Kommentiert: Firefox kommt nicht für iOS
Es ist schon irre, wie gefühlt 100 Jahre alte News noch die Runde machen können. Firefox wird erst einmal nicht für iOS erscheinen, dies teilte Mozilla-Vizepräsident Jay Sullivan auf der South-by-Southwest-Konferenz mit. Ist bekannt. Und warum? Weil kein Browser im geschlossenen System iOS auf seine eigene Rendering-Engine setzen kann.
Alle Browser (ja, auch Google Chrome für iOS) bieten nur eine andere Oberfläche und Funktionen für die integrierte UIWebView, das Webkit-Konstrukt. Diese Engine ist sogar langsamer als die von Safari verwendete Nitro-Engine bei JavaScript-Berechnungen.
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Warum dies so ist? Lässt Apple aus Sicherheitsgründen nicht zu. Typisch Apple? Das Problem ist nicht nur auf Apple beschränkt: Auch für Windows RT gibt es keinen Firefox – sind die Vorgaben in Sachen Sicherheit und Stabilität der Betriebssystem-Umgebungen beider Firmen. Schwacher Trost für Firefox-Nutzer, die ein iPhone oder ein iPad habe? iCab oder Bookmarks to go können zumindest die Synchronisationsdaten des lokal installierten Firefox auf dem Desktop abgreifen und auf dem iPhone und dem iPad zur Verfügung stellen.
Interessanter als die eigentliche (alte) News ist doch die Zwickmühle, in der Mozilla stecken dürfte. Firefox ist ein guter Browser auf dem Desktop und Mozilla hat vieles dazu beigetragen, dass unser Web heute so ist, wie es ist. Doch schauen wir einmal rüber zu Google, die zwar ein völlig anderes Geschäftsmodell verfolgen, dennoch ihre Apps, inklusive Chrome, auf der iOS-Plattform zur Verfügung stellen. Warum? Weil man das Potential erkannt hat.
Da sind Millionen Benutzer, die man zu Google ziehen kann. Und vielleicht nimmt man diese irgendwann mal rüber – mit zum eigenen System. Google kann es sich nicht leisten, diese vielen Millionen zu ignorieren. Da beißt man in den sauren Apfel, schießt einen langsameren Browser raus, der aber mit Mehrwert glänzen kann.
Firefox kann derzeit nur verlieren. Zwar hatte man mit Junior mal einen Prototyp-Browser basierend auf UIWebView gezeigt, doch es ist verdammt ruhig geworden. Wenn die Firefox-Benutzer „ihren“ Browser nicht auf der iOS-Plattform vorfinden, dann probiert man halt was anderes aus. Vielleicht Safari, vielleicht aber auch Chrome. Oh – letzterer bietet natürlich auch eine interne Synchronisation an.
Wie das alles letzten Endes ausgehen wird? Ich weiss es nicht. Wenn Apple seinem iOS nicht irgendwann mal irgendwas Spezielles verpasst, dann fährt der Zug langsam aber sicher ab. Ein großartiges System, wenn man mit dem Angebotenen klarkommt. Sollte es allerdings weitergehen wie jetzt, dann kann man sich auf ein Szenario einrichten: Android wird das, was Windows auf dem Desktop ist. Marktführer mit uneinholbaren Vorsprung auf viele Jahre.
Und ganz ehrlich: Es wird sicherlich Gründe haben, warum Firefox auch auf der offenen Plattform Android verhältnismäßig wenige Nutzer hat.
Das stimmt. Der mobile Firefox auf Android ist wahrlich nicht schön zu bedienen. Bei mir stürzt das Ding dauernd ab. Opera ist da schon viel weiter. Danke für deinen Kommentar.
Noch stellt iOS das bessere Gesamtpaket dar, ganz besonders im Hinblick auf die bessere App Auswahl, als auch deutlich (!) bessere App Qualität. Aber Du hast Recht mit Deiner Einschätzung, so langsam aber sicher, sollte sich Apple etwas einfallen lassen, und mal ein paar Punkte in Angriff nehmen in denen iOS Android mittlerweile um Jahre hinterher hinkt. Noch nehmen die Nachteile viele Nutzer hin, da das Gesamtpaket immer noch stimmt und das iPhone/iOS zu einer guten Wahl macht. Aber ewig wird das auch nicht so bleiben.
Ich nutze Firefox auf Android nur, weil es der einzige Browser ist, der noch einen „Beenden“-Button hat, mit dem dann beim starten des Browsers alle Tabs geschlossen sind.
Um einen der anderen Browser zu beenden, muss ich ewig und 3 Tage auf „Zurück“ klicken, bis ich wieder am ursprünglichen leeren Startbildschirm von z.B. Chrome bin… Nervig.
Oder übersehe ich etwas, und jemand kann mir helfen?
Der Knackpunkt bei den Browsern auf iOS ist doch aus Benutzersicht weniger, welche Render-Engine da nun hintersteckt – ganz ehrlich, wenn kümmert das? – sondern eher, dass iOS es gar nicht erst erlaubt, dass ein Alternativ-Browser als Systemstandard installiert wird. Dadurch öffnen sich in Emails etc. angeklickte Links immer in Safari, egal was noch installiert ist. Das ist der eigentliche Murks IMHO.
@CR
Chrome: Oben rechts auf die Tab Auswahl gehen, so dass du einzelne rausswypen könntest und dann Menütaste und „Alle Tabs schließen“ =)
Unter Android nutze ich Chrome. Habe den Mozilla zwar drauf, aber bisher selten verwendet.
Mit Mercury gibt es einen guten Ersatz, der sich erstens zumindest als Firefox (oder beliebiger anderer Browser) ausgeben kann und sich zweitens mit Firefox Sync verbindet.
@ CR, schon mal mit Maxthon -> http://goo.gl/hoybI versucht?! Menütaste drücken -> „Verlassen“ anklicken und schon ist alles zu.
Tja Apple, das ist wohl ein Fall für die EU-Kommission. 🙂
Man könnte den iPhones und iPads durchaus eine marktbeherrschende Stellung im Mobilbereich vorwerfen. Apple will natürlich einerseits jegliche Konkurrenz verhindern und andererseits wollen sie damit wahrscheinlich auch ihren „App-Store“ stärken, indem sie im Browser gewisse Sachen nicht zulassen oder erschweren.
Wo kämen wir auch hin, wenn eine mobile Webseite plötzlich dem ganzen Apps-Schmarrn in nichts mehr nachsteht. 😀
War ja bei Microsoft mit dem IE 6 in gewissen Teilen nichts anderes.
ich denke nicht, dass mozilla das potenzial dieser plattformen nicht erkennt. no offense caschy, aber ich glaube, dass das ein team von spezialisten nochmal besser einschätzen kann, als du als außenstehnder. durch firefox os wissen wir sogar, dass mozilla auch noch nicht weit verbreiteten plattformen aufmerksamkeit schenkt. der knackpunkt ist denke ich folgener:
mozilla will firefox für so viele plattformen wie möglich anbieten, ABER eben nur wenn auch firefox drinsteckt. und das finde ich, obwohl ich überall chrome nutze, sehr stark von mozilla.
Danke für die Tipps…. Da ich sonst überall Chrome verwende, werde ich den Chrome/Alle Tabs schliessen verwenden…
Ein Grund, warum FF auf Android nur schwach vertreten ist, ist dass Mozilla sehr spät mit dem FF gestartet ist. Der Browser wirkt daher noch relativ basic und braucht noch seine Zeit. Aber Mozilla hat gute Anwerbemöglichkeiten auf seiner Webplattform, zwar nicht ganz so günstig, wie Google mit Chrome, aber immerhin.
Ich bleibe bei Firefox … ist letztlich das Beste in Browsertechnik …
und bei Chrome hat man zudem das gleiche Problem wie bei Safari und Explorer: zu stark an die großen Multis gebunden.
Da mein nächstes Phone eins mit Android ist, kann ich da ja auch Firefox verwenden!
Für mich ist die Offentheit eines System schon wichtig, da ist Android so gerade noch oK!
Aber ich verstehe auch Menschen, die sich bei einem BIG BROTHER sicherer fühlen – und das ist halt das, vorfür IOS steht.
Rainer Zufall schrieb:
„Tja Apple, das ist wohl ein Fall für die EU-Kommission.
Man könnte den iPhones und iPads durchaus eine marktbeherrschende Stellung im Mobilbereich vorwerfen.“
apple hat mit iOS im vergleich zu windows im desktop-markt nun wirklich keine marktbeherrschende stellung. iphone: ca. 20%, ipad ca. 50-60% ….das ist weit weg von 90% die windows hat.
@CR:
Opera für Android hat auch einen Beenden Button – muss aber erst in den Optionen eingestellt werden ..
Ich nutze auf iOS Safari und auf Mac (wobei hier auch oft Safari), Android und Windows Chrome (auf Arbeit zusätzlich auch noch Firefox)
Der FF war immer lange Zeit mein Liebling, aber irgendwie … ist die Luft raus :-/
Genauso ist bei mir langsam die Luft mit iOS raus ..
Es bietet mir mittlerweile zu wenig. Und zumindest für Telefone ist die Appqualität bei Android mittlerweile vergleichbar hoch (okay, da es sehr viel crap gibt muss man evtl etwas mehr suchen 😀 )
@CR
Das Firefox auf Andriod der einzige Browser mit einer beenden Funktion hat halte ich nicht nur für ein Gerücht sondern entspricht auch nicht der Wahrheit, bestes Beispiel ist hier Dolphin. Selbst Opera hat eine beenden Funktion und beide sind nicht umständlich erreichbar sondern mit einen Klick.
Bei mir ist genau das passiert, was Du beschrieben hast. Ich war bis vor einem knappen Jahr auf meines Desktops Firefox-nutzer (MacOS zu Hause und PortableWin im Office) Mittlerweile habe ich komplett umgestellt auf Chrome – incl meiner iOS Devices. Das Gesamtpaket stimmt hier für mich einfach m Besten. Ein offenes Paket, dass ich auf allen Devices verwenden kann. Ich befürchte, dass es Firefox bald so ergehen wird wie RIM. Sie verpassen gerade eine echte Chance.
Krass…Apple nutzt seine Marktmacht um den Safari relevant zu halten, und alle finden das ok. MS hat freie Browser nie auch nur annähernd so massiv einzuschränken versucht wie Apple.
Klar, wenn Apple Alternativ-Browser zu Webkit-Frontends degradiert und Mozilla genug Eier in der Hose hat um da nicht mitzuspielen…ist Mozilla an der Lage schuld!
Wo bleibt da eigentlich das Kartellamt?
Auf Android ist die Lage tatsächlich anders, da ist der FF tatsächlich nicht besser als die Konkurrenz. Aber auch nicht schlechter, auf meinem 100 Euro-Phone läuft er flüssig und stabil.Ich vermisse nur eine Datenkomprimierung…bei schwachem Netz ist der Opera Mini immernoch unschlagbar!
Chrome für iOS hat im Vergleich zum Firefox einen riesigen Vorteil, der klassische Chrome benutzt auch Webkit, weshalb eine Portierung vermutlich nicht so sehr aufwändig ist. Das Mozilla Team müsste aber eine völlig fremde Engine verwenden, weshalb der Aufwand zu hoch wird. Bei Opera sieht man was da raus kommt, weil eine eigene Engine auf allen Plattformen zu aufwändig in der Pflege ist, wird auf Webkit gesetzt. Traurig.
Ist halt nur ein Browser, was solls. Auf dem Desktop hatte Firefox früher ja nicht so grosse Marktanteile, weil er so toll gewesen wäre, sondern weil der vorinstallierte Browser beim meistinstalliertem Betriebssystem so schrottig war, dass man dringend eine Alternative brauchte. Zum Zeitpunkt, als Firefox abhob, gab es kaum etwas vernünftiges anderes.
Aber die Zeiten sind auf dem Desktop vorbei und auf Mobile gab es sie nie – vielleicht am Anfang bei Android mit dem nicht so tollem Stock-Browser. Aber da hat Mozilla gewaltig verschlafen und jede Chance verstreichen lassen. Selbst schuld, das wäre die Gelegenheit gewesen, eine Stellung und einen Ruf zu erarbeiten. Wenn man stattdessen weiter das tausendste Entwickler-only-Feature auf dem Desktop tweaken will, hat man seine Entscheidung getroffen. Stillstand mit Aktivismus.
Da die verwendete Renderingengine den meisten Leuten herzlich egal ist und eigentlich die zusätzlichen Dienste und das UI wichtig sind, ist es natürlich ein gewaltiges Problem für den Firefox, nicht auf iOS vertreten zu sein, das wird natürlich auch die Position auf anderen Plattformen zusätzlich schwächen. Bloss hat Firefox natürlich das Problem, dass seine Erweiterungen, die man als Stärke ansieht, zu eng an die eigene Renderingengine gebunden sind und auf einem Webkitbrowser nicht ohne Aufwand laufen würden. Zum notwendigen Schnitt hat Mozilla hier aber nicht die Eier in der Hose. Beim Wechsel auf mobile Plattformen hätte man mit den Erweiterungen auf einer technisch besseren, offeneren Basis neu anfangen müssen, statt da den Ballast aus den vermeintlich besseren Zeiten mit rüberzuziehen.
Im Mobilbereich hat Mozilla bisher versagt und das äussert sich dann natürlich auch in Marktanteilen.