EU-Kommission: Mit Energielabels & Co. zu mehr Langlebigkeit bei Smartphones und Tablets

Seit März gibt es die neuen EU-Energielabel für einige Haushalts-Großgeräte sowie Fernsehgeräte. Ab dem kommenden Monat gesellen sich hierzu auch Leuchtmittel. Weitere Produktgruppen folgen sukzessive, bis 2030 sollen alle Produktgruppen mit dem neuen EU-Energielabel ausgestattet sein.

Den Kollegen von Heise kamen nun Entwürfe der EU-Kommission zu Ohren, nach welchen im Jahr 2023 auch Smartphones und Tablets mit dem Label ausgestattet werden sollen. Zudem sollen die Geräte durch Anforderungen an die Reparierbarkeit. Hier sieht man seitens des Kommissions-Entwurfs eine Pflicht für Sicherheitsupdates sowie Ersatzteile von fünf Jahren vor. Ähnliche Forderungen wurden ja in jüngster Vergangenheit auch aus dem Bundestag laut.

Zunächst zum EU-Energielabel. Jenes soll den Verbraucher bei der Auswahl des Endgeräts in Sachen Umweltfreundlichkeit helfen. Neben der Energieeffizienz (Akkulaufzeit in Abhängigkeit der Akkukapazität), Akkulaufzeit sowie der Akku-Lebensdauer und dem Staub- und Wasserschutz soll auch die Robustheit dem Verbraucher kommuniziert werden. In Diskussion sei zudem ein zusätzlicher Wert für die Reparierbarkeit. Letztlich sollen dann auch Smartphones und Tablets in die Energieklassen A bis G eingruppiert werden. Man legt hierbei zugrunde, dass ein effizientes Smartphone nicht so oft aufgeladen werden müsse und somit der Akku eine höhere Lebensdauer aufweise. Wie die genannten Werte ermittelt werden steht bislang noch nicht fest, man sei da wohl an der Entwicklung von Testverfahren.

 

Folgende Werte, neben der Energieeffizienz, soll das EU-Energielabel für Smartphone und Tablets an die Verbraucher transportieren:

  • typische Akkulaufzeit in Stunden (Ausdauer des Geräts beim Telefonieren, Surfen und Videoabspielen)
  • Zahl der Ladezyklen, nach denen der Akku noch mindestens 80 Prozent seiner Originalkapazität aufweist
  • IP-Schutzart (Schutz gegen Staub und Wasser)
  • Robustheitswert (Wie viel Stürze übersteht das Gerät in einem bestimmten Testverfahren ohne Defekt?)
  • ggf. Punktwert für die Reparierbarkeit

Zudem will die EU-Kommission nach den Entwürfen auch Anforderungen stellen, also quasi die „untere Schranke“ in Sachen Ökobilanz für Smartphones und Tablets abstecken. Hier fokussiert man sich auf die Langlebigkeit sowie die Reparierbarkeit der Produkte. Denn ist ein Elektrokleingerät erst einmal produziert, wird – salopp gesagt – lediglich noch Strom zum Betrieb benötigt. Neben Sicherheitsupdates für fünf Jahre sowie Funktionsupdates für drei Jahre sieht die EU-Kommission außerdem auch eine Bereitstellung von Ersatzteilen vor. Da dürften sich einige Android-Hersteller in Sachen Update-Versprechen sicherlich warm anziehen müssen. Akkus müssen zudem extrem langlebig oder austauschbar sein. Ersatzteile sollen teils auch für Endkunden verfügbar sein, darüber hinaus sollen Reparaturanleitungen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem gibt es Transparenzpflichten für Rohstoffe wie Kobalt und Neodym.

Die konkrete Ausgestaltung des Entwurfs liest sich laut Heise wie folgt:

  • Hersteller von Smartphones und Tablets müssen fünf Jahre lang Sicherheitsupdates und drei Jahre lang Funktionsupdates kostenlos bereitstellen
  • Akkus von Smartphones und Tablets müssen entweder nach 500 Ladezyklen noch 80 Prozent ihrer Kapazität aufweisen und vom Nutzer austauschbar sein – oder, wenn sie nicht austauschbar sind, 1000 Ladezyklen schaffen
  • Smartphone-Hersteller müssen künftig fünf Jahre lang Ersatzteile wie Akkus, Kameras, Mikrofone, Konnektoren und Faltmechanismen (für Falthandys) an „professionelle Reparaturbetriebe“ liefern. Ersatz-Displays müssen auch für Endkunden verfügbar sein.
  • Tablet-Hersteller müssen ihre Ersatzteile sechs Jahre lang vorhalten, da diese Geräte länger genutzt werden als Smartphones.
  • Die Preise der Ersatzteile müssen veröffentlicht werden und dürfen danach nicht mehr erhöht werden. Auch Reparaturanleitungen müssen verfügbar sein, „zu angemessenen und verhältnismäßigen Gebühren“.
  • Smartphones müssen in einem standardisierten Test (IEC 60068-2-31) 100 Stürze aus einem Meter Höhe ohne Defekt überstehen und gegen Spritzwasser geschützt sein.
  • Transparenzpflichten: Zum Beispiel sollen Hersteller darüber informieren, welche Mengen an „kritischen Rohstoffen“ wie Kobalt und Neodym in den Geräten stecken.

Derzeit ist man noch in der Findungsphase und in Diskussion mit zahlreichen Mitgliedsstaaten. Finalisieren will man die Regeln durch die EU-Kommission bis zum kommenden Jahr. Im zweiten Quartal 2022 sollen diese dann zur Abstimmung vorliegen. Neben Smartphones und Tablets seien auch klassische Handys und schnurlose Telefone von der Neuregelung betroffen.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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9 Kommentare

  1. Kann ich grundsätzlich nur gut finden. Nach unfassbar schlecht verlaufenen Reparaturen durch OnePlus steht fest: das nächste wird ein Fairphone. Da kann man alles selbst tauschen und nachkaufen und ist nicht von der Fähigkeit des „Service“ abhängig.

  2. Das ist aber eine lange Wunschliste, die da jemand nach seinem Tagtraum nach dem Suppenkoma aufgeschrieben hat. Im Grunde löblich, wird aber sicher am Ende wieder stark entschärft oder zusammengestrichen bis kaum was übrig bleibt. Der Support über diesen langen Zeitraum muss ja auch irgendwo herkommen. Letztlich werden die Preise stark ansteigen, um diese Kriterien überhaupt ansatzweise erfüllen zu können. Wir können uns schonmal von günstigen Geräten für die Masse verabschieden wenn das wirklich so kommt, oder wir haben hier letztlich nur 2 oder 3 Marken, die es bei uns noch zu kaufen gibt. Der Rest verkauft außerhalb der EU seinen nicht nachhaltigen Kram weiter wie bisher. Warm anziehen? Klar, aber dann bestimmt Hersteller UND Endkunde.

    • Glauben sie wirklich dass ein Hersteller auf den europäischen Markt verzichten möchte? Ich nicht.
      Updates für die Geräte sind sehr wenig Aufwand. Die unzähligen Custom Roms werden alle von ein paar Programmierern in der Freizeit programmiert. Der Aufwand hält sich also in Grenzen. Die Hersteller der einzelnen Komponenten müssen gezwungen werden hier weiterhin Support zu geben. Allen voran Qualcomm.

  3. Lächerlich bis 2030, mal was strickt durchsetzen ist nicht möglich. Die schieben doch alles vor sich hin…

  4. Wieder so ein EU-Quatsch der am Ende den Verbraucher viel Geld kostet und die Entwicklung neuer Geräte ausbremst.

    • Natürlich, der Markt regelt das ja alles selbst.
      Dass Geräte länger als zwei Jahre halten sollten ist per se extrem sinnvoll, aber Hauptsache quergeschossen 😀

  5. Mit Langlebigkeit habe ich keine Probleme. Nur gibt es für ältere Geräte keine neue Software. Für meine 6 Jahre alten oder noch älteren Geräte wird die Android Version nicht mehr von neuen Programmen unterstützt, welche ich gerne auch nutzen möchte.

    • Sehe ich auch so. Seit ich ordentliche Schutzhüllen verwende halten die Geräte auch gut durch.
      Ich kaufe meist ein Vorjahresmodell und nutze sie 3-5 Jahre.
      Mein aktuelles habe ich im Sommer 2018 gekauft und beim Akku merke ich, dass er nachlässt, daher habe ich im Urlaub eine Powerbank mit und zuhause bin ich nach belieben an Steckdosen.
      Einen halben Tag mit surfen, spielen und Fotos machen schafft es aber noch leicht.

      Updates bekomme ich noch von Zeit zu Zeit, da ist wohl nicht viel zu ändern für ein Label.

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