Hörgenuss 2023: Streaming statt Mixtapes

Auch ich kenne jene Zeiten noch: In der Jugend stellte man sich selbst eigene Mixtapes zusammen, die man dann unterwegs mit dem Walkman hören konnte. Bevor es verbreitet wurde, sich eigene CDs zu brennen und auch hier bunt Tracks zu mischen, überspielte sicher nicht nur ich mir auch an meiner Anlage Lieder von CD auf Tape – etwa um sie dann beim Zeitungen austragen zu hören, womit ich mir mein Taschengeld aufbesserte. Die gfu blickt da ebenfalls etwas zurück, trägt aber dem Wandel der Zeit Rechnung.

So erinnert man, dass es sogar für Sonys MiniDisc (MD) zwischendurch einen kleinen Platz gab, um sich selbst erstellte Medien für unterwegs zu basteln – ohne das Rauschen der klassischen Kassetten. Weil man dafür aber eigene Abspielgeräte benötigte, konnte die MiniDisc nie eine nennenswerte Fangemeinde um sich scharen. Das gelang der CD eben glanzvoll, vielleicht auch, weil daraus ein Universalmedium wurde. So kaufte auch ich nicht nur Musik-CDs, sondern auch Computer- und Videospiele auf den Scheiben.

Allerdings widmeten sich viele Jugendliche dann ab Ende der 1990er-Jahre bzw. mit Beginn der 2000er-Jahre schon den MP3s. Dedizierte Player für unterwegs konnten deutlich mehr Musik fassen als ein paar CD-Rohlinge und die Abstriche bei der Klangqualität waren zu verschmerzen – gerade bei günstigen Kopfhörern, wie sie wohl das Gros der Jugendlichen anno dazumal nutzten – inklusive mir.

Weitere Umbrüche gab es, als nicht nur illegale Tauschbörsen wie Audiogalaxy en vogue waren, sondern Apple mit iTunes das klassische Album im Grund sezierte. Wer wollte, konnte sich jeden einzelnen Song krallen – und auf andere Lieder verzichten. Viele Künstler wie der von mir geschätzte Steven Wilson prangern dies bis heute als Zerstörung einer gewissen Kunstform an – denn das klassische Konzeptalbum gibt es inzwischen nur noch selten bzw. noch seltener wird es als solches auch konsumiert.

Inzwischen hat sich der Musikkonsum weiter gewandelt: Download-Verkäufe spielen kaum noch eine Rolle. Statt Musik „zu besitzen“, konsumieren die meisten sie über Abonnements bei Streaming-Anbietern wie Apple Music, Deezer oder Spotify. Smartphones sind dabei im Grunde die universellen Abspielgeräte geworden, die immerzu strammstehen. Dazu gesellen sich Algorithmen, die euch eine Blase aufbauen, in der ihr möglichst viel und ähnliche Musik hört, die euren Geschmack treffen soll.

Galt ein volles LP- oder CD-Regal früher als Statussymbol, erntet es dann heute vor allem von Jüngeren eher mitleidige Blicke. Ob man das nun gut oder schlecht findet, ist eine subjektive Angelegenheit.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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10 Kommentare

  1. Ich habe da auch etliches mitgemacht. Angefangen beim klassischen Tape Walkmen mit selbst erstellten Mixtapes und Aufnahmen legendärer Radiosendungen wie der hr3 Clubnight, hin zur mMn tollen Mini Disc. Napster User der ersten Stunde war ich ebenfalls. Auch bei iTunes habe ich später eingekauft, trotz DRM und imo bescheidener Qualität damals. Aber DRM verkrüppelte Scheiben haben mir den Kauf von meinem langen Hauptmedium CD mies gemacht. Auch Vinyl habe ich Ende der 90er und Anfang der 00er viel gekauft, da das meiste an Elektronischer Musik nur auf Vinyl gab.
    Bin ebenfalls kein Freund vom Kauf einzelner Tracks. Ein Album ist im besten Fall ein Kunstwerk, dass ich von vorne bis hinten komplett genießen möchte. Es kommt hier natürlich auch auf die bevorzugte Stilrichtung an. Ich kenne jedenfalls genügend Alben, die im Ganzen nochmal eine ganz andere Erfahrung sind.
    Es ist ja am Ende nicht so, dass es keine qualitativ hochwertige Musik mehr gäbe, die Auswahl war wohl eher nie so groß wie heute, plus dass der Zugang nie so einfach war. Das Ganze hat nur scheinbar einfach nicht mehr den Stellenwert wie andere Dinge beim großen Teil der Zoomer.

    Für mich persönlich hat Musik nach wie vor einen absolut hohen Stellenwert, ohne Musik wäre das Leben nur halb so schön.
    Daher investiere ich auch sowohl in ein vernünftiges Setup, als auch regelmäßig in Kaufdownloads bei Qobuz.

  2. Ich fand die MD toll, hatte zuhause in meiner Anlage und auch im Auto (Sony-Radio) entsprechende Laufwerke.

  3. Kenn ich auch alles. 1984 angefangen mit eigener Anlage mit Schallplatten und Donnerstags immer die HR3 Hitparade mit Kassette aufgenommen. Dann kamen bei mir die CD´s. Um die Jahrtausendwende hatte ich dann ein Siemens M35 mit einem extra anzustöpselten MP3 Player mit SD-Karte. Also die CD´s am PC gerippt und auf die SD-Karte gespeichert.

  4. Ich kenne das auch alles – ich habe damals gern Mixtapes erstellt.
    Manchmal waren es Tapes als Geschenk (man war halt auch mal verliebt),
    dann auch Tapes mit spezieller Musik unseres Alternative-Clubs hier auf dem Dorf.

    Ich habe auch gern Konzeptalben gehört, meist aus der Rock & Metalecke.

    MP3 bin ich noch mitgegangen, Streaming nicht mehr.
    Mittlerweile ist mir Musik völlig egal, ich verfolge da nichts mehr.
    Bei mir läuft nur noch Radio – von WDR4 bis Radio Bob ist alles dabei.

    Ich komme gut damit klar, das andere für mich die Musik zusammenstellen.

  5. Ich nutze heute noch aktiv gut gewartete Technik der 80er und 90er Jahre ,wie MiniDisk und DAT (Digital Audio Tape) sowie Vinyl. Da kann man sogar noch Musik selbst bei Strom und Internetausfall geniesen. Und die Technik hält länger als manch heutiges Gerät. Ausserdem genießt man so Musik. Dieses allgemeine Gedudel gefällt mir persönlich nicht. Dann bin ich lieber altmodisch.

  6. MD war toll und ein echter Mehrwert gegenüber den transportablen CD Playern. Endlich war der Player wieder klein, leicht, der Akku hielt bedeutend länger durch und das alles mit mehr Komfort eines CD Players.

    Meinen transportablem MiniDisc Player von Aiwa habe ich immer noch. Er hat mir lange Jahre sehr gute Dienste geleistet. Selbst als MP3 Player schon modern waren, habe ich ihn weiter genutzt.
    Leider haben die Kopfhörer keinen Standard Anschluß und sind nicht mehr in bester Verfassung.

    Die MD war auch als Abspieler in Kölner Kneipen sehr beliebt, da sehr unempfindlich.

    Es hat ja auch mal Versuche gegeben die MD als Speichermedium für Computer zu nutzen. Allerdings hat sich dies überhaupt nicht durchgesetzt.

  7. CD, LP, Blu-Ray, 4K UHD Blu-Ray’s haben bei mir immer noch ihren Platz. Ich möchte nicht noch von einem Streaming Dienst abhängig sein. Oft genug wurden, vorallem Filme, aus dem Programm genommen, zensiert oder sind erst gar nicht auf Streaming Diensten verfügbar. Besonder gekauft wird eigentlich nix Digital, da man sich ja zu 99% nur das Recht die Musik oder den Film auf der Plattform auf der man sie oder ihn erworden hat auch anzuhören bzw anzushen. Eine CD, LP, Blu-Ray oder 4K UHD Blu-Ray kann ich einfach einlegen und sehen wann ich will. Zudem Ist die Qualität, besonders bei Filmen einfach besser auf einem Physischem Medium, man muss sich ja nur mal die Bitraten anschauen.
    Bei Musik ist dies zum Teil besser, allerdings ist es auch immer schön, eine LP oder CD in die Hand zu nehmen…..

  8. Ich lausche schon seit über 20 Jahren fast ausschließlich digital. Was die letzten Jahre dazu kam ist ein NAS mit LogitechMediaServer. Trotzdem fing ich auch vor nicht zu lange mit Vinyls erst an.
    Wie auch gerade laufen meistens Mixplaylisten. 😉

    Ich merkte schon früher bei last.fm das vorgeschlagene Musik für mich mehr Zeitverschwendung ist als neues zu entdecken. Da hat sich bis heute bei den Streamingdiensten nichts geändert. Auch ist mein Musikgeschmack zu groß und breit gefächert, weswegen ich auch oft auf keinem alles finde. Dazu noch die Qualität als Audiophiler.
    Meine Bezugsquellen sind unter anderem Bandcamp, Qobuz(direkt digital Kauf), neue/gebrauchte CD/Vinyl, Stream- und YT „rips“
    Neben Selbstrecherche verfolge ich auch weiterhin Magazine wie Visions. Dazu kamen noch YTuber. Von den Charts habe ich mich schon lange abgewandt.

  9. Ich entwickle mich gerade wieder zurück. In den 80ern mit Kassetten und Schallplatten gestartet, habe ich so ziemlich jedes Medium mitgemacht. Lange war ich auch vom Streaming begeistert, habe aber in den letzten Jahren festgestellt, dass das nahezu unbegrenzte Angebot und die Filterbubble mir den Spaß am intensiven Musikhören etwas genommen hat. Bin daher jetzt wieder zur Schallplatte zurückgekehrt, habe in vernünftiges Equipment investiert und meine Plattensammlung wieder kräftig ausgebaut. Was soll ich sagen, intensiv Musik zu hören macht mir wieder so viel Spaß wie früher, Streaming nutze ich jetzt nur noch unterwegs, Spotify ist gekündigt. Und das Schönste: Meine Teenager-Tochter hat ebenfalls Gefallen am Plattenhören gefunden und ihre eigene kleine Sammlung aufgebaut.

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