Inder entwickelt Blinden-Smartphone für unter 150 Euro
Sumit Dagar wollte nach eigenen Angaben schon immer etwas für Minderheiten tun, die von der Gesellschaft vernachlässigt werden. Getan hat er es, indem er ein Smartphone entwickelte, das blinde Menschen propblemlos nutzen können. Der Touchscreen, der natürlich nichts mit den FullHD-Displays in heutigen Smartphones zu tun hat, beherbergt Pins, die eine Darstellung von Braille, der Blindenschrift, ermöglichen.
[werbung] Ziel war es, Braille so darzustellen, dass man es auf dem „Touchscreen“ wahrnehmen kann. So können Inhalte dargestellt oder Eingaben gemacht werden. Zwei Jahre dauerte es bis Dagar in Zusammenarbeit mit IIT Delhi am LV Prasad Augeninstitut einen Prototyp entwickelt hatte. Während der Testphase stellte sich heraus, dass das Gerät mehr ein hilfreicher Begleiter als ein eigentliches Smartphone ist. Weitere Versionen, die noch mehr Möglichkeiten bieten, sollen selbstverständlich entwickelt werden.
Ab Ende 2013 soll das Braille-Smartphone für unter 150 Euro (10.000 INR) erhältlich sein. Mit ihm wird es blinden Menschen möglich sein, SMS, E-Mail Nachrichten, Graphen und sogar Bilder zu erkennen. Der eigentliche Screen wird mit einer Shape Memory Alloy Technologie realisiert. Ein Metall, das sich an seine Ursprungsform erinnert und es so möglich macht, die Punkte von Braille darzustellen und im Nachhinein wieder verschwinden zu lassen. Der niedrige Preis und die scheinbar schon gut funktionierende Technologie werden sicher vielen Menschen helfen, aktiver zu kommunizieren und auch Inhalte zu konsumieren. (via)
Ich finde es toll, dass diese Themenbereiche hier angesprochen werden. Auch wenn es nur einen Bruchteil der Leute betrifft, helfen Technologien Menschen mit Einschränkungen viel mehr als anderen und ich meine hier wirkliche Hilfe im täglichen Leben.
Hierbei ist allerdings die Frage, wie weit sich das – in der Zielgruppe der blinden – tatsächlich durchsetzen wird. Tatsächlich verstehen längst nicht alle Blinden Menschen Brailleschrift, eher sogar der geringere Teil.
Aber auch ein ganz normales Smartphone lässt sich bedienen und hilft im Alltag. Siehe z.B. hier:
http://www.theatlantic.com/technology/archive/2012/05/how-the-blind-are-reinventing-the-iphone/256589/
@LinHead: Danke. Ich habe vor ein paar Jahren (zu iPhone 3G Zeiten) einmal eine herzzerreißende Geschichte von einem Blinden gelesen, der Dank Voice Over und einer App plötzlich Farben „sehen“ konnte. Leider kann ich den Artikel nicht mehr finden.
Dass nicht alle Blinden Braille können, hätte ich so nicht erwartet, allerdings ist das auch kein Thema, mit dem ich mich ständig beschäftige. Traurig ist eigentlich nur, dass so etwas wie das Smartphone hier nicht von einem der großen Hersteller kommt. Scheint sich halt doch irgendwie nicht zu lohnen bei der Profitgier.
Edit: Diesen Artikel meinte ich: http://behindthecurtain.us/2010/06/12/my-first-week-with-the-iphone/
Dritte Zeile Rechtschreibfehler „propblemlos“
@Sascha
Brailleschrift ist weniger verbreitet als man glaubt. Das liegt unter anderem daran, dass ein Gutteil der blinden Menschen ihre Sehfähigkeit erst in höherem Alter verliert und dann die komplizierte Braille-Schrift nicht mehr erlernt. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverbvand geht wohl von ca. 20% aus, die Brailleschrift beherrschen.
Ich persönlich glaube ja daran, dass je größer einzelne Konzerne werden, umso eher machen sich Nischen für Bastler und Tüftler auf, von daher wundert es mich nicht, dass diese Entwicklung aus der Ecke kommt.