OnePlus 7 Pro bietet in Wahrheit keinen vollwertigen, optischen 3x-Zoom
OnePlus vermarktet sein OnePlus 7 Pro mit einem dreifachen, optischen Zoom. Wie sich nun im Rahmen einer ausschweifenden Reddit-Diskussion ergeben hat, stimmt das aber faktisch so nicht. So dreht sich der Hersteller die Daten ein wenig zurecht, denn genau genommen erzielt das OnePlus 7 Pro (hier Bennys Ersteindruck) nur einen 2,2-fachen, optischen Zoom.
Allerdings muss man OnePlus zugute halten: Es gab anno dazumal eine ähnliche Kontroverse um das OnePlus 5 und dessen Zoom. Damals kam am Ende heraus, dass digitaler Zoom im Spiel war. Beim OnePlus 7 Pro ist das nicht der Fall. Hier ist es vielmehr so, dass das OnePlus 7 Pro in Wahrheit für die Telephoto-Kamera einen Sensor mit 13 Megapixeln, nicht wie angegeben mit 8 MP, verwendet. Der dreifache Zoom wird nun dadurch erreicht, dass man 2,2-fach zoomt und einen Teil des Bildes zurechtschneidet.
Nun mag manch einer argumentieren: „Eigentlich klingt das doch super? Der Sensor löst ja höher auf als angegeben! Ist doch wurscht, wie man dann den dreifachen Zoom erreicht!“ Tatsächlich macht diese Art des Zoomens aber für Fotografen sehr wohl einen großen Unterschied, da sich der Bildausschnitt durch das Zurechtschneiden verändert. Für die Ästhetik des Bildes ist das also durchaus entscheidend. Es kommt eine andere Brennweite zustande.
Vergleichen könnt ihr das selbst, wenn ihr einmal am OnePlus 7 Pro in den Porträtmodus wechselt, welcher die Telephoto-Linse einspannt und anschließend in den dreifachen Zoom-Modus schaltet – ebenfalls über die Telephoto-Linse gelöst. Rasch erkennt ihr dann, dass sich das Blickfeld unterscheidet. Im Porträtmodus erhaltet ihr einen breiteren Ausschnitt und könnt nämlich die vollen 13 Megapixel nutzen. Im dreifachen Zoom-Modus wird das Bild auf 8 Megapixel zusammen gestutzt und der Ausschnitt enger gezogen.
Jeder Fotograf wird euch nun bestätigen, dass dieser kleine Trick von OnePlus eben die Darstellung in Fotos je nach Motiv stark beeinflussen kann – auch wenn ihr formal einen dreifachen Zoom erhaltet. Ein Gesicht kann etwa ganz anders wirken, wenn ihr es mit einer anderen Brennweite fotografiert und auch der Hintergrund wird anders dargestellt. Das obige GIF verdeutlicht es euch durch die Darstellung unterschiedlicher Brennweiten. Achtet darauf, wie die Form des Gesichts und auch der Hintergrund vollkommen anders erscheinen.
Wie bereits erwähnt, muss man OnePlus zugute halten, dass die angegebenen 8 Megapixel als volle Auflösung herauskommen und nicht digital nachgezoomt wird. Auch arbeitet OnePlus in der Vermarktung nicht mit der Angabe der Brennweiten. Um einen vollwertigen, optischen dreifachen Zoom handelt es sich streng genommen aber eben nicht. Gegenüber Android Police, die ebenfalls über das Thema berichtet haben, kommentiert der Hersteller die Lage:
[color-box color=“blue“ rounded=“1″]„Das OnePlus 7 Pro bietet einen dreifachen Zoom ohne digitalen Zoom oder Detailverlust. Die Telephoto-Kamera erfüllt zwei Aufgaben: den dreifachen Zoom und den Porträt-Modus. Je nach Kameramodus wechselt das Sichtfeld. Bei dreifachem Zoom liefert die Telephoto-Kamera die beworbenen, verlustfreien 8 Megapixel. Im Porträt-Modus werden die vollen 13 Megapixel des Sensors in der Telephoto-Kamera genutzt.“[/color-box]
Bildausschnitt ungleich Brennweite, das ist schon was anderes 😉
Das setze ich auch nicht gleich, aber letzten Endes wird das halt verändert :-).
Android-Gebahren eben: Immer nahe an der Täuschung.
Oder man lässt sich dabei erwischen, dass die “Kamera-Beispiele” in Wahrheit Stock-Fotos sind, die mit professionellem Equipment aufgenommen wurden – so geschehen bei Samsung und bei Xiaomi, und vermutlich hat man andere einfach noch nicht überführt.
Sagt Apple Troll Nr. 2, der glaubt Apple sammelt keine Daten von ihm xD
> Android-Gebahren eben: Immer nahe an der Täuschung.
Diese Fälle als „Android-Gebahren“ zu verallgemeinern ist in etwa genauso sinnvoll, wie es einfach „Smartphone-Gebahren“ zu nennen.
Na, ist das Duhden auf dem iPhone kaputt?
Der Tuten ist schon länger kaputt, ich weiß gar nicht wann der das letzte mal richtig ging, da muss Steve noch gelebt haben.
Bei meinem iPhone X hab ich dann ja auch nen 8fach Zoom wenn ich statt der 12 Megapixel einfach 3 Megapixel daraus ausschneide. Damit sollte Apple mal werben 😀
Wieso ist hier nur so viel Unwissen unterwegs?
Es ist für jeden Uninteressant, wie der Zoom erreicht wird. Es macht schlichtweg keinen Unterschied, ob die Kameralinse oder der Sensor dafür verantwortlich ist um ein Kleinbild-Brennweitenäquivalent zu erreichen. Die Perspektive verzerrt sich in beiden Fällen identisch, ob nun digital oder optisch gezoomt. Die Verzerrung entsteht nämlich rein durch die Entfernung von Kamera zu Subjekt und nicht durch die Brennweite des Objektivs. Das einzige wofür Sensor&Objektiv zuständig sind, ist wie qualitativ der Bildauschnitt ist.
Wenn der Sensor also verlustfrei die restlichen 0.8x zoomen kann ist das Ergebnis identisch zu einem 3x optischem Zoom. Ob der digitale Zoom des OP7p wirklich verlustfrei ist steht auf einem anderen Blatt.
Endlich jemand der es versteht
Ich bin extra zu den Kommentaren gegangen weil ich mir gedacht hab dass dies sicher jemand weiß und siehe da, die erste Person die ich gefunden hab die das richtig gestellt hat 🙂
“Die Verzerrung entsteht nämlich rein durch die Entfernung von Kamera zu Subjekt und nicht durch die Brennweite des Objektivs.”
Uh! So viel Inkompetenz, so offensichtlich zur Schau gestellt! Gratulation zu diesem mutigen Coming-Out!
Ich vermute der Autor hat hier etwas verwechselt: Es geht hier nicht nur ausschließlich um die Brennweite, wie durch das Beispiel durchaus eindrucksvoll und bei gleichem Kamerasetup (d.h. konstantem Crop-Faktor, mehr dazu später) gezeigt wird. Letztendlich kommt es auf den Abstand des Photographen zum Objekt an. Und dadurch, dass nur die inneren 8MP des Chips verwendet werden, muss man beim OnePlus eben weiter weg vom Objekt gehen, damit nichts abgeschnitten wird. Dadurch wird der vermeintliche Bildeffekt auf den Hintergrund genau wieder ausgeglichen. Man kommt effektiv auf die gleiche Geometrie als ob man einen 8MP Sensor zusammen mit einer anderen Brennweite benutzt hätte. Dass Brennweite nicht gleich Brennweite ist, ist spätestens beim Umrechnen der Brennweiten durch den sogenannten Crop-Faktor bekannt. Indem hier OnePlus nicht beide Welten d.h. 13MP und Zoomfaktor 3 vermischt sondern einen 8MP-Sensor angibt, ist es eben keine Täuschung (sorry an alle, welche gleich wieder diebisch darüber hergefallen sind). Wer schon mal ein 25mm Brennweitenobjektiv an einem Micro-Four-Thirds Sensor gekauft hat, weiß dass das einem 50mm Objektiv am herkömmlichen Kleinbildformatkamera entspricht. Zugegebenermaßen alles nicht ganz einfach und durchsichtig.
Der einzige negative Effekt wäre, dass der 8MP Sensor natürliche eine kleinere Fläche als der 13MP Sensor hat, und damit weniger Licht einfällt, was auf die Lichtstärke einen Einfluss hat. Macht aber bei Tagesaufnahmen einen kaum merklichen Bildeinfluss. Und dann gibt es noch minimal andere Beugungseffekte an der Blende, aber so tief ist dieser Artikel dann doch nicht gegangen.
Korrekt! +1!
Dabei ist aber natürlich eins zu beachten: Sollte tatsächlich nur die kleinere Fläche des Sensors benutzt werden ist das alles absolut richtig. Wenn aber das Bild NACH der Aufnahme auf die 8 MP beschnitten werden, ist das kein Zoom mehr, sondern reine Bildbearbeitung ohne perspektivische Eingriffsmöglichkeiten. Ansonsten: TOP-Kommentar!
Ihr habt es grundsätzlich differenziert genug dargestellt oder zumindest versucht, dennoch bin ich der Meinung, dass es in diesem Fall weder Betrug noch ein Problem ist. Oneplus verkauft einen 3x Zoom im Vergleich zur Basis-Brennweite mit 8 MP und genau das ist es auch. Da ist nichts Digital aufgehübscht (wie damals beim Oneplus 5 der Fall). Die Kern-Kritik bleibt damit „Ein Gesicht kann etwa ganz anders wirken, wenn ihr es mit einer anderen Brennweite fotografiert und auch der Hintergrund wird anders dargestellt.“ Die zweite Aussage stimmt in der Praxis wegen der anderen Tiefenschärfe. Die erste nicht, denn hier kommt es einzig auf die Entfernung zum Motiv an (Effekte in extremen Situationen wie beispielsweise die Aufnahme mit einem stark verzerrenden Fish Eye Objektiv mal aussen vor).
Interessant wäre doch nun zu wissen, warum Oneplus das gemacht hat. Es gibt zwei Optionen: 1) Marketing Gag oder 2) technischer Vorteil. Die Hauptkamera, welche damit „unnötiger Weise“ den Zoom Bereich von 2.2x bis 3.0x übernimmt, ist ein 48 MP Sensor mit f/1.6 im Gegensatz zur Telekamera mit einem 12 MP Sensor mit f/2.4. Es ist gut möglich, dass es rein technische Vorteile hat, in diesem Bereich noch den qualitativ besseren Sensor zu nutzen, statt bereits auf die Tele-Optik zu wechseln. Das müsste man mal richtig testen, bevor man Oneplus hier etwas zur Last legt, was rein vormal sowieso in Ordnung ist.
„… und einen Teil des Bildes zurechtschneidet.“
Genau das nennt man (auch) digitales Zoom. Und wenn rgendwann die Pixel ausgehen, dann wird noch interpoliert und das Bild endgültig kaputt gerechnet.
Nein, eben nicht. Digitales Zoom ist, wenn du ein Bild hochrechnest. Hier wird aber nur ein Bild zugeschnitten ohne etwas dazu zu rechnen. Es ist genau wie beworben, nur das es das Ziel eventuell anders erreicht, als man vermuten würde. Es gibt in der Werbung aber keinerlei falsche oder irreführenden Aussagen. Oneplus gibt in den Specs z.B. die Pixelgrösse des Sensors an, nicht dessen Grösse. Die Grösse währe irreführend (grösserer Sensor gleich grössere Pixel gleich bessere Qualität), aber die Pixelgrösse wird beworben. Hätten Sie den verbauten Sensor mit der Schere zurecht geschnitten und der Aussenbereich wäre weg, hätte der Kunde keinerlei nachteil und es wäre immer noch exakt wie es beworben wird.
Das mit dem Gesicht ist natürlich Blödsinn, wie jeder echte Photograph bestätigen kann. Nicht die Brennweite macht einen anderen Eindruck sondern eine andere Entfernung zum abgelichteten Subjektiv.
Was OnePlus tut ist vollkommen legitim, das wäre das gleiche, als wenn sie einen 8MP Sensor eingebaut hätten mit ein wenig kleinerer Sensorfläche.
Warum sie einen 13 MP Sensor benutzen und den Rand verwerfen? Ganz einfach: Für Digitale Stabilisierung. Wenn man keinen Rand um das effektive Bild hat, kann man keine Digitale Stabilisierung machen.
Das ist natürlich Blödsinn, die Entfernung zum Objekt wird von der Brennweite bestimmt.
Und das Bild von der Auflösung. Der 50% Ausschnitt eines Bildes das du mit 48 MP und 50mm Brennweite aufnimmst ist exakt das gleiche Bild, dass du bei einem 100% Ausschnitt mit 12 MP bei 100mm aufnimmst. Genau das passiert hier übertrieben gesagt.
Es gibt natürlich noch ein paar Feinheiten: Die optische Qualität fällt in den Randbereichen meist ab (Vorteil crop), der Tiefenfeld ist bei gleicher Blende anders (Vorteil non-crop, bei den kleinen Optiken der Smartphones aber irrelevant), da der 48 MP Sensor vermutlich nicht im quadrat so gross ist wie der 12 MP Sensor rauscht letzterer weniger (Vorteil non-crop, da das Oneplus aber einen 48 MP Sensor hat, der das Bild auf 12 MP interpoliert spielen da noch viele andere Faktoren eine Rolle). Optiken mit 28mm sind in dieser Grösse einfacher qualitativ herzustellen als Zoom-Optiken (Vorteil crop.)
Es gibt also Vor- und Nachteile, welche sich bei der Qualität und Grösse von Smartphone Kameras in der Realen Welt kaum messen lassen. In der Summe ist es „gehopst wie gesprungen“.
Danke erstmal für die Comments und auch die Erläuterungen eurerseits :-)! Ich hab deswegen von Anfang an in die Überschrift genommen, dass es eben formal kein dreifacher optischer Zoom ist – spannend ist deswegen übrigens auch, dass OnePlus in seiner Stellungnahme auch bewusst das Wort „optisch“ ausspart, sondern eben nur auf den dreifachen Zoom ohne Verlust verweist.
Ich sehe da persönlich auch nicht das riesige Problem, aber die Angabe „dreifacher, optischer Zoom“ stimmt eben genau genommen so nicht ganz – verlustfreier Zoom stimmt hingegen schon, wenn man es auf die beworbenen 8 MP bezieht.