Insta360 One RS – Ein Blick auf die flexible Action-Cam
Ostern steht vor der Tür und nachdem der eine oder andere sicher seinen Winterurlaub in den Bergen oder in der Sonne genossen hat, ist das die nächste Gelegenheit für einen Urlaub. Je nachdem, was auf dem Plan steht, bietet es sich an, auch eine Kamera mitzunehmen, die man an sich selbst, dem Helm, Fahrrad oder wo auch immer befestigen kann und die einfacher einzusetzen ist als das eigene Smartphone. Da ist man relativ zügig in der Kategorie der kompakten Action-Cams, in der Go Pro wohl der bekannteste Vertreter ist. Auch Insta360 hat da mit der One RS einen Kandidaten am Start, der mit einigen Features aufwarten kann, denen die Go Pro nichts entgegenzusetzen hat.
Die One RS ist eine Weiterentwicklung der One R und ein modulares Exemplar aus der Gattung der Action-Cams. Sie besteht aus einer Akku-Basis, einer Steuereinheit inklusive Touchscreen und auswechselbaren Kamera-Modulen. Ich durfte die Twin-Edition mal eine Weile ausprobieren, die mit einem 5.7K 360-Grad-Objektiv mit einer Blende von f/2.0 und einem 4K-Weitwinkel-Objektiv mit einer Blende von f/2.4 zum Kunden kommt.
Es gibt noch ein 1-Zoll-Weitwinkel-Objektiv, das mit Leica entwickelt wurde und eine Blende von f/3.2 besitzt.
Die Kamera ist schnell ausgepackt und hat auch noch ein Set zum Mounten. Die Kamera und deren Bestandteile machen einen soliden und sehr wertigen Eindruck. Die Bauteile können per Schnapp-Mechanismus ineinander gesteckt werden, sodass ihr euch selbst je nach Gusto eure Konfiguration zusammenbauen könnt. Es ist ein Cover für die 360-Grad-Linse mit dabei, ich hätte mir hier gern noch ein Trage-Case oder etwas Ähnliches erhofft.
Abzuwarten ist, wie schnell die Kontakte und die Haken zum Verbinden der einzelnen Module über die Zeit hinweg abnutzen und ob das auch langfristig eine stabile Konstruktion ist, wenn man oft hin und her wechselt. Das Touchscreen-Modul mit 3,1 cm großem Bildschirm besitzt übrigens einen Power-Button und einen Auslöser. Maximal könnt ihr mit den Objektiven 4K/60 (4K-Objektiv) oder 5.7K/30 (360-Grad-Objektiv) in den Speicher bannen. Das ganze Konstrukt verträgt übrigens auch Wasser bis zu einer Tiefe von 5 Metern.
Gekoppelt und eingerichtet wird das gute Stück über die Insta360-App, die sich in meinem Test zwar als übersichtlich, jedoch als fehleranfällig entpuppte. Gelegentlich crashte die App, der Transfer von der Kamera zum iPhone blieb hängen und musste neu gestartet werden oder die App fror gänzlich ein und reagierte gar nicht mehr. Das ist besonders unerfreulich, wenn ihr gerade dabei seid, eine große Ladung Videos von der Kamera auf das Smartphone zu ziehen.
Das funktioniert kabellos über die Kopplung und dauert eine ganze Weile je nachdem wie groß und hochauflösend eure Videos sind. Bei der Übertragung kann gut und gern mal mehr als die halbe Akkuladung draufgehen. Generell ist die Kamera kein Ausdauerläufer. Wenn ihr mit 4K/60 aufnehmt, ist der Strom bereits nach etwas mehr als einer Stunde Schnee von gestern. Hier empfiehlt es sich, eine Powerbank oder ein Ersatzmodul dabei zu haben, was schnell mal ins Geld gehen kann. Bei 5.7K/30 ist sogar noch vor der Stundenmarke bei mir Schluss gewesen.
Ist der Saft mal aus, dann muss über das Basismodul neuer Strom in den Akku geschoben werden. Warum man den Lade-Port nicht am Akku platziert hat, bleibt mir ein Rätsel.
Wie sieht es mit der Aufnahmequalität aus? Die ist in guten Lichtverhältnissen mit beiden Optiken ziemlich gut. Die Farben sind naturgetreu, das Bild ist scharf und präsentiert viele Details. Sobald es dämmert oder gar noch dunkler wird, merkt man der Kamera aber direkt ihre Kompaktheit an und die Bildqualität leidet spürbar. Schnell setzt Rauschen ein, Details verschwinden und es wird wenig ansehnlich. Stabilisiert wird per sogenannter FlowState-Stabilisierung, die wirklich gut ist und selbst bei wackeligen Szenen noch ein stabiles und sauberes Bild erzeugt.
Active HDR sorgt obendrein dafür, dass auch bei Gegenlicht oder anderen schwierigen Situation ein schönes Bild erzeugt wird. Vor allem die 360-Grad-Linse macht richtig Spaß. Man kann die Perspektive frei wählen und nachher die schönsten Bilder in ein Video packen. Da kann die App eine Menge, aber dazu gleich noch mehr. Doch nicht nur die Bilder zählen, auch der aufgenommene Ton. Die Performance des Mikros ist meiner Meinung nach in Ordnung und Geräusche wie Wind werden gut herausgefiltert.
Gerade bei Videos mit viel Dialog merkt man jedoch, dass da noch Luft nach oben ist. Manchmal geht das eine oder andere unter oder bestimmte Stimmen sind schwer zu verstehen. Zur Aufnahme einer Jugendweihe oder anderer Events, bei der die Sprache die Hauptrolle spielt, sollte man also eher auf Alternativen setzen. Dafür ist die One RS aber auch nicht wirklich gedacht. Hierbei geht es um das Aufnehmen von Erlebnissen und darum, viel Content in möglichst großartige Zusammenfassungen zu packen. Die einzulegende microSD-Karte darf maximal 1 TB groß sein.
Bei dem Thema Zusammenfassungen und Videos erstellen, kommt die App ins Spiel. Hier hat man eine riesige Menge an Effekten und Vorlagen zur Auswahl, mit denen man zügig coole Kurzvideos mit Musik unterlegen und erstellen kann. Je nachdem welche Vorlage ihr verwendet, müsst ihr bestimmte Settings in der Kamera wählen, einen Selfie-Stick nutzen oder eine bestimmte Linse aufsetzen.
Dann wählt man die entsprechenden Videos aus und die App macht unter Zuhilfenahme von KI automatisch den Rest. Logisch, man kann auch nachjustieren (der Video-Editor ist ziemlich umfangreich). Aber die App wählt meist wirklich gute Szenen aus und baut daraus mit viel Effekten ein tolles Video, was sich sowohl für Social Media als auch für den heimischen Fernseher eignet. Ich habe hier mal ein paar Beispiele eingefügt. Benjamin hatte in dem Test der Insta360 X3 auch schon eine Menge dazu erwähnt und auch ein Video mit vielen dieser Effekte eingebettet. Schaut gern auch dort noch mal vorbei. Was mich etwas abgetörnt hat, ist die Übertragungszeit der Kamera: 10 MB/s ist die Datenrate. Da kann sich jeder ausrechnen, wie lange eine solche Übertragung von mehreren GB auf das Smartphone dauert.
Alles in allem hat Insta360 mit der One RS aber eine meiner Meinung nach sehr gute Action-Cam im Portfolio, die durch die austauschbaren Objektive ein hohes Maß an Flexibilität mitbringt.
Die Twin-Edition, mit der ich hier unterwegs war, gibt es aktuell für um die 460 Euro im Insta360-Shop, was sicher kein Schnapper ist. Sollte man das Geld in die Hand nehmen, macht man aber keinen Fehler.
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Ich habe mir für den letzten Sommerurlaub exakt diese Kombination zugelegt und noch das Tauchcase für die 4K Linse. Da sind schöne Bilder und Videos bei rausgekommen. Extrem fummelig ist die Bedienung über das winzige Display und wenn die Kamera mal im Divecase untergebracht ist, kann man an den Einstellungen nichts mehr ändern. Muss man sich also gut vorher überlegen, ob man Videos oder Fotos machen soll. Extrem viel Spaß macht das 360° Objektiv in Verbindung mit einem langen Stativ (Stick). Wir hatten unser Motorboot dabei und die Videos auf YouTube geladen. Beim Betrachten der Videos mit einem Smartphone kann man dabei die Kameraperspektive in Echtzeit ändern – also ich drehe mich mit dem Smartphone nach hinten und sehe das Heck des Bootes, bewege ich das Smartphone nach unten, blicke ich auf die Leute im Boot. Ich werde mir vor dem nächsten Urlaub noch den 3 Meter Stick gönnen, mit dem dann Drohnenähnliche Aufnahmen möglich werden.
Enttäuschend war hingegen das Divecase für die 360° Linse von einem Dritthersteller: das ist so ungenau gefertigt, dass es gegen die Linsen drückt und man das Case auch nicht vernünftig geschlossen bekommt – ein No-Go für Unterwasser-Aufnahmen.