Die Angst von Journalisten vor Twitter
Ich brech zusammen. Ich halte hier normalerweise Polit-Gedöns raus, weil ich es einfach langweilig finde. Wenn ich wählen muss, dann habe ich das Gefühl, als würde ich nur auswählen, welcher der kleinere Haufen (hier Fäkalwort deiner Wahl einsetzen) ist, in den ich hinein greife. Aber hier geht es um Twitter und Politik. Unser Regierungssprecher Seibert twittert seit ein paar Wochen. Finde ich nicht verkehrt – so erreicht er zumindest Menschen meines Schlages: Politik-verdrossen, Onliner.
Ich bekomme so also Infos, die ich mir so nie woanders nie holen würden. Nein, es gibt keine News, die ich woanders nicht bekommen könnte – denn das Feld der Informationen ist groß. Was aber denken die anwesenden Journalisten? Die machen sich richtig nass, dass man ihnen vielleicht Informationen vorenthält. Nehmt auch mal eine Viertelstunde Zeit und hört euch die Fragen der Journalisten an. Ich habe wirklich gedacht, dass da Menschen fragen, die noch eine Turbo-Taste am PC haben (und ja, ich kenne andere Journalisten, die zum Glück in diesem Jahrzehnt leben & arbeiten). Ich fasse es nicht (und twittere munter weiter).
Chris hat Recht und das meine ich ernst. Nicht mal der Geschäftsführer von Twitter kennt deren Sinn. Kein Scherz.
Bei den Tweets von Steffen denk ich manchmal: Wär er doch beim ZDF geblieben.
@caschy (#7): Schon gut. Ich war gestern morgen einfach nicht empfänglich für Formulierungen, die wie Verallgemeinerungen klingen ….
Hier noch ein paar Fakten zur Diskussion:
1. Die Bundesregierung hat den Start der Twitterei auf der Internetseite der Bundesregierung angekündigt – im Bereich „Nachrichten“, aber nicht als Pressemitteilung.
2. Die Ministerinnen Leutheusser-Schnarrenberger und Schröder twittern schon seit mindestens 2009
3. Frau Dr. Schröder ist gerade auf einen Fake-Account hereingefallen. Sie hatte ihren neuen Kabinettskollegen Friedrich bei Twitter begrüßt, obwohl der entsprechende Twittername gar nicht zum Innenminister gehört.
4. Die Bundespressekonferenz ist keine Einrichtung der Bundesregierung, sie ist vielmehr ein Verein von Journalisten, der zum Beispiel Minister und Sprecher einlädt, vor der Bundespressekonferenz Rede und Antwort zu stehen.
5. Journalismus kann man studieren, man muss aber nicht. Grundsätzlich haben viele Journalisten aber studiert, der Fächerkanon ist vielfältig.
6. Die Arbeit eines Pressesprechers ist kein redaktioneller Journalismus, es ist PR-Arbeit.
7. Twitter ist kein Journalismus-Ersatz – es ist meiner Meinung nach eher ein Impulsgeber für Recherchen. Mehr nicht, aber immerhin das.
8. Hinter der Nachfrage zur Sicherheit und Athentizität der Tweets steckt die Überlegung, in wieweit die Botschaften zitierbar sind im Sinne von „es gilt das gesprochene/getwitterte“ Wort. Dass manche Kollegen vermuten, die Tweets könnten unter Umständen für eine Meldung ausreichen, ist allerdings befremdlich. Die bisherigen Tweets scheinen dies aber eher nicht möglich zu machen.
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als hätten wir keine anderen Probleme *g*