„Ingress: The Animation“: Exklusiver Netflix-Anime vorab angeschaut

Netflix stellt sich immer breiter im Bereich Anime auf: Man lizenziert nicht nur wirklich tolle Serien wie „Assassination Classroom“, „Cowboy Bebop“ oder „Neon Genesis Evangelion“, sondern produziert auch vermehrt eigene Anime-Formate. Finde ich persönlich klasse, denn gezeichnete Animationsfilme und -Serien gibt es international nicht mehr so viele, da die großen Studios mittlerweile auf CGI setzen. Morgen gibt bei Netflix „Ingress: The Animation“ seinen Einstand. Ich hatte die Chance mir vorab die ersten drei Episoden anzuschauen.

Dazu muss ich sagen: Ich habe „Ingress“ nie gezockt. Entsprechend bin ich ganz unbefangen an den Anime gegangen und vergleiche das Ergebnis eher mit anderen Serien, als mit dem Spiel. Dabei fällt im düsteren Stil für mich persönlich eine große Ähnlichkeit zu beispielsweise „Psycho-Pass“ auf. Dabei wird man allerdings erst einmal extrem in die Handlung hineingeworfen: Da ist eine unheilvolle Organisation, ein Charakter hält eine kryptische Ansprache und explodiert, um einige Menschen in einem Labor mit in den Tod zu reißen. Erklärungen gibt es zunächst keine.

Nur eine Frau namens Sarah überlebt. Jetzt beginnen die Ermittlungen, während man in der Öffentlichkeit nur von einer „Gasexplosion“ spricht. Zunächst bleiben dabei die Motive der einzelnen Parteien in der Serie eher diffus und das ganze „Warum“ bleibt offen. Für Anime ist das jedoch alles andere als eine ungewöhnliche Vorgehensweise. So folgt man nun als ratloser Zuschauer dem ebenso ratlosen Ermittler Makoto, der Erinnerungen erlangen kann, indem er Personen bzw. Objekte berührt. Diese Fähigkeit muss er sich auch zunutze machen, denn Sarah hat ihre Erinnerungen verloren.

Die Animationen zu „Ingress: The Animation“ stammen von Craftar und sind für eine TV-Serie recht gelungen. Für meinen Geschmack bindet man etwas zu viele CGI-Elemente ein, aber das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Der sphärische Soundtrack erinnert sehr stark an Filme wie „Blade Runner“ und passt zum Science-Fiction-Setting der Serie. Manchmal wirkt das ganze etwas steril, aber so haben das Sci-Fi-Serien in dystopischem Setting eben nunmal auch so an sich.

Zur deutschen Synchronisation kann ich im Übrigen noch nichts sagen, da die mir zur Verfügung gestellten Vorab-Episoden allesamt den englischsprachigen Ton beinhalten. Der englische Dub ist auf jeden Fall gut gemacht und ich habe auch einige Sprecher wahrgenommen, die ich schon des Öfteren in beispielsweise US-Umsetzungen von Funimation gehört habe. Bleibt zu hoffen, dass man die deutschsprachige Fassung ebenfalls ordentlich synchronisiert hat.

Was mir ein wenig fehlt, ist ein bisschen Humor: Selbst „Psycho-Pass“ hatte Momente mit Augenzwinkern und den ein oder anderen Oneliner. „Ingress: The Animation“ zelebriert die eigene Tristesse wiederum ziemlich offensiv. Ich kann da aber natürlich auch nur die ersten drei Episoden beurteilen, in denen erst einmal das grundlegende Gerüst der Handlung hochgezogen wird. Wie bereits erwähnt, bin ich mit dem Spiel nicht sehr vertraut. Verglichen mit anderen Anime-Formaten sticht „Ingress: The Animation“ zunächst inhaltlich nicht besonders heraus.

Letzten Endes deuten sich die Verschwörungen um die aus dem Spiel bekannte Energie Exotic Matter (kurz: XM) an bzw. der Einfluss, den diese Energie auf Menschen ausübt. Makoto und Sarah werden schnell zu Gejagten und mein Interesse an ihrem Schicksal wurde geweckt. Ob „Ingress: The Animation“ am Ende zu den besseren Sci-Fi-Anime zählen wird oder im Einheitsbrei versinkt, das kann ich anhand der ersten Folgen aber noch nicht sagen. Wer wiederum das Game gezockt hat, wird generell auch nochmal einen anderen Blick auf die Serie haben.

Die ersten drei Episoden machen zumindest Lust auf mehr, sind gut animiert und der sphärische Soundtrack unterstützt die düstere Stimmung der Serie. Ab morgen sind dann alle elf Episoden der ersten Staffel am Start. Falls ihr Science Fiction und / oder Anime mögt, schaut auf jeden Fall mal rein.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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