Nura Nuraphone: Die etwas anderen Kopfhörer mit Sound-Personalisierung angehört
Kopfhörer gibt es eine Menge da draußen. In-Ear, On-Ear, Over-Ear in allerlei Farben und Design-Variationen, der Nutzer hat eine Menge Auswahl, wenn es um die richten Geräte für das Musikhören geht. Nura hat mit den Nuraphone ebenfalls ein Modell am Markt. Over-Ear-Design aber In-Ear – irgendwie jedenfalls. Sieht interessant aus und verspricht mit Sound-Anpassung an das Nutzergehör auch eine Menge Personalisierung genauer gesagt den passenden Sound für den Anwender. Ich konnte mal einen Blick auf die etwas außergewöhnlichen Kopfhörer werfen.
Die Nuraphone sehen per se erst einmal aus wie normale Over-Ear-Kopfhörer. Das Kopfband ist nicht mit Leder, sondern mit einem Silikon bespannt und gepolstert. Das Band an sich ist ein flaches Metallprofil, ohne viel Tamtam und die Kabel zu den Hörmuscheln laufen außerhalb in die Muscheln rein. Spartanisch, simpel, kann man nennen, wie man möchte. Design gefällt oder eben nicht. Ich bin nun nicht besonders angetan von dem Look. Die Logitech Zone Wireless sahen ähnlich aus, gefielen mir aber irgendwie besser. Aber muss auch nicht am tollsten aussehen, wenn der Klang denn überzeugen kann. Dazu gleich mehr.
Auch die Hörmuscheln sind etwas eigenwillig. Die großen runden Muscheln sind ebenfalls nicht mit Leder und Polsterung ausgestattet, sondern kommen auch mit Silikon daher. In der Muschel selbst befindet sich links und rechts quasi ein In-Ear-Ohrhörer. Direkt am Anfang denkt man sich, dass der eine oder andere Nutzer hier sicher Probleme bekommen kann, denn jedes Ohr ist bekanntlich anders geformt und die Frage steht im Raum, wie der Ohrhörer denn ohne viel Gegenspannung im Ohr sitzt. Doch die Buds haben genügend Spiel und können relativ leicht gebogen werden, sollte also ohne viel Probleme von der Hand gehen. Hier kommt die eigentliche Besonderheit auch zum Tragen. Die Nuraphone haben pro Seite nämlich zwei Treiber, einen In- und einen Over-Ear. Soll für ein besonderes Sound-Erlebnis sorgen. Durch die Silikon-Cups hat man außerdem eine gute passive Schallisolierung. Nachteil: Man schwitzt damit relativ zügig.
Was bieten die Nuraphone sonst noch? An den Seiten sitzen Touch-Knöpfe, um die Musik zu steuern, die Lautstärke zu regeln etc. Eine aktive Geräuschunterdrückung ist ebenso mit an Bord, wie auch ein Social Mode, den viele von anderen Modellen als Hearthrough oder Transparency Mode kennen. Dabei werden die Umgebungsgeräusche per Mikrofon aufgenommen und ins Ohr geleitet. Ihr müsst die Kopfhörer also nicht absetzen, um eine Unterhaltung zu führen und die Musik dann weiter zu hören.
Was mir an den Nuraphone ganz und gar nicht gefällt: Die Bluetooth-Kopfhörer können nicht per Micro-USB oder USB-C geladen werden, sondern kommen mit einem proprietären Stecker daher. Sehr ärgerlich, wenn man wie ich das Ladekabel verlegt, denn man hat nur das eine im Haus und ein neues kostet 20 – in Worten: Zwanzig – Euro. Apple-Verhältnisse! Doch da gibt es wenigstens Drittanbieter, die billigere Kabel anbieten. Ist hier nicht der Fall. Auch das 3,5-mm-Kabel wird am eigenen Anschluss angesteckt. Keine Ahnung warum man diesen Weg gegangen ist.
https://apps.apple.com/de/app/nura/id1239463776
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.nuraphone.android&hl=de&gl=US
Um die Kopfhörer einzurichten, benötigt ihr die Nura-App für iOS oder Android. Ihr braucht nicht nur einen Account, sondern müsst auch zustimmen, dass die Daten des Hörtests, den ihr gleich machen werdet, bei Nura landen dürft. Danach setzt ihr die Kopfhörer auf, die sollten automatisch im Kopplungsmodus sein und verbindet diese mit dem Smartphone. Die App möchte zuerst sicherstellen, dass ihr die Kopfhörer richtig aufgesetzt habt, dann hört ihr verschiedene Töne und die App misst, wie euer Ohr darauf reagiert und erstellt ein eigenes Sound-Profil. Danach habt ihr die Möglichkeit Musik mit oder ohne euer eigenes Profil zu hören. Das personalisierte Profil klingt um einiges besser, doch man muss dazu sagen, dass die Kopfhörer mit dem Standard-Profil auch schon wirklich gut klingen. Nun ist die Frage, ob man die Personalisierung wirklich braucht, wenn die Kopfhörer von Haus aus bereits mit einem gescheiten Profil zum Nutzer kommen.
Hin wie her, wenn ihr die Personalisierung erledigt habt, kommt wirklich guter Klang aus den Kopfhörern. Ich habe durch die Bank weg nahezu jedes Genre mit den Nuraphone probiert und überall machen die Kopfhörer einen sehr guten Job. Jedes Instrument ist klar von anderen herauszuhören und in jedem Frequenzbereich ist ein sehr hoher Grad an Details wahrzunehmen. Der Bass ist punchy aber nicht zu überzogen, die Mitten kräftig, ohne dabei zu dominant zu sein und die Höhen sind auch präsent und quietschen nicht im Ohr. Der Sound ist sehr ausgewogen und transparent, was mir sehr gut gefällt. Wer richtig viel Bass will, kann aber mit dem Immersion-Modus zulangen, dieser lässt die Hörmuscheln bei Bass vibrieren und ballert euch ordentlich Druck auf die Ohren. Das Ganze soll euch den Eindruck einer Live-Performance vermitteln. Ich habe das gerne genutzt, irgendwie abgefahren, auch wenn das natürlich nice to have ist.
Neben dem Klang sei noch etwas zur aktiven Geräuschunterdrückung gesagt, die die Nuraphone ebenfalls beherrschen. Die passive Geräuschunterdrückung ist schon sehr ordentlich, dennoch ist es erfreulich, wenn noch eine aktive vorhanden ist. Die ist im Vergleich zu Bose und Co. jedoch nicht auf einem besonders hohen Niveau. Gut möchte man sagen, aber die Nuraphone haben das Problem, dass das Rauschen des ANC doch hörbar ist, was mich persönlich etwas stört. Beim Anschalten von ANC knackt es auch nicht unbedingt leise im Ohr.
Bei der Bedienung hatte ich keine Schwierigkeiten. Nura geht den knopflosen Weg und hat lediglich zwei Touch-Buttons links und rechts verbaut. Dort könnt ihr wie gesagt die Wiedergabe steuern und so weiter. Kein Problem, benötigt auch keine Eingewöhnungszeit. Die Belegung könnt ihr in der App ändern. Den einfachen und doppelten Tipp gibt es, dreifach wäre noch schön gewesen.
Es gibt bei den Nuraphone leider keinen Power-Button. Die Kopfhörer gehen beim Aufsetzen an und schalten sich nach dem Absetzen wieder ab, irgendwann. Problem dabei: Irgendwie klappt das nicht immer besonders gut. Ich musste oft nach dem Aufsetzen eine Weile warten, bis die Kopfhörer erkannt wurden oder diese in den Einstellungen manuell verbinden. Auch geht die Musik nicht wieder automatisch an, wenn man die Kopfhörer kurz absetzt.
Außerdem ist nicht wirklich klar, wie schnell die Kopfhörer in Standby gehen. 20 Stunden soll man mit einer Ladung auskommen. Ich bin im Schnitt bei knapp 17 herausgekommen, liegt sicher aber auch an der Lautstärke und ob man mit oder ohne ANC hört.
Noch ein paar Worte zum Tragekomfort: Die Nuraphone sitzen sehr ordentlich und umschließen die Ohren sehr gut. So gut das dem Sound tut, so schnell schwitzt man doch unter der Silikon-Glocke. Da man sowohl im Ohr als auch außen versiegelt ist, hat man ziemlich schnell richtig warme Löffel. Ich musste die Kopfhörer spätestens nach einer Stunde immer wieder mal absetzen, um Luft an die Ohren zu lassen. Das Kopfband übt jedoch nicht zu viel Druck aus und auch für mich als Brillenträger ist das Gefühl als angenehm zu beschreiben. Muss halt jeder mal ausprobieren, wie man damit klarkommt.
Was bleibt mir noch zu sagen zu den Nuraphone? Im Großen und Ganzen bekommt man hier ein wirklich gutes Gesamtpaket geboten. Etwas komplett anderes eben, als das, was die Konkurrenz anbietet. Die Verarbeitung ist gut, der Klang ist toll, doch wird der eine oder andere mit dem In- und Over-Ear-Konzept vielleicht nicht klarkommen oder klarkommen wollen. Der Klang holt mich ab, doch wenn ich die Kopfhörer nicht auch mal ein paar Stunden auf dem Kopf lassen kann, dann scheiden die Kopfhörer für mich leider aus. Auch der Preis wird für viele nicht infrage kommen, knapp 400 Euro ruft der Hersteller auf. Eine Menge Technik drin ohne Frage, doch ist die Konkurrenz ein gutes Stück unter diesem Segment schon sehr hoch und ich persönlich würde dann wohl eher zu Bose oder Sony greifen.
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Ein eigener Ladestecker? Spätestens da war ich raus. Da wäre ich wohl gar nicht erst zum Account mit Spende meiner Daten gekommen 😉
Erstaunlich wie viel Mühe sich Hersteller inzwischen geben um mit Anlauf auf die Nase zu fallen?!
Boris:
Da stand: „Boris *Daumen hoch*“
Wird hier anscheinend nicht angezeigt…