Facebook und die Gesichtserkennung: Verfahren in Deutschland wieder aufgenommen
Es ist wie so oft bei Facebook: Eine neue Funktion wird eingebaut und würde sogar den Beifall von vielen finden – wenn, ja wenn die Vorgehensweise des blauen Riesen eine andere wäre. Statt ein neues Feature vorzustellen und uns zu überlassen, ob wir es nutzen möchten oder nicht, wird es erst einmal pauschal aktiviert.
Wenn es dabei um so ein sensibles Thema wie die Gesichtserkennung geht, regt sich der Widerstand dann auch natürlich nicht nur in weitgehend sinnlosen Facebook-Gruppen, sondern auch unter Datenschützern wie Johannes Caspar. Er ist der Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit in Hamburg und hat in dieser Funktion hinnehmen müssen, dass das Verfahren gegen Facebook in dieser Sache auf Eis gelegt wurde.
Worum geht es überhaupt? Ihr könnt ja euch selbst oder auch andere Personen auf Bildern taggen und exakt diese biometrischen Daten fließen dann in eine Datenbank ein, die den Datenschützern einiges Kopfzerbrechen bereitet. Werden dann weitere Bilder hochgeladen, gleicht Facebook diese Daten mit der Datenbank ab und kann euch gegebenenfalls gleich die richtigen Personen zu den erkannten Gesichtern vorschlagen.
Ist eine feine Technik und mir persönlich macht es auch nichts aus, wenn ich auf Fotos automatisch erkannt werde. Hier geht es aber nun mal nicht um mich, sondern um eine Nutzerzahl, die sich stramm auf die Milliardengrenze zubewegt und unter dieser immensen Zahl Usern werden sich auch vielfach Personen befinden, die durchaus ein berechtigtes Interesse daran haben, dass ihr Gesicht eben nicht automatisch erkannt wird.
Facebook hat nun zugestanden, dass vorerst auf die Erhebung dieser biometrischen Daten verzichtet wird. Das ist dann allerdings auch alles, was man zusagt, was jede weitere Verpflichtung demnach ausschließt. Bedeutet, dass die bislang erhobenen Daten in der Datenbank weiter existent sind und auch bleiben sollen, wenn es nach Facebook geht. Also wird das Verfahren nun wieder aufgenommen, weil diese Daten ohne Zustimmung der Nutzer in der Datenbank gelandet ist. Caspar dazu:
Die bereits erhobenen Daten der Betroffenen sind zu löschen oder es ist zumindest sicherzustellen, dass die Betroffenen einer weiteren Speicherung und Verwendung ihrer Gesichtsdaten nachträglich ausdrücklich zustimmen können
Wie gesagt: ich schätze diese Technologie, denke aber auch (wie meistens), dass uns Facebook diese Möglichkeit schlicht optional anbieten sollte und von Haus aus deaktiviert – da sollte Mark Zuckerberg auch kein Zacken aus der Krone brechen. Ich bin kein Schisser, was die Erhebung meiner persönlichen Daten angeht, weil ich von Haus aus sehr frei damit umgehe, aber eine Datenbank mit den biometrischen Daten von Millionen Menschen, die dem allesamt nicht zugestimmt haben – da wird einem schon ein wenig mulmig. Seht ihr das ähnlich oder seid ihr da schmerzfreier als ich?
Quelle: Netzwelt
«Ich bin kein Schisser, was die Erhebung meiner persönlichen Daten angeht, weil ich von Haus aus sehr frei damit umgehe(…)»
Mit persönlichen Daten geht der Autor also sehr frei um… das klingt ja unglaublich sinnvoll und nachahmenswert.
Liebe Facebooknutzer,
Danke, dass ihr mit bewundernswerter Schisserlosigkeit diese Datensammlung aufbauen helft. In Kombination mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook sind solche Daten dort in guten Händen.
@Chris Casi hat weder irgendwem dazu aufgefordert es ihm gleich zu tun, noch für die Nachahmung empfohlen. Wie er mit seinen Daten umgeht ist vollständig ihm überlassen.
Er wollte mit der Erwähnung nur deutlich machen, dass es auch bei ihm eine Grenze zwecks Datenschutz gibt.
Eigentlich ist es mir egal, den in der Bank am Geldautomat werde ich auch aufgezeichnet und von div. Überwachungskaeras in der Stadt und in Gebäuden, sowie von Kameras des öffentlichen Personen- und Nahverkehrs (Buss & Bahn) und wurde nie gefragt ob ich das will, also was interessiert es mich ob Facebook guckt ob ich auf irgendeinem Foto drauf bin?
„Eigentlich ist es mir egal, den in der Bank am Geldautomat werde ich auch aufgezeichnet und von div. Überwachungskaeras in der Stadt und in Gebäuden, sowie von Kameras des öffentlichen Personen- und Nahverkehrs (Buss & Bahn)“
Mit dem kleinen aber feinen Unterschied:
– diese Aufnahmen werden üblicherweise nicht für die Ewigkeit gespeichert, sondern nach ein paar Tagen gelöscht
– sie werden nicht an Dritte weiterverkauft
– sie sind nicht mit deinem Namen, deinen Vorlieben, deinen …..,…..,……,……,…. verknüpft
“Eigentlich ist es mir egal…“
Da ist sie wieder, die naive Haltung, die sich jedes Unternehmen wünscht, worauf spekuliert und verwiesen wird, „egal“ ob etwas gesetzeskonform ist oder nicht….einfach mal machen wenns nützt.
Es geht um den Aufbau einer biometische Datenbank eines privaten Unternehmens! – Nicht um ein paar Fotos
Möglichst auch von Nicht-Facebook-Nutzer(!), die auf Fotos zu erkennen sind und deren Namen dann getaggt werden können („Namensvorschläge“)
Na passt doch „gut“ ins Schema,
was bald soweit sein wird:
Projekt Indect: Ein Albtraum wird Wirklichkeit
http://www.youtube.com/watch?v=RJ7tSKDWCY8
Danke Bob für das Video.
Mir graust es bei all diesen Gedanken. Wenn jemand sich taggen lassen will, ok, aber wenn einer es nicht will, sollte es auch ok sein. Nur wer garantiert, daß die biometrischen Daten nicht mißbraucht werden? Und wer garantiert, daß selbst wenn man nicht getaggt werden kann bei FB, daß die biometrischen Daten nicht gesammelt werden?
Jeder Schritt in Englands Großstädten ist damit nachvollziehbar. Will man das wirklich?
@Fraggle,
die die „oben “ sind wollen das, dazu kommt: es geht um geld.
und das schlimme ist, die Mehrheit weiß von nichts,
oder denkt nicht weit genug nach, wenn z.B. gesagt wird:
„ach, ist mir ja egal was mit meinen daten passiert“
also ist „der weg“ frei..
P.s.
Es müsste mal wieder einen „Aufstand“ geben…
damit sich was ändert, sonst machen die „da oben“
weiterhin was sie wollen.
@bob:
„die die “oben ” sind wollen das, dazu kommt: es geht um geld.“
Und die Post-Privacy-Spackeria möchte möglichst alle verfügbaren persönlichen Daten offenlegen. Mir kommt gerade so der Gedanke, ob das alles nur Phantasten sind oder ob da mehr (ein Haufen Geld nämlich) dahinter steckt …
Aber bestimmt gibt es diese Verschwörungstheorie schon längst.
😀
Daraus resultiert dann ein „Auf diesem Bild ist ein betrunkener Herr XY. Du darfst ihn aber nicht verlinken, da er es nicht erlaubt hat“…
Facebook hat sowieso die Daten, egal ob du da zustimmst oder nicht – ohne Zustimmung Facebook-intern (also komplett ohne Wissen und ohne irgendwelche angezeigten Texte. Nur eben wieder eine Seite mehr in der internen Facebook-Kartei), mit Zustimmung dann eben auch öffentlich einsehbar…
„Generation Facebook/Google“
=
Eine ganze Generation nutzbar gemacht, verwertet und der öffentlichen Kontrolle zugeführt, und das mit einem nicht schisserhaften Smilie im „feine Technik-Gesicht“ das hat was. 😉
=
GENIAL!
Ist doch eh alles egal, Facebook ist in 8-10 Monaten eh pleite.
Mal im Ernst ein funktionierendes Geschäftsmodell sehe ich im Moment bei Facebook nicht (mehr), mal global betrachtet.
Ne ne,
die Systemrelevanz ist bütschön nicht zu vergessen (too blöd to fail).
Das Potential gehört ausgeschöpft, dafür wird schon gesorgt.
(gilt selbstredend auch für Google+.., deren „gesellschaftliche“ Verzahnung ist aber schon deutlich ausgeprägter)
Mal ’ne andere Frage: früher konnte man doch von FB eine CD mit all den über sich gespeicherten Daten eintreiben… Das geht nicht mehr (außer, ich habe beim ewigen Suchen etwas übersehen). Hat jemand einen Tipp, wie ich SÄMTLICHE Daten dennoch anfordern kann? Dieser komische Download über „Kontoeinstellungen“ beinhaltet ja längst nicht alles…
Danke 🙂
@Synonym
Schau mal hier nach:
http://www.europe-v-facebook.org/DE/Daten_verlangen_/daten_verlangen_.html
@Matze_B (17. August 2012 um 17:23 Uhr)
was meinst du, wenn das „Projekt Indect“
an den start geht (Europa weit)
woher „die“ unter anderem ihre Daten beziehen,
ja genau (fb, usw.) und gewiss nicht für umsonst…
@Bodo: genau sowas habe ich gesucht, riesigen Dank!
Download über Kontoeinstellungen? Habe ich noch nie gesehen?! Aber ja, angeblich kann man sich eine CD mit allen Daten, die Facebook so über dich speichert zuschicken lassen. Ob dann tatsächlich „alles“ auf dieser CD zu finden ist, sei dahingestellt. Eine Kontrollfunktion gibt es schließlich nicht wirklich. Zur Diskussion, dass man auch am Geldautomaten, in der Bahn, in der Stadt etc gefilmt und aufgezeichnet wird hat Flo eigentlich schon alles Wesentliche gesagt. Diese Aufzeichnungen zeichnen aber eben nicht parallel auf welche Musik du gerne hörst, auf welchen Veranstaltungen du warst, wer deine Freunde sind und was du heute mittag so getan hast. Ich denke es ist ein immenser Eingriff in die Privatsphäre. Was sich schon ein wenig paradox anhört, da man sich schließlich freiwillig in einem privaten sozialen Netzwerk angemeldet hat und auch freiwillig Preis (das Wort passt sogar satirisch wie die Faust aufs Auge :))gibt was man tut, wohin man geht etc. Dennoch ist es mehr als bedenklich, dass diese Angaben dann automatisch als „Besitz“ (von Facebook) angesehen werden und für weitere Zwecke verwendet und sogar verkauft werden sollen. Wenn man sich das mal genauer überlegt ist 1984 gar nicht so weit hergeholt. Dieses Händeln und Handeln mit privaten Daten in diesen ganzen Diskussionen um Urheberrechte (Gema) und biometrische Erfassung kratzen schon sehr brisant an Grundrechten. Sollte man in jedem Fall genauer im Auge behalten und in jedem Fall auch sehr kritisch beobachten. Viele Grüße