EU will neue Regelungen für Crowdfunding-Plattformen einführen

Das EU-Parlament stimmte an diesem Montag final über neue Regelungen für Crowdfunding-Plattformen ab. Die Regeln sollen darauf abzielen, die Investoren vor Verlusten zu schützen. Es geht aber auch um die Erleichterung des grenzüberschreitenden Crowdfundings. Ich denke, da wäre vor allem mehr Aufklärung sinnig: Viele Anwender, die bei Kickstarter oder Indiegogo und Co. ein Projekt unterstützen, sind sich nicht bewusst, dass sie damit nichts „kaufen“, sondern im Grunde eine Versprechung, eine Hoffnung, finanzieren.

Ich selbst sehe Crowdfunding extrem kritisch: Kunden finanzieren kommerzielle Projekte mit – im Erfolgsfall werden sie aber nicht am Gewinn beteiligt. Im Falle eines Misserfolgs tragen sie aber den Verlust mit. Für mich klingt das recht unfair. Ist man sich dessen bewusst und wählt mit Bedacht aus, dann kann Crowdfunding dennoch eine gute Methode sein, um Projekten eine Chance zu geben, die bei großen Unternehmen aus Risikoabwägungen nicht durchgewunken worden wären. Ohne Crowdfunding gebe es etwa schöne Spiele wie „Pillars of Eternity“ nicht.

Doch auf jedes „Pillars of Eternity“ kommen Hunderte, wenn nicht Tausende, von gescheiterten Projekten. Im Spielebereich sind das oft unerfahrene Entwickler, die sich vollkommen verheben, das Geld in die falschen Aspekte stecken, Projekte unnötig aufblasen und am Ende frustriert aufgeben. Kann die EU da also ansetzen? Montag hat das zuständige Plenum jedenfalls schonmal einen Vorschlag des Rates aus dem Dezember genehmigt. Wobei man ergänzen sollte, dass es hier auch um Start-up-Projekte geht, von denen viele Privatpersonen nichts mitbekommen.

So läuft es aktuell bei größeren Projekten so: Investoren schicken ihr Geld an eine Bank, die zahlt das Geld als Kredit an die Projekt-Verantwortlichen aus. Die Forderung, die eigentlich die Bank an das Projekt hätte, geht dann an die Investoren. Klingt eher umständlich? Ist es auch, so wäre es nach der neuen Regelung dann möglich auf Banken als Mittelsmänner zu verzichten. Diese komplexere Art der Schwarmfinanzierung betrifft z. B. Immobilien, also nicht die typischen Kickstarter-Projekte.

Laut der Pressemitteilung sollen die neuen Regeln Crowdfunding-Diensten in der EU jedenfalls grenzübergreifend den Betrieb erleichtern. Sie sollen für alle European Crowdfunding Service Providers (ECSP) mit Angeboten von bis zu 5 Mio. Euro gelten, die einen Zeitraum von 12 Monaten anvisieren. Die Investoren sollen dann jeweils ein sogenanntes Key Investment Information Sheet (KIIS) erhalten. Das müssen die Verantwortlichen erstellen. Dadurch müssen sie ihren Investoren eindeutige Informationen über die finanziellen Risiken an die Hand geben.

ECSPs müssen dann auch durch zuständige, nationale Behörden eine Freigabe erhalten. Da die Regeln bisher auf keinen Widerstand gestoßen sind, werden sie wohl ein Jahr nach Publikation im Official Journal der EU in Kraft treten.

Anmerkung: Diese Regeln sollen für die Betreiber der Plattformen gelten. Es muss also nicht Student-Entwickler Hans Kleinwurst nach den neuen Regeln agieren, sondern eben die Plattform (z. B. Kickstarter), die er sich für seine Crowdfunding-Kampagne ausgesucht hat.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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17 Kommentare

  1. – Man hat eine Idee
    – erstellt einen Business-Plan
    – beschafft sich einen Kredit
    – zieht das Ding durch
    – heimst Erfolg oder Misserfolg ein

    So war es schon immer. Und so sollte es auch bleiben. Leute, die auf Crowdfunding setzen, sind einfach feige oder nicht bereit, für ihr Projekt geradezustehen. Das werde ich nie unterstützen.

  2. Durch das bestehende Banken- und Finanzierungssystem Europa und seine Traditionen, anders als in den USA, ist es für Startups oder freie Projekte extrem schwierig, Finanzierungsmittel zu erhalten.
    Das Gleiche gilt für das bürokratische Förderungswesen, wo „gute Beziehungen“ das A und O sind (siehe Filmförderung oder Forschung).

    Wer da die Bedingungen – gerade für Kredite – erfüllt, der braucht eigentlich gar keine Förderung mehr.

    Das Resultat sieht man, Europa läuft in vielen Bereichen anderen Regionen hinterher.

    Hier wäre ein modernes Crowdfunding- und Förderungssystem von großem Nutzen – gerade auch was moderne Technologien oder Investitionen in Zukunftsprojekte angeht.

    Zu befürchten ist das Gegenteil – die großen Monopole werden auch weiterhin die Entwicklung bestimmen.

    • Statt drei Vorzeigeprojekte in den USA, bei denen auf jedes einzelne 10,000 finanziell ruinierte Existenzen kommen, haben wir in Europa lieber 10,000 hidden champions, auf die dann ein jammernder Träumer kommt.

      Oder wo sind die Millionen an erfolgreichen Unternehmen, die dank Crowdfunding und anderen Risikokapitalanlagen diesen veralteten Banken und bürokratischen Behörden zeigen, wie moderne Unternehmensgründung geht? Davon muss es außerhalb Europas doch schon so viele geben, dass es gar keine großen Monopole mehr geben kann.

  3. Max Hüttmeier says:

    Ich habe schon bei einigen Crowdfunding-Projekten mitgemacht. Jedes dieser Projekte wurde dann auch durchgezogen und mehr oder minder erfolgreich abgeschlossen. Als Croundfunder unterstützt man Projekte, die für Banken uninteressant, zu riskant oder zu klein sind. Klar ist ein Risiko dabei, aber das bin ich bereit zu tragen.
    Gründe mal in Deutschland eine neue Firma und versuche einen Kredit bei der Bank zu bekommen. Ohne Sicherheiten bekommst Du null.
    Dass man am Erfolg nicht beteiligt wird stimmt so auch nicht. Wir (als Firma) haben bei der Panono Ball Kamera mitgemacht und haben das Teil für 500€ statt für 1000€ (damals geplanter Verkaufspreis) bekommen. Inzwischen wird die Panono für was um die 2000€ verkauft.

  4. Kunden finanzieren kommerzielle Projekte mit – im Erfolgsfall werden sie aber nicht am Gewinn beteiligt. Im Falle eines Misserfolgs tragen sie aber den Verlust mit. Für mich klingt das recht unfair.

    Naja, dafür ist man Early Adopter und bekommt das Produkt zu einem Preis weit unter dem späteren Verkaufspreis. Das muss nicht immer sein, teils werden Produkte auch recht schnell billig verkauft.

    Meine Hauptkritik ist eigentlich, dass die Plattformen kaum mehr filtern. Projekte werden aufgestellt, die es längt in zehnfacher Kopie auf dem Markt gibt. Oder Firmen, die bereits zum fünften Mal auf Kickstarter ihr Produkt finanzieren obwohl sie bereits einen gut laufenden Firmenstart mit dem ersten Produkt hatten. Oft dann auch direkt mit Fundingziel von nur wenigen tausend Euros, die sie locker in Eigenkapital stemmen könnten. Da dient dann Kickstarter nur noch als Shop oder um weiter unnütze Produkte an Möchtegern-Tech-Pioniere zu verkaufen. Die Plattform stört das kaum, verdienen die doch Provision mit jedem vermittelten Euro. Mit dem einst so hohen Ziel kleinen, neuartige Produkte eine Startfinanzierung zu verleihen, hat das wenig zu tun.

    Klar gibt es einzelne Vorzeigeprojekte. Weit verspätete oder kurzlebige Produkteoder gar gescheiterten Kampagnen hingegen nimmt man einfach so hin. Wieso normale Kunden das Risiko eines Venture-Capital-Gebers tragen sollen entzieht sich mir auch. Ja, Europa hat eine andere Herangehensweise an Startups. Kickstarter etc. sind aber hauptsächlich mit Projekten aus den USA großgeworden.

  5. Das Gesetz ist sowas von unnötig. Das sind bestimmt wieder die grünen die einem was verbieten wollen.(die neue nsdap)

    Jeder sollte mittlerweile wissen wie crowdfunding funktioniert. Das gibt es ja nicht seit gestern.

    Ausserdem stehen die Bedingungen zu jedem Projekt auf der seite.

    Wer ein Projekt unterstützen möchte und für 100€ nur einen Schlüsselanhänger bekommt tut das weil er an die Idee glaubt.

    Kredite im 6 stelligen Bereich zu bekommen ist super leicht. Gerade wenn der Staat als Bürge einspringt, aber wenn man mehr Geld brauch ist crowdfunding eine super Sache.

    Oder bei geschäftsschäftsfeldern mit denen Banken nichts zu tuen haben wollen, oder es für zu riskoreich halten.

    Ausserdem ist die Aussage, dass man Verluste mitträgt falsch. wenn man ein crowdfunding Projekt unterstützt haftet man nicht mit seinem Privatvermögen, ausser man wird Gesellschafter.

    Man verliert nur die beispielsweise oben genannten 100€. Und dafür hat man ja Nen Schlüsselanhanfer bekommen und das Gefühl die Welt voranzutreiben.

    Man müsste viel mehr die Börse für Endverbraucher regulieren.

    Denn 95% aller Menschen die mit Wertpapieren spekulieren machen Verluste.
    Aber es wird heutzutage der breiten Masse verkauft dass man damit ordentliche Renditen einfährt.

    • Junge, Niveau ist keine Handcreme.
      Und die Grünen mit der NSDAP zu vergleichen mehr als unterste Schublade.

      • Im Gegensatz zu Dir hat Tobi wenigstens zum Thema was zu sagen. Kann man von Dir nicht gerade sagen….
        Ich persönlich finde diessen Regulierwahn, genau wie Tobi, so überflüssig wie ein Kropf.
        Wie Crowdfounding funktioniert, sollte heute eigentlich jeder wissen.
        Ich unterstütze zwar sehr selten, aber das liegt nur daran, dass es für den Bereich Fotografie kaum Projekte gibt.
        Das Vorzeige-Projekt für den Bereich ist Loupedeck, das tatsächlich nur durch Crowdfounding umgesetzt werden konnte. Heute ist aus dem belächelten Projekt von damals ein solides Unternehmen geworden, und die Idee von damals hat ernstzunehmende Konkurrenten bekommen.
        Die Allgemeinheit finanziert da gar nichts…..wer in Crowdfounding investiert, glaubt an die Idee, und denkt nicht an Gewinn und Verlust.
        Die EU hat Crowdfounding nicht verstanden. Wenn man in einem Paralleluniversum lebt, versteht man halt vieles nicht, was im echten Leben so abgeht.

        • Stimmt, allerdings hat er sich leider disqualifiziert mit dem NSDAP-Vergleich.
          Dieser Tonfall hat in einer Diskussion einfach nichts verloren. Punkt.
          Wir reden hier über eine demokratisch gewählte Institution. Im GANZEN Text steh kein einziges Mal etwas von den „Grünen“. Alter, es geht um fucking Crowdfunding und hier wird so ne Rhetorik rausgeholt. Das macht mich wütend. Da brauche ich nichts zum Thema zu schreiben, da reicht es, wenn ich auf dieses offensichtliche Missverhalten hinweise.

          „Oh Herr Wachtmeister, klar war ich mit 200 km/h zu schnell, aber warum reden sie nicht mit mir darüber, wie toll ich die Kurve genommen habe?!“ Merkste selber.

        • Man kann viel schreiben und trotzdem ein Trottel sein. Da braucht es nicht mehr als Antwort.

  6. Ich habe ebenfalls bei verschiedenen Crowdfunding-Projekten gepledged. Alle sind bisher erfolgreich abgeschlossen, bei einem hat es etwas länger gedauert, als geplant.
    Das Konzept funktioniert sehr gut und, so lange man sich als Funder über die Risiken klar ist.

  7. Kleiner Fehler im letzten Absatz: „Anmerkung: Diese Regeln sollen für die Betreiber der Plattformen….“ gelten? (Dieser Satz kein Verb)

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