das nur mit Verwunderung feststellen.
    Jedenfalls möchte ich keinen Klotz im Ohr sitzen haben, sondern etwas feineres, dezenteres, vom Design her schöneres, und mit Sicherheit klanglich und technisch ausgestattet ebenso gut od. sogar noch besser!

  6. Habe die TWS 2, die ich fast täglich unterwegs nutze. Insbesondere die Windunterdrückung würde mich hier interessieren. Aber lohnt sich das Upgrade denn insgesamt?

    • Ich selbst hatte die TWS 2 nie in den Ohren, kann daher leider keinen direkten Vergleich herstellen. Klanglich sind die Geräte vermutlich nur minimal „besser“ – ich würde hier definitiv abwägen, ob mir die Features den Preis von 250 Euro wirklich rechtfertigen. Die Windunterdrückung klappt wie beschrieben schon echt gut, ist aber auch kein Wunderwerkzeug. Auf einer Brücke stehend (gerade hier oben im Norden) sind die Winde dann manches Mal doch zu kräftig, als dass die Technik dagegen ankommt.

      • Ist die Geräuschunterdrückung auch für die Telefon Partner erkennbar? Werden die Windgeräusche auch bei denen unterdrückt, so dass der Wind beim telefonieren nicht stört? Das wäre beim Fahrradfahren sehr sinnvoll…

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