Reingehört in die Nothing Headphone (1): Auffälliges Design & guter Sound

Nothing ist 2021 mit den Ear (1) als erstes Produkt gestartet. Inzwischen hat man neben diversen (tatsächlich richtig guten) Nachfolge-Modellen auch Smartphones in der Auslage. Mit den Nothing Headphone (1) bringt man mit Over-Ear-Kopfhörern eine weitere Produktkategorie an den Start. Wenngleich man inzwischen auf einige Expertise im Audio-Bereich zurückgreifen kann, hat man sich den Audio-Spezialisten KEF ins Boot geholt. Ich konnte die Over-Ear-Kopfhörer von Nothing der ersten Generation bereits in den vergangenen Wochen ausgiebig Probehören, um euch erste Einblicke nach den ersten Stunden des Hörens zu geben.
Die Nothing Headphone (1) setzen auf dynamische, 40 mm große Treiber aus PU im auffälligen, transparenten Nothing-Look. Man unterstützt Hi-Res-Audio. Per Bluetooth 5.3 setzt man da auf den Audio-Codec LDAC. Die Audioausgabe kann wahlweise auch über 3,5 mm Klinke erfolgen. Zudem ist auch eine Audioausgabe über USB-C mit verlustfreier Audioqualität möglich. Ebenfalls mit von der Partie ist Spatial Audio mittels Echtzeit-Headtracking. Stereo-Inhalte werden hier auf Wunsch und automatisch in räumliche Audio-Inhalte verwandelt. Es gibt außerdem einen Audio-Modus mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC). Jenes wird adaptiv und in Echtzeit über die verbauten Mikrofone angepasst. Auch ein Transparenz-Modus ist mit dabei. So viel zu den technischen Daten in Kürze.

Die Nothing Headphones (1) sprechen ganz klar die Designsprache von Nothing und setzen auf auffällige, transparente Elemente. Sicherlich Geschmackssache, aber während ein solches Design bei Smartphone und In-Ear-Kopfhörern dennoch recht unauffällig ist, wird man hier wahrlich zum Hingucker. Auch wenn ich die Nothing-Designsprache sonst mag – meins ist es dieses Mal nicht und ich hätte mir da durchaus etwas Unauffälligeres, schlichtes gewünscht. Ich mag das Design in echt aber lieber als auf Fotos. Pluspunkt: die Materialwahl ist durchaus hochwertig: So setzt man bei den Hörmuscheln auf Aluminium (das ist sonst eher in den AirPods Max zu finden) und alles ist wirklich – wie man es von Nothing gewohnt ist – sauber verarbeitet. Da knarzt auch absolut nichts. Ich hätte nur Angst darum, die transparenten Kunststoff-Elemente zu verkratzen.

Faltbar sind die Kopfhörer nicht. Allerdings kann man die Ohrpolster flach klappen, was den Transport in einem recht flachen Etui erlaubt – deutlich flacher als Konkurrenz-Modelle. Das Case ist hierbei aus einem filzartigen Stoff, innen ordentlich weich ausgepolstert und mit einer Tasche für die Kabel. Die Filz-Oberfläche ist (haptisch) nicht ganz so meins und könnte vielleicht etwas stabiler sein, aber so oft grabbelt man das sicherlich nicht an. Mir gefällt die Anspielung auf das Case der Nothing True-Wireless-Kopfhörer mit der kleinen Ausbuchtung in der Ecke. Ich könnte mir zudem vorstellen, dass andere da transportablere Varianten bevorzugen würden.

Etwas kontraintuitiv ist es, dass im flachen Zustand das rechte Ohrpolster auf der linken Seite liegt, denn jenes lässt sich nur in eine Richtung drehen. Mit der Nutzung hatte ich dann allerdings den Dreh raus: Wenn man mit dem rechten Arm das linksliegende Ohrpolster anpackt und die Kopfhörer hochnimmt, dann stimmt die Ausrichtung. Andersherum passt es, falls man die Kopfhörer um den Hals trägt, so eben direkt. Etwas unschön: Die beiden Hörmuscheln schlagen zusammen, wenn man die Kopfhörer am Kopfband hält. Da prallt dann Aluminium auf Aluminium…

Die Nothing Ear sind für mich eine der bequemsten True-Wireless-Kopfhörer und auch die Headphone (1) wussten bei ihrem Tragekomfort sehr zu gefallen. Und das trotz eines Gewichtes von 329 Gramm. Die Ohrpolster aus Memory-Foam und gehen problemlos und komplett über die Ohren. Die Ohrpolster sind sehr weich und ich hatte keine Probleme, die Kopfhörer auch mehrere Stunden am Stück auf den Ohren zu haben – ganz ohne Druckstellen oder anderen Beschwerden. Die Ohrpolster lassen sich, so Nothing, austauschen. Das scheint aber kein einfaches Unterfangen zu sein, denn man soll sich hierzu an den Support wenden – das ist eher unschön gelöst, immerhin nutzt sich so etwas im Rahmen der Nutzungsdauer sicherlich etwas ab und könnte auch etwas speckig werden. Beim Kopfband gibt es ebenfalls eine Polsterung. Die Kopfhörer halten zuverlässig auf dem Kopf, dennoch hatte ich hin und wieder ein Gefühl des leichten Verrutschens. Für den Sportgebrauch sind die Kopfhörer nicht gemacht.

Der Headphone (1) verzichtet auf Touch-Bedienelemente und setzt stattdessen auf taktile Bedienelemente: Die wissen durchaus zu gefallen. Sie sind gut erreichbar und problemlos blind zu bedienen. Da sich alle Bedienelemente rechts befinden hat man auch nicht das Ding, auf welchem Ohr sich nun Knöpfe für welche Funktion befinden. So kann man mit dem Roller durch Drehen sehr präzise die Lautstärke steuern und diesen auch für eine weitere Funktion verwenden (Play/Pause bzw. die ANC-Modi bei langem Drücken). Das Padel erlaubt durch das Klappen in zwei Richtungen das Springen zum nächsten Titel. Die Steuerungsmöglichkeiten können zudem, vor allem für die weitere Taste, über die Nothing-X-App individualisiert werden. Zudem gibt es einen dedizierten Ein/-Ausschalter. Dieser lässt den Zustand der Kopfhörer direkt und ohne Aufsetzen erkennen und man muss da nicht mit langem Drücken oder anderweitig rumeiern.

Ich habe die Headphone (1) nun diverse Stunden getragen und per Bluetooth und auch USB-C Probe gehört. (Dank zusätzlichem Klinken-Anschluss stehen hier wirklich sämtliche Übertragungswege offen, entsprechende Kabel liegen gar dem Lieferumfang bei.) Und die 40-mm-Treiber konnten mir beim Lauschen von Musik doch das eine oder andere Mal ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Der Klang ist (vor allem vor dem Hintergrund des Preises von 299 Euro) gut. Bei meinem Ritt durch diverse Genres würde ich ihn zudem als recht neutral beschreiben – auf Wunsch kann man mit Equalizer und Bass Boost da auch gezielt nachsteuern, um den eigenen Hörgeschmack zu treffen. Bässe sind tief, Höhen fühlen sich nicht „spitz“ an. Man deckt eine breite Klangbühne an und Töne wirken präsent sowie pointiert platziert. Eine höhere Lautstärke geht problemlos und verzerrungsfrei.
Auch die aktive Geräuschunterdrückung habe ich auf die Probe gestellt. Nebengeräusche beim Arbeiten, wie eine befahrene Straße, die Geräuschkulisse des 3D-Druckers, das NAS-System im Büro oder Geräusche des Saugroboters wurden sauber unterdrückt. Vor allem mit tieferen Störgeräuschen kommt man gut klar. Ich könnte aber vermutlich nicht blind sagen, ob es jetzt die Sony WH-1000XM4 oder die Nothing Headphones (1) sind. Das spricht auf der einen Seite für das Erstlingswerk von Nothing, auf der anderen Seite sind die Sony-Kopfhörer ja auch schon etwas in die Jahre gekommen, wenngleich der technische Fortschritt da vielleicht auch eine Schippe drauflegen könnte. Das macht man hingegen beim Transparenz-Modus. Zumindest ohne laufende Musik hört man die Umgebung fast so klar, als hätte man keine Kopfhörer auf den Ohren. Da leistet man wirklich sehr gute Arbeit. Kein Rauschen ist zu hören und die Umgebungsgeräusche werden nur kaum merklich gedämpft – und passiv dichten die Kopfhörer echt bereits sehr gut ab.

Spatial Audio ist ebenfalls möglich und man bringt auch eine Headtracking-Funktion mit, die Kopfbewegungen in Echtzeit anpasst. Allerdings betreibt man hier quasi Upmixing von Stereo-Inhalten und 3D-Inhalte, wie sie beispielsweise Tidal mit Dolby Atmos in der Bibliothek anbietet, werden nicht unterstützt. Ist also viel eher eine nette Spielerei, die mich nicht überzeugt hat. Zumal Kopfbewegungen teils nicht ganz so latenzfrei in das Klangbild übersetzt werden.
Telefongespräche oder das Aufzeichnen von Sprachnachrichten ist mit den Headphones (1) problemlos möglich. Die Mikrofonqualität würde ich hierbei als durchschnittlich beschreiben. Ich konnte Gehörtes gut verstehen und wurde vom Gegenüber wohl ebenso einwandfrei verstanden. Positiv wirkt sich hier die wirklich gute Transparenz-Funktion aus, sodass man trotz Kopfhörern auf den Ohren nicht durch die Gegend schreit.

Verbaut ist ein 1040 mAh großer Akku. Binnen zwei Stunden sei der Kopfhörer per USB-C wieder vollgeladen. 5 Minuten Aufladung reichen für 5 Stunden Audiovergüngen ohne ANC bzw. 2,4 Stunden mit. Bei der Akkulaufzeit sollen bis zu 80 Stunden möglich sein. Mit LDAC, sprich Hi-Res-Audio, wird die auf üppige 54 Stunden reduziert – auf 30 Stunden bei zusätzlicher Nutzung der aktiven Geräuschunterdrückung. So die Daten auf dem Papier. Trotz ausführlichster Bemühungen konnte ich die Headphones (1) in meinen Stunden der Benutzung und mit verwendetem Hi-Res-Codec nicht ansatzweise leer bekommen. Die Akkustandsanzeige geht in 5er-Schritten und hochgerechnet komme ich mit den 30 Stunden Nutzungszeit da durchaus locker hin. Das ist mehr als ausreichend, um die Kopfhörer ausgiebig zu nutzen – man hängt da also nicht direkt am nächsten oder übernächsten Tag wieder am Netzteil.

Die Nothing Headphone (1) lassen sich über die Nothing-X-App konfigurieren. Die gibt es für iOS und Android. Wer mit einem Nothing-Smartphone unterwegs ist, der profitiert von der Systemintegration. So können ANC-Modi beispielsweise direkt in den Schnelleinstellungen gewählt werden (geht aber ja auch per Tastendruck). Zudem hat man die Kopfhörer hier auch mit entsprechender Symbol-Darstellung ansprechend integriert. Über die Nothing-App lassen sich neben den Anpassungen der Tasten auch weitere Einstellungen (Latenz, Audio-Codec, Verbindung zu zwei Geräten) vornehmen. So kann man beispielsweise die Kopfhörer mit einem ausgeklügelten Equalizer an die eigenen Hörgewohnheiten individuell anpassen. Auch die Bass-Enhance-Funktion lässt sich hier aktivieren – für Personen, bei denen der Bass etwas mehr scheppern soll. Mit Channel-Hop gibt es die Möglichkeit, per Tastendruck einfach zwischen mehreren Soundquellen zu wechseln – praktisch. Ansonsten? Die Over-Ear-Erkennung für automatisches Play/Pause, wenn man die Kopfhörer auf die Ohren setzt bzw. abzieht war bei mir nun nicht gerade zuverlässig.

Unterm Strich? Für 299 Euro hat Nothing da schon ein starkes Stück Hardware auf die Beine gestellt. Für diesen Kostenpunkt ist man aber nicht konkurrenzlos und so hausiert zumindest Sonys Vorgänger-Modell, für viele durchaus eine Referenz im Over-Ear-Bereich, in einem ähnlichen Preisspektrum. Das erst kürzlich vorgestellte Nachfolgemodell liegt ein gutes Stück drüber. Überzeugen konnte mich Nothing für diesen Kostenpunkt mit Tragekomfort sowie Sound und dem Transparenz-Modus. Die aktive Geräuschunterdrückung ist ebenfalls konkurrenzfähig. Designtechnisch hat man nicht meinen Geschmack getroffen (subjektive Meinung) und auch bei Funktionen wie Spatial Audio lässt man ungenutztes Potenzial liegen.
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Danke für die ersten Eindrücke!
Lassen sie sich auch komplett passiv betreiben?
Habe die Antwort mittlerweile selbst gefunden. Es ist leider kein rein passiver Modus möglich. Selbst via Klinke müssen sie eingeschaltet sein. So für mich leider keine Option.
Tupperdose trifft Stullenbrett – nein danke.
Ein schöner Beleg zudem, das Nothing eigentlich über keine Design-Sprache verfügt, sondern nur die immer gleichen Elemente über Geräte stülpt. Zeitgeist-Design das extrem schnell verschleißen wird
Mich erinnert das Design an eine Audiokassette, keine Ahnung ob das Absicht oder Zufall ist, und wäre daher also nicht so unpassend, muss aber natürlich nicht jedem gefallen.
Ich seh es genau anders rum. Endlich mal was anderes. Ich find hammer. Wären die günstig wären die schon bestellt.
Design ist doch von Teenage Engeneering oder? Die machen ja nur sowas.
hier würde mich der Vergleich mit den Melomania P100 interessieren
das wichtigste: Können mehrere Geräte parallel gekoppelt werden? und ist eine nahtlose Audioausgabe zwischen beiden möglich?
Laut Heise lässt sich Multipoint in der App aktivieren.
Laut dem Testbericht von Golem sind die Ohrpolster zu eng:
> Auffällig sind auch die ungewöhnlich kleinen Ohrpolster, die Ohren werden damit besonders eng umschlossen. Während andere Kopfhörerpolster meist eine Höhe von 6,5 cm haben, fällt diese beim Headphone (1) mit 5,7 cm deutlich kürzer aus. Das ist ein Grund, warum wir mit dem Tragekomfort nicht zufrieden sind.
Ich finde das Design hier ganz schön cool, allerdings ist mir der Tragekomfort wichtiger als das Design oder der Sound.
Hier absolut keine Probleme mit – im Gegenteil ich empfinde den Tragekomfort gar als sehr gut. Ist nun die Frage, ob die bei Golem nun überdurchschnittlich große Ohren haben, oder ich kleine