Google: EU-Kartellbeschwerde wegen Android
Wer groß und mächtig ist, der wird stärker unter die Lupe genommen. Ganz gerne im Blickfeld der EU-Wettbewerbsbehörde? Microsoft, die sich immer mal wieder wegen der Browser-Auswahl selber in die Schusslinie stellten und dafür vor kurzem erst eine saftige Strafe in Höhe von 561 Millionen Euro aufgebrummt bekamen. Nun tritt Fairsearch Europe mit einer Kartellbeschwerde gegen Google an die EU-Wettbewerbsbehörde heran.
Hinter Fairsearch stehen unter anderem Microsoft, Oracle und Nokia.Das angebliche Credo von Fairsearch? Die Gruppe möchte das wirtschaftliche Wachstum, die Innovation und Auswahl im gesamten Internet-Ökosystem durch die Pflege und den Schutz des Wettbewerbs bei Internet- und mobilen Suchanwendungen fördern.
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Der Vorwurf? Monopolismus bei Android durch das Verteilen und Platzieren von Google Apps auf dem Startbildschirm von Android-Geräten. Nun könnte man sagen, dass die Hersteller ja frei sind, inwiefern sie Android verteilen. In Asien gibt es viele Versionen ohne Google Apps. Es soll aber angeblich nicht so frei sein, wie behauptet: es sollen Verträge oder Absprachen bestehen, die festlegen, dass YouTube und Co prominent platziert werden. Fairsearch beklagt konkret, dass Google seinen Android-Distributoren „vorschreibt“, die Google Apps prominent zu platzieren.
Es ist einmal wieder leicht im Internet, Position pro Google zu beziehen, doch bis zu einem gewissem Grad kann ich die Bedenken nachvollziehen, wie ich auch schon in älteren Beiträgen zum Fall Browser Choice bei Microsoft anklingen ließ.
Sollte Google Hersteller vertraglich zwingen, diese Apps zu nutzen, dann darf man das schon unter die Lupe nehmen. Der Fall ist zwar anders gelagert als bei Microsoft, doch definitiv untersuchungswürdig.Microsoft platzierte den Internet Explorer auf dem Bildschirm und wurde verdonnert, obwohl es natürlich andere technische Möglichkeiten gibt, andere Browser zu benutzen. Microsoft platziert den eigenen Dienst und Google auch – doch niemand hindert den Benutzer technisch daran, etwas anderes zu nutzen.
Sollten Hersteller gezwungen werden, Googles Apps zu nutzen, so sollte Google behandelt werden, wie Microsoft – aber dann müssen wir auch einmal Apple ins Visier nehmen. Alternativ muss man sich einmal die Frage stellen, ob solche Kartellbeschwerden überhaupt noch sinnvoll in solchen Bereichen sind. Dem Nutzer ist es weder unter Windows, noch unter Mac OS X, iOS (kleine Ausnahme, da App Store gebunden) oder Android technisch verboten, andere Apps und Browser zu nutzen. Die Sache bei Google ist allerdings: man lässt den Herstellern freie Wahl. Mit oder ohne Google Apps.
Doch was verkauft der Hersteller an Geräten, wenn der Benutzer weiss, dass kein Play Store drauf ist? Klare Icons und Wiedererkennungswerte, die das System und damit das Gerät attraktiv machen. Dennoch darf man natürlich nicht 1:1 vergleichen: Notebook-Hersteller konnten Windows nicht ohne Internet Explorer bekommen, Smartphone-Hersteller bekommen aber Android ohne Google Apps.
Mal schauen, was die EU so macht. Spielregeln müssen selbstverständlich für alle gelten, dass die Liga der Unfähigen (Microsoft und Nokia) dahintersteht, bringt sicherlich manche ins Schmunzeln.
liga der unfähigen…ymmd!
Ich kenne da einen Hersteller, bei dem es nicht möglich ist, ohne weiteres Programme nach dem eigenen Gusto zu benutzen. Und schon garnicht kann man das System so einstellen, dass diese Programme auch als Standard definiert werden.
Ebenso kann man nicht ungenutze Apps so einfach aus dem Gesichtsfeld verbannen *hust*Kiosk*hust*.
Die machen das zwar auf der eigenen Hardware, wobei sich der Besitztstatus doch eigentlich mit dem Erwerb des Produktes grundlegend ändern sollte.
Aus diesem Licht betrachtet sieht die angebliche Kundengängelung von Google und co doch gleich um einiges anders aus.
Sollte Google dazu verdonnert werden, die Suchleiste auf dem Homescreen und den „wischen von unten“-Aufruf für Google Now auch anderen zugänglich zu machen, schadet das sicher nichts.
Aber schon lustig, wenn so eine Initiative ausgerechnet von Microsoft ausgeht. Zumal meines Wissens nach Windows Phone den Herstellern (außer Nokia) weitaus mehr Vorschriften macht als Android.
Prinzipiell kindisch, aber das war ja schon bei EU vs. Microsoft so.
Jetzt kann ich Microsoft gut verstehen, dass man hier gleiches recht für alle fordert. Android hat mit 60-70 Prozent Marktanteil fast schon einen ähnlichen Stand bei Smartphones wie Windows bei PCs.
Allerdings ist es Googles Betriebssystem, also sollten sie auch ihre Software vorinstallieren dürfen, genauso wie Microsoft das bei Windows dürften sollte.
Der vorletzte Abschnitt ist schonmal hinfällig, da zumindest bei Tablets die Teile von Amazon angeblich sehr gut laufen und bekanntlich keinen Play Store haben.
Was den Rest des Artikels angeht: Android ist Googles Platform und kann damit tun, was sie wollen. Sowohl die Hersteller als auch die Kunden haben ja schließlich die Wahl es zu nutzen oder nicht.
Das gleiche gilt meiner Meinung auch für Microsoft und die Browser. Damals fand ich das sogar noch frecher: Microsoft bietet mit Windows eine Platform an, durch die die anderen groß geworden sind (naja Opera ist nie groß geworden, aber sie halten sich ja anscheinend). Und zum Lohn dafür beschweren sie sich noch über MS.
@Alex: Amazon bietet ein eigenes Ökosystem. Hersteller nicht. Samsung versucht es – bislang eher schlecht als recht.
Zum Rest: ich sag ja: Schwachsinn.
Interessanter Artikel, nur dieser Abschluss in dem Microsoft und Nokia als „Liga der Unfähigen“ betitelt, ein Nachsatz der absolut überflüssig ist und den ich gerade hier nicht erwartet hätte. Zeichnete sich doch gerade dieser Techblog dadurch aus, dass er ohne schmückendes Beiwerk irgendeinem Lager zugeordnet ist. Schade.
@Sebastian: in diesem konkreten Fall geht es nicht nur um das was, sondern auch um das WEM. Ich gehöre übrigens keinem Lager an 😉
Oh Gott, haben die nix Besseres zu tun? Das System ist von Google, dann sollten die auch vorne draufpacken dürfen, was sie wollen. Meiner Meinung nach hätte auch M$ den IE als Browser (nicht als *Standard*browser) mit Windows mitinstallieren dürfen, also ohne dass das System von vorne herein beim Aufruf einer URL den IE öffnen will (sofern alternative Browser schon installiert sind wäre hier erstmals eine Auswahl zu treffen).
Android verhindert ja nicht das Installieren von vergleichbarer Drittsoftware. Und fragt nicht auch Android, mit welchem Programm man etwas öffnen möchte (sofern man es nicht als Default setzt)? bei Links auf youTube Videos jdfs werde ich gefragt, ob es in einem Browser oder über die App geladen werden soll.
Man sollte hier primär aus Usersicht prüfen. Gefühlt 95% wollen ein Smartphone, das leicht funktioniert und die wichtigsten Apps für meine täglichen Anwendungen gleich leicht sichtbar mitbringt, ohne dass ich erstmal hinsetzen und aus dem Appstore runterladen muss. Und da youTube so verbreitet ist, gehört es nun mal auch gleich vorne auf den Homescreen für alle 0815 Nutzer.
Liga der Unfähigen 😀
Ich finde das Apple macht ist wesentlich schlimmer als bei Google oder Microsoft. Die platzieren ihre eigenen Apps prominent und lassen andere gar nicht erst als Standard zu.
Ja na und? Muss BMW jetzt auch dafür sorgen, das Sitze von z.B. Opel in ihre autos passen? NEIN! Dieser ganze Kram ist absoluter Schwachsinn.
@caschy deshalb lese ich hier auch lieber als bei Anderen. Nur finde ich nach wie vor dass diese Bezeichnung gerade bei diesen Unternehmen nicht wirklich passt. Mag ja sein, dass beide im Moment uncool erscheinen und es gerade total in ist Microsoft als großen unbeweglichen Verlierer darzustellen, doch das ist nur ein subjektiver Eindruck. Ich finde es gerade im Moment sehr spannend was sich auf dem IT Markt so tut, denn die IT Welt war selten so vielfältig wie zur Zeit. das letzte Mal in den 80ern als es Apple, Microsoft, Commodore, Atari, Sinclair und viele Weitere gab und alle versucht haben mit Ihrem Konzept zu überzeugen. Ich kann nur sagen, dass ich das Lumia alles andere als unfähig empfinde.
@Sebastian: Persönliche Meinung? Momentan finde ich Google uncooler 😉
@caschy geht mir auch so, leider hat sich der Konzern in den letzten Monaten immer weiter von seinem früheren Grundsatz „don’t be evil“ getrennt.
@Stefan B:
Hat BMW 60-70% Marktanteil? Oder gar noch mehr?
@Sebastian:
Kann man sich von einem Grundsatz mehrfach trennen?
😉
Ich muss auch sagen – entweder der Blödsinn muss aufhören, denn so hemmt man Hersteller nur in Europa innovative Geräte auf den Markt zu bringen, oder es werden alle gleich behandelt – d.h. Apple muss gezwungen werden andere Browser, Mailprogramme usw. als Standard Apps überhaupt erst einmal zuzulassen! Vielleicht könnte man dann gleich noch prüfen wieso Apple als einziger Hersteller seine eigenen Stecker an die Ladegeräte bauen darf und nicht – wie der Rest der Welt – Micro USB benutzen muss…
Ich denke auch, wenn das durch geht, wäre Apple schon 1000x dran. Und ganz ehrlich: Apple hätte es auch verdient. Denn Windows konnte ich jeden Browser installieren, wer dazu zu doof ist, Pech gehabt, der versteht vermutlich nicht mal den Auswahlassistenten. Gleiches gilt für Android. Das einzige System, was wirklich dicht macht und das ist für mich auch ganz klar das Negative an Apple, ist eben iOS.
Und ich gehöre keinem Lager an, aktueller Bestand: iPhone 5, Nexus 4, Lumia 920, Z10
Wieso Apple? Die machen keine Vorschriften an andere Hersteller, denn es gibt keine andere Hersteller mit iOS!!!
Alles andere ist ——
Fairsearch Lobby Crap. Das ist eine Lobbyorganisation – die machen das für Geld. Hoffe nur die bekannt mmen nicht zu viel Presse…..