Google Street View und die WLAN-Panne: keine Einzelschuld

Ende April / Anfang Mai haben wir hier euch noch über die Neuerungen in Sachen der Street View-Panne seitens Google informiert. Wer den Spaß schon vergessen hat: nicht schlimm, ich hole euch noch einmal ins Boot. Google scannte damals halt beim Rumfahren auch drahtlose Netzwerke um Positionsbestimmungen zu verfeinern und schnappte dabei auch ein paar Daten mehr auf.

Bei einer ausführlichen Prüfung wurden aber teilweise auch E-Mails und andere Inhalte in den gespeicherten Daten gefunden. Der ganze Spaß machte weltweit die Runde, Google äußerte sich: alles nur ein Versehen, alle Daten werden gelöscht.

Anfang Mai 2012 dann die Wende: die FCC hat sich des Falls angenommen und festgestellt, dass beim Street View-Projekt alles mit mehr oder weniger rechten Dingen zugegangen wäre.

Die Daten wurden versehentlich eingesammelt, dazu gab es eine 25.000 Dollar-Strafe für die mangelnde Zusammenarbeit seitens Google mit den Behörden und es schien so, als könne man sich anderen Dingen zuwenden. Dann aber hieß es, das Abgreifen könne Methode gehabt haben und man konnte einen Schuldigen festnageln.

Neueste Erkenntnisse: der unerlaubte Mitschnitt ist keine Fehlleistung eines Einzigen, sondern eine Fehlleistung des Teams. Sagen zumindest Dokumente der US-Telekomaufsicht FCC, die am Dienstag (Ortszeit) in den US of A veröffentlicht wurden.

ine Google-Sprecherin sagte der New York Times, es sei ein Fehler gewesen, dass verschiedene Ingenieure versäumt hätten, ein vorhandenes Projekt-Papier zu den WLAN-Aufzeichnungen zu überprüfen. „Es ist klar, dass es sich um eine Projekt-Panne handelt.“

Übrigens: auch in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft, im konkreten Fall die Hamburger Staatsanwaltschaft, weil Google in der Hansestadt sein Deutschland-Büro hat. Zum Ermittlungsstand konnte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch keine neuen Angaben machen. (via)

Don‘ be evil? Was sagt ihr dazu?

 

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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17 Kommentare

  1. Klar: Ok ist das nicht, dass Daten aus drahtlosen Netzwerken ausgelesen wurden – ob das nun von einer einzelnen Person gewollt war oder ein ganzes Team schlampig gearbeitet hat.

    Ich finde aber auch, dass die Leute, deren Daten abgegriffen wurden, selbst Schuld sind. Wer ein drahtloses Netzwerk ohne Verschlüsselung benutzt, schreit ja förmlich danach.

  2. Na, wen wundert das denn? Wenn ich bei was „halb/illegalen“ erwischt würde, dann streite ich das auch erst mal ab:

    „ICH? Ich weiß von nix, ich hab´ ein Alibi, ich war gar nicht da! Das muß ein anderer gemacht haben. Ich würde so etwas NIE tun.“ 😛

  3. „Semper aliquid haeret.“ 🙂

  4. @steven: Ach, da hängt bei so vielen so viel… 😕

  5. Finde die Diskussion müßig. Wer nicht verschlüsselt, hat selber Pech. Und wo verschlüsselte Schnipsel (!) abgefangen wurden, ist es noch viel mehr egal.

    Abgesehen davon: mir ist es lieber, wenn ein Unternehmen wie Google (gerade wenn nur aus Versehen) meine Daten mitschneidet, als wenn Nachbarn die Möglichkeit haben. Abgesehen davon, dass sie bei Google selbst sicherer sind als bei vielen „unbösen“ anderen Datensammlern – Google gibt wohl so viel Geld für Datensicherheit aus wie wenige andere Konzerne. Die Zahlung von hunderttausenden an Fehlerfinder ist nur die Spitze des Eisbergs! Und ein Interesse an meinen Passwörtern hat Google weniger than anyone else: wegen Google-Mail kennen sie quasi jedes, wenn sie es denn darauf anlegen würden und meine Passwort- bzw. Passwortänderungsmails abfangen würden… 😉

    „Man kann sich sein Leben lang Sorgen machen – oder es einfach genießen.“ Weise Worte. Wahre Worte.

  6. Wer sein WLAN ungesichert betreibt, ist selbst Schuld, wenn die Daten von Dritten mitgelesen werden. Punkt.

  7. „Don’t be evil“ ist ein künstliches Mantra für die Werbung.

    Die ganze Sache ist etwas übertrieben. Wenn überhaupt zeigt es den Leuten das sie sorgsamer mit ihren Daten umgehen müssen. Schliesslich wurden diese unverschlüsselt für Jedermann veröffentlich. Ähnlich Street-View: jeder Mensch sieht Häuserfassaden vom Fussweg aus aber wenn diese auf Street-View zu sehen sind geht das Geheule los. Totaler Irrsinn.

  8. Ich unterstütze die Meinung vieler anderen hier: „Leute mit unverschlüsselten Netzen sind selbst schuld!“
    Trotzdem aber finde ich es eine Frechheit.

    Ich finde es zwar nicht schlimm wenn Google meine Daten hat. Aber jede andere Firma hätte es auch sein können. Deshalb finde ich es schwer in Ordnung wenn dagegen vorgegangen wird.

  9. „Selbst schuld“ greift einfach zu kurz, Leute. So einfach ist es denn doch nicht. „MIT schuld“, ja, weil fahrlässig, aber allein schuld ganz sicher nicht.

    @Andy:
    Du hast es noch immer nicht verstanden. Oder du bist 2 Meter 60 groß.

  10. Hihi,
    wenn ich so was lese wie:

    „versehentlich
    Einzelschuld
    Fehlleistung
    Fehler
    Versäumniß
    Projekt-Panne
    schlampig gearbeitet“

    wundere ich mich immer über die Leute die sowas Glauben.

    Im zusammenhang mit Street View gab es für mich aber einen anderen Höhepunkt der „Verarsche“, nämlich das berühmte von Google in Auftrag gegebene TÜV-Prüfsiegel mit dem man sich in ein gutes Licht rücken wollte:
    http://www.big-screen.de/891543-big-screen-de-wAssets/img/produktbilder/news/news-2010/google-street-view-tuev.jpg

    Ich muß heute noch lachen wenn ich in diese Deppengesichter schaue.
    Wobei ich das Lachen vom TÜV-Menschen (auf dem Bild rechts) gut verstehen kann, schließlich hat der TÜV dafür gut abkassiert.

  11. Darüber zu diskutieren, ob unverschlüsselte Funknetze blauäugig und fahrlässig ist, ist doch unnötig. Ja ist es! Einfach falsch ist aber, die in Dt anscheinend weit verbreite Meinung, Opfer seien häufig selbst Schuld. Die Schuld liegt beim Täter und nur da, sonst wäre es kein Fehlverhalten. Schlimm genug in welchem Wortsinn man heute „Opfer“ im allgemeinen Sprachgebauch benutzt. Würde man hier ganz streng sein, dann war das Ganze sogar arglistig, da Google vorsätzlich Daten gesammelt hat und die Unwissenheit vieler dabei bewußt mit einkalkuliert, um sich selbst einen möglichen Vorteil (Verbesserung Suchergebnisse, naja) zu verschaffen. Das ist das Gegenteil von „Do no evil“…Auch wenn kein ernsthafter Schaden entstanden ist, es macht das Verhalten nicht besser. Aber Datenschutz ist ja sowieso nicht mehr „zeitgemäß“ oder?

  12. @abc7777:
    Datenschutz? Wozu? Spackeria rulez!

  13. Auf der Suche nach öffentlichen Netzen habe ich festgestellt, dass einige ihr Netz veröffentlichen.
    Ich habe alles an Paketen sicherheitshalber mal gespeichert und mitgenommen, das analysiere ich dann in Ruhe. Und wer bist Du?

  14. Bei dem Thema rollen sich mir echt die Fußnägel hoch. Das sind frei empfangbare Funkdaten. Und das hat Google gemacht. Wir hätten diskutieren können, wenn Google diese Daten veröffentlicht hätte. Haben sie aber nicht.

  15. @Me,
    hab noch was für deine Fußhörner:

    In Abänderung eines Zitats von Johann August Eberhard:

    Untersagt wird nur, was bisher erlaubt gewesen; verboten auch das, was nie erlaubt gewesen ist. Daher kann durch positive Gesetze etwas untersagt werden, was uns der Anstand zu unterlassen verpflichten, das untersagen er nicht bloß, das verbieten er: denn es kann nie erlaubt gewesen sein.

    Google hat da bekanntlich eine eigene Doktrin:
    Wir machen erst mal alles was uns nützt und wenn keiner was dagegen hat legen wir noch einen drauf, sollte jemand was dagegen haben ist immer noch genug Zeit zu reagieren.

  16. @Mo:
    Wobei das die Taktik nicht nur von Google ist.

  17. Hey,

    ine Google-Sprecherin…

    da fehlt ein E 😉

    lg

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