Magic: The Gathering beweist mit „Dominaria“ Sinn für Tradition
Zunächst eine kleine Entschuldigung: Mein Bericht zur neuen Edition des Kartenspiels Magic: The Gathering (MTG) erscheint mit einiger Verspätung. Schuld ist in diesem Falle ein hier namentlich nicht genanntes Logistikunternehmen. So schickte man mir seitens Wizards of the Coast für diesen Bericht pünktlich einige Booster zu, da die Karten jedoch durch den Zusteller zwar in einem Kiosk in meiner Nähe abgegeben wurden, dieser es aber nicht für notwendig hielt mir eine Benachrichtung zukommen zu lassen, ruhten sie dort eine ganze Weile. Dabei wäre es schade gewesen, die neue Edition „Dominaria“ unter den Tisch fallen zu lassen. Denn sie bietet aus meiner Sicht nicht nur besonders schöne Karten-Designs, sondern auch Spielmechaniken, welche speziell das Herz von Magic-Veteranen erobern könnten.
Denn in gewisser Weise ist „Dominaria“ ein Liebesbrief an all diejenigen, die bereits seit Jahren oder sogar Jahrzehnten beim Trading Card Game (TCG) drangeblieben sind. Denn die ersten Karten und Flavor-Texte bezogen sich auch auf die Welt von Dominaria – als Magic vor ca. 25 Jahren entstanden ist. Um das zu feiern, hat Wizards of the Coast für diese Edition etliche alte Karten neu aufgelegt. So war ich selbst direkt am Schmunzeln, als ich die ehemalige Rare-Card „Eiskalter Manipulator“ nun als Uncommon in einem meiner Booster entdeckte. Andere Rückkehrer sind beispielsweise der „Goblin-Kriegshäuptling“ oder der gute alte „Serra-Engel“.
Doch auch abseits dieser Versatzstücke aus alten Editionen hagelt es in „Dominaria“ quasi nur so Referenzen auf die lange Geschichte von MTG. So gibt es tatsächlich einen neuen Lotus („Vergoldeter Lotus“) und auch einen neuen Mox („Bernsteinmox“). Während der Lotus einen nicht unbedingt vom Hocker reißt, ist der „Bernsteinmox“ durchaus eine sehr spielstarke Karte, die zudem super zu den neuen Spielmechaniken in „Dominaria“ passt.
So erleben speziell die Legenden in „Dominaria“ eine Renaissance. Das betrifft nicht nur allgemein legendäre Kreaturen, wie man sie seit der frühen Edition „Legends“ aus dem Jahr 1994 kennt, sondern auch legendäre Verzauberungen und Artefakte. Zudem gibt es mittlerweile auch legendäre Hexereien. Sie haben allerdings einen interessanten Haken. So lassen sich legendäre Hexereien nur dann aussprechen, wenn der jeweilige Spieler auch eine legendäre Kreatur oder einen Planeswalker kontrolliert. Das ergibt ja auch atmosphärisch Sinn. So sind es quasi in der Fantasie des Spielers die legendären Kreaturen, welche die jeweilige Hexerei erst nutzen können.
Natürlich kehren auch viele bekannte Charaktere als Planeswalker zurück. Zudem werden die tradionsreichen Gestalten von Neuankömmlingen begleitet. Besonders spielstark ist „Karn, Urzas Spross“. Es handelt sich hier nämlich um einen farblosen Planeswalker, der somit besonders viele Decks ergänzen kann. Zudem kann er Kreaturen produzieren, die Synergien mit Artefakten eingehen und auch noch Karten auf die Hand hieven. Ich glaube sogar fast dieser Herr könnte eventuell mein alteingesessenes Ravager-Deck bereichern.
Aber Legenden sind in „Dominaria“ nicht nur seltene Karten, so wie man es eigentlich von MTG gewohnt ist. Es gibt auch viele Legenden, die als Uncommons deutlich häufiger in Boostern zu finden sind. Ein Beispiel wäre da „Grunn, der einsame König“ zu nennen. Aber auch „Wisper, die Blutliturgistin“ wäre ein derartiges Exemplar. Drittes Beispiel gefällig? Auch die mehrfarbige Legende „Rona, Schülerin des Gix“ ist eine legendäre Kreatur, die ihr als Uncommon in neuen Boostern ergattert. Um den Status der legendären Karten in „Dominaria“ endgültig zu zementieren, findet ihr in jedem Booster mindestens eine Legende.
Legendäre Verzauberungen gibt es ja nun an sich bereits seit 2004, bzw. seit der Edition „Meister von Kamigawa“. Doch auch in diesem Bezug will „Dominaria“ Altes und Neues miteinander verbinden. Entsprechend hat man eine neue Form der Verzauberungen eingeführt: Sagen. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um Verzauberungen, die quasi eine Geschichte zu erzählen haben. Allerdings bekommt ihr als Spieler das auch zu spüren.
Nehmen wir etwa die „Geschichte Benalias“, welche aktuell zu den teuersten Einzelkarten aus „Dominaria“ zählt. Sagen entfalten ihre volle Wirkung quasi schrittweise in mehreren Zügen, bevor sie gen Friedhof wandern. Es gibt aber nicht nur seltene Sagen, die komplett in die Vollen gehen. „Freyalises Lied“ etwa ist eine Uncommon, die bereits für ein farbloses und ein grünes Mana ausgespielt werden kann. Trotzdem ist diese Karte in ihren Effekten sehr spielstark, da sie euch ermöglicht in ihren ersten beiden Stufen schnell an Mana zu kommen und im dritten Schritt vorhandene Kreaturen aufzupeppen.
Viele neue Karten-Designs gefielen mir in der Vergangenheit leider gar nicht: Etwa diese unsäglichen, zusammensetzbaren Karten aus „Düstermond“. Auch bei den Sagen haben die Gestalter von Wizards of the Coast am Artwork gebastelt – dieses Mal aber auf sehr stilvolle Weise. Entsprechend empfinde ich die Sagen als coole Idee in Design und Flavor, die ich gerne in Zukunft auch in anderen Editionen sehen würde.
Passend zu den Sagen führt man in „Dominaria“ die sogenannten historischen Karten als Element ein. Historische Karten sind per se kein völlig neuer Kartentyp. Vielmehr gelten Artefakte, Sagen-Verzauberungen, legendäre Karten und sogar alle Artefakte als historisch. Und es gibt eben einige Zaubersprüche, welche in Verbindung mit historischen Karten Sondereffekte auslösen. Ein Beispiel ist „Mishras Selbst-Replikator“. Immer wenn ihr eine historische Karte spielt, kann jene Artefaktkreatur euch für ein zusätzliches, farbloses Mana eine Kopie seiner selbst erstellen, welche ebenfalls über diese Fähigkeit verfügt. Mit ausreichend Mana multipliziert ihr somit also schnell eure Armee von Kreaturen.
Zudem kehrt auch die Fähigkeit „Bonus“ alias „Kicker“ zurück. Jene kennen Veteranen bereits seit 2000, als sie erstmals im Block „Invasion“ ihr Debüt hinlegte. In „Dominaria“ ist sie wieder dabei. Via „Bonus“ könnt ihr beim Aussprechen von Zaubersprüchen zusätzliche Kosten bezahlen, falls ihr noch Mana übrig habt, um erweiterte Effekte zu aktivieren. So haut ihr dann etwa mit „Slinn Voda, die steigende Flut“ nicht nur eine mächtige Kreatur raus, sondern schickt auch noch allerlei Kreaturen wieder auf die Hand ihrer Besitzer zurück.
Auch neue, spezielle Länder sind mit von der Partie. Beliebt sind ja immer Länder, die nicht nur Mana eines Typs produzieren. Hier sind dann Vertreter wie der „Hinterlandhafen“ (Grün / Blau), die „Isolierte Kapelle“ (Weiß / Schwarz), der „Waldfriedhof“ (Schwarz / Grün) oder die „Schwefelfälle“ (Blau / Rot) für Decks mit mehreren Farben sicherlich gern gesehen.
Weitere Sonderländer wie die „Gedenkstätte des Ruhms“, die „Gedenkstätte des Kriegers“, die „Gedenkstätte der Einheit“, die „Gedenkstätte der Genialität“ und die „Gedenkstätte der Torheit“ kommen getappt ins Spiel, produzieren aber ein bestimmtes Mana. Alternativ lassen sie sich gegen bestimmte Kosten opfern, um Sondereffekte auszulösen.
Teilweise kehren in „Dominaria“ auch fast schon vergessene Charaktere mit einem neuen Dreh zurück. So etwa „Multani, Yavimayas Avatar“, der nun als mächtiges Elementarwesen seine Kraft aus euren Ländern zieht und sogar aus dem Friedhof zurückkehren kann.
Ich habe dabei bereits einige Runden mit einem Kumpel wagen können, unter anderem mit selbst angepassten Versionen der vorgefertigten Planewalker-Decks zu Chandra und Teferi. Jene sind wieder einmal als Einstiege in die Edition wirklich solide geeignet. Dabei fühlt es sich beim Spielen für mich als jemanden, der bereits mit der vierten Edition Mitte der 1990er-Jahre eingestiegen ist, wie eine Zeitreise an. Denn das Spielgefühl in „Dominaria“ ist stark entschlackt und tatsächlich ein bisschen retro. Die geradlinigen Mechaniken dieser Editionen haben mich etwa an „Kaladesh“ erinnert. Ich mag es, wenn neue Spielmechaniken etwas flexibler sind und mit vielen Kartentypen kombinierbar bleiben. Genau das stellt „Dominaria“ mit seinem Fokus auf historische Karten ins Zentrum.
Wer deswegen wie ich etwa noch ein Artefakt-Deck herumliegen hat, z. B. aus „Mirrodin“-Zeiten, wird an „Dominaria“ besonders seinen Spaß haben. Selbiges gilt aber generell für Veteranen, welche mit der Geschichte von MTG zumindest im Ansatz ein wenig vertraut sind. Dass viele Legenden in der Edition vorkommen, steigert das Flavor ebenfalls. Im Gegensatz zum „Ixalan“-Block beginnt „Dominaria“ somit spielerisch durchaus vielseitiger und im Flavor sehr viel bodenständiger. Diesen Rückgriff auf die Tradition von Magic: The Gathering kann ich persönlich sehr befürworten und freue mich entsprechend schon auf die Nachfolger!
Immer wieder grandios deine Offtopic Berichte, danke dafür! Bitte immer weiter machen!
Und die Hinweise auf zb die Apps von Magicshibby und generell die Mobile Anwendungsmöglichkeiten bei den Games ignoriert er getrost. Ebenso geht er nicht (das ich wüsste) auf die Entwicklungen in der Beta des neuen Games ein… Das wäre doch genug Grund um am Rand die Paper Variante zu erörtern…
Finde das traurig als Fan dieses Blogs, Fan von MTG, Fan der Hasbro Werbekampagnen – verschenktes Potential meiner Meinung nach!
Aber immer schön von Hasbro/WOTC Pakete geschickt bekommen…
Echt geiler Bericht.
Ich danke dir dafür. kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Das sind die besten Artikel 😀
#Offtopic,
Gibt es noch Mitarbeiter von Versendern, die es für nötig halten oder dazu überhaupt sprachlich in der Lage sind, verständliche und richtige Benachrichtigungskarten zu hinterlassen?
Inkompetente unfreundliche und überforderte Mitarbeiter im Einzelhandel haben mich in die Fänge des Online-Handels getrieben. Jetzt reise ich Päckchen durch mein ganzes Wohngebiet nach und verfolge Hermes-Laster, um den Zusteller zu stellen. Schöne neue Welt…
Ich würd mir die Pakete gleich an eine Packstation oder das Pendant von Amazon liefern lassen. Da kann man auch nach der Arbeit jederzeit hin. Und falls man zu Hause ist, fährt man halt dorthin. Ist zwar mehr Aufwand, aber auch zuverlässiger.
Und die Hinweise auf zb die Apps von Magicshibby und generell die Mobile Anwendungsmöglichkeiten bei den Games ignoriert er getrost. Ebenso geht er nicht (das ich wüsste) auf die Entwicklungen in der Beta des neuen Games ein… Das wäre doch genug Grund um am Rand die Paper Variante zu erörtern…
Finde das traurig als Fan dieses Blogs, Fan von MTG, Fan der Hasbro Werbekampagnen – verschenktes Potential meiner Meinung nach!
Aber immer schön von Hasbro/WOTC Pakete geschickt bekommen…
Anmerkung:
Dominaria wird keine Erweiterungen bekommen da hier ein Übergang vom 2+2 zum neuen alten 3+1 Blockmodell durchgezogen wird. Im Herbst gehts dann zum Finale gegen Bolas nach Ravnica ( zumindest die ersten beiden Blöcke) – das Finale wird wieder wie Dragonmace eigene Konzepte behandeln…
Interessanter ist zudem das Set was nach Dominaria speziell für Team Matches ( 2headed Giant) gemacht wurde. Ab jetzt wird es auch jeden Sommer die einsteigerfreundlichen Basiseditionen wieder geben…
Und zum Game:
Da bin ich im Metagame über Magicshibby informiert – Informationen die hier im Blog eher relevant wären abseits der WOTC Pakete die du bekommst. Hier kann man als Fan davon auch ein bischen recherchieren – seh es als Konstruktive Kritik an und MACH BITTE MEHR AUS DIESEN BEITRÄGEN wenn sie dir so wichtig sind…
Hey Sascha,
Magic ist halt für uns eher ein spezielles Thema. Deswegen mache ich zu de Editionen stets was, aber wir nehmen auch nicht alles mit. Ich bin selbst in der Beta zum Game angemeldet – aber über das darf ich nicht berichten, weil es zu Anfang ein Verbot dafür gibt, wenn du als User teilnimmst. Sonst hätte ich was dazu geschrieben – ist aber nicht erlaubt und steht klar in den Beta-Bedingungen leider. Da habe ich bisher auch keine Sondererlaubnis, also muss auch ich mich dran halten.
Trotzdem habe ich übrigens auch deine alten Comments gelesen, aber zugegebenermaßen ein wenig verpennt zu antworten. Ich kriege jeden Tag Benachrichtigungen zu teilweise Hunderten von Comments und da geht leider auch mal was unter – das ist aber keine böse Absicht und ich lese mir immer alles durch – auch deine guten Anmerkungen (danke dafür!).
Du kannst auch gerne über das Tipp-Formular etwas als Hinweis schicken, wenn es z. B. bezüglich Apps, Beta, etc. etwas Neues gibt. Wir kriegen im Team zwar viel mit, aber nicht alles. Und wenn es da was gibt, was ich übersehen habe, was aber spannend ist, schreibe ich auch gerne auf nen Tipp hin darüber und nenne auch den Hinweisgeber :-).