Fair Share: EU klopft angeblich Daten-Maut ab

Bloomberg berichtet, dass man einen Blick in einen heiklen Entwurf der EU-Kommission werfen konnte. Das Thema wurde schon oft angesprochen: Große Konzerne wie Netflix, Google, Facebook und Co. sollen nach Ansichten von Telekommunikationsanbietern eine Daten-Maut an die Betreiber der Internetstruktur und der Netze zahlen.

Die jetzt aufgedeckten Vorschläge sind laut Bericht Teil einer „Fair Share“-Vision der EU-Exekutive, die von großen Technologieunternehmen, die Videostreaming und andere datenintensive Dienste anbieten, verlangen könnte, für den von ihnen verursachten Datenverkehr zu zahlen. Der Entwurf, der Teil einer Konsultation mit der Industrie ist, schlägt vor, dass Unternehmen in einen Fonds einzahlen, um die Kosten für den Ausbau von 5G-Mobilfunknetzen und Glasfaserinfrastruktur auszugleichen.

Die Kommission fragte die Unternehmen auch, ob es einen Schwellenwert geben sollte, ab dem ein Unternehmen als „großer Datenverkehrserzeuger“ gilt, wie aus dem Dokument hervorgeht. Dies könnte den Regeln der Europäischen Kommission ähneln, die in ihren jüngsten Vorschriften für Wettbewerb und Online-Inhalte einige Technologieunternehmen als „Torwächter“ und „sehr große Online-Plattformen“ bezeichnen.

Die Telekom führte im letzten Jahr die Ergebnisse zweier Studien an. Der Datenverkehr der großen digitalen Plattformen kostet demnach die europäischen Telekommunikationsunternehmen insgesamt bis zu 40 Milliarden Euro im Jahr. Nicht nur die Digitalbranche, sondern die gesamte europäische Wirtschaft würde von einer fairen Kostenaufteilung profitieren.

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20 Kommentare

  1. Schon wieder die double-paid-traffic Geschichte.
    Der Erdkunde zahlt bereits für die Daten.

    Südkorea hat vor Jahren etwas vergleichbares gemacht. Resultat: die Rechenzentren sind in das Ausland gewandert.

    Südkorea war jahrelang in Statistiken ganz vorne, was Latenz usw. angeht. Unter anderem, weil die ein modernes Glasfasernetz haben.
    Seit dieser Regelung rutscht Südkorea jedes Mal weiter nach unten.

    Was auf den ersten Blick gut aussieht, ist ein Schnitt ins eigene Fleisch.

  2. Am Ende ist der Endkunde sowieso wieder derjenige, der alle Kosten trägt, da diese einfach durchgereicht werden.

    Das hat einfach nichts mit Netzneutralität zu tun… Die Großen zahlen und dürfen die „linke Spur“ benutzen, alle anderen gucken in die Röhre, ich sehe es kommen.

  3. Und dann wundert man sich dass es in Europa kaum erfolgreiche BigTech-Unternehmen gibt…

  4. Ich denke das ist ein absolut falscher Weg der hier eingeschlagen wird. Denn zum einen bezahlen die großen Anbieter bereits für ihren Zugang zu den Netzen und die Kunden der großen Anbieter zahlen ebenfalls für die Netzleistung von Telekom und Co. Darüber hinaus profitieren Telekom und Co von den Diensteanbietern, denn ohne bräuchte man auf jeden Fall deutlich weniger Volumen und würde damit auch deutlich kleinere und günstigere Tarife buchen. Und wenn man sich die Geschäftszahlen von Telekom und Co in Deutschland ansieht kann keiner behaupten die würden nichts verdienen…

  5. Wusste garnicht das Netflix und Co. ihre Anbindung umsonst bekommen und das mein DSL Anschluss kostenlos ist, ist mir auch entgangen.

    Sagen wir wir es ist, man versucht hier die Gewinne von US Unternehmen anzuzapfen. Das sie damit zu ihrer Regierung rennen dürfte klar sein.
    Und letzendes wird es für den privaten Kunden teurer.

  6. Ja der Datenverkehr kostet die Telekommunikationsunternehmen, aber dafür bezahle ich ja auch als Internet-Kunde. Ist ja nicht so als ob Internet ein kostenloses öffentliches Ding ist. Zwar ist es im Peering zwischen Providern üblich sich gegenseitig nichts zu berechnen, aber auch davon weicht die Telekom schon lange ab und zwingt durch viel zu wenig Bandbreite an den großen Internetknoten Rechenzentrenbetreiber quasi dazu sich direkte Uplinks ins Netz der deutschen Telekom zu buchen. Für mich wirkt das hier nur nach einem weiteren Versuch irgendjemanden noch Geld abzuknöpfen für etwas wofür der Kunde eigtl. schon zahlt.

  7. Wenn ich mich nicht irre muss ich als Kunde an den Provider für den Datenverkehr bezahlen. Will die EU-Kommission, dass für mich dann das Internet gar nichts mehr kostet?

  8. Stichwort „Kabel-TV“, hier funktioniert es doch schon so. Die „Sender“ bezahlen Einspeisevergütungen und der Kunde nochmals für den Anschluss. HD usw. kostet natürlich beide Seiten nochmal extra etwas.

    • Naja, ne, der Vergleich zum Kabel-TV hinkt aber mit mehr als einem Bein.
      Eine „Einspeisevergütung“ zahlen die Anbieter ja jetzt auch schon – die Rechenzentren von Netflix und Co. werden ja nicht automatisch und kostenlos mit dicken Bandbreiten ans Netz angeschlossen.
      Stattdessen wollen die Anbieter hier zusätzlich noch für die Menge der Daten und die Weiterverteilung kassieren – also quasi ein wenig so, wie früher mit den DSL „Flats“ („Flat“mit 25Mbits Bandbreite, aber nur 100GB Volumen/Monat) – bzw. heute den Mobilfunk-„Flats“…
      Es steht der Telekom ja (rein theoretisch als Gedankenexperiment) frei Dienste nicht/nur schlecht anzubinden um Kosten zu sparen/zusätzliche Einnahmen zu generieren (und das versuchen sie ja sogar schon). Zum Glück gibt’s bisher keine Kunden, die nen Internettarif ohne z.B. Netflix und YouTube akzeptieren würden.

      • Sparbrötchen says:

        > ja (rein theoretisch als Gedankenexperiment) frei Dienste
        > nicht/nur schlecht anzubinden um Kosten zu sparen
        Das ist leider kein Gedankenexperiment, sondern seit jeher Realität (Stichworte: DeCIX Anbindung und Routing innerdeutschen Verkehrs über das Ausland)

        Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, kann die Studie „Wettbewerbsverhältnisse auf den Transit- und Peeringmärkten – Auswirkungen für die digitale Souveränität Europas“ lesen, die im Auftrag der Bundesnetzagentur erstellt wurde.

        Für einen schnellen Überblick einmal nach „Telekom“ suchen und jeweils zwei Sätze um die Treffer rum lesen.

        ca. 2,4 MB großes PDF mit 150 Seiten
        https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/Digitalisierung/Internet/Netzneutralitaet/WIK-Studie_IP-IC.pdf

    • Das die Sender für die Kabeleinspeisung zahlen ist ein deutscher Sonderweg. In anderen Ländern bezahlen die Kabelbetreiber die Sender damit die Sender eingespeist werden. Ohne Inhalte ist der Kabelanschluss wertlos.

  9. Ja wenn die vielen Daten für Telekom und Co. einfach nur noch eine Belastung sind, warum stellen sie dann nicht einfach den Geschäftsbetrieb ein und suchen sich was anderes, leichteres mit weniger Belastung? Die Telekom könnte ja zurück zu den Wurzeln, sich mit der Post zusammentun und wieder Briefmarken verkaufen.

    Was haben sich AOL, Compuserve, MSN und wie sie nicht alle hießen abgemüht dem Nutzer Inhalte zusammenzustellen, um damit ihre Zugänge vermarkten zu können? Heute werden die Inhalte umsonst geliefert und genau das soll nun das Problem sein? Ausgerechnet in Deutschland mit den höchsten Internetzugangskosten? Soll man jetzt lachen oder weinen?

  10. Poweruser009 says:

    Hmm.
    Erst will man Netzneutralität und verbietet Zero Rating, weil ja so Dienste bevorzugt werden, dann kommt man auf die Idee, Dienste für den Traffic zu bestrafen.
    Wo bleibt da die so hochgelobte Netzneutralität?
    Zahlen muss das in beiden Fällen der Verbraucher.

  11. Mich stört ehrlich gesagt nicht, wenn Transit grundsätzlich Geld kostet.

    Allerdings gibt es ja bereits einen Markt, die aktuellen Kosten sind irgend wie gedeckt und jeder zahlt irgend welche Gebühren. Das heißt in einer fairen Welt würden Durchleitungsgebühren dazu führen, dass die großen Verbraucher mehr zahlen und die kleinen weniger.

    Woran müsse ich als Verbraucher das sehen? Dass mein Hetzner-Rootserver billiger wird, genauso wie mein Mobilfunkvertrag, und dafür mein Netflix teurer?

    Ich nehme an dass die großen Verbraucher ihre Mehrkosten an mich weitergeben werden, aber bei den keinen Verbrauchern kommt keine Reduktion an sodass in Summe ich der bin der mehr zahlt aber dafür niemand im Markt weniger.

  12. Hat nicht die gleiche EU gegen das Zero-Rating bei Telekom und vodaphone als Verletzung der netzneutralität gewettert? Was wäre denn die folge wenn sich netflix und Co. einfach weigern zu zahlen ? Keine Durchleitung mehr oder mit geringerer QoS? Wäre dann doch nicht mehr Netzneutral? Also: erst Sachen, die dem endkunden vorteile bringen mit dem Argument Wahrung der netzneutralität kaputtmachen – und dann mit dem Argument des Schutzes der heimischen Internetprovider die netzneutralität kaputtmachen … oder verstehe ich das falsch? Immer so arbumentieren wie es gerade paßt – und sich dann wundern das die europäischen Institutionen einen schlechten ruf in der Bevölkerung haben siehe Wahlbeteiligung bei Europawahlen…

    • Mit stream on konnte man nur die Freiwilligen Kunden abkassieren, darum wird jetzt auf ein System gewechselt wo man eigentlich alle mit erwischt, das ist am Ende erheblich profitabler!

      • Poweruser009 says:

        Heisenberg, die Option StreamOn war kostenlos in den meisten Tarifen.
        Somit wurde kein Kunde abkassiert.

  13. So krass! Wir haben einen waschechten Technologiesprung vor allem wegen den Amys hingelegt. Und was macht die EU? Bestraft die Firmen.
    Weil die US Firmen hier so erfolgreich sind, wurden sie sogar von der EU verpflichtet die EU Firmen mehr einzubinden. Zum Beispiel Netflix wurde gezwungen auch europäische Inhalte zu senden. Das ist doch nicht normal, was hier abgeht….

    • Das ist jetzt aber sehr eng betrachtet. Schau mal nach Skandinavien, die können auch Kino der Extraklasse.
      Muss nicht immer Mainstream sein.

  14. Solche Ideen wären absolut tödlich für das Internet und Innovationen.

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