„Persona 5 Strikers“ im Test: Prügeln mit Stil

Im Blog habe ich mich schon mehrfach als Fan der JRPG-Reihe „Persona“ geoutet. Um „Persona 4 Golden“ zocken zu können, kaufte ich mir sogar extra eine PlayStation Vita. Auch „Persona 5“ habe ich hier im Blog getestet – die verbesserte Version „Persona 5 Royal“ selbstverständlich ebenfalls. Nun ist ein neuer Ableger zu haben: „Persona 5 Strikers“. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ein Rollenspiel, sondern um ein Hack-and-Slash-Game im Stil der Serie „Dynasty Warriors“. Ob der Sprung zu einem neuen Genre gelungen ist, erzähle ich euch in meinem Test.

In „Persona 5 Strikers“ zieht ihr mit alten und neuen Charakteren gegen Hunderte von Gegnerhorden ins Feld. Das ist der typische Stil von „Dynasty Warriors“ und seinen Ablegern, die auch als Musou-Spiele bekannt sind. Die Entwickler von Omega Force wiederum sind bekannt für diese Art von Spielen – neben „Dynasty Warriors“ haben sie das Spielprinzip auch schon für „Hyrule Warriors“ mit Figuren aus Nintendos „The Legend of Zelda“ sowie „One Piece: Pirate Warriors“ adaptiert. Nun ist eben „Persona 5 Strikers“ der nächste Schritt.

„Persona 5“ ist nun insbesondere für seine starke Story bekannt. Hier knüpft „Persona 5 Strikers“ dann an und bietet vieles von dem, was ich auch am Hauptspiel geliebt habe: Die Charaktere sind liebenswert wie eh und je. Morgana, Ryuji, Ann und Co. sind allesamt mit von der Partie und können in euer vierköpfiges Team aufgenommen werden. Man merkt dem Spiel zudem visuell an, dass neben Omega Force auch das P-Studio von Atlus direkt an der Entwicklung gearbeitet hat. So ist der visuelle Stil zu 100 % „Persona 5“, was sich bis in die kleinsten Details der Menüs und Übergangsanimationen erstreckt.

„Persona 5 Strikers“ gibt es für die Nintendo Switch, den PC und die PlayStation 4. Getestet habe ich das Spiel via Abwärtskompatibilität an der PS5. Hier läuft das Spiel butterweich, ist aber natürlich klar als Last-Gen-Titel erkennbar. Technisch war die „Persona“-Reihe aber im Grunde noch nie ein Franchise, das Maßstäbe setzte. Vielmehr ist es das fantastische Art Design, welches auch den neuen Ableger zu einem Hingucker macht. Wer gerne Anime von Studios wie Madhouse schaut, wird rasch begeistert sein.

Allerdings endet das Getümmel in „Persona 5 Strikers“ für meinen Geschmack manchmal zu sehr im optischen Chaos. So sehr ich das kunterbunte und bewusst überfrachtete Design liebe: Es kam mehr als einmal vor, dass ich bei Kämpfen gegen Massen von Feinden kurzfristig keine Ahnung mehr hatte, wo nun mein eigener Charakter gelandet war. In solchen Momenten hilft dann nur etwas Tastengehämmer weiter. Auch wenn Button-Mashing dabei vorkommt, ist in den Kämpfen auch Taktik angesagt. Weiterhin lassen sich Gegner als Personas „zähmen“ und auch miteinander verschmelzen. Das geschieht abermals im Velvet Room, einer Art Limbo, das auch in vorherigen Teilen der Reihe stets eine Rolle gespielt hat.

Besonderes Lob verdient, damit haben Fans von „Persona“ vermutlich gerechnet, der Soundtrack. Hier sind sowohl neue Tracks als auch Remixe von Songs auf „Persona 5“ zu hören. Die Mischung aus Electronica, Rock und Jazz bleibt im Ohr hängen und ist auch außerhalb des Spiels der Hammer. Die Soundeffekte wiederum sind größtenteils bekannt und zu denen von „Persona 5“ identisch. Glücklicherweise trifft das auch auf die hervorragenden englischsprachigen Sprecher zu, die sowohl alten als auch neuen Charakteren ihre Stimmen leihen.

Beziehungen, wie sie sonst bei „Persona“ eine große Rolle spielen, gibt es im actionlastigen „Persona 5 Strikers“ nicht im klassischen Sinne. Da hagelt es lediglich Nebenaufgaben von einigen Charakteren, die ihr erfüllen könnt. Zwar bleiben die Visual-Novel-Elemente erhalten, manche Cutscene kann da auch einmal gut 20 Minuten dauern, aber die „High School Simulation“ ist entschwunden. Ihr latscht also nicht mehr frei durch die Stadt und geht Jobs nach, lernt in der Bibliothek oder schaut was Mitschüler so treiben.

Generell ist ein wenig schade, dass „Persona 5 Strikers“ wenig Raum zum Erkunden bietet. Außerhalb der Kampf-Areale gibt es wenig, was ihr abgrasen könntet. Immerhin gibt es da aber viel Abwechslungsreichtum. Denn das neue Spiel beschränkt sich nicht nur auf einen Stadtteil Toykos, sondern führt euch quasi durch ganz Japan. In den Kämpfen habt ihr jedoch wenig Zeit für Sightseeing, denn dann überwältigen euch die Gegnerhorden. Wie im Hauptspiel solltet ihr dabei die richtigen Persona ins Feld schicken, um siegreich zu sein. Das läuft etwas nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip.

Etwa ist dann eine Kreatur resistent gegen Eis, aber anfällig für Feuer und so weiter. Während der Kämpfe begleiten euch bis zu drei KI-Mitstreiter, die fleißig mitmischen und auch Kommentare beisteuern. Generell ist dabei anzumerken, dass die Charakterentwicklung etwas schwächer ist als bei den vollwertigen JRPGs der Reihe. So ist die Hauptgeschichte im Wesentlichen eine abgewandelte Version von „Persona 5“ und die meisten Charaktere eures Teams kennen sich bereits, sodass weniger Dynamik in den Beziehungen steckt.

Allerdings fühlt sich das Spielen von „Persona 5 Strikers“ wie das Wiedersehen mit einem alten Kumpel an: Vielleicht hatte man sich etwas aus den Augen verloren und die Chemie ist nicht ganz die alte, aber man kann immer noch gemeinsam verdammt gut auf den Putz hauen. Zumal „Persona 5 Strikers“ eben deutlich besser als andere Marken, etwa „The Legend of Zelda“ bzw. „Hyrule Warriors“, hier den Spagat bewältigt, einerseits das Musou-Gameplay für sich anzupassen und andererseits seine RPG-Wurzeln und seinen unverwechselbaren visuellen Stil zu erhalten.

Die neuen Charaktere, wie die künstliche Intelligenz Sophia, sind dabei willkommene Ergänzungen des Casts. Kleines Schmankerl für Apple-Fans: Die englische Stimme von Siri, Susan Bennett, spricht hier die digitale Smartphone-Assistentin EMMA. Ziemlich random irgendwie, aber für solche Einsprengsel muss man die „Persona“-Reihe einfach lieben. Auch die Bosskämpfe sind im Übrigen wieder Highlights, auch wenn die Metaphorik hier nicht immer ganz so wie die Faust aufs Auge passt, wie das noch in „Persona 5″der Fall gewesen ist.

„Persona 5 Strikers“ ist ein umfangreicher Titel. An die über 100 Stunden von „Persona 5 und „Person 5 Royal“ kommt man zwar nicht heran, 30 bis 40 Stunden könnt ihr aber wohl einplanen, je nachdem wie viele Nebenaufgaben ihr so mitnehmt. Mir hat dieses Musou-Game jedenfalls richtig gut gefallen, selbst wenn ich sonst mit diesen Massenschlachten von Omega Force nicht so warm werde. Glücklicherweise überwiegt hier aber die „Persona 5“-DNS, sodass ich Fans der Serie unbedingt rate, auch diesen Titel anzuspielen und mehr Zeit mit den Phantomdieben zu verbringen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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6 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag.

  2. Kann man das Spiel auch ohne Persona Vorkenntnisse spielen?

    • Nein

    • André Westphal says:

      Ich würde sagen ja, also man kann schon reinkommen in die Story – ist aber in der Tat ein wenig, als wenn du in eine Serie direkt bei Season 2 einsteigst. Irgendwann ist man auf dem Laufendem, aber viele Referenzen entgegen einem.

      • Danke! Ich werde es probieren und vl mit Wikipedia etc ein bisschen nebenbei die Story lesen

        • André Westphal says:

          Vielleicht bekommst du dadurch ja auch Lust auf „Persona 5 Royal“ – kann ich definitiv extrem empfehlen :-). Aber vom Gameplay her natürlich schon sehr anders – rundenbasierte Kämpfe und JRPG eben :-).

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