Evangelische Kirche rüstet auf: Digitaler Klingelbeutel vorgestellt

Die Evangelische Kirche mag eine alteingesessene Institution sein, doch auch dort befasst man sich mit digitalen Neuerungen. Manche Ergebnisse mögen auf den ersten Blick kurios wirken, entsprechen aber eben dem Zeitgeist. So hat die digitale Initiative der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) nun einen digitalen Klingelbeutel vorgestellt. Ihr wisst schon, das ist so ein Ding, das beim Gottesdienst gen Ende herumgeht, um Spenden einzusammeln. Normalerweise wirft man etwas Kleingeld hinein (oder auch nicht). Der digitale Klingelbeutel erlaubt aber eben auch Spenden ohne Bargeld.

Laut der EKBO sei der entwickelte digitale Klingelbeutel bisher weltweit einzigartig. Entsprechend habe man bereits ein Patent beim Deutschen Marken- und Patentamt angemeldet. Auch ein Antrag auf Gebrauchsmusterschutz wurde gestellt. Wie ihr auf den Bildern seht, ähnelt der digitale Klingelbeutel stark seinem traditionellen Cousin. Allerdings sind neben Spenden von Bargeld auch Zahlungen per Girocard oder Kreditkarte möglich. Man setzt dabei auf kontaktlose Zahlungen, wie sie auch für Mobile Payments in Mode kommen.

Der digitale Klingelbeutel soll es Kirchgängern leichter machen, Geld zu spenden und zugleich hohen Sicherheitsstandards Stand halten. Auf den ersten Blick mag die Idee auf den ein oder anderen etwas befremdlich wirken, aber es ist am Ende nur logisch, dass auch die Kirche sich mit aktuellen Techniken befasst. Schließlich will man nicht nur Oma Else mit dem vor Kleingeld klimpernden Portemonnaie in die Kirche bzw. zur Kollekte bitten, sondern durchaus auch den modernen IT-Mitarbeiter, der schnell seine Kreditkarte mit NFC-Chip zückt.

Projektpartner ist die Evangelische Bank. Deren Vorstandsvorsitzender, Thomas Katzenmayer, ist von dem digitalen Klingelbeutel überzeugt: „Der Digitale Klingelbeutel macht deutlich, dass sich Evangelische Kirche und Evangelische Bank mit ihren Angeboten auf Höhe der Zeit befinden. Beide Partner sind Neuem gegenüber aufgeschlossen und verbinden Tradition und Moderne auf überzeugende, nutzerfreundliche und sichere Weise.

Dabei argumentiert man seitens der Kirche auch, dass  nicht nur das Interesse am bargeldlosen Zahlungsverkehr zugenommen habe, sondern es einfach auf dem Land teilweise auch schwieriger werde Bargeld abzuheben. Es sei also nur konsequent, dass man seitens der Kirche den Gläubigen entgegen komme. Weitere Projektpartner sind unter anderem auch die KD-Bank und die Hilfswerk-Siedlung. Übrigens hat die EKBO es nicht zum ersten Mal bei uns ins Blog geschafft: Mit dem launig betitelten Godspot stellte man kostenloses Wi-Fi für Gotteshäuser vor.

Die Synode der Landeskirche wird sich auf ihrer Tagung im Herbst mit dem Digitalen Klingelbeutel befassen. Geplant ist etwa auch eine bundesweite Kollekten-App. Auch Stationen für bargeldlose Spenden an den Ausgängen von Kirchen seien denkbar. Seien wir gespannt, auf der Tagung wird das sicherlich alles diskutiert. Seid ihr in der Kirche Mitglied? Und würdet ihr über den digitalen Klingelbeutel etwas springen lassen?

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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55 Kommentare

  1. Mike Fedders says:

    Kirchen sind Sekten – und zwar ausnahmslos! Ich brauch niemanden, der mir am So. Morgen erzählt, was richtig und falsch ist. Haben ein Mrd.vermögen, eigene Banken, kassieren vom dt. Staat mehr als 300 Mio. im Jahr (2018, allein die Ev.), und trauen sich dann noch allen Ernstes, den Klingelbeutel rumgehen zu lassen. Und lassen sich vom Staat auch noch die Kirchensteuer eintreiben, einmalig in Europa… Bischof zum König: Halt du sie arm, ich halt sie dumm.

    • Deliberation says:

      Im Prinzip stimme ich Dir zu, allerdings vermischt Du hier zwei Dinge. Sekten sind Varianten oder Abweichungen von einer vorherrschenden Glaubensrichtung, Kirchen hingegen soziale Organisationsformen christlicher Glaubensgemeinschaften.

      Weltanschauung, Religion, Sekte, letztlich alles der gleiche Krimskrams. Menschen organisieren sich in einer Gruppe, weil sie gleicher Meinung sind und sich darin bestätigt sehen wollen. Ob das nun säkular oder geistlich basierend ist, macht in letzter Konsequenz keinen Unterschied. Schwierig wird es in allen Fällen nur, wenn diese Gruppen nach gesellschaftlicher Macht streben. Denn jeder kann meinetwegen in den eigenen vier Wänden oder der eigenen Gruppe die absolute Wahrheit propagieren. Sobald ich das entgegen meiner eigenen Überzeugung auch glauben oder eben finanzieren muss, habe ich ein Problem mit diesem funktionalen Teil menschlichen Daseins.

      Und ja, Kirchen könnten genauso Sekten sein. Es kommt nur immer darauf an, wer die Deutungsmacht hat. Das ist dann die Kirche, die schwächeren Organisationen eben Sekten. Eben wegen solcher Intoleranzen kann ich diesen sozialen Gruppen nichts abgewinnen, denn sie basieren auf Ablehnung und Abgrenzung.

  2. Ich würde behaupten, der moderne IT Mitarbeiter glaubt nicht mehr an Fantasiegeschichten und kommt somit auch nicht in die Verlegenheit, in der Kirche kein Kleingeld dabei zu haben.

  3. Undertaker says:

    mmmmh. Kontaktlos per NFC. Sprich der Klingelbeutel kommt einfach mal bei mir vorbei und schwups ist ein Euro weg?
    Ohne Bestätigung, PIN, sonstwas? Also nie die Karte mit in die Kirche mitnehmen…. Man wird ja so schon genug geschröpft. Der Ablasshandel funktioniert immer noch….
    Vielleicht mal ein paar mehr Details, wie das funktionieren soll? Wäre ja mal interessant….

  4. Ralf Scherzer says:

    Der Grund ist vor Allem, das selbst die Sparkassen die Kirchengemeinden beim Bareinzahlen schröpfen. Konnten früher die Kollekten noch täglich kostendfrei über den Banktresen, verlangt man mittlerweile einen Anteil am Kuchen. Dafür wirft aber niemand was ins Säckel !!

  5. Wie man den Betrag einstellt würde mich auch interessieren…
    Bei den Katholiken läuft die Kollekte während der Gabenbereifung, ist also auf bei einem vorn Haus in ein paar Minuten abgeschlossen: jeder hat das was er spenden möchte vorbereitet, wirt das im virbeigeben des Beutels eins und fertig, dauert nicht Mal 2 Sekunden pro Person.
    Insofern kann es mit einem Betrag einstellen nur länger dauern, muss also auch bei der ganzen Organisation der Kollekte berücksichtigt werden.

  6. Ist eine Klasse Idee! Bin nur unsicher wie viel von der Spennde am Ende wirklich bei der Kirchgemeinde ankommt.Wenn man weiß wie wenig von der Kirchensteuer am Ende bei der eigenen Kirchgemeinde ankommt wird einem Himmelangst.

  7. Letzten Endes eine gute, weil sehr fortschrittliche Lösung. Dass sie von der Kirche gerade zum Thema „Einnahmen“ kommt, bringt mich schon auch etwas zum Schmunzeln. Sicherlich aber mehr als zeitgemäß und durchaus ein Vorreiter für wahrscheinlich ganz viele Aspekte des öffentlichen Lebens. In UK wird gerade darüber diskutiert, was mit den ganzen Straßenmusikern passiert, wenn das Bargeld mehr und mehr verschwindet. Das wäre sicherlich auch eine gute Lösung. Blöd nur, dass die Kirche das Patent hat. Und es nicht dem Gemeinwohl zur Verfügung stellt..

  8. Die Idee ist schon in den 90igern überlegt worden und damals jedoch belächelt worden. Die Möglichkeit der digitalen Bezahlung oder aber auch Spenden ein zu sammeln oder gezielt zu spenden ist leider versäumt worden.
    Einzig einige Vereine haben sich seit Jahren aufgemacht und die digitalen Möglichkeiten z.B. von Spenden mittels Handy-SMS durchgeführt, auch dafür ist der Ideengeber verlacht worden. Wir werden sehen wie es ankommt, die Ausrede kein Kleingeld zu haben ist jedoch dann auch überholt, wer hat schon seine EC/Kreditkarte nicht dabei. Die Synode sollte sich ein Herz fassen und es zumindest probieren, der Kirchentag könnte auch digital Spenden sammeln…

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