Jabra Elite 10 im Test: TWS-Kopfhörer mit Dolby Atmos
Olli hat bereits letzte Woche die Jabra Elite 8 Active getestet. Diese wurden zeitgleich mit dem Modell Jabra Elite 10 vorgestellt. Letztere konnte ich mir nun über mehrere Wochen für euch genauer anhören. Zuletzt hatte mich Jabra da mit seinem letzten Flaggschiff, den Jabra Elite 7 Pro, auf hohem Niveau enttäuscht. Laufen die Dänen mit dem diesjährigen Topmodell zu alter Form auf?
An den Jabra Elite 7 Pro störten mich zwei Faktoren, von denen einer vom Vorgängermodell Elite 85t sogar besser gemacht worden ist. So setzten die Elite 85t noch auf große Treiber mit 12 mm, während die Elite 7 Pro auf magere 6 mm abspeckten. „Nicht auf die Größe kommt es an“, könnte man zwar sagen, aber bei Kopfhörer- bzw. Lautsprecher-Treibern werden dem Klang da eben doch Grenzen gesetzt. Das führte dazu, dass die Jabra Elite 7 Pro dem Vorgängermodell in Sachen Sound unterlegen gewesen sind.
Der zweite Faktor, den ich damals bemängeln musste: Die Elite 7 Pro beherrschten weiterhin keine hochwertigen Audio-Codecs wie LDAC oder aptX. Das ist besonders erstaunlich, da deutlich günstigere TWS-Earbuds, auch von Jabra selbst, für aptX gerüstet sind. Bei einem meiner Kritikpunkte bessern die Jabra Elite 10 nach – beim anderen leider nicht.
Technische Eckdaten der Jabra Elite 10
- TWS-Kopfhörer (In-Ear)
- Dolby Atmos mit Dolby Head Tracking
- Jabra ComfortFit mit halboffenem Design zur Reduzierung von Druck im Ohr
- Sechs-Mikrofon-Anruftechnologie
- 10-Millimeter-Lautsprecher
- Jabra Advanced ANC
- HearThrough mit Windgeräuschunterdrückung
- Bis zu sechs Stunden Akkulaufzeit (bis zu 27 Stunden mit Ladecase und eingeschaltetem ANC)
- IP57-Zertifizierung
- Bluetooth Multipoint
- Freisprech-Sprachassistent, Fast Pair, Microsoft Swift Pair, Spotify Tap-Wiedergabe
- Bereit zur Unterstützung von Bluetooth Low Energy (LE) & LC3, LC3plus Codec mit zukünftigem Firmware-Update
- Preis: 249 Euro
- Ultimatives Tragegefühl: Entspanne dich mit dem ganztägigen Tragekomfort unserer revolutionären Jabra...
Die technischen Daten verraten es euch: Auch die Jabra Elite 10 unterstützen in Sachen Bluetooth-Codecs lediglich SBC und AAC. Da muss man klar sagen: Das ist für ein Flaggschiff-Modell im Jahr 2023 einfach schwach. Obendrein dürfte es einige potenzielle Kunden verständnislos zurückhalten, denn die günstigeren Elite 4 beherrschen beispielsweise aptX. Aber: Jabra verbaut wieder größere Treiber – mit 10 mm.
Ausstattung und Verarbeitung der Jabra Elite 10
Im Lieferumfang der Jabra Elite 10 findet ihr neben den Earbuds selbst natürlich auch ein Lade-Case, ein USB-C-Kabel, etwas Papierkram sowie Eartips in vier verschiedenen Größen vor. Als Begleit-App fungiert wie gehabt Jabra Sound+. Die Anwendung haben wir euch im Blog schon mehrfach vorgestellt. In der App könnt ihr einen Equalizer nutzen, Updates durchführen, die aktive Geräuschunterdrückung regeln und im Falle der Elite 10 als Neuheit auch Dolby Atmos sowie dynamisches Head-Tracking aktivieren bzw. ausschalten.
Für meinen Test haben mir die Earbuds in der Farbe Beige vorgelegen, die ich sehr angenehm und unauffällig finde. Selbiges gilt generell für die Earbuds, deren Form sich etwas verändert hat, wenn man mit dem Vorgängermodell vergleicht, aber immer noch sehr typisch für die Marke wirkt. Die Bedienung erfolgt über haptische Buttons, was Vor- und Nachteile hat. So kommt es seltener zu versehentlichen Betätigungen, dafür drückt man die Kopfhörer eben immer leicht in den Gehörgang, wenn man die Buttons betätigt.
Aufgeladen wird, wie schon erwähnt, via USB-C-Kabel oder auch drahtlos via Qi. Dank IP57-Zertifizierung sollten die Jabra Elite 10 im Übrigen auch den ein oder anderen Regenschauer überstehen. Ihre Verarbeitung lässt jedenfalls keine Wünsche offen, auch wenn die Stöpsel natürlich aus Plastik bestehen. Auch das matte Case wirkt robust. Eine kleine LED an der Vorderseite zeigt farblich an, ob die Earbuds aufgeladen sind bzw. wie der Ladezustand des Cases ist.
Praxistest
Jabra bietet mit den Elite 10 das sogenannte „Advanced ANC“, das dem Hybrid ANC der Elite 8 Active überlegen sein soll. Zumindest kann ich sagen, dass schon die passive Geräuschisolierung sehr gut ist. Allerdings beeinflusst ANC das Klangbild merklich: Es wird deutlich basslastiger, mit angeschalteter Geräuschunterdrückung. Da Jabra Luftkanäle belassen hat und auch von einem „halboffenen Design“ spricht, scheint das ANC aber nicht ganz perfekt arbeiten zu können. Da sind Bose oder Sony weiterhin überlegen.
Auch der Transparenzmodus funktioniert sehr gut, außer ihr fahrt mit dem Rad, dann werden nämlich auch Windgeräusche auf euren Ohren verstärkt. Dieses Problem haben aber auch Konkurrenzmodelle. Im Übrigen wird die Wiedergabe automatisch pausiert, wenn ihr die Buds aus den Ohren entfernt. Setzt ihr sie wieder ein, geht es auch automatisch weiter. Die Jabra Elite 10 beherrschen neben Google Fast Pair auch Multipoint, was beides in meinem Test auch glatt über die Bühne lief.
Zur Neuheit: Die Jabra Elite 10 beherrschen Dolby Atmos mit dynamischem Head-Tracking. Letzteres funktioniert einwandfrei, ist in meinen Augen aber ein Gimmick, auf das ich persönlich locker verzichten kann. Beim reinen Musikhören nervt es eher und am Smartphone neige ich nicht dazu, mir ganze Filme oder Serien anzusehen. In Kombination mit Streaming-Diensten wie Amazon Music Unlimited könnt ihr natürlich auch Musik mit Dolby Atmos anhören. Ich selbst tute mich da aber an den Jabra Elite 10 schwer, einen erheblichen Einfluss auszumachen.
Generell sehe ich Dolby Atmos an Kopfhörern eher als Marketing-Label, an dem vor allem Dolby selbst durch seine Lizenzen gut verdient. Ein wirklich dreidimensionaler Klang entsteht dadurch an den In-Ears aber nicht. Der Sound wirkt vielmehr etwas „luftiger“ und differenzierter, gefühlt aber auch weniger voluminös. Im Gegensatz zu etwa den Apple AirPods könnt ihr Dolby Atmos im Übrigen bei jeglichen Inhalten zuschalten – das Material muss also nicht nativ als 3D-Audio vorliegen. Das ist aber auch die Krux: Native Atmos-Inhalte sollte ihr nicht nochmals einer Nachverarbeitung unterziehen, dann verschlechtert sich die Tonqualität. Das wäre sozusagen doppelt gemoppelt. Schaltet also Dolby Atmos in der App Jabra Sound+ ab, wenn ihr das vermeiden wollt.
Glücklicherweise ist der Klang insgesamt an den Jabra Elite 10 wieder deutlich besser als an den Elite 7 Pro und übertrifft in meinen Ohren auch die Elite 85t. So ist der Klang wesentlich voller, dynamischer und differenzierter. Auch ohne das Spielen am Equalizer erzielt man hier einen sehr ausgewogenen Klang. Wichtig ist, dass ihr die für euch passenden Eartips herauspickt – das können auch für linkes und rechtes Ohr unterschiedliche Größen sein. Gestrichen hat Jabra dabei den Hörtest, der bei Vorgängermodellen für personalisierten Klang sorgen konnte, der auf euer Gehör zugeschnitten gewesen ist. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt und ich finde es ein wenig schade, da ich da Mehrwerte gesehen bzw. gehört habe. Vielleicht wurde die Funktion zu wenig genutzt.
Telefonate und Tragekomfort
Der Tragekomfort ist bei den Jabra Elite 10 aus meiner Sicht der bisher beste eines Jabra-Modells. Ich habe gestaunt, da ich die In-Ears sogar ohne Earwings zum Sport nutzen kann. Allerdings kommen sie in beiden Aspekten nicht an die Shokz OpenFit heran, die aus meiner Sicht wegen des offenen Designs weiter die Krone behalten. Da ist der Tragekomfort schlichtweg ungeschlagen, da es keinerlei Druck auf das Ohr oder im Gehörgang gibt. Jedes Ohr ist jedoch anders. Durch die Luftkanäle kommt bei den Jabra Elite 10 beim Tragen im Übrigen kein Druckgefühl auf.
Bei der Auswahl der Eartips braucht ihr vielleicht aber länger als bei Vorgängermodellen: Die Funktion, um den Sitz zu testen, ist, wie der Hörtest, der Schere zum Opfer gefallen. Bei Anrufen schlagen sich die Elite 10 gut, allerdings nicht so gut, wie ich das erwartet hätte. Da habe ich das Gefühl, dass die Jabra Elite 7 Pro, vielleicht wegen ihres Knochenschall-Kniffs, die bessere Wahl bleiben. Zumindest haben mir das meine Gesprächspartner so mitgeteilt, insbesondere, wenn ich draußen joggen gewesen bin.
Was die Laufzeit betrifft, so nennt Jabra etwa acht Stunden ohne und sechs Stunden mit ANC. Diese Werte sollt ihr erreichen, wenn ihr bei einer Lautstärke von 50 % Musik hört. Insgesamt liegt das auf dem Level der Vorgängermodelle, die aber sogar bei meiner Verwendung oft über die angegebenen Werte gekommen sind. Im Falle der Jabra Elite 10 kommen die Angaben vielmehr ziemlich genau hin. Telefoniert ihr, verkürzen sich die Laufzeiten entsprechend.
Mein Fazit zu den Jabra Elite 10
Die Jabra Elite 10 überzeugen beim Tragekomfort und bieten auch ohne aptX und LDAC einen sehr guten Klang. Dennoch ist es ein Versäumnis, bei einem Flaggschiff-Kopfhörer 2023 ab Werk lediglich AAC und SBC zu bieten. Allerdings schlägt man klanglich nicht nur die Vorgängermodelle, sondern kann sich generell in seiner Preisklasse behaupten. Die Geräuschunterdrückung ist hingegen eher durchschnittlich und nicht mit Bose oder Sony gleichauf.
Bei Telefonaten, eigentlich Jabras Spezialität, sehe ich das Vorgängermodell Elite 7 Pro vorne, was vielleicht an dessen Knochenschall-Implementation gelegen haben könnte. Insgesamt bevorzuge ich aber wegen des verbesserten Tragekomforts, der auch beim Sport greift, und des deutlich besseren Sounds das Nachfolgemodell.
Dolby Atmos sehe ich hingegen eher als eine Spielerei an und erkenne da kaum echte Mehrwerte. Wie ihr das seht, wird aber stark von euren Hörgewohnheiten abhängen. An den Kopfhörern ist Dolby Atmos eben nicht mit dem Klang im Heimkino vergleichbar. Insgesamt liefert Jabra mit den Elite 10 ein Kopfhörer-Flaggschiff, das sich exzellent trägt und sehr gut klingt, aber in den Details Verbesserungspotenzial birgt.
- Ultimatives Tragegefühl: Entspanne dich mit dem ganztägigen Tragekomfort unserer revolutionären Jabra...
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Sieht aus wie eine Zecke im Ohr – nicht so schön. Technik hin oder her
Moin!
Danke für den Test!
Ich habe hier aufgrund eines Tests bei Euch die Elite 75T schon längere Zeit in Benutzung und bin mit denen echt zufrieden. Einen Grund zum Umstieg sehe ich bisher nicht,
Ich benutze sie mit Schaumstoffstöpseln und ohne ANC in Bus und Bahn.
Aber die Elite 7 pro hatten doch schon nur eine richtig schlechte Sprachqualität bei Anrufen, vorallem in lauteren Umgebungen – kein Vergleich zur Evolve Reihe.
Wie können die 10er da jetzt noch schlechter sein?
Bitte den Text mal überarbeiten und die fehlenden oder unpassenden Wörter berichtigen.
In anderen Test wird gerade ANC auf selber Stufe wie Apple und Sony gesehen und laut Hersteller werden demnächst per Firmware Update Bluetooth Low Energy (LE) samt LC3 sowie LC3plus nachgereicht.
Auch das hätte man der Fairness halber in dem Text schrieben können.
Das steht auch in der Spec-Auflistung mit drin ;-). Aber Stand Jetzt ist das eben nicht verfügbar, insofern kann ich in vages Versprechen nunmal nicht bewerten. Es gab ja auch schon ausreichend Fälle, wo es dann ewig dauerte, bis entsprechende Features nachgeliefert worden sind – oder sie gar nicht mehr kamen.
Das heißt nicht, dass Jabra das so machen wird, aber ein Zukunftsversprechen ist aus den oben genannten Gründen schwer in einen Test einzubeziehen. Ich rate daher auch immer bei Kaufentscheidungen zu berücksichtigen, was ein Produkt zum Kaufzeitpunkt beherrscht. Nicht, was es eventuell mal in Zukunft leisten könnte.
Es ist schade das nach den auch in meinen Augen schwachen Elite 7 Pro nun immer noch nicht zur alten Stärke der Elite 75t zurückgekehrt wird. Es wird zuviel abgespeckt. Es fehlt jetzt der hochauflösende Codec und die Einmessfunktionen.
So sind sie wohl keine Alternative zu meinen Sennheiser Momentum 3 TW. Auf so Gimmicks wie das Dolby Zeugs hätten sie durchaus verzichten können, die klassisschen Features sind in meinen Augen wichtiger.
„ Der Tragekomfort ist bei den Jabra Elite 10 aus meiner Sicht der bisher beste eines Jabra-Modells. Ich habe gestaunt, da ich die In-Ears sogar ohne Earwings zum Sport nutzen kann“
Bedeutet das endlich ein Nachfolger für die Elite Sport für Joggen und Bike? Kann ich kaum glauben ohne earwinga
Teste mal für den Sport die Jabra Elite 8 Active. Sie sind robuster und haben einen längeren Ohrkanal mit geschlossenem Design. Die sitzen bombenfest ohne Earwings:-)
Nein, also die Elite Sport sitzen beim Sport schon fester. Derzeit wären mein persönlicher Tipp, wenn man das offene Design mag, für Sport die Shokz OpenFit.