Öffentlicher Nahverkehr mit „Mobility Inside“: Eine App soll ab 2020 Tickets für mehrere Vertriebe liefern
Der öffentliche Nahverkehr ist in Deutschland sehr unterschiedlich organisiert. Zahlreiche Verbände, die alle ihr einzelnes Süppchen kochen. Der Kunde merkt das spätestens, wenn er sich einmal in einer anderen Stadt damit auseinandersetzen muss. Damit es beim Thema Ticketkauf einheitlicher wird, möchte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) den Fahrkartenkauf aus einer App eines Verkehrsbetriebes für ganz Deutschland ermöglichen. Klingt sperrig, ist aber so gemeint, dass man zum Beispiel mit der App des Rhein-Main-Verbundes (Frankfurt, RMV) auch Tickets für die Straßenbahn in Stuttgart kaufen kann.
Nächstes Jahr soll es damit losgehen, aber so vollumfänglich wie man es sich vorstellt, ist das dann doch noch nicht. Neun Verkehrsbetriebe werden zum Start verfügbar sein. Frankfurt, Stuttgart, München, Bochum, Dortmund und Mannheim sind zum Beispiel dabei. Aber auch die Deutsche Bahn ist Partner, denn langfristig soll man über das „Mobility Inside“-System auch Fahrkarten für Langstrecken erwerben können. Allerdings glaube ich auch, dass die Bahn großes Interesse daran haben könnte, ÖPNV-Tickets direkt über den DB Navigator zu verkaufen, so wie es jetzt schon vereinzelt der Fall ist.
Insgesamt auf jeden Fall eine erfreuliche Nachricht für alle ÖPNV-Nutzer. Der Grund für die Notwendigkeit einer solchen App ist auch durch das veränderte Mobilitätsverhalten gegeben, wie RMV-Chef und VDV-Vizepräsident Knut Ringat zu erklären weiß: „Das Mobilitätsverhalten hat sich verändert und sich weit über die eigene Stadt oder Region ausgedehnt, die Verkehrsverbände sind in ihren räumlichen Grenzen aber so geblieben, wie sie sind.“
Was sagen denn die regelmäßige ÖPNV-Nutzer dazu? Längst überfällig oder ist das gar nicht so tragisch, falls man mal in einem anderen Verkehrsverbund unterwegs ist?
via FAZ
Das wird ja sowas von Zeit das dies kommt. In ALLEN anderen Ländern in denen ich unterwegs bin, kann man mit einer Karte (Niederlande) oder direkt mit der Kreditkarte (London) nur mal als Beispiele per NFC bezahlen und braucht sich um Tarife, Zonen, Tageszeit, Verkehrsmittel etc. pp. keine Gedanken zu machen. Jedesmal wenn ich in einer deutschen Stadt bin und versuche die Tarife zu verstehen, könnte ich mich blau ärgern und denke das wir Jahre zurück liegen bei der Digitalisierung.
Dem stimme ich 100% zu! Ein trauerspiel…
Naja, so einfach ist es leider nun auch nicht. Geh mal außerhalb von London, klar eine Direktverbindung nach Manchester ist fix gefunden und bezahlt. Aber als Kunde merkst du nicht: Hey, hätte ich mir erst ein Ticket nach Umsteigebahnhof A gekauft und dann von A nach MAN, wäre ich 40 Pfund günstiger gekommen.
England ist keine Ahnung wie viele verschiedene Bahnen, klar sie haben ein Tarifsystem, aber Rabatte gibt es immer nur zu kaufen bei dem der die Strecke bedient. Sobald du aber zwei Unternehmen in deine Reise einbindest, gilt der teure Einheitstarif.
Hatte für eine meiner letzten Reisen 5 Apps verschiedener Unternehmen drauf. Weil jedes Unternehmen dir auch noch vorschreibt wie du dein Ticket zu bekommen hast. Eine Variante ist immer kostenlos, und die ist unterschiedlich. Total in der App (inklusive aktivieren beim Einsteigen!), Abholung Schalter mit Ausdruck, Abholung Automat mit PIN über die APP, Abholung Automat mit PIN per MAIL, ….
In Wolverhampton kannst du zwar Bus fahren, aber ein Einzel- oder Tagesticket gibt es nur im Bus wenn du es passend hast: 2,40 oder 4,90. Beim Busfahrer hängt ein Zählautomat der kein Rückgeld gibt. Tickets kaufen mit der App kannst du nur als Engländer, dazu gibt es dort noch andere Tickets.
In den Niederlanden ist das in der Tat vorbildlich, mit einem einheitlichen Tarif fürs ganze Land. (Allerdings kostet die OV-Chipkaart eine Art Grundgebühr.) In Deutschland kann man z.B. mit der DB-Navigator-App sicher nicht nur „vereinzelt“ ÖV-Tickets kaufen, sondern in einer ganzen Reihe von Städten/Verbünden. Warum hier das Rad neu erfunden werden soll, weiß ich nicht …
Was mich eher stört, ist die Tatsache, dass so mancher lobenswerte Ansatz wieder in der Versenkung verschwunden ist. So gab es im VRR letztes Jahr das NextTicket, bei dem die Fahrpreise weitgehend entfernungsbasiert ermittelt wurden: Man checkte beim Einsteigen ein, beim Aussteigen aus (wie in NL); dafür war dann z.B. eine Fahrt über eine Stadtgrenze hinweg nicht automatisch teurer als eine längere Fahrt innerhalb einer Stadt. Bei mehreren Fahrten wurden die Preise zu dem einer Mehrfahrtenkarte usw. zusammengefasst. War natürlich noch nicht perfekt, ging aber in die richtige Richtung.
Mir ist es völlig unbegreiflich was auf dem Gebiet für ein Schwachsinn fabriziert wird.
Noch bevor wir überhaupt Android & iOS hatten gab es bei der Bahn schon in einem Pilotprojekt die Touch & Travel Points welche auf NFC basierten und mit einem Nokia Phone genutzt werden konnten – nach Jahren der Pilotphase eingestellt. Irgendwann kam das Handyticket, dessen App mit das schlechteste war was man sich vorstellen konnte, bis dann irgendwelche regionale Verbünde auf Grund der Kritik an der App eigene starteten. Dann folgte hier „Mutti“ bis man irgendwann im VRR mit dem Pilotprojektes des NextTicket startete – dessen App nun auch wieder beendet wurde. Ach ja, das E-Ticket Projekt gibt es ja auch noch ….
Allein in der NRW Region hat man nun in den vergangenen Jahren schon 4-5 verschiedene Apps durchlaufen – man mag sich gar nicht vorstellen was da für Gelder verbrannt werden und meist geht es nie über „Pilotprojekt“ hinaus. In sowas sind die deutschen leider Weltmeister.
Anstatt man es nicht einfach mal gemeinsam mit einer gewissen Entschlossenheit und einem angemessenen Budget bundesweit angeht und so lange optimiert bis alle zufrieden sind wird an 10 Stellen gleichzeitig ein bisschen herumexperimentiert und dann wieder der Kopf in den Sand gesteckt….
Leider ist dieses vermurkste Handyticket.de bei vielen deutschen Verkehrsbetrieben immer noch die einzige Möglichkeit, mit dem Handy im Bus zu zahlen.
Noch katastrophaler, aber vergleichbar, ist es in einer anderen deutschen Branche: den deutschen Schulbuchverlagen. Deren Apps gehören zu den am schlechtesten bewerteten, und gemeinsame Projekte enden regelmäßig im Fiasko. BILDUNGSLOGIN löst die Plattform „Digitale Schulbücher“ ab, die im November 2017 abgeschaltet wurde. Und auch die ist so schlecht, dass man als Benutzer ein Schmerzensgeld bekommen sollte. Völlig unbrauchbar. Und eine Bewertung der App von 1,9 bzw. 1,4 in den Stores ist schon Negativrekord.
Kann mir mal jemand erklären, warum ausgerechnet in Deutschland die Digitalisierung in so vielen Branchen so katastrophal läuft?
Das hat mehrere Gründe, einer davon ist die extrem starke Verzahnung von SAP & Microsoft mit den Unternehmen. Es werden in vielen Unternehmen so properitäre Systeme eingesetzt, die keinerlei Schnittstellen haben,…
Davon abgesehen fehlt Ihnen dann noch ein guter Product Owner…
@Frank:
Meine Erfahrung ist, das es meist nicht am PO liegt, sondern viele Führungskräfte immer noch ein altes denken haben und überall selbst entscheiden, anstatt auf ein Team oder Product Owner zu hören. Auch Kundenstimmen werden zu selten gehört oder gar eingeholt – schließlich muss der Kunde sich an die Prozesse im Unternehmen anpassen und nicht umgekehrt.
Das mit sen Führungskräften is definitiv ein Problem. War bei der Vorstellung einer neuen Software in meinem Unternehmen dabei. Die Führungskraft meinte unbedingt, dass die Webanwendung auch im Internetexplorer (nicht Edge) laufen muss. Das Ende vom Lied war, dass Funktionen gestrichen wurden um es im IE performanter zu machen. Und dann wurde das Projekt komplett eingestellt weil ja wichtige Funktionen fehlen.
Bei uns im Unternehmen baut sich jede Abteilung ihre eigenen Tools bzw. lässt bauen.
Das aber mal einer auf die Idee käme etwas gemeinsames zu entwerfen …. nö.
So gibt es bei uns eine Zeiterfassung, da musste selbst den Taschenrechner anwerfen damit du deine Nettostunden in der Woche rausbekommst. Fehlermeldungen mit Screenshot werden beantwortet mit: „Support nur für Internet-Explorer.“
In der Hotline hingegen: „Nur Chrome und Edge, Firefox kein Support. Und wie du hast die Seite auf deinem iPhone mit Safari geöffnet?“
Tja, und unsere meistverkaufte Software läuft noch auf VB ….
Sharepoint wird in manchen Ecken ganz gerne genutzt, um z.B. sich zu einer Sicherheitsunterweisung oder Tanzkurs oder Azubi-Event anzumelden. Aber mehr als Sharepoint haben dann die Auto- oder Raumreservierung auch nicht mehr gemein.
Jungs,
Ich hab doch in keinsterweise den PO als Position angegriffen, sondern betont, dass in den meisten Betrieben nicht mal ein Product Owner vorhanden ist. Und das ein Kardinalfehler ist! Ein Product Owner muss auch nur diese Tätigkeit ausfüllen und nicht wie so oft gleichzeitig Projektleiter (was eh ein Interessenskonflikt ist!).
Dass die Managementebene in der Regel das Problem ist glaub ich die Regel 🙂
Ich als wenig Fahrer würde es sehr begrüßen. Immer wenn ich an einem terminal stehe und verzweifelt den richtigen Tarif raus suchen muss wünsche ich mir eine einheitliche Oberfläche.
Leider macht es aber jeder Verkehrsbetrieb anders und treibt sicher auch andere in dem Wahnsinn.
Das wird nur gelöst werden wenn sich die Verkehrsverbünde alle mal auf einen Schnittstellen und UI Standard einigen würden!
Das ist Kack Föderalismus in Reinform…
Wir tun halt immer noch so als hätten wir die 50er und man reist 1x im Jahr von Stuttgart vielleicht zur Oma Ingrid in Bad salzuflen
Stuttgart hat keine Straßenbahn. Es gibt eine Stadtbahn oder U-Bahn…
1. Wie kommst du jetzt darauf?
2. Verrückt, dabei heißt der Betreiber „Stuttgarter Straßenbahnen“ AG (SSB)
Jaja, Straßenbahn, U-Bahn, Stadtbahn,… für manche ziemlich verwirrend. Unsere Bahnen können halt im Untergrund fahren, auf der Straße mit den Autos zusammen und auch in der Stadt – wirklich verrückt.
Die neueste Generation der Bahnen, wird sogar in Berlin produziert ^^
Noch eine App? Gibt doch schon den DB Navigator der es ermöglicht bequem bei 25 Verbundtarifen Tickets zu erwerben. +DB Tickets. Also alles in einer App vereint. Zudem kann ich mir direkt sämtliche Verbindungen heraussuchen auch Bus. Funktioniert ohne Probleme also wozu wieder etwas neues
Du Glücklicher. Bei mir in der bayerischen Pampa bringt die DB App nur: Ihr nächster Bahnhof ist 40 km entfernt. Und ich wohne an einer Ecke wo sich drei oder gar noch ein paar mehr Verbundtarife treffen.
Für meinen Arbeitsweg von 45 km in 30-40 Minuten mit Auto würde ich mindestens 2,5 Stunden benötigen mit den Öffis.
Es gäbe zwei Routen, beide starten bereits mit unterschiedlichen Verbündungen.
Nordroute einmal umsteigen in anderen Bus um zum großen Bahnhof zu kommen.
Südroute führt erstmal zu einem kleinen Bahnhof, um dann den großen Bahnhof zu erreichen.
Also dann DB, jeweils einmal einen Zug früher als der andere.
Großstadt bei meiner Arbeit, erstmal vom Bahnhof zum Busbahnhof kommen (innerstädischer Verkehrsbetrieb).
Dort dann umsteigen auf den außerstädischen Verkehrsbetrieb.
Und heimwärts das gleiche nochmal, dann aber mindestens 3,5 Stunden.
Inzwischen gibt es auch ein Bus-Taxi was kleinere Orte miteinander verbindet.
Nein, keiner dieser kleinen Verbünde ist in der DB App auch nur ansatzweise zu finden! Glaub der größte von ihnen schon noch, aber auch nicht kaufbar.
„Noch eine App? Gibt doch schon den DB Navigator der es ermöglicht bequem bei 25 Verbundtarifen Tickets zu erwerben.“
Äh, und was denkst du wie viele Verkehrsverbünde und -gesellschaften es in Deutschland gibt?
25 Verbundstarife sind doch nur en Tröpfchen auf den heißen Stein.
Natürlich brauchen wir eine bessere Lösung!
Was mich als Nutzer eines Job Tickets freuen würde, wenn ich die Wahl hätte meine Monatsmarken, entweder mit einer Karte oder als elektronisches Ticket auf dem Handy zu benutzen. Mich nervt es, jeden Monat an den neuen Abschnitt denken zu müssen. Das müsste doch Ziel der Verkehrsbetriebe sein, diese mittlerweile unnötige Papierflut einzudampfen.
Eine verbundübergreifende App finde ich persönlich jetzt nicht so wichtig, da ich selten in mehreren unterschiedlichen Verkehrsverbünden unterwegs bin. Für die seltenen Fälle habe ich bisher kein Problem darin gesehen, die Automaten vor Ort zu nutzen. Und auch in meinem Verbund nutze ich bevorzugt Mehrfahrtenkarten auf Papier: ganz einfach, weil die immer funktionieren, auch z.B. bei Internetproblemen. Kurz abgestempelt, fertig. Schneller geht es mit einer App auch nicht, es dauert eher länger. Es stellt sich halt die Frage, wie viele Menschen am Ende davon profitieren. Vorteil der App im Gegensatz zum herkömmlichen Papierticket für den Betreiber ist natürlich eine umfangreichere Datenerfassung: Es lassen sich z.B. Bewegungsprofile der Kunden anlegen, Daten zur Nutzungshäufigkeit erheben etc. Das alles hat man mit dem anonymen Papierticket nicht. Allein deshalb dürfte man daran interessiert sein, dass mehr Tickets, auch an verbundfremde Personen, über eine App verkauft werden.
Nicht jedes Ticket gibt es auch am Automaten. Beispiel VRR: die Zehnerkarten, die pro Fahrt günstiger sind als die sonst üblichen Vierertickets (klar, man zahlt auch gleich für 10 Fahrten), kann man ausschließlich per App kaufen. Ähnlich im VRS, wo es bei „Ticket per App“ einen Rabatt gegenüber dem Automatenverkauf gibt. Ob sich das lohnt oder nicht, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.
Es gibt für mich mindestens zwei Gründe, warum wir eine übergreifende App benötigen:
Wenn du – regulär oder durch Verspätungen – knappe Umstiegszeiten hast, sind Ticketkäufe ein Problem. zum anderen finde ich es immer wieder völlig nervig, mich ständig in ein neues bescheuertes Ticketsystem einzuarbeiten, Zonen und Preis, Rabatte etc herauszufinden.
Für mich war „Touch & Travel“ das Modell: App starten, Stratpunkt bestätigen, losfahren, irgendwo aussteigen, Fahrtende bestätigen und nachher eine kostenoptimierte Rechnung bekommen. Der Algo hatte dabei schon alle Rabatte eingepreist.