Kündigungen: Digitale Variante soll zum Standard in Deutschland werden

Der deutsche Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) will durch eine Gesetzesänderung die Kündigung in elektronischer Form zum Standard machen. Aktuell ist das noch nicht der Fall und zumindest bei einigen Verträgen muss noch die schriftliche Papierform genutzt werden. Ziel sei es, die elektronische Kündigung zur Regelform zu machen. Ausnahmen würde es dann nur geben, wenn die Schriftform durch europäische oder internationale Regelungen zwingend vorgegeben sei.

Die schriftliche Kündigung wäre dann nur noch ein Ersatz bzw. eine Ergänzung, was zeitgemäßer anmutet. Als Beispiel: Euren Arbeitsvertrag könnt ihr aktuell in Deutschland nur wirksam per Schriftform kündigen. Nach der Gesetzesänderung wäre es so, dass die elektronische Form vielmehr korrekt wäre. Selbst für Gewerbemiet- und Pachtverträge soll die elektronische Form zum Standard werden, wie Heise berichtet.

Durch die elektronische Form sollen sich auch Fristen leichter wahren lassen, da Verzögerungen durch die Postzustellung ausgeschlossen werden können. Zumal die Deutsche Post ja danach strebt, Briefe langsamer zuzustellen. Vermietern soll es zwar möglich bleiben, nach einer Kündigung per E-Mail, Messenger und Co. noch das unterschriebene Originalschreiben zu verlangen, doch die vorherige Übersendung einer elektronischen Kopie würde zur Wahrung der Kündigungsfrist bereits ausreichen.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

54 Kommentare

  1. > Ausnahmen würde es dann nur geben, wenn nicht die Schriftform durch europäische oder internationale Regelungen zwingend vorgegeben sei.

    Hier ist ein „nicht“ zu viel. Ausnahmen wird es nur geben, wenn höheres europäisches oder internationales Recht dies vorgibt.

  2. Ich hoffe jedoch nicht mit einer unverschlüsselten E-Mail. Ach bei Bewerbungen macht sich keiner Gedanken seine privaten Daten einfach „plain“ durch das world-wide-web zu seinen. Von der Datensicherheit und Speicherung ganz zu schweigen. Ich hatte gerade das Problem. Selbst die ernannte Datenschutzbeauftragte war überfordert. Es ist eben bisschen mehr als nur monatlich das Gehalt abzugreifen. Da hatte die Quote (öffentlicher Dienst) auch mehr Gewichtung als die Fachlichkeit.

    Bevor mal alles digital machen will, sollte man sich erst einmal um die Grundlagen und Sicherheitsbedenken einigen. #neuland ist auch 2023/24 wie in den Vorjahren. Viele User und Firmen sind doch schon mit einer E-Mail überfordert. Von einer Bestätigung, Verarbeitung oder Antwort einmal ganz zu schweigen

    • Da bringst du jetzt aber zwei getrennte Themen zusammen.
      Du hast recht.
      Aber die digitale Kündigung mal zum Standard zu machen – was die Rechtsverbindlichkeit angeht. hat ja nichts mit der Sicherheit zu tun.
      Das wäre dennoch – wie du schreibst – wichtig zu betrachten oder gar zu regeln.

  3. Wehe, wenn dann Deine Email gehackt wurde und am nächsten Tag auf Deinem Arbeitsplatz plötzlich und unerwartet ein neuer Mitarbeiter sitzt… 😉

    • Weil ein Brief in deinem Namen zu verschicken dagegen auf jeden Fall unmöglich ist? Zumal eine Kündigung zum nächsten Tag doch ziemlich unrealistisch ist, nicht?

      • In meinem Namen vielleicht nicht, wohl aber mit meiner Unterschrift. Zwinkersmiley bemerkt? Dann is ja jut.

        Im Übrigen: habe schon in Firmen gearbeitet, bei denen man ab dem Tag der Kündigung freigestellt wurde, ist in der IT nicht unbedingt unüblich…

  4. >>Bevor mal alles digital machen will, sollte man sich erst einmal um die Grundlagen und Sicherheitsbedenken einigen. #neuland ist auch 2023/24 wie in den Vorjahren. Viele User und Firmen sind doch schon mit einer E-Mail überfordert.

    Unabhängig von den Sicherheitsbedenken, die ich ja eher dem Thema „German Angst“ zuordne. Mir ist auch zuerst in den Sinn gekommen, wie sichergestellt wird, dass die E-Mail mit der Kündigung NICHT im Spam-Ordner landet und ob man dann auch, von mir aus per Auto-Responder, eine Eingangsbestätigung bekommt?

    Wenn sich DE mit #neuland anfreunden will, dann sind es ja durchaus lobenswerte Bestrebungen. Leider leben wir in DE in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Nicht alle sind Digital-Natives und vermutlich überwiegt die Mehrzahl derer, die sich mit digitaler Kommunikation schwertun. Naja, zum Glück entwickelt sich die KI relativ schnell und kann übernehmen. 😉

    • > Mir ist auch zuerst in den Sinn gekommen, wie sichergestellt wird, dass die E-Mail mit der Kündigung NICHT im Spam-Ordner landet

      Das ist nicht dein Problem (als Absender). Es ist ja ebenso nicht dein Problem, wenn der Empfänger deinen Brief ungeöffnet in den Mülleimer wirft, solange du die Zustellung glaubhaft machen kannst.

    • Oh ja, darauf freue ich mich schon heute. Kündigungen per KI…..

    • Hallo Mr. T., „Leider leben wir in DE in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Nicht alle sind Digital-Natives „. Und genau diese bilden auch die Mehrheit des Wahlfolkes. und Demokratie funktioniert nun mal so daß eben die mehrheit des Wahlvolkes die Richtlinien der Politik bestimmt „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“ nicht von den Interessensverbänden der digitalwirtschaft oder der FDP oder den „Digital natives. Daher kann sich Fortschritt immer nur an der Bereitschaft des Gros der Bevölkerung orientieren diesen auch mitzumachen. Vielleicht für viele schweer nachzuvollziehen, aber der einzig richtige Weg. Alles andere wäre eine Art diktatur von Lobby-Verbänden oder einer sich als zur Dominanz über die mehrheit der menschen berufener Gruppe von „Experten“.

      • @Andreas
        >>„Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“

        Indem das Volk aufgerufen ist in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl seine Vertreter zu wählen, obliegt es eben diesen Volksvertretern Entscheidungen zu treffen. Man sollte nicht immer, wenn einem irgendwas nicht gefällt, die parlamentarische Demokratie infrage stellen.
        Du kannst ja von deinem Petitionsrecht Gebrauch machen, wenn du dich durch ein Gesetz direkt oder indirekt benachteiligt fühlst. Außerdem steht dir der Rechtsweg offen, um die Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen juristisch prüfen zu lassen.

    • Unser lokaler Energieversorge hat wie weitere Unternehmen einen Online-Kunden-Bereich wo man Anfragen inkl. Anhang hochladen kann. Etwas was ich bei vielen Unternehmen mit denen ich Vertragsverhältnisse habe kenne.

      Ansonsten würde ich es bei eMail Kündigungen so handhaben, dass ich nachhake wenn kein Auto-Responder eines Ticketsystem kommt.

      Desweiteren ärgere ich mich immer wieder über Unternehmen, die nur noch ein öffentliches (HTTPS) Kontaktformular anstatt eMail Adressen bereitstellen. Aber immerhin geht so nichts „plain“ über die Line.

  5. Der Kündiger muss aber nachweisen können, dass seine Mail fristgerecht angekommen ist.
    Das wird in der Regel unmöglich sein.

  6. Die Deutsche Post strebt danach, Briefe langsamer zuzustellen? Das ist bei uns schon Standard. Wenn der Postbote zweimal die Woche kommt ist das schon viel. Und das in einer Stadt. Ich kann es nämlich anhand der Briefankündigung sehen, was theoretisch kommen sollte, aber erst nach 3-4 Tagen tatsächlich im Briefkasten landet.

    • >>Ich kann es nämlich anhand der Briefankündigung sehen, was theoretisch kommen sollte, aber erst nach 3-4 Tagen tatsächlich im Briefkasten landet.

      Die Briefankündigung sagt ja nur, welche Briefe unterwegs sind. Den Zustellzeitpunkt kann man daraus nicht ableiten. Leider denken viele Briefempfänger das, ohne darüber nachzudenken, was mit dem Brief auf dem Weg vom Scan für die Briefankündigung bis zur Zustellung in den Briefkasten alles passieren kann. Wenn z.B. der LKW, der die Briefe zur zuständigen Auslieferungsbasis fährt, abfackelt und der angekündigte Brief verbrennt, dann ist er eben futsch. Da hilft weder die gesetzlich festgelegte Frist noch die elektronische Briefankündigung.

      • Wenn es per Gesetz heißt, die Post muss die Briefe in 1-2 Tagen zustellen, der Brief aber jedes Mal dann erst nach 3-4 Tagen ankommt, dann ist das für mich nun mal eine Verzögerung! Und nein, die Briefe sind nicht verbrannt 😉 Sie kamen an, und zwar mit Verspätung.

        • Kann ich bestätigen.
          Wenn mal wieder Arbeitskräftemangel/Krankheitswelle bei der Post herrscht oder der Aushilfsbriefträger sich nicht auskennt, dauert es eben ein paar Tage länger mit der Auslieferung. Oder die überforderten Briefträger entsorgen die Post gleich irgendwo (Meldung von vor ein paar Tagen).

        • Dann jammer doch hier nicht rum, sondern beschwer dich bei der BNetzA und der Deutschen Post. Vielleicht klärt man dich dann auch mal über den Service „Briefankündigung“ auf?

          • Nochmals für dich persönlich: Briefankündig kenne ich und weiß Bescheid darüber. Nur wenn zwischen der Briefankündigung und Auslieferung 4 Werktage, dann stimmt was nicht. Denn der Brief ist bei der Post bekannt und müsste eigentlich innerhalb von spätestens 2 Werktagen bei mir sein. Merkst du was?

            Und Beschwerde bei der Bundesnetzagentur bringt außer einer Eingangsbestätigung auch nichts (zumindest bei mir). Und ich jammere nicht rum, ich sag nur was aktuell Sache ist.

            • >>Merkst du was?

              Ja, ich merke das du es einfach nicht verstehen willst oder kannst. Die elektronische Briefankündigung ist eine reine Serviceleistung und hat keine rechtsverbindliche, die tatsächliche Zustellung betreffende Wirkung. Alles andere ist in der PUDLV geregelt. Da ist u.a. auch zu lesen, „Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch, dass ein einzelner Brief innerhalb dieser Fristen befördert wird.“.

              https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Vportal/Post/Universaldienst/start.html

        • > Wenn es per Gesetz heißt, die Post muss die Briefe in 1-2 Tagen zustellen

          Tut es aber nicht. Die Post muss 80% aller über ein Jahr anfallender Briefe im gesamten Bundesgebiet am nächsten Werktag und 95% am übernächsten Werktag zustellen. Diese Anforderung kann erfüllt sein, selbst wenn bei dir kein einziger Brief so früh ankommt.

          Bei mir persönlich kommen annähernd 100% der Briefe am gleichen Tag an, für den ich Nachts die Briefbenachrichtigung bekomme.

  7. Arbeitsverträge sollte man nur schriftlich kündigen können. Sonst setze ich mich mal kurz an nen PC, vom Kollegen, den ich nicht leiden kann … 🙂

    • Dann klärt der Kollege das auf, die Kündigung wäre sowieso ungültig und bei Nachforschungen kommt raus, dass du das warst? Klingt nicht sehr schlau

    • Ich denke aber, dass diese FDP-Schnappsidee sowieso keine Mehrheit bei SPD und Grünen finden wird. Die sind komplett gagag.
      Die Schriftform ist bei Arbeitsverträgen ja gerade deshalb erforderlich, damit man nicht im Affekt kündigt, sondern beim Schreiben und Unterschreiben nochmal kurz nachdenkt.

    • Man sollte seinen PC schon sperren, wenn man den Arbeitsplatz verlässt. Wenn das häufiger vorkommt, ist das ein Kündigungsgrund (wegen Informations- oder Datenschutz).

  8. Erst dachte ich, klingt OK, weil es für Arbeitsverträge sicher Ausnahmen gibt. Bis ich gelesen habe, dass es der FDP sogar speziell um Arbeitsverträge geht, die per E-Mail gekündigt werden können sollen.

    Ein weiterer Beweis, warum die FDP völlig zurecht in Serie aus den Parlamenten fliegt.

  9. Wenn möglich abonniere ich bewusst über den Google Store. Da klappt die Kündigung mit einem Klick perfekt.

  10. Habe deshalb nie verstanden das viele das Telefax so verteufelten und bis heute verteufeln. Günstige, zeitnahe und rechtssichere „Mitteilungen“. Seit ich 20 bin, hab ich n Multifunktionsdrucker mit Telefax zu Hause stehen.

  11. „Vermietern soll es zwar möglich bleiben, nach einer Kündigung per E-Mail, Messenger und Co. noch das unterschriebene Originalschreiben zu verlangen, doch die vorherige Übersendung einer elektronischen Kopie würde zur Wahrung der Kündigungsfrist bereits ausreichen.“

    äääh wtf ?
    „EEEYY ISCH HAD DIR WAHTAPP GESHCRIEBEN KÜNDIGUNG DU SPAAAST!“
    und das muss der Vermieter dann auf sich sitzen lassen in der Frist, wenn der Brief dann halt „etwas“ (vormutlich in Realität sehr viel später) kommt …. er könnte es z.B. nicht empfangen haben oder überlesen und hat dann trotzdem den Nachteil ….
    naja ………..

    Man sollte alles über einen Mittelsmann machen -> Blockchain zum Beispiel! dann kann sich keiner mehr Beschweren er würde was nicht empfangen etc. und alles wäre rechtswirksam und frist-fest.
    und kein Analoger Bullshit dazwischen oder Beweispflicht ……….

  12. Wird genau so enden, wie der „elektronische“ Postbrief oder de.Mail-mail.de. In Deutschland ist IT halt doch noch „Neuland“, vielleicht zum Glück?

  13. Was ist mit Menschen, die keinen Zugang zu digitalen leistungen haben? Nicht-Seßhafte? Ältere menschen, die vielleicht einen tecnischen Zugang haben könnten aber keinen kognitiven? menschen die aufgrund von Behinderungen auf besondere Formen z. B. Lesbarkeit mit Hilfstechnollogien angewiesen sind? meine hausverwaltung schickt mir – trotz wiederholter Aufforderung – immer wieder nicht pderr Screenreader lesbare PDFs zu. Muß immer wieder nachhakten um für mich lesbare Anlagen zu erhalten . Insofern NEIN! Gerne als plus, aber nicht als rechtswirksam und nicht als Standard. Gerade diesen personengruppen gegenüber ist das eine Form der ausgrenzung. Das darf nicht sein. Und wenn jetzt wieder dummdreiste Kommentare kommen wie „Wer nicht mit der zeit geht geht mit der zeit“ sollte mal die augen zumachen, den narrator starten und dann versuchen ein nur als bild eingescanntes, nicht barrierefreies PDF zu lesen. man bleibe mir mit diesen aus meiner sicht menschenverachtenden Kommentaren vom Leibe. Sozial heißt sich immer an den schwächsten einer Gesellschaft zu orientieren. Zugang zu digitalen medien ist für zu viele menschen immer noch nicht zu einhundert Prozent umgesetzt: zum Teil aus finanziellen Gründen , zum teil eben aus alters- oder behinderungsbedingten Gründen. Wird in diesm Blog gern vergessen. Ich hoffe daß unsere Interessenverbände diese entwicklung solange blockiieren, bis z. B. die barriererfreie umsetzung auch bei privaten Verträgen und nicht nur im öffentlichen Rechtsbereich als zwingend vorgeschrieben ist. Nur dann darf z.. B. die Künndigung eines Arbeitsverhälltnisses oder einer Wohnung rechtsgültig sein. Sonst muß der Adressat – Arbeitnehmer oder Mieter – zwingen vollstreckungsschutz geniessen.

    • Sollte die digitale Variante von Kündigungen zum Standard werden, dann wäre das für den Großteil der Betroffenen ein riesiger Vorteil. Standard sollte aber nicht so verstanden werden, dass alle anderen Möglichkeiten einer rechtswirksamen Kündigung verschwinden. Damit wäre dann auch Menschen, für die die digitale Variante ein Problem darstellt, geholfen.
      Die Forderung, alle Belangen immer nach den Schwächsten einer Gesellschaft auszurichten, halte ich für ziemlich überzogen. Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, solange es Mittel und Wege gibt, die von den Schwächeren mit wenig oder keinem Aufwand zu gehen und nutzbar sind.

      Lieber @Andreas, du verfällst mal wieder in das altbekannte Muster und stellst aufgrund deiner Behinderung überzogene Forderungen. Das von dir angeführte Beispiel, mit dem nur als Bild eingescannten PDF, hindert dich nicht daran, dir helfen zu lassen. Ebenso könnte dir und allen Menschen, die es nicht selbst bewerkstelligen können, jemand bei der Nutzung der digitalen Variante einer Kündigung behilflich sein. Ich hoffe, dass auch eure Interessenverbände das so ähnlich sehen und eher die Unterstützung einfordern, statt die Digitalisierung rundweg abzulehnen.
      Behinderte tun sich und ihren Mitmenschen mit dieser Haltung keinen Gefallen. Denk einfach mal drüber nach.

      • Hallo Mr. T., „aufgrund deiner Behinderung überzogene Forderungen. Das von dir angeführte Beispiel, mit dem nur als Bild eingescannten PDF, hindert dich nicht daran, dir helfen zu lassen.“ da werden wir nie einer meinung sein. Eine inclusive Welt bedeutet daß für alle menschen der Zugang zu allgemeinen Gütern gleich leicht oder schwer ist. jemanden auf Hilfe zu verweisen, und zwar auf welche die er sich bitte individuell, mit eigenen Mühen und Belastungen , die andere menschen nicht haben , besorgen soll ist eben die Diskriminierung. Ich bin kein Bewohner zweiter Klasse in meinem MFH. Daher darf ich von der Verwaltung erwarten, daß sie Ihre elektronische Korrespondenz so gestaltet daß sie von mir mit dem gleichen aufwand wie von allen anderen Bewohnern gelesen werden kann. Das bedeutetrt lediglich bei der Umsetzung auf einige Standards zu achten – daß es geht zeigten ja immer die vorgenommenen Korrekturen. Aber immmer darum betteln zu müssen nervt. Und ärgert mich. Wie würdest Du Dich fühlen wenn du nicht in ein Gebäude kommst weil es nur Treppen gibt und man Dir dann antwortet „Dann lass dich doch tragen“. Mitmenschlichkeit by Design – egal ob beim Bauen oder elektronischen Kommunizieren – anders ist für mich eine mitmenschliche Gesellschaft nicht denkbar. Sollte diese dann wirklich weniger effizient sein – was im übrigen erst einmmal zu beweisen wäre – muß man das eben hinnehmen. Ein barrierefrei erstelltes dokument , egal ob für einen Screenreader oder in leichter sprache verliert nicht an seiner Nutzbarkeit für alle anderen personen. Eine Rampe kann auch von fußläufigen menschen genutzt werden.

        • @Andreas
          Ich habe mal aufgrund gesundheitlicher Probleme an einer Reha-Maßnahme teilnehmen dürfen. Eines der ersten Dinge, die den Teilnehmenden erklärt wurden, war, „Es ist sinnvoll, wenn man sich helfen lässt und hat nichts mit Diskriminierung zu tun, wenn man um Hilfe bittet.“ Anstatt alleine zentnerschwere Gegenstände zu bewegen, kann man durchaus jemanden bitten zu helfen. Anstatt ein für einen Screenreader nicht lesbares Schriftstück und dessen Absender zu verteufeln, kann man jemanden bitten es vorzulesen. Um Hilfe bitten fördert die zwischenmenschlichen Beziehungen und kann auch für mehr Verständnis für die eigene Behinderung sorgen.
          Nein, es ist nicht verwerflich, um Hilfe zu bitten! Soviel hast du ja scheinbar schon erkannt, wenn du deine Hausverwaltung bittest, ihre Korrespondenz anders zu gestalten.

          • Du verstehst mich leider immer noch nicht, Mr. T., … nein auch ich empfinde es nicht als diskriminierend um Hilfe zu bitten, wo sie notwendig ist. Aber z. B. in Sachen der hausverwaltung ist es eben nicht notwendig. Beweis: sie kann es anders. Beim ersten mal auf die fehlende barrierefreiheit der Schriftstücke hinweisen zu müssen habe ich auch nicht als diskriminierend empfunden. DA war es noch bloße Unwissenheit auf Seiten der Verwaltung. Damit kann ich umgehen. So wurde es nach einigen Hinweisen von mir, wie man solche Dokumente lesbar erstellt richtig gemacht … und das nächste Dlkument war dann wieder unleserlich. Und das mit schöner Regelmäßigkeit immmer wieder von neuem, trotz jeweils wieder neuer Erinnerung meinerseits.Genau hier fängt dann die Diskriminierung an, denn _DAS BEI JEDEM SCHRIFTSTÜCK ERNEUT TUN ZU MÜSSEN !!DAS!!! ist die Diskriminierung. Das zeugt von einer einstellung „ist uns doch egal“ oder „lass den meckern“ … „wir denken doch nicht mit, haben wir nicht nötig“ oder ähnlich. Begreifst Du jetzt was ich meine? Und das erlebe ich nicht nur mit der hausverwaltung sondern zieht sich wiee ein roter Faden durch viele Lebensbereiche. bis hin zu einem busfahrer, der auf meine bitte hin die automatischen lautsprecheransagen im Bus nicht einschaltete weil das „die andern Fahrgäste doch nervt.“

            • @Andreas
              Ich verstehe dich vielleicht besser als du denkst. Aber es ist nun mal so, dass sich die Gesellschaft an der Mehrheit orientiert. Diese Mehrheit besteht aus Menschen ohne Behinderung. Dann kommt noch ein gutes Stück Darwinismus, der sich im menschlichen Handeln widerspiegelt, hinzu. Es gilt das Recht des Stärkeren.

              Die Sachbearbeiter deiner Hausverwaltung machen ihren Job, nach den Vorgaben, die ihnen an die Hand gegeben wurden. Vielleicht solltest du dich beim nächsten mal direkt an den Geschäftsführer wenden. Und im Fall des Busfahrers, ich nehme an es war im ÖPNV, könnte die Beschwerde beim Verkehrsunternehmen hilfreich sein. Das hat vermutlich viel Geld für die automatische Haltestellenansage ausgegeben und der Busfahrer ist gehalten diese auch zu aktivieren. Ich habe schon einmal auf einen deiner Kommentare mit den Worten, „behindert ist man nicht, behindert wird man“, geantwortet.

              • Hallo Mr. T., vielleicht kannst Du meine gelegentlichen „Frust“nachrichten , die aus meiner Sicht gar keine sind, besser verstehen wenn Du dir vorstelltst , du hättest nach Deiner Reha eben nicht geheilt oder wesentlich gebessert nach hause gehen können. Diese Option habe ich nicht. Was Du nur zeitweise erfahren hast ist für mich Alltag. ein Alltag in dem ich sehr gut und weitgehend selbständig zurechtkomme. Doch da sind dann immer wwieder diese dinge wie die immer wieder vergessene für mich lesbare Formatierung von Dokumenten z. B. meiner hausverwaltung – obwohl das Problem dort inzwischen bekannt sein sollte. Aber das ist wie die chinesische Wasserfolter: immer wiedder Tropfen auf die gleiche stelle, immer wieder bitten, nachfragen, extra etwas abfordern müssen, was oft mit wenig oder gar keinem mehraufwand von vorneherein für alle Menschen zugänglich gestaltet werden könnte. Das behindert mich, und genau dieses sich Ausrichten an der „Mehrheit“. Denn das ist nicht das gleiche wie ein demokratischer prozess in einer Partei oder einem Palament wo sich nach ausführlichen Meinungsbildungsprozessen mehrheiten finden. Das ist eine Definition von „Mehrheit“ die sich an Normierungen festmacht: welcher Mensch ist „Normal“ und welcher mensch ist „abweichend“. Welche menschen werden in Planungen von Infrastruktur, Verfahrensweisen, verbindlichen Festlegungen von Mindestanforderungen in allen möglichen prozessen als „Normbild“ einbezogen und welche nicht? Wem wird zugemutet sich ein erfaßbares Schriftstück extra abfordern zu müssen und wer erhält es ohne Zusatzaufwand? Stell Dir vor jemand brächte ein Smartphone ohne Touchscreen auf den markt das rein per gesprochener Interaktion bedient werden müsste. Um mal wieder in die IT-Schiene zu kommen. Ich hoffe ja das sprachliche Interaktion z. B. durch die immer mehr mit Informationstechnik vollgestopften Autos etwas mehr mainstream wird: der Autofahrer soll ja möglichst wenig den Blick von der Fahrbahn abwenden. Was dann mit dem schlecht oder nichts hörenden Fahrer wird … aber alles lösbar wenn Systeme inklusiv designt werden, so daß ggf. per Umschaltung mehrere ein- und ausgabekanäle zur Verfügung stehen. Und nicht nur der „Normale“.

                • @Andreas
                  Bei mir rennst du offene Türen ein. Viele andere Mitmenschen können allerdings deinen Frust nicht verstehen und nicht nachvollziehen. Die, nach deinem Dafürhalten, gerechtfertigten Forderungen sind für diese Menschen überzogen. Damit kann man solche Menschen gegen diejenigen, die anders sind, aufbringen. Sie hören einfach nicht mehr zu, was ja noch das geringste Übel wäre. Sie können aber auch eine Wut auf diejenigen, die anders sind, entwickeln. Darunter würdest nicht nur du, sondern unsere Gesellschaft im Allgemeinen leiden. Deshalb meine sanften Hinweise zur Mäßigung. Ich meine es ja nur gut mit Menschen, die anders sind. Der Standard einer digitalen Kündigung, womit wir zum Schluss wieder beim Thema wären, könnte vielen Menschen hilfreich sein. Immerhin können 6,2 Millionen Menschen oder 12,1 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben. Auch denen sollte dieser Standard zugänglich gemacht werden.

                  • Hallo Mr. T., ich will das jeztt nicht in einen Dialog ausarten lassen … vielleicht denken wir wirklich ähnlich, aber eben aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ich bin ein Kind der 70er Jahre, da wurden von Menschen wie Ernst Klee und anderen die neuen und bewußt fordernden Ansätze einer modernen gleichstellungs- und Inclusionspolitik entwickelt. Mir ist klar daß nur geduldige Arbeit und ständiger Dialog u. a. unserer Interessenverbände uns menschen mit Einschränkungen hier weiterbringt. Aber sich „bescheiden“ ist aus meiner Sicht nicht zielführend: Wer schon mit dem Kompromiß als Lösung in eine Verhandlung geht kommt mit sehr wenig heraus. Thema lese- und Schreibfähigkeit: Amtsdeutsch bleibt Amtsdeutsch, egal ob in Druckschrift oder Braille auf Papier oder auf einem Bildschirm oder vorgelesen. Da hilft eine digitale Kündigung oder die Abwicklung anderer Rechtsgeschäfte am PC oder Smartphone gar nichts. Das ist eine ganz andere und auch sehr wichtige Baustelle, die aber nichts mit „digital“ an sich zu tun hat. Was dagegen bei „IT-gestützen Verfahren eine wirkliche Hürde für viele Menschen – und wahrlich nicht nur für solche mit Lern- oder Verständnisproblemen – ist sind die aufwendigen Verfahren zur Identifizierung, Veerifizierung und Sicherung der eigenen digitalen Identität. Ein Brief auf papier mit händischer Unterschrift, per einschreiben versandt, ist eine Alltagskompetenz die viel mehr Menschen beherrschen als digitale Ident-Verfahren. Auch das sollte man bei der Einführung digitaler Rechtsakte als „Standard“ beachten: die für eine sichere Durchführung digitaler Rechtsgeschäfte derzeit nötigen Verfahrensweisen sind für Otto und Emma normalbürger eben noch lange kein Standard und nicht Teil des Alltagswissens der mehrheit der Bürger.

                    • >>Ein Brief auf papier mit händischer Unterschrift, per einschreiben versandt, ist eine Alltagskompetenz die viel mehr Menschen beherrschen als digitale Ident-Verfahren.

                      Diese „Alltagskompetenz“ hat sich aber auch erst im Laufe der Jahrhunderte entwickelt. Früher gab es Schriftgelehrte. Selbst Kaiser und Könige bedienten sich deren Hilfe, ohne dass ihnen ein Zacken aus der Krone gefallen ist. Wenn digitale Verfahren zur Alltagskompetenz werden sollen, dann müssen sie implementiert werden. Statt Schriftgelehrte bedient man sich, bis es zur Alltagskompetenz geworden ist, eben Digitalgelehrten, die einen Unterstützen. Wo ist das Problem?

  14. Also ich bin ja für mehr Digitalisierung, aber genau die Fälle wo der Gesetzgeber heute die Schriftform fordert, sind so essentiell, dass ich diese auch beibehalten wollen würde.

    Kündigung von Wohnmietvertrag und Arbeit, ist bislang per Schriftform und ich finde dies sollte auch so bleiben, damit dies nicht Missbraucht wird. Bzw. zur Fristwahrung kann man ja elektrisch einreichen, aber es sollte eine Schriftform dann nachgereicht werden um es rechtlich abzudecken.

    Ich hatte mich lange mit den QeS befasst, und empfand die Ausnahmen für die die QeS nicht eingesetzt werden könnte, als sehr Sinnvoll. Zwei davon waren halt die oben erwähnten sowie Bürgschaften usw.

    • Wenn der Gesetzgeber die einmal festgelegte Schriftform für nicht mehr zeitgemäß hält, dann ist es seine freie Entscheidung, dies innerhalb der bekannten Prozesse zur Gesetzgebung zu ändern. Diese Fiktion des Missbrauchs ist Teil der „German Angst“ und behindert mehr als es nützt.

      Man kann nicht nach Digitalisierung in allen Lebensbereichen rufen und wenn sie vor der Tür steht, das Gegenteil fordern.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.