Instagram: Nutzung laut eigener Studie schädlich für weibliche Teenager

Instagram ist eine Hochburg von Oberflächlichkeiten und mehr Schein als Sein: Ist man sich bewusst, dass dort größtenteils nicht die Realität abgebildet, sondern eine Schein-Wirklichkeit kreiert wird, kann man das soziale Netzwerk durchaus sinnvoll nutzen. Für Jugendliche ist es jedoch schwerer, zu differenzieren. So habe Facebook dann auch laut The Wall Street Journal bewusst eine Studie unter Verschluss gehalten, die zeigt, dass die Nutzung von Instagram insbesondere jungen Mädchen teilweise schadet.

Wer Instagram nutzt, mag schnell den Eindruck gewinnen, dass alle Menschen einen Waschbrettbauch und perfekte Figuren hätten, 25 Stunden am Tag und 8 Tage die Woche auf Reisen gehen und trotzdem irgendwie Zeit finden den großen Karriereerfolg zu verbuchen. So inszenieren sich nicht nur Influencer und Prominente, sondern auch viele Jugendliche versuchen dort ein überhöhtes Abbild ihrer selbst zu kreieren. Wer dort mit seinem Freundeskreis aktiv ist, kann schnell in eine Spirale aus Peer-Pressure geraten.

Facebook soll über eine interne Studie dann auch genau solche Ergebnisse ermittelt haben. Das passte aber nicht so ganz zum eigenen Image, bei dem man sich ja immer als Verfechter geistiger Gesundheit und sichere Plattform für Jugendliche präsentiert. Daher legte man die Studie offenbar in den Giftschrank. Weibliche Teenager seien da besonders anfällig und können durch das unrealistische Körperbild, das Instagram vermittelt, psychische Probleme bekommen. Freilich ist aber zu erwähnen, dass da nicht nur Instagram allein eine Rolle spielt. Viel hängt von dem Umfeld, also Familie und Freunden, ab.

Intern stellte Instagram fest: 32 % der Teenager-Mädchen, welche ohnehin ein schlechtes Gefühl bezüglich ihres eigenen Körpers hatten, erlebten durch die Nutzung von Instagram eine Verschlechterung des Selbstbildes. Instagram gab auf den internen Präsentationsfolien auch zu, dass man bei Teenagern Probleme mit dem eigenen Körper oft verschlimmere. Die Studien gehen auf die Jahre 2019 und 2020 zurück. Das ist natürlich für die Plattform ein Problem, denn mehr als 40 % der Nutzer des Social Netwirks sind maximal 22 Jahre alt. Allein in den USA nutzen täglich 22 Mio. Teenager die Plattform.

Zum Vergleich: Nur rund 5 Mio. Teenager aus den USA nutzen täglich Facebook, wo das Durchschnittsalter stetig zunimmt. Instagram ist also Facebooks Netzwerk für Jugendliche – doch genau für jene ist es laut den eigenen Daten teilweise eher schlecht geeignet. Öffentlich bestreitet man das natürlich. In einer Anhörung sagte Mark Zuckerberg etwa im März 2021 noch, dass die Untersuchungen Facebooks zeigen würden, dass soziale Netzwerke und die Vernetzungsmöglichkeiten jener sich auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen positiv auswirken könnten.

Laut The Wall Street Journal sei es klar, dass sich Facebook intern der Gefahren voll und ganz bewusst sei, aber wenig unternehme und sie öffentlich herunterspiele. Dabei stellte sich auch heraus, dass die Probleme der Teenager nicht auf soziale Netzwerke allgemein übertragbar seien, sondern speziell Instagram beträfen. Das betrifft insbesondere soziale Vergleiche, bei denen sich Teenager innerlich mit anderen Menschen messen und einschätzen. Snapchat etwa konzentriere sich eher auf eine verspielte Atmosphäre durch seine Filter. Bei TikTok stehe die Darbietung in den Kurzvideos im Fokus. Bei Instagram hingegen seien der Körper und der Lebensstil die wichtigsten Elemente.

Instagram stellte dabei auch fest, dass der eigene Explore-Feed Jugendliche oft in so eine Abwärtsspirale ziehen könne. Die Ergebnisse der Studien sollen auch Mark Zuckerberg und dem weiteren Facebook-Management vorgelegt worden sein. Gleichzeitig eröffnen Facebooks Studien aber auch, dass die negativen Auswirkungen von Instagram natürlich nicht bei jedem Teenager greifen und es auch positive Aspekte gibt – etwa die Kommunikationsmöglichkeiten mit Freunden, die sicherlich gerade in der Pandemie wichtig gewesen sind.

Für Teenager ist das Problem offenbar oft, dass sie durchaus erkennen, dass Instagram bei ihnen negative Gefühle auslöst. Dennoch können sie sich schwer davon lösen. Die Gründe können vielfältig sein und eben in Gruppenzwang oder einer gewissen Sucht liegen. Eine Rolle spielen da auch die „Likes“, welche unter Teenagern in den USA teilweise schon als Maß für den sozialen Status gelten, was dort ohnehin an Highschools vorhandene Probleme mit sozialer Ausgrenzung verschärft.

Auch wenn Mädchen stärker betroffen sind, können auch Jungen unter den sozialen Vergleichen bei Instagram leiden, wie die Studien zeigen. Sie fühlen sich ebenfalls unter Druck gesetzt. Letzten Endes ist die ganze Sache aber auch ein komplexes Thema: Es hängt stark von der Nutzung ab, ob ein Produkt Menschen Vorteile einbringt oder ihnen schadet. Technikdeterministisch Instagram zu verdammen, würde also auch niemandem weiterhelfen. Das Facebook da aber Nachbesserungspotenzial hat, zeigen die eigenen Daten deutlich.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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22 Kommentare

  1. Hans Günther says:

    Surprise, surprise!

  2. wirklich?
    kann ich mir gar nicht vorstellen bei einer plattform deren gesamtes geschäftsmodell darauf fußt jedem der nicht kim kardashian oder cristiano ronaldo ist die gewißheit zu vermitteln er sei ein fetter häßlicher nutzloser loser der im grunde selbst schuld sei an seinem elend.

    kann mir herrn zuckerbergs ehrliche bestürzung gut vorstellen.

    • Wer oder was ist Kim Kadashian? Von Ronaldo hat man ja schon mal gehört, der andere ist mir unbekannt… Bei welchem Verein spielt der?

  3. Kann die Kritik zwar nachvollziehen, aber Instagram ist nunmal eine Plattform für die Verbreitung von eigenen Fotos. Wenn es Menschen gibt, die sich dort wichtig tun, ist es nicht die Aufgabe von Instagram, sie daran zu hindern. Sorry. Wir haben es hier mit einer technischen Plattform zum Bilder-Sharing zu tun. Mehr nicht. Wer hier Kritik an dem Facebook-Konzern übt sollte gleich verlangen, das Kameras aus Smartphones grundsätzlich entfernt werden sollten.

  4. André Westphal says:

    So einfach wie es darstellt, ist es aber nicht. Instagram ist keine reine Foto-Sharing-Plattform, sondern ein soziales Netzwerk mit sehr vielen Zusatzfunktionen. Dazu zählen Messenger, Likes, Kommentare und auch ein Algorithmus der beeinflusst, was Anwender in Instagram in ihren Feeds zu sehen bekommen.

    • Finde ich okay. Foto-Sharing mit Kommentaren und Likes. Was ist daran schlecht? Vielleicht ist es letztlich eine Plattform für Leute, die krasser drauf sind als bei Facebook. Weil sie nicht mit Worten arbeiten, sondern mit Bildern.

      • André Westphal says:

        Wie oben erwähnt, das ist keine reine Foto-Sharing-Plattform, sondern ein soziales Netzwerk, in dem die Betreiber den Informationsfluss auch durch Algorithmen selbst beeinflussen. Den Nutzern werden im Feed Inhalte basierend auf ihrem Nutzungsverhalten gezeigt – als Beispiel. Und der Algorithmus hebt auch bestimmte Inhalte mehr hervor.

        Dazu gibt es auch Untersuchungen: Fotos von Männern mit nackten Oberkörpern oder attraktiven Frauenkörpern in knapper Bekleidung werden beispielsweise in den Feeds öfter empfohlen als Naturfotos. Instagram argumentiert, weil die Nutzer das eben lieber sähen. Ob das wirklich so ist, weiß man natürlich nicht ohne Weiteres.

        Wie du daraus siehst, ist es aber schlichtweg einseitig bzw. falsch, Instagram in erster Linie als technische Foto-Sharing-Plattform zu bewerten.

        • Stimmt André, man kann auch Videos teilen:

          „Instagram ist ein werbefinanzierter Onlinedienst zum Teilen von Fotos und Videos“

          Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Instagram

          „Instagram is a free photo sharing application that enables its users to take photos, apply filters, and share them on social networks“

          Beschreibung von Investor Relations: https://www.comparably.com/companies/instagram/salaries/investor-relations

          Und die Instagram-Hilfe: erster Punkt „Dein Profil“, zweiter Punkt „Fotos und Videos teilen“.

        • Naja, die Intention der Platform und das was User und Algorithmus daraus machen sind nun mal offensichtlich zwei sehr verschiedene Welten.
          Und auch wenn es eine Kommentar-Funktion gibt, so ist diese in der App so klein und zurückhaltend, dass es mich nicht wundern würde, wenn es Leute gibt die behaupten es gäbe keine. Rückt das Feature „Kommentieren“ für mich so deutlich in den HIntergrund, dass ich die Behauptung Istagram wäre eine Platform zum Teilen von Bildern absolut berechtigt.
          Dass der Vorschlagsalgorithmus dann auch noch Selbstdarstellungs-Bilder arg in den Vordergrund rückt wirft zusätzlich ein recht deutliches Licht.
          Und dass man seit einiger Zeit in seiner Timeline nur noch die Bilder sieht, die seit dem letzten Besuch dazugekommen sind und danach wieder mit „Vorschlägen“ überhäuft wird, ist das nächste in der Liste …

    • Du hast doch sicher auch mitbekommen, dass Plattformen wie Instagram und Snapchat populärer geworden sind, während andere Plattformen an Gewicht verloren haben, die mehr textlastig waren. Geh mal nach Rom, Lissabon oder auf ein durch Instagram bekanntes Sonnenblumenfeld. Da stehen keine Ernest Hemingways und schreiben den nächsten Pulitzerkandidaten. Fresse ins Selfie vor dem „guck mal wo ich bin“-Hintergrund, Filter drauf, los und auf Likes warten. Das ist die „Instant-Gratification-Generation“ und schnelles Feedback über einen selbst geht eben nur, wenn man sein Konterfei postet. Dass Bilder das zentrale Objekt sind, zeigt auch eine schnelle Google-Auswertung. Da stechen vor allem Fragen hervor, wie man zu einem Bild überhaupt Text posten kann. Alles andere ist wohl schon da. 😉

      • Es ist so simpel, wie im Song „Hard out here“ von Lily Allen. Ja, und so ist das Leben. Manche verstehen das schon früh:

        „If you’re not a size six and you’re not good looking
        Well, you better be rich or be real good at cooking
        You should probably lose some weight ‚cause we can’t see your bones
        You should probably fix your face or you’ll end up on your own“

        • André Westphal says:

          Das kann man einem Erwachsenen vielleicht noch so sagen, bei Kindern und Jugendlichen sehe ich das etwas anders und um die geht es hier.

          • Schon, aber was willst Du machen? Mein Nachbar kauft seinem Kleinkind jedes Jahr ein neues Elektroauto, in das es sich reinsetzen und damit herumfahren kann. Letztes Jahr war es ein Mercedes, dieses Jahr ein Audi. Eltern heulen rum, dass sie nicht immer wissen wo ihr Kind ist und wollen ihm am liebsten mit der Geburt ein Smartphone mit Tracking um den Hals hängen. Und wenn man dann noch sieht, dass es solche Marken wie „Gucci Kids“ gibt, ist doch klar, das mit dem Finger auf eine Plattform zu zeigen nicht verfängt. Neuland Internet, fehlende Medienerziehung, Digitalisierung verschlafen, liberale Erziehung, bei der die Kids alles dürfen. Von stundenlangem Kreischen (kein Lärm, nur persönliche Entwicklung) bis hin zu einem Geburtstagsgeschenk auch für die Gäste der Party. Damit niemand frustriert ist. Ich könnte hier ewig weitermachen, aber die Stoßrichtung ist klar. Wir haben uns selbst kommerzialisiert und dabei vergessen, das Individuum und die Gesellschaft mit zu entwickeln. Und so werden wir der Geister nicht mehr Herr, die wir selbst gerufen haben.

            • +1 für Deinen Beitrag.

              Genauso isses.

            • Danke, gut auf den Punkt gebracht.

              Heraus kommt dabei nichts, oft sind diese Kinder mit 25 immer noch Kinder ohne jegliche Selbstständigkeit und Entscheidungsfähigkeit. Und dann wollen einige Besserwisser das Wahlalter auf 16 absenken…

  5. Bei Frauen fällt mir sehr stark auf, dass sie sich in den Grund und Boden loben auf jeden ihrer Fotos. Ich bin mir sicher, dass vieles davon gar nicht ernst gemeint ist. Natürlichweise entwickeln viele dann Komplexe, wenn sie nicht mit dieser Online-Realität konfrontiert werden. Ich finde das sehr schade und denke, dass Frauen sich auch zu sehr sexualisieren auf ihren Fotos, weil es eben andere Frauen auch machen.

    • In Norwegen ist es inzwischen Verboten manipulierte Bilder nicht zu kennzeichnen. Es geht auch darum, dass inzwischen unrealistische Filter Gesichter verändern und für Schönheitsoperation geworben wird. Dazu die Instagram Girls fir manipulieren.

      Instagram ist schlimmer als QVC.

  6. Instagram ist halt gelebtes „Mein Haus. Mein Auto. Meine Frau“. Falls jemand außer mir die Werbung noch kennt

    https://youtu.be/DbqcRG-CT30

  7. Kann doch gar nicht sein. Seit Jahren hämmert man (m/w/d) uns ein, dass Frauen alles mindestens genauso gut könnten wie Männer. Wenn nicht gar besser. Und wenn Frau dann doch die Erwartungen nicht ganz erfüllt, liegt’s immer an irgendeinem Mann, der die Frau an der kurzen Leine hält. Und jetzt soll Frauen ausgerechnet ein soziales Netzwerk zu schaffen machen, wo der Frauenanteil mit am höchsten ist? Kann es sein, dass die untereinander einfach nicht klar kommen? Stutenbissigkeit und Zickenkrieg bis zum geht nicht mehr, aber ohne geht es auch nicht? 😉

  8. Klar, „Wer Instagram nutzt, mag schnell den Eindruck gewinnen, dass alle Menschen einen Waschbrettbauch und perfekte Figuren hätten, 25 Stunden am Tag und 8 Tage die Woche auf Reisen gehen und trotzdem irgendwie Zeit finden den großen Karriereerfolg zu verbuchen. So inszenieren sich nicht nur Influencer und Prominente, sondern auch viele Jugendliche versuchen dort ein überhöhtes Abbild ihrer selbst zu kreieren. Wer dort mit seinem Freundeskreis aktiv ist, kann schnell in eine Spirale aus Peer-Pressure geraten.“ galt vor ein paar Jahren noch angeblich für Soap-Operas , oder mangas im TV. Oder Jugendserien auf Streaming-Plattformen. Als ich jung war hieß es wenn ein Junge in meinem Alter krimis sieht könnte eer kriminelll werden, zuviel Fernsehen sei schädlich . Nun ich habe recht extensiv ferngesehen, aber auch (damals noch auf Papier gedruckte) Bücher gelesen und Schallplatten gehört – und ich bin kein krimineller geworden – auch wenn ich schon im „zarten“ Alter von 12 oder 13 kojak , Edgar Wallace oder Rockford gesehn habe .. all diese dollen Waschküchen-psychologen die immer meinen das „medium“, egal ob TV oder Bravo sei das „böse“ was den Kids probleme bereitet. Ich hatte ein Zuhause, menschen zu denen ich vertrauensvoll kommen konnte wenn ich Probleme hatte oder auch einfach nur mal kuscheln wollte. Dagegen kam und käme auch heute kein TV oder Facebook an. Aber heut muß ja Mami sich verwirklichen und neniemand ist in der leeren Wohnung wenn die Kids nach Hause kommen. Lehrkräfte in den Schulen wagen nicht mehr Kids zzu mehr sozialem Veerhalten anzuhalten. Und wenn mal ein Pädagoge rät, doch Schuluniformen einzuführen damit der markenklamottendruck aus den Schulen verschwindet, schreit alles gleich „Diktatur“! Leute, Eltern: _kümmeert_ Euch um Eure Kinder , seid da wenn sie nach hause kommen – und dann schwindet der Einfluß dieser angeblich so teuflichen „neuen medienwelt“ sehr schnell. Ich bin kein Psychologe sondern war nur ein kind das Glück hatte in eeiner schönen Familie zu leben und dem deshalb die angeblich so schlimmen Medien meiner zeit die genauso verteufelt wurden wie heute Facebook oder Instagram nichts anhaben konnten. Sucht nicht immer nach Sündenböcken und dann möglichst nach so schönen abstrakten wie den „bösen Medien“ – alles Ausreden um das eigene Verhalten als Eltern nicht hinterfragen zu müssen.

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