Dropbox: Nach vielen Jahren trennen sich unsere Wege erst einmal
In den Kommentaren hier im Blog werde ich oft gefragt, wie denn meine Cloud-Nutzung aussieht. Eigentlich könnte ich dann immer antworten: total unspektakulär – und sicher kaum anders als bei vielen anderen Nutzern auch. Dennoch hat sich in den letzten Tagen etwas geändert. „Old habits die hard“ sagt man immer. Um Google Drive habe ich in den letzten Jahren eigentlich einen Bogen gemacht, ganz einfach, weil ich den Dienst kaum brauchte. Ich lagere dort die Downloads des Blogs und habe mich mittlerweile auf ein verschlüsseltes Daten-Backup in der Cloud eingelassen. Aufgrund einer Smartphone Promo habe ich bei Google Drive noch ordentlich Speicher.
Wenn dieser dann 2017 abläuft, dann habe ich keine großen Schmerzen, diesen kostenpflichtig zu verlängern, 100 GB würden mir derzeit locker langen – das wären preislich 2 Dollar im Monat. Bislang sah es so aus, dass ich Dropbox nutzte. Ich bin nicht mal eben eingestiegen, ich habe dieses Tool wirklich seit der Betaphase im Einsatz, mein kostenloser Account bietet mir 30 GB an. Platz für viele Sachen. Dennoch habe ich in der letzten Zeit zunehmend gemerkt, dass ich vielleicht gar keine zwei Werkzeuge brauche. Zwei Apps, in die ich mich mit Zwei-Faktor-Authentifizierung einlogge, zwei Apps, die installiert und aktualisiert werden müssen, zudem noch vielleicht dauerhaft im Hintergrund laufen.
Die große Frage war für mich: was kann der eine Dienst, was der andere nicht kann? Zweifelsohne kann man mit Dropbox sehr viel erledigen, zahlreiche Apps bieten eine Integration an und auch die Automatisierung via IFTTT und Co war ja immer ein Thema bei mir. Auch das Synchronisieren diverser Apps ist eine entspannende Sache – kann man beispielsweise die Dateien von Apps via und teilweise ausschließlich über Dropbox synchronisieren. Praktisch, wenn man mehrere Geräte einrichtet und so schnell ein synchronisiertes Setup hat. Was synchronisierte ich also, was ich für meine Anwendungsszenarien brauchte?
Das Ergebnis war: eigentlich gar nichts mehr. Das meiste kann ich auch via Google Drive erledigen. Lokale Ordner funktionieren eh – das betrifft dann Apps, die ihre Konfigurationsdateien ausschließlich in der Dropbox lagern können – beispielsweise 1Password oder TextExpander. 1Password war knifflig, bietet man jeweils iCloud oder Dropbox an. Abhilfe schafft hier derzeit der Einsatz von Enpass, ein Tool, welches ich in einem separaten Beitrag noch einmal anspreche. Alles andere, Scanbot beispielsweise, ließ sich so auf den Google Drive umbiegen – und mein Must Have-Tool Documents kann ebenfalls mit dem Drive umgehen.
Ich zog also testweise alles um. Relevante Daten sind es nicht, die habe ich lokal vorliegen und im Netzwerk synchronisiert. Google bietet mir also mit einem Account derzeit alles an, was ich brauche. Ich habe die Textverarbeitung, die ich gelegentlich nutze, reinen Speicher und auch Platz für synchronisierte Geschichten. Auch die Integration des Ganzen in Android ist für mich praktisch, denn ich kann schnell und ohne erneutes Einrichten eines Kontos in meine Datenbestände eintauchen.
Dropbox erfordert eine weitere Installation, die Eingabe von Nutzernamen und Passwort gefolgt vom Code der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Fällt bei Google weg, ist alles integriert – und wenn tatsächlich 2FA abgefragt wird, so muss ich nur noch auf dem Smartphone bestätigen, die neue Authentifizierung ist eine sehr praktische Sache für mich. Freigaben? Sind ja mittlerweile kein Problem mehr am Desktop oder mobil, da erfüllt Google momentan ebenfalls das, was ich auch benötige.
Alles in allem ist das hier Geschriebene nun wirklich keine Rocket Science, sondern lediglich der Standpunkt eines normalen Nutzers, der ich ja nun einmal bin. Doch warum zwei Apps im Kopf behalten, wenn man auch alles mit einer bewältigen kann? Letzten Endes bot der Google Drive in meinem konkreten Falle mehr als Dropbox. Die haben zwar auch ein in der Beta befindliches Office-Tool, aber da bietet mir Google halt das bessere Gesamt-Paket. Neu hinzugekommene Funktionen wie ein Scan, dessen Textdurchsuchung nur Businesskunden vorbehalten ist oder ein Kamera-Upload, der zwingend eine Desktop-App voraussetzt? Brauche ich derzeit wirklich nicht.
Derzeit ist Dropbox kein Programm mehr, welches bei mir Arbeiten verrichtet. Sollte sich das ändern, lasse ich es euch wissen. Es kann ja immer viel passieren – und ein Dienst wie Dropbox, dessen Haupteinnahmequelle Kunden sind, die Cloudspeicher benötigen, kann so schlecht nicht sein und wird daher hart arbeiten.
@Bo: Kann ich dir leider nicht sagen, hab ich noch nie ausprobiert.
Ich habe das „Problem“, dass ich schon eine halbe Ewigkeit Google Apps in der freien Variante nutze und die eMails an meine Domainadresse auch darüber geroutet sind (Mxer im DNS). Außerdem ist der Google Play Store mit dieser eMail-Adresse verknüpft.
Bis heute habe ich meinen Speicherplatz in dieser Konstellation nicht kostenpflichtig erweitern können. Sonst würde ich auch gerne wechseln. Auch kann man die Play Store Käufe etc. meiner Meinung nach nicht ändern.
Jemand von euch eine Idee, wie das umzusetzen wäre?
@Heiko Wie wäre folgendes:
Konto im Smartphone lassen, aber Play Store only.
Dann ein normales Gmail-Konto anlegen und für Mails, Kalender, Drive, etc nutzen. Den MX-Eintrag löschen und ein Postfach für deine eigene Domain anlegen. Dieses Postfach bindest du dann in Gmail ein. Dann hast du sowohl eine Gmail- als auch eine eigene Adresse in einem Konto und kannst das dann erweitern bis zur gewünschten Größe.
Alternativ dazu einfach beide Konten unter Android einbinden und auswählen, welches du in der jeweiligen App verwendest.
@Bo: Danke für deine Idee. Abwegig ist die nicht. Muss ich mir mal konkret durch den Kopf gehen lassen…
Grüße,
Heiko
Moin
Plattformübergreifend mit Mac und PC Nutzern bin ich sehr zufrieden mit den Kollaborationstools von Dropbox. Nun alle, mit denen ich zusammenarbeite zu Google Drive zu überreden wird wohl nicht passieren 😉
Laut c’t 7/2017 S. 181 oben hat Dropbox aber den möglichen Vorteil nur die überschriebenen Sektoren neu zu übertragen und das in beide Richtungen (Upload und Download). Das ist doch ein Vorteil wenn man eine große verschlüsselte Datei in Dropbox sichert.