OpenWebSearch.EU: 8,5 Mio. Euro für Europas Internetsuche
Die Open Search Foundation schließt sich laut Pressemeldung mit 13 anderen europäischen Forschungszentren zum EU-Projekt OpenWebSearch.EU zusammen. Das Ziel ist es, eine offene europäische Infrastruktur für die Websuche zu entwickeln. Ob dieses Projekt letzten Endes zu einem sinnfreien Millionengrab wird oder tatsächlich etwas für die Menschen Relevantes herauskommt, ist dabei aktuell offen.
So prahlt man: „Das Projekt wird einen Beitrag zur digitalen Souveränität Europas leisten und einen offenen, fairen Suchmaschinenmarkt fördern.“ Ich selbst habe da eher so meine Zweifel, dass dies tatsächlich der Fall sein wird. Denn damit das geschieht, müssten die Menschen am Ende auch die angebotenen EU-Websuche nutzen. Da halte ich es für naiv zu denken, dass die Google-Verwöhnten zur offenen Suchmaschine der EU strömen. Aber wirklich beurteilen lässt sich das natürlich erst am Ende, wenn das Projekt Resultate hervorbringt.
Dabei muss ich ergänzen, dass das Projekt selbst keine eigene Suchmaschine entwickeln soll. Vielmehr will man mit seinem Index für andere eine gescheite Basis schaffen, die ihn als Fundament nutzen könnten. 8,5 Mio. Euro gibt es für das Projekt von dem Förderprogramm Horizont Europa. In den nächsten drei Jahren wollen die Forscher den Kern eines europäischen Open Web Index (OWI) als Grundlage für eine neue Internetsuche in Europa entwickeln. Darüber hinaus soll das Projekt die Grundlagen für eine offene und erweiterbare europäische Infrastruktur für die Web-Suche und -Analyse (OWSAI) legen. Man malt sich da bereits einen Innovationsschub für Europa aus.
Wissenschaft, die europäische Datenökonomie und die Wirtschaft insgesamt sollen den genannten Webindex als Datenquelle nutzen können. Dass sie das können, heißt aber eben nicht, dass sie das auch werden. Der Gedankengang hinter dem Projekt ist jedoch sympathisch: Man macht sich Sorgen, weil Wirtschaftsunternehmen wie Google und Microsoft über ihre Suchmaschinen erheblichen Einfluss auf den Zugriff und Fluss von Informationen haben. Daher strebe man einen freien, unvoreingenommenen und transparentem Zugang zu diesem öffentlichen Gut an.
OpenWebSearch.EU sei laut den Verantwortlichen das erste Projekt, das die EU finanziert, um die Websuche von morgen in Gang zu bringen. Es wird im September 2022 anlaufen. Die 14 Partnereinrichtungen werden zunächst über einen Zeitraum von drei Jahren zusammenarbeiten. So sehr ich die Idee befürworte: Ich befürchte, da wird „too little, too late“ gemacht. Wie seht ihr das?
Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.
Wie ich das sehe? Gegenfrage: welche Firmen werden damit künstlich beschäftigt? Nur weil Firmen ihre Felle wegschwimmen sehen (yes, too little, too late), ändert der gemeine Surfer doch seine Suchmaschinen-Nutzung nicht. Dafür muss man ein Problem lösen, ein Bedarf bedienen oder zumindest ein Alleinstellungsmerkmal haben. Und diesbezüglich hat die Breite Masse meiner Meinung nach nicht auf eine EU-Surfmaschine gewartet.
Ich finde das Projekt auch sehr gut, sehe es aber auch so, dass es leider wahrscheinlich nicht viele nutzen werden.
Wie wäre es zum Start und dann immer wieder mit Werbekampagnen, die einem die Vorteile klar machen? Vielleicht auch Bonusprogramme, also irgendwas sammeln für Suchanfragen? Aber dann müsste man sich wieder registrieren… auch nicht so toll.
Weil das ein häufig auftretendes Missverständnis ist, will ich hier mal etwas Klarheit verschaffen:
Es geht bei dem Projekt nicht darum, eine neue Suchmaschine zu erschaffen. Es gibt bereits einige europäische Websuchmaschinen, allerdings hat keine davon einen eigenen wettbewerbsfähigen Index. Das Projekt beschäftigt sich mit den Möglichkeiten, einen gemeinsamen europäischen Webindex zu schaffen, der von Wirtschaft und Wissenschaft gleichermaßen genutzt werden kann.
Hey Phil – ich hab auch mal im Artikel einen expliziten Satz ergänzt, damit das klarer durchkommt. Danke für deine Kommentare!
Gerne. Und danke, dass du die PM aufgegriffen hast.
Per se ist es schon eine gute Idee und das ist ja auch nicht wirklich viel Geld. Die Frage ist aber natürlich nachher wie gut die Suchmaschine auch wirklich funktionieren. Ich persönlich habe mit Google die mit Abstand besten Erfahrungen gemacht. duckduckgo oder Ecosia bring für mich schlechtere oder gar unbrauchbare Ergebnisse hervor. Und dabei habe ich bei Google alle Personalisierungsoptionen ausgeschaltet.
Ich kenne das Projekt selbst nicht, beschäftige mich aber beruflich viel mit Europäischen Forschungsprojekten. Und das Ziel bei so einem Projekt ist selten ein fertiges Produkt, was dann auf den Markt kommt. Sondern es geht viel mehr um die Technologie, die hier entwickelt wird, die dann später in ein Produkt eingesetzt werden kann. Im Extremfall kann es sogar die Google-Suchmaschine verbessern, wenn Alphabet hierfür dann zahlt. 8,5 Mio EUR klingt viel, ist aber dann doch eine sehr kleine Summe, mit der man sicherlich keine vollumfängliche Google-Alternative entwickelt. Aber ich bin mir sicher, dass dies auch nicht die Ambition des Projektes ist.
Mit SUMA-EV ist bereits eine Suchmaschine involviert: Metager. Bleibt zu hoffen, dass die davon profitieren kann.
Genau, wir sind von Anfang an dabei und haben auch der OSF bei der Gründung geholfen. Ich bin derjenige, der sich beim SUMA-EV um der Projekt kümmert. Falls es Fragen gibt, gerne her damit.
Einige scheinen hier zu denken, dass da jetzt Geld genommen wird, um irgendein Projekt zu starten, dass dann bei Null anfängt, um eine Europäische Google-Alternative zu starten. Dem ist natürlich in mehrerer Hinsicht nicht so.
Wie Felix richtig andeutet, wird hier nicht versucht, eine neue Suchmaschine zu starten, sondern einen gemeinsamen europäischen Suchindex zu schaffen, der dann u.a. von Suchmaschinen verwendet werden kann. Außerdem arbeiten wir schon seit einigen Jahren an der Sache. Bisher wurden mit eigenen Mitteln und ohne staatliche Förderung Pilotversuche durchgeführt, und Architekturen wie Formate erarbeitet. Durch die Förderung kann man das jetzt in größerem Maßstab anwenden.
Lieber in Google Stecken so einen quatsch wird niemand nutzen.
Klingt mir mal wieder so, als ob mit viel Geld eine europäische Lösung gefunden werden soll, für die das Problem noch nicht bekannt ist. Aber Hauptsache Europa hat was Eigenes.
Sollte(!) das Projekt irgendwann zu einem Ergebnis kommen, wird es vor den gleichen Herausforderungen stehen wie die heute dominierenden Suchmaschinen auch: Datenschutz, Copyright und Fake News sind da so ein paar Stichworte, die mir direkt einfallen. Und Betriebskosten wird eine europäische Suchmaschine ebenfalls verursachen – die müssen auch irgendwie dauerhaft und zuverlässig abgedeckt werden, ohne die Qualität der Suchergebnisse zu beeinflussen („Wer die Musik bezahlt, bestimmt was gespielt wird“)
„Die Wissenschaft, die europäische Datenökonomie und die Wirtschaft insgesamt werden den offenen Webindex als Innovationsplattform und Datenquelle nutzen können“ klingt ja erstmal großartig – aber lässt die Verbraucher explizit außen vor. Also: what’s in it for me?
Was wollen die denn mit den 8.5 Mio finanzieren? Den Kaffee für den Kickoff? Zwei Sprints?
Man versucht mal wieder das Rad in eckig neu zu erfinden…. -.-