CeBIT in Hannover wird eingestellt
Für viele von uns war sie viele Jahre eine Art Hausmesse – die CeBIT in Hannover. Viele Jahre war ich einfacher Besucher, später kam ich als Blogger und einige Jahre schrieb ich sogar für das Messe-Blog der CeBIT. Das alles soll vorbei sein, die CeBIT wird eingestellt.
Das war irgendwie absehbar, werden viele sagen. Immer weniger war los, vieles entwickelte sich an der CeBIT vorbei und landete dann auf der IFA in Berlin. Es reicht halt auch nicht, wenn du als CeBIT versuchst hip zu sein, wenn du einfach ein paar Social-Media-Schwätzer auf die Bühne holst, die parasitär jedem Social-Media-Trend hinterher rennen, um sich dann den Firmen als Coach für irgendwas anzubieten.
Und auch die Refokussierung auf Business scheint der CeBIT leider nicht geholfen zu haben. Dass die Messe eingestellt wird, das erfuhr die dpa aus Unternehmenskreisen, ein Sprecher hat das Ganze mittlerweile wohl auch bestätigt.
1986 startete die CeBIT in Hannover zum ersten Mal und hatte einen wahren Boom ausgelöst. Eine Messe 2019 wird es nicht mehr geben.
Update, 14:22 Uhr. Die offizielle Meldung ist da:
Angesichts rückläufiger Flächenbuchungen für die CEBIT 2019 bereinigt die Deutsche Messe ihr Veranstaltungsportfolio. Die industrienahen Digitalthemen der CEBIT werden in der HANNOVER MESSE weitergeführt, für die übrigen Themenfelder der CEBIT sollen inhaltlich spitze Fachveranstaltungen entwickelt werden, die sich gezielt an Entscheider ausgewählter Branchen richten, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Hannover mit.
Die technologische Entwicklung der vergangenen Jahre zeigte, dass eine Horizontalmesse wie die CEBIT in der digitalen Wirtschaft zunehmend auf rückläufige Nachfrage stößt. Da die Innovationsschritte durch die Digitalisierung vor allem in den Anwendungsbranchen greifen, ist Digitalisierung bei nahezu allen Branchenfachmessen das beherrschende Thema. Dies beeinflusst die Messepolitik der Unternehmen, die zu den klassischen Kernausstellern der CEBIT gehören. Sie nutzen immer häufiger die Branchenmessen der Anwender als Plattform für Geschäftsanbahnung.
„Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren immer wieder über die thematische Überschneidung von HANNOVER MESSE und CEBIT diskutiert. Wir werden daher die Themen überführen, die inhaltlich zur klaren Ausrichtung der HANNOVER MESSE passen“, sagte Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG, am Mittwoch in Hannover. In den nächsten Wochen werde zudem intensiv mit dem Digital-Markt geprüft, welche Themen Potenzial für fokussierte Fachmessen aufweisen.
Das neue Konzept der CEBIT, das auf den Dreiklang aus Messe, Konferenz und Festival setzte, konnte den Abwärtstrends der Besucherzahlen nicht stoppen. Da auch der Negativtrend bei den Flächenbuchungen über alle Themensegmente hinweg nicht aufgehalten werden konnte, werde die CEBIT künftig nicht mehr ausgerichtet.
Deutsche Messe AG Vorstand Oliver Frese bat das Aufsichtsratspräsidium um Entbindung von seinen Aufgaben zum 31. Dezember 2018. Das Gremium gab diesem Ersuchen statt. „Wir nehmen die Entscheidung von Herrn Frese mit Bedauern und Respekt zur Kenntnis. Es ist sehr bedauerlich, einen so erfahrenen Messemacher und Vorstand zu verlieren. Frese hat sich bei der Deutschen Messe viele Jahre für das Veranstaltungsportfolio verdient gemacht, zuletzt als für die CEBIT verantwortlicher Vorstand“, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. „Gerade mit dem neuen Konzept der CEBIT hat Frese Mut, Innovationskraft und Pioniergeist bewiesen. Der weitere Nachfragerückgang bei der neuen CEBIT ist umso bedauerlicher, gleichzeitig zeigt er aber auch, dass die CEBIT- Idee in der gesamten Wirtschaft angekommen ist und aufgenommen wurde. Die in ihr repräsentierten Themen wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz etc. werden inzwischen als Querschnittsaufgabe wahrgenommen – was auch ein Erfolg der CEBIT ist.“
Die Bedeutung der CEBIT im Veranstaltungsportfolio und im wirtschaftlichen Ergebnis hatte sich bereits in den vergangenen Jahren relativiert. „Wir haben durch viele andere starke Veranstaltungen und das stringente Wachstum im Auslandsgeschäft die Deutsche Messe als Unternehmen sicher und solide aufgestellt“, sagte Köckler. Die Marke CEBIT soll bei den Veranstaltungen im Ausland weiter genutzt werden.
R.I.P. CeBIT
Du könntest den Text anpassen, das einzige, was in dem Artikel den du verlinkst von der dpa ist, ist das Bild, die Information ging direkt an die HAZ.
@Texter: Das Bild ist sogar mein eigenes, welches ich vor Jahren auf der CeBIT schoss.
@Texter: … kommt noch eine Entschuldigung?
Du bist hier im Internet, was erwartest du?
Recht viel deutlicher kann man die techn. Niedergang D nicht darstellen.
Es gab Jahre, da wurde die Cebit als größte Messe Welt in Sachen IT dargestellt – nach m².
Aber von Bedeutung war es da schon eine Regionalmesse.
Die Welt blickte nach Barca, Vegas und Taipeh
Eine sehr traurige Entscheidung…. von der IT-Lead-Messe zum unbedeutenden Event. Ich hoffe es gibt eine Art Revival mit neuem Focus auf die echten Trends und aktuellen Schwerpunkte. Eine Mischung aus CES, IFA und Business-IT wäre gut….
Der Trend ist aber auch an anderen Stellen & Messen bemerkbar – und wenn man ehrlich ist, kann man schon die Frage in den Raum werfen, welchen Stellenwert Messen in der heutigen Zeit überhaupt noch haben. Früher habe ich mich noch jährlich zur CeBit oder anderen Fachmessen bemüht – heute hilft mir zumeist das Netz und fachbezogene Webseiten, plus Infos der jeweiligen Hersteller/Firmen. Das zieht sich durch alle Branchen.
Der Trend geht, wenn überhaupt, in sehr gezielt stattfindende Hausmessen. Günstiger, mehr Fokus auf – eine – Firma und ein Portfolio – plus: Wettbewerbsvorteile zeitlich besser ausspielen zu können (z.B. Weihnachtsgeschäft & Produkteinführungen).
Unterschreib ich so komplett. Siehe auch Eurobike, da fehlen die „Großen“ auch und führen lieber Hausmessen durch.
Wirklich schade, aber das war leider absehbar. Die Messe ist ja schon länger auf dem absteigenden Ast und wird von immer weniger Firmen beachtet.
„[…] Es reicht halt auch nicht, wenn du als CeBIT versuchst hip zu sein, wenn du einfach ein paar Social-Media-Schwätzer auf die Bühne holst, die parasitär jedem Social-Media-Trend hinterher rennen, um sich dann den Firmen als Coach für irgendwas anzubieten.“
Da sehe ich an vorderster Front Sascha P. Mit seinem Abgang zu Mercedes kann man die Seite mobilegeeks auch vergessen. Traurig, was dort manche Mods für Seelenstriptease hinlegen und bei Diskussionen die letzten Leser vergraulen.
Na, das ist Quark. Sascha ist zwar ein Schwätzer, aber er kann auch machen. Einer von den Guten. Ich spreche hier andere an 🙂
@bazi: der FC Barcelona (und ausschließlich dafür steht „Barca“) hat mit IT Messen relativ wenig zu tun
Meine schönsten Erinnerungen an die CeBit sind der Tag, als man mir am IBM-Stand eine kostenlose Vollversion von „OS/2 Warp“ überreichte. Und natürlich die wunderbare Weisswurst mit bayrischem Bier in der Festhalle.
Bei den Hannoveraner Hotels geht jetzt auch die Angst um.
Wer konnte das ahnen?
Da möchte man das staunende Laufvolk als Zielgruppe gerne draußen halten und fokussiert sich auf Businesskasper und schon kommen weniger Leute. Als Abhilfe vervierfacht man die Eintrittspreise und komischerweise führt das auch nicht zum Besucheransturm. Dass die Aussteller dann die horrenden Ausgaben für die Teilnahme sparen und dadurch noch weniger Besucher kommen, konnte vorher niemand wissen. Es ist schon ein Mysterium.
Die CeBIT hat ihren Untergang selber verursacht – von der einstigen Fachbesucher-Messe zur Ramschveranstalltung.
In den Anfängen kammen nur Fachbesucher rein, aber man wollte ja immer größer werden und noch mehr Besucher haben, da waren die Jäger-und-Sammler gerade richtig. Zu Tausenden haben diese die Messehallen überrannt – zum Leidwesen vieler Hersteller.
Ergo haben sich die wichtigen Hersteller zurückgezogen, ihre eigenen Hausmessen veranstalltet oder den direkten Kundenkontakt gesucht.
Damit war der Untergang der CeBIT besiegelt – ein letzte Aufbäumen vor 2 Jahren mit dem Schritt wieder zur Fachbesuchermesse zu werden, war vergeblich, weil viel zu spät.
In den letzten Jahren sind wir als Kunde nicht mehr zu Messen gefahren, um uns über Neuigkeiten zu informieren, sondern die Hersteller zu uns gekommen.
Ich habe die erste CEBIT als Journalist miterlebt. Sie war eine Ausgliederung aus der Hannover Messe. Jetzt kehrt der industrielle Teil wieder heim. So what? Der Held kehrt heim, um zu sterben. Große Messen dienen nur noch der Kontaktpflege, die News findet man zeitnaher im Netz und kein Unternehmen kann es sich angesichts der internationalen Konkurrenz noch leisten, Neuheiten einer Messe wegen um Monate zu verschieben. Dazu kommen hausgemachte Probleme, wie der Schleuderkurs zwischen Fach- und Publikumsmesse. Aber auch Hannover als Stadt hat einen wesentlichen Anteil am Niedergang in Form der unverschämte Preise zu Messezeiten. Eine Stadt wollte mit den Einnahmen in der CEBIT-Woche den Rest des Jahres finanzieren. (Was insoweit verständlich ist, da Hannover sonst wenig zu bieten hat.) Und ehrlich gesagt: die CES und die Comdex waren schon in den 80ern und 90ern interessanter als die CEBIT. Nur waren damals die Flugpreise im Vergleich zu heute so hoch, dass nur wenige IT-Journalisten eine Reise dorthin genehmigt bekamen. Was mich etwas amüsiert, war die Euphorie vieler meiner Kollegen über das neue Messekonzept nach dem Ende der letztjährigen Messe. Aber vielleicht war das nur der Nostalgie und der Sehnsucht nach alten Zeiten geschuldet. Liebe macht halt blind.