Roccat Torch im Test: USB-Mikrofon will es mit dem Blue Yeti aufnehmen

Roccat hat bereits 2021 mit dem Torch ein USB-Mikrofon veröffentlicht, das zum Preis von 99 Euro unter anderem direkt mit dem Platzhirsch Blue Yeti konkurrieren soll. Letzteres besitze ich, da ich es mir ursprünglich einmal zur Nachvertonung bzw. für Voice-Over-Aufnahmen für Videos gekauft habe. Ich habe mir nun das Torch im Test einmal für euch angeschaut und es mit dem Yeti direkt verglichen.

Dazu eingangs direkt eine Einschränkung: Meine Vergleiche beziehen sich in erster Linie auf Sprachaufnahmen. Musiker kommen also vielleicht zu einem anderen Ergebnis. Gemeinsam haben Blue Yeti und das Roccat Torch, dass ihr die Mikrofone einfach per USB an den Rechner anstöpselt und schon kann es ohne weitere Installation von Treibern oder Software losgehen. Ein großer Unterschied liegt jedoch in der Bedienung. Während man sich bei Blue auf wenige Regler direkt am Mikrofon beschränkt, liefert Roccat eine Basis mit Buttons und sogar einem RGB-Indikator mit. Es gibt sogar die Möglichkeit zur Gestensteuerung.

Technische Daten Roccat Torch

  • Kondensator-Mikrofon mit zwei Kapseln (14 c 6,5 mm)
  • Anschlussweise: USB-A (3.0)
  • Sample/Bit-Rate: 48 kHz
  • 24-Bit wahlweise mit 44,1 kHz
  • Richtcharakteristika: Cardioid, Stereo, Whisper
  • Frequenzbereich: 20 Hz – 20 kHz
  • Schalldruck: 110 dB
  • 4-polige 3,5-mm-Kopfhörerbuchse zum Anschluss von Headsets
  • Maße: 138 x 95 x 208 mm
  • Gewicht (Mikrofon und Basis): 500 g
  • Gewicht (Mikrofon): 290 g
  • Kompatibel zu Windows 7, 8, 10 und 11
  • Lieferumfang: Mikrofon mit Steuerungs-Basis, zwei Verbindungskabel für Mikrofon und Basis, USB-auf-USB-A-Kabel, Kurzanleitung
  • Preis: ca. 99 Euro
Angebot
Roccat Torch - USB-Mikrofon in Studioqualität, schwarz
  • Doppelkondensatorkapsel-Design mit 24-Bit Soundqualität
  • Professionelle Steuerung im Mixer-Stil

Über die Basis des Mikrofons könnt ihr die Richtcharakteristika wechseln und Lautstärke fürs Headset und Gain einstellen. Es ist natürlich auch ein Kopfhörer-Port vorhanden, sodass ihr bei Aufnahmen eure eigene Stimme abhören könnt. Über die kontaktlose Gestensteuerung könnt ihr das Mikrofon stumm schalten, was durch eine RGB-Leuchte versinnbildlicht wird. Die Distanz für die Erkennung der Gesten lässt sich einstellen.

Ausstattung und Verarbeitung

Das Roccat Torch arbeitet an der Seite mit Beleuchtungszonen, welche durch Farbwechsel anzeigen, welche Richtcharakteristika ihr gerade ausgewählt habt. Die seitlichen Leuchtleisten dienen aber auch als optische Indikatoren, die bei der Gain-Einstellung helfen und sich entsprechend hoch- und runterbewegen. Die Farben stellen wiederum die Charakteristik dar: Lila für Stereo, Grün für Niere und Blau für den komprimierten besonders empfindlichen Modus Whisper. Eigentlich bin ich von solchen Beleuchtungsspielereien kein Fan, hier ist das aber in der Tat eine gute optische Hilfe. Einige LEDs an der Basis vorne zeigen den Status des Mikrofons an.

Die Lichtleisten am Rand zeigen den Gain-Pegel und die gewählte Charakteristik an.

Wie das Blue Yeti, so lässt sich auch das Torch mit gängigen Mikrofonarmen nutzen, wenn es von der Basis abgeschraubt wird. Dafür nutzt ihr das 3/8-Zoll-Gewinde. Eine Spinne passt hier hingegen im Gegensatz zum Yeti aufgrund des Designs nicht ohne Weiteres. Was passiert mit der Basis, wenn ihr einen Mikrofonarm nutzt? Es liegen im Lieferumfang ein kurzes und ein langes Verbindungskabel bei. Das kurze kommt zum Einsatz, wenn ihr das Torch direkt auf seinem Sockel nutzt. Verwendet ihr einen Mikrofonarm, dann greift ihr zum längeren Kabel. Ist dann natürlich etwas mehr Gewirre als bei einem Yeti, aber immer noch in Ordnung.

Technisch liegt das Torch übrigens in einem Punkt vorne: Ermöglicht das Yeti nur 16-bit-Aufnahmen, so sind es beim Torch höher aufgelöste 24-bit. Dafür setzt Yeti drei Kondensatorkapseln ein und bietet mehr Auswahl bei den Charakteristiken (Kugel, Niere, Acht, Stereo). Die Verarbeitung gefällt mir persönlich beim deutlich „wuchtigeren“ Yeti besser. Das Yeti wiegt schon ohne sein Tischstativ 500 Gramm – mit dem Ständer sind es dann ca. 1,5 kg. Da entsteht ein sehr wertiger und robuster Eindruck. Vorteil des Torch: Es lässt sich aufgrund des geringen Gewichts natürlich angenehmer transportieren. Das Mikrofon lässt sich auf der Basis zudem um etwa 35° nach hinten neigen.

Leuchtet „Live“ läuft logischerweise eine Aufnahme.

Das Torch wiegt nur 290 g bzw. mit Basis 500 g. Kommt beim Yeti eine recht massive Metallkonstruktion zum Einsatz, so ist zumindest die Basis des Torchs eher der Plastikbomber. Dennoch wirkt auch Roccats Mikrofon insgesamt stabil und wertig, das Yeti sehe ich da aber eben deutlich vorne. Was die Ästhetik betrifft: Das Yeti verströmt gewissermaßen einen Retro-Charme, da sieht das Torch deutlich moderner aus. Was man bevorzugt, ist Geschmackssache.

Bedienung und Aufnahmequalität

Roccats Mischpult-Standfuß integriert sowohl an der Oberseite als auch rückwärtig Bedienelemente. Die hinteren Bedienelemente dienen zur Regelung der Empfindlichkeit des Gestensensors. Dort sitzt auch ein Button, der die Helligkeit der Beleuchtungen anpasst.

Wie ich schon erwähnte: Es gibt an der Basis zwei USB-C-Ports. Einer dient zur Verbindung der Basis mit dem eigentlichen Mikrofon, der andere führt zum PC. Auch der Kopfhörer-Port sitzt hinten.

An der Basis steuert man nun über drei Regler das Torch: Links lässt sich die Charakteristik festlegen, in der Mitte regelt ihr wiederum die Lautstärke des Mikrofons auf eurem angeschlossenen Headset. Ein Druck des Reglers schaltet das Mikrofon stumm. Der Gain-Schieberegler legt den Eingangspegel fest. Da müsst ihr freilich aufpassen nicht in den roten Bereich zu kommen, sonst gibt es bei Aufnahmen Verzerrungen. Je nachdem wie und was ihr aufnehmt, könnt ihr Gain anpassen. Diese Steuerung erfolgt unabhängig von den Windows-System-Settings.

Die von Roccat beworbene, berührungslose Stummschaltung des Mikrofons erfolgt, indem ihr quasi mit der Hand einmal oben über das Torch wischt. Das klappt gut, kann aber natürlich auch zum Stolperstein werden, solltet ihr dazu neigen bei Livestreams oder Podcasts wild zu gestikulieren. Dann solltet ihr, wie eingangs beschrieben, die Empfindlichkeit des Sensors senken.

Aufnahmen mit dem Roccat Torch klingen hörbar anders als mit dem sonst für mich gewohnten Blue Yeti. Während das Yeti sehr empfindlich ist und daher ein hohes Grundrauschen mitbringt, punktet es mit einem sehr warmen Sound. Nimmt man sich etwas Zeit für eine provisorische Entkopplung und Abstimmung, gelingen rasch feine Aufnahmen. Das Torch hingegen bietet nach meinem Eindruck weniger Rauschen und fängt von Haus aus weniger Vibrationen und Nebengeräusche auf, klingt aber wesentlich dünner. Auch sollte ein Popschutz zum Einsatz kommen, denn scharfe Plosivlaute fallen hier deutlich mehr auf.

Auch der Status „Stumm“ wird klar signalisiert.

Weder das Blue Yeti noch das Roccat Torch stehen ab Werk mit ihrer Basis entkoppelt auf dem Schreibtisch – logisch. Als Kondensatormikrofone sind sie grundsätzlich auch eher anfällig für Störgeräusche. Da reicht es aus, mit der Hand auf den Schreibtisch zu kommen und die Aufnahme ist ruiniert. Wollt ihr erst einmal nur ein wenig herumprobieren und nicht gleich einen Mikrofonarm kaufen, reicht aber schon die „Heimwerker-Lösung“ z. B. ein Kissen und ein paar Bücher unter das Mikrofon zu legen. Schon das allein reduziert Vibrationen erheblich.

Ihr wollt einen kurzen Klangeindruck gewinnen? Hier sind drei MP3-Aufnahmen: Eine wurde mit dem Roccat Torch erstellt, die zweite mit dem Blue Yeti und die dritte mit dem Epos H6 Pro. Als Software kam jeweils das kostenlose Programm Audacity zum Einsatz. Die Entfernung zum Mikrofon betrug jeweils ca. 5 cm. Ich habe bewusst keinen Popschutz verwendet und nur mit der oben beschriebenen Bücher-Unterlage leicht entkoppelt.

Über die herunterladbare Software Neon, die sich allerdings noch im Beta-Stadium befindet, seien laut Roccat später weitere Feineinstellungen möglich. Aktuell lässt sich dort aber nur eines einstellen: Ob sich die RGB-Beleuchtung synchronisieren soll – etwas mau.

Fazit

Das Roccat Torch kostet 99 Euro und liegt damit gleichauf zum Blue Yeti, das es ebenfalls häufig zu diesem Preis gibt. Ich selbst gebe klanglich immer noch dem warmen, volleren Sound des Yetis den Vorzug – trotz des höheren Grundrauschens und der Beschränkung auf 16-bit. Das Torch überzeugt jedoch bei der Bedienung, was sicherlich auch Neueinsteiger überzeugen dürfte. Leider sorgt das Design des Torch aber eben auch dafür, dass selbst an einem Mikrofonarm keine Entkopplung über eine Spinne möglich ist. Das Torch nimmt aber von Haus aus weniger Rauschen und Vibrationen auf, als das empfindlichere Yeti.

Ich sehe das Torch insgesamt vor allem für Streamer als eine gute Lösung an, während ich persönlich für andere Aufnahmen, etwa Podcasts, das Blue Yeti bevorzugen würde. Auch das Torch ist dafür eine gute Lösung, kommt aber an den Allround-Platzschirsch zum starken Preis derzeit nicht heran. Zumal Roccat auch seine Neon-Software noch aus dem Beta-Stadium schieben sollte.

Wer allerdings ein komfortabel bedienbares Mikrofon fürs Livestreaming sucht, ist beim Roccat Torch durchaus gut aufgehoben.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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6 Kommentare

  1. Mikrofone bringen Dynamik, nicht per se Klang. Klang entsteht über Plugins, EQs und mehr. Das ist wie bei Kameras, die den Dynamikumfang bestimmen. Das Bild aber macht das Objektiv aus und die Farben kommen vom Color Grading.

    Zu sagen, dir gefällt das schlechtere Yeti vom Klang her besser oder du gibst ihm den Vortritt, ist (sorry) Schwachsinnig. Du kannst den gleichen Klang im Roccat formen, hast dann aber mehr Spielraum wegen mehr Dynamik. Das ist einfach nur dumm und das darf man echt nicht oft genug erwähnen. Kauft keine Mikros aufgrund des Klangs. Sondern kauft sie aufgrund dessen, wie sie Klang einfangen. Wie es klingt, definiert ihr viel später im Prozess und unabhängig davon.

    Davon abgesehen sind beide Murks. Geheimtipp: Ein Mikro taugt nichts, wenn es irgendeine Beleuchtung mit an Board hat. Dann ist es kein Mikro mehr, sondern ein Konsumobjekt für Streamer, die mehr zeigen als machen wollen.

    • Magst du uns denn erleuchten, welche Mikrofone du in einem ähnlichen Preisumfeld (100-200€) kaufen würdest?

  2. Gibt es unter euch auch Podcaster die keinen PC haben ich mache meine täglichen Podcasts über das Smartphone Mikrofon gibt es die Möglichkeit über OTG ein Mikrofon anzuschließen das extern ist? Ich habe ein Popo X4 pro 5G

  3. Cloudworks says:

    Gibt’s eigentlich auch Podcaster, die NICHT in einem Schuhkarton leben? Ich hatte mal das Blue Yeti und bekam sofort die Krise, weil es sehr deutlich Raumhall aufnahm. Ja, ich lebe hier in einer großen Wohnung mit hohen Decke. Und es hallt eben. Gibt es denn kein Mikrofon mit Super-Super-Niere-Charakter?

    • Hallo Cloudworks , ich würde unter Deinen Arbeitsbedingungen immer zu einem dynamischen mikrofon raten. Das ist per se weniger empfindlich als ein Kondensator-Mikrofon und für „normale“, nicht stutdiomäßig „entdröhnte“ Räume besser geeignet. Ggf., falls das Audio-Interface mehr Verstärkung braucht einen Cludlifter dazwischen und alles läuft gut. gibt aber auch dynamische Mikrofone mit eingebautem Audio-Interface und Anschluß per USB . Sonst brauchst du natürlich ein separates Audio-Interface wie z. B. von Focusrite aus der Scarlet-Serie. Habe hier ein Samson Q2U, eben solch ein dynamisches Mikrofon mit eingebautem USB-Interface das sowohl über USB „standalone“ betrieben werden kann, aber auch einen XLR-Ausgang hat um über ein externes Interface als reines Mikrofon betrieben zu werden. Klingt bei mir über XLR mit dem Scarlet-Interface noch sauberer als über USB und auch in einem weitgehend unbedämpften Wohnzimmer nimmt es nicht zuviel Störschall über Reflexionen auf.

  4. @Sascha: in der Sache magst Du richtig liegen, aber imho macht man ein „Schwachsinnig“ und ein „dumm“ durch ein eingeschobenes „(sorry)“ auch nicht wieder gut – verzichte doch einfach auf alle drei! Gerade wenn Du Recht hast und nützliches Wissen teilst, musst Du dich nicht vollkrassalder ausdrücken ; )

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