OnePlus Nord 2 im Ersteindruck: Mittelklasse-Phone mit Flaggschiff-Ambitionen

Das ist es nun also: das OnePlus Nord 2. Hatte man einst noch mit der Bezeichnung „Flaggschiffkiller“ geworben, schraubt man jene Erwartungen nun auf ein realistisches „Smartphone mit Flaggschiff-Funktionen“ zurück. Das OnePlus Nord aus dem vergangenen Jahr hat die Erwartungen auf einen Nachfolger hochgeschraubt, hat man mit dem ursprünglichen Nord doch ein Smartphone mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis parat. Ob man dem auch mit dem Nord 2 wieder gerecht wird?

Seit einer knappen Woche bin ich nun mit dem Nord 2 unterwegs. Aufgrund der kurzen Zeit sind einige Aussagen nicht auf die Goldwaage zu legen, sondern spiegeln eben diesen Spontan-Eindruck wider. Preislich hat sich da im Vergleich zum Nord der ersten Generation nichts getan: Die Version mit 8 GB RAM und 128 GB bekommt man für 399 Euro, jene mit 12 GB RAM und 256 GB Speicher für 499 Euro. Einige technische Schmankerl hat man da seitens OnePlus verbaut, vor allem mit der Ambition in Sachen Kamera näher zu den Flaggschiff-Modellen aufzuschließen. Auch sonst ist das Nord 2 mit einigen Premium-Features gespickt.

Technische Details des OnePlus Nord 2 5G

  • Dimensions
    • Height: 158,9 mm
    • Width: 73,2 mm
    • Thickness: 8,25 mm
    • Weight: 189g±1
  • Display
    • Size: 6.43 inches
    • Resolution: 2400 x 1080 pixels 410ppi
    • Aspect Ratio: 20:9
    • Refresh Rate: 90Hz
    • Type: Fluid AMOLED
    • Support sRGB, Display P3
  • Performance
    • CPU: MediaTek Dimensity 1200-AI
    • GPU: ARM G77 MC9
    • RAM: 8GB/12GB LPDDR4X
    • Storage: 128GB/256GB UFS3.1
    • Battery: 4500 mAh (non-removable)
    • Motor: X-axis linear motor
    • Warp Charge 65
  • Camera
    • Main Camera: 50 MP, 6P, OIS, f/1.88 (Sony IMX766)
    • Ultra Wide Camera: 8 MP, 119.7°, EIS, f/2.25 (Sony IMX 355)
    • Mono Lens: 2 MP, f/2.5
    • Autofocus (PDAF+CAF)
    • Video: 4K 30 FPS, 1080p 60/120 FPS, 720p 240 FPS
    • Dual-LED Flash
    • Front Camera: 32 MP, EIS, f/2.45 (Sony IMX615)
  • Connectivity
    • GSM: GSM850, GSM900, DCS1800, PCS1900WCDMA: B1/2/4/5/8/19LTE-FDD: B1/2/3/4/5/7/8/12/17/18/19/20/26/28/38/32/34/39/40/41/66NR NSA: N1, N3, N7, N8, N20, N28, N38, N41, N78NR SA: N1, N3, N7, N20, N28, N78, N41, N8
    • WLAN: Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac/ax, 2.4G/5G,2*2MIMO
    • Bluetooth: Bluetooth 5.2, support aptX & aptX HD & LDAC & AAC
    • NFC
    • Positioning: GPS, GLONASS, Galileo, Beidou, NavIC
  • Miscellaneous:
    • Dual nano-SIM slot
    • USB 2.0, Type-C
    • Dual stereo speaker
  • Color:
    • Gray Sierra
    • Blue Haze

Größte Neuerung ist wohl, dass man beim SoC nun auf den MediaTek Dimensity 1200 AI setzt, anstatt auf einen Qualcomm-Prozessor. Beim Speicher setzt man auf schnellen UFS 3.1, beim Arbeitsspeicher ist es aber „nur“ LPDDR4x. Das Display des Nord 2 misst 6,43 Zoll (ca. 16 cm). Jenes ist mit AMOLED-Panel sowie Bildwiederholrate von 90 Hertz ausgestattet und löst mit Full HD+ auf. Hervorheben lässt sich in Sachen Kamera noch der IMX766 Sensor, der auch teureren Smartphone-Modellen als Hauptlinse dient.

Ausgepackt, angefasst & eingeschaltet

Neben dem Smartphone selbst finden sich in der Verpackung auch eine Hülle und – oh Wunder – ein Netzteil, sogar mit Schnellladung. Dabei ist auch ein USB-A-auf-C-Kabel. Vorinstalliert hat man zudem eine Displayschutzfolie.

In puncto Design fügt sich das neue Nord voll und ganz in die Produktlinie der OnePlus-Smartphones ein. Das Design ist unauffällig. Die Seitenränder sowie das Kinn fallen dünn aus, aber – insbesondere letzteres – etwas üppiger als bei den Flaggschiff-Geschwistern. Die mir vorliegende Farbe „Blue Haze“ ist im Gegensatz zur „Gray Sierra“ nicht mattiert, zieht aber dennoch nur wenige Fingerabdrücke an. Dafür ist der „chromartige“ Rahmen umso anfälliger für jene.

Das Gerät liegt trotz seiner Größe angenehm in der Hand. Ist einen Tick kleiner als das OnePlus 9. Das Gewicht ist ausbalanciert, die Rückseite leicht abgerundet. Die Druckpunkte der Tasten sind ebenfalls angenehm. Mit dabei ist auch der nützliche Alert-Slider. Die Displayfront ist flach, was meinen Geschmack trifft. In Sachen Haptik ist an dieser Stelle noch ein angenehmer Vibrationsmotor zu nennen: der x-Achsen-Motor macht sich hier bezahlt.

Halten wir noch einen Moment beim Display inne. Die Auflösung von Full HD+ ist völlig ausreichend. Bewegungen und Animationen wirken dank 90-Hertz-Bildwiederholrate butterweich, der Unterschied zu 120 Hz ist kaum wahrnehmbar. Optional kann für längere Akkulaufzeiten zu 60 Hz gewechselt werden. Auch angenehm hell wird das AMOLED-Display, für eine Lesbarkeit auch bei Sonnenlicht. Ein Flaggschiffmodell wird hier noch etwas heller. Ansonsten: Angenehme Farben, gute Blickwinkel. Alles in allem ein ordentliches Panel, welches nur im Direktvergleich gegen ein LTPO-Display aus dem 9 Pro oder einem S21 Ultra verliert. Im Display steckt weiter ein optischer Fingerabdruckscanner. Jener reagiert wie schon in den Modellen zuvor flott und zuverlässig.

In Sachen SoC setzt man nun erstmals auf einen MediaTek-Chip. Das dürfte bei einigen sicherlich mit Vorbehalten behaftet sein, die Update-Garantie verspricht aber ja dennoch mindestens Android 13 und Sicherheitspatches bis 2024. Ab Werk ist Android 11 mit dem OxygenOS-Überzug in Version 11.3 installiert. Das geht bei manchen Design-Elementen einen kleinen Tick auf die Color-OS-Basis zu, ansonsten ist alles wie von den anderen Modellen gewohnt. Bloatware gibt es keine und inzwischen kann ich mich mit dem neuen OS-Look anfreunden, wenngleich ich hoffe, dass das mit Android 12 noch einheitlicher wird.

Zurück zum SoC. Der Dimensity1200 AI ist definitiv leistungsstärker als der Qualcomm-SoC aus dem vergangenen Jahr. Benchmarks sind wenig aussagekräftig, daher verzichte ich. Als Vergleichsmaßstab dient der Snapdragon 870. Und auch in Sachen Effizienz konnte MediaTek in den vergangenen Jahren zu Qualcomm aufschließen. Für die meisten ist der Chip ohnehin zu überdimensioniert, Gamer sind für die zusätzliche Performance jedoch sicherlich dankbar.

Ein paar Worte zum Akku, hier kann man nach wenigen Tagen Nutzung natürlich noch keine langfristigen Resultate ziehen. Durch den Tag zu kommen ist allerdings kein Problem. Der MediaTek-SoC macht einen effizienten Job – bleibt auch bei derzeitigen Temperaturen kühl. Wenn der Akku zur Neige geht, kann man ihn mit 65-Watt-Schnellladung (Warp 65) wieder vollpumpen. Ja richtig gehört, hier ist man gleichauf mit dem OnePlus 9 (Pro). Eine halbe Stunde genügt für eine vollständige Akkuaufladung. Kabelloses Laden gibt es nicht. Legt man bei den Flaggschiff-Geschwistern löblich ein Warp-65-Netzteil mit USB-C bei, welches auch andere Geräte, beispielsweise über den PD-Standard, auflädt, so kommt das hier beliegende Netzteil mit USB-A. Klar, es liegt ein Netzteil erst einmal überhaupt bei – dennoch schade. Die Aufladung mit so einer Geschwindigkeit gibt es aber bei den meisten teuren Flaggschiffen nicht, hier legt man die Messlatte hoch.

Werfen wir noch einen Blick auf die Kamera und die Fotos, die sich mit dem Smartphone schießen lassen. Ein paar der Schnappschüsse habe ich euch hier zusammengestellt. Hier schraubte der verbaute IMX766 als Hauptsensor die Erwartungen hoch, ist dieser Sensor doch sonst eher in höherpreisigen Smartphones vorzufinden. Auf das Hasselblad-Branding wird verzichtet, das bleibt den Flaggschiffen vorbehalten.

Der Hauptsensor erreicht eine Auflösung von 50 Megapixeln. Diese lassen sich wahlweise voll ausnutzen oder via Pixel-Binning zusammensetzen um Aufnahmen mit 12,6 Megapixeln zu erstellen. Lichtstark ist ein gutes Stichwort, denn die Lowlight-Performance schaut hier sehr gut aus. Ebenso zufriedenstellend waren für mich Bildschärfe sowie eine natürliche Farbgebung. Zumindest bei ausgeschalteten AI-Modi, jene lieferten mir zu knallige Farben mit einem teils starken „Aquarell-Effekt“. In Sachen HDR war ich bei OnePlus bislang mehr gewohnt, da wird man aber sicherlich per Update nachjustieren.

Anders sieht es dann bei der 8 Megapixel starken Ultraweitwinkellinse aus. Hier kommt „nur noch“ ein Sony IMX355 zum Einsatz. Die Bildschärfe nimmt stark ab, vor allem in den Außenbereichen sind mir die Bilder oftmals zu unscharf. Gerade bei dunkleren Szenen kommt die Ultraweitwinkel-Linse an ihre Grenzen. Da sind die Unterschiede zur Hauptlinse immens, auch in der Farbgebung. Insbesondere verwöhnt vom erstklassigen Ultraweitwinkel des 9 Pro haben die Bilder des Nord 2 mit dieser Linse eher Schnappschuss-Qualität.

Der Zoom eignet sich zum Ranholen von Informationen, nicht aber zum Aufnehmen von ästhetischen Fotos. Eine dedizierte Zoom-Linse gibt es nicht, aber ich denke manuelle Crops der 50-Megapixel-Linse dürften mehr abliefern als der digitale Zoom. Eine dedizierte Makro-Linse gibt es nicht und auch keinen Makro-Modus für die Hauptlinse – schade, denn da lieferte OnePlus bislang brauchbare Ergebnisse.

Eine Art Fazit zu diesem Zeitpunkt? OnePlus liefert abermals ein Gesamtpaket für den „Normalo-Nutzer“ und das für ein ansprechendes Preisschild. Für den Normalo wäre wohl auch nicht der leistungsstärkere SoC vonnöten. Die Erwartungen, die man beim Käufer weckt, erfüllt man durchaus. Das Nord 2 ist abermals ein Mittelklasse-Smartphone, gespickt mit ausgewählten Flaggschiff-Funktionen. Seien es die erhöhte Bildwiederholrate, Warp Charge 65 oder auch der Hauptsensor der Kamera. Bei den weiteren Linsen und Kameraeigenschaften trennt sich weiterhin die Spreu vom Weizen. Würde mir die Hauptlinse genügen hätte ich wohl wenige Probleme damit, es im Alltag gegen das 9 Pro einzutauschen.

Knapp 400 Euro sind für das Gebotene durchaus fair. Da muss man schauen, inwieweit da in diesem Jahr Samsung mit der A-Reihe und auch die Pixel-A-Reihe wieder zum Zug kommen. Das dürften die beiden Gegenspieler sein – jedoch jeweils mit anderem Fokus. Für viele vermutlich der „Sweet Spot“. Für diejenigen, denen weniger reicht, hat man inzwischen ja auch das Nord CE im Programm – die Grenzen sind hier, auch preislich, fließend.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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11 Kommentare

  1. Ich bleibe dabei: Ein OnePlus 8T für ~450€ ist ein deutliches besseres Gesamtpaket (Snapdragon 865, USB 3.0, 120Hz, wertigeres Gehäuse). Ich wüsste nicht wie ich jemand ein Nord 2 empfehlen kann. Aus meiner Sicht ist das Phone 50€-100€ zu hoch angesetzt.

  2. Genau …. hab mir für 370€ das OP 8T geholt. Ich denke damit ist man besser bedient.

  3. Die Zeiten wo man über OnePlus Smartphones nachdenken konnte sind vorbei. 1,5 bis 2 Monate bis zu Android 12, was dann irgendwann im nächsten Frühjahr den Weg auf das Nord 2 finden wird und ein Jahr später gibts dann das letzte Update..

    Ich denke auf lange Sicht ist da Apple eben die bessere Wahl, wenn man sieht wie lang da die Geräte mit neuen Versionen versorgt werden. Einzig Google die ja schon 5 Jahre Updates angekündigt haben, ist es vlt. zu zutrauen mit eigenem SoC für die Pixel und eine Smartwatch, Apple etwas entgegen zu setzen.

    Setzen immer mehr Leute ,auch aus Umweltgedanken, auf Geräte die sich dank der Updates ca 5 Jahre nutzen lassen, wird sich der Markt in 10 Jahren bereinigt haben und bei Android viele Marken verschwinden.

    Ich denke, es reicht heute einfach nicht mehr aus nur gute Hardware zu liefern.

    Ich kann echt nicht verstehen, warum One Plus nicht bis Anfang oder Mitte September gewartet hat und das Nord 2 dann mit Android 12 ausliefert.

  4. Gibt es als experimentale Einstellung DC Dimming für das Display?
    Gibt es ja bei den großen Modellen. Keine Ahnung wie der Menüpunkt heißt.

  5. Ali-Babaz says:

    @Felix Frank
    Ist aptX bzw. aptX Adaptive möglich ? Laut Computerbase wegen dem SoC nein, jedoch gibt OnePlus selber aptX an ? Hast du passende Kopfhörer da und könntest das testen ggf. mit den M&D MW08 (aptX Adaptiv), die Kopfhörer hatte der Kollege André Westphal gehabt?) ?

    • Felix Frank says:

      Da schaue ich die Tage mal. Die MW08 hat André.

      Für viele an dieser Stelle vielleicht auch spannend: 5G mit O2 funktioniert mit dem Nord 2 erstmals auch für OP-Geräte.

      • Ali-Babaz says:

        Ok, danke dir, bin sehr gespannt was für eine Verbindung dabei rauskommt.

      • Ali-Babaz says:

        Computerbase hat ihren Artikel bzw. die Textpassage angepasst und die angeblich fehlende aptX Unterstützung entfernt. Jedoch geht leider weiterhin nicht hervor ob eine Verbindung möglich ist. Mir persönlich ist eigentlich auch nicht bekannt das Qualcomm das an anderen Herstellern lizenzieren lässt.

    • André Westphal says:

      Felix und ich wohnen nicht am selben Ort :-D. Aber die MW08 sind auch schon wieder beim Hersteller, also leider nicht mehr hier vor Ort. Wären zum Testen für solche Szenarien in der Tat gar nicht übel gewesen!

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