Bahntickets: Im Nahverkehr seit 2015 um 19 % verteuert

Die Politik trompetet gerne, dass es für die Bürger doch viel nachhaltiger, bequemer und günstiger sei, mit dem Zug zu fahren. Doch das lässt sich natürlich relativ leicht herausposaunen, wenn man selbst vom Chauffeur durch die Gegend kutschiert wird. Denn neben ausfallenden Züge, Verspätungen und manchmal auch fehlenden Anbindungen gibt es weitere Probleme: Nicht nur, dass die Bahn ihr Streckennetz seit den 1990er-Jahren eingedampft hat, die Preise steigen. Allein seit 2015 ergab sich laut Statistischem Bundesamt eine Steigerung der Ticketpreise im Nahverkehr um satte 19 %.

Somit sind die Preise für den Nahverkehr langfristig etwas stärker gestiegen als die Verbraucherpreise insgesamt. Letztere erhöhten sich im gleichen Zeitraum „nur“ um 16,2 %. Auch das 9-Euro-Ticket ist da natürlich nur eine kurzfristige Maßnahme, welche den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dauerhaft nicht attraktiver machen kann. Zumal ich noch nicht einmal den Preis als größtes Problem ansehe, sondern die erwähnte Unzuverlässigkeit. Da gibt es aber natürlich regional erhebliche Unterschiede. In Norddeutschland kann ich zumindest attestieren, dass etwa das tägliche Pendeln mit der Bahn von Kiel nach Hamburg nicht realistisch möglich wäre, da es nach eigener Erfahrung zu oft zu Verspätungen oder gar Zugausfällen kommt.

Doch zurück zu den Ticketpreisen: Etwas besser sieht es aus, wenn es um die „kombinierte Personenbeförderung“ geht, also Fahrten, die mehrere Verkehrsmittel wie Bus, Bahn und U- bzw. S-Bahn umfassen. Solche Verbundtickets haben sich im Schnitt seit 2015 nur um 13 % verteuert. Einzel- oder Tageskarten im Verbundverkehr verteuerten sich um ca. 14,4 % seit 2015. Der Preis von Monatstickets stieg um 12,9 %.

Zuletzt stiegen die Ticketpreise immerhin deutlich geringfügiger an, als die Verbraucherpreise insgesamt: im April 2022 etwa zahlten Fahrgäste für ein Bahnticket im Nahverkehr 2,6 % mehr als im Vorjahresmonat. Tickets für die kombinierte Personenbeförderung verteuerten sich um 1,7 % binnen Jahresfrist. Die Verbraucherpreise insgesamt stiegen im selben Zeitraum um 7,4 %. Haushalte gaben 2020 im Monat durchschnittlich 24 Euro für Bus- und Bahntickets aus.

Dabei ist es in Deutschland sowie der EU insgesamt immer noch so, dass Bus und Bahn im Personenverkehr nur eine untergeordnete Rolle spielen. Nur knapp ein Fünftel des motorisierten Personenverkehrs entfiel in der EU im Jahr 2019 auf öffentliche Verkehrsmittel. 81 % entfielen auf das Auto. In Deutschland lag der Anteil des öffentlichen Personenverkehrs mit 17 % sogar unter dem EU-Durchschnitt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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18 Kommentare

  1. Eine Preissteigerung von 19% auf 7 Jahre entspricht einer Inflation von jährlich 2,5%. Aus diesem Blickwinkel passt die Erhöhung zur Teuerung. Die Frage ist halt, wie sehr der ÖPNV subventioniert werden sollte.

    • Thomas B. says:

      Dann müsste man jedoch alle Subventionen überdenken, immerhin fahren Autos auch kostenlos über die Straßen und parken zu Billigpreisen und das ist nur der Platzverbrauch. Dazu käme noch Lärm und Emissionen.

      • Also, als Autofahrer zahle ich:
        – Mehrwertsteuer beim Autokauf (Verlust über die Jahre)
        – Kfz-Steuer (auch wenn der Wagen steht)
        – Mineralölsteuer, CO2-Abgabe
        – Parkgebühren (3 Euro pro Tag auf dem P+R-Parkplatz in der Stadt, in der ich wohne)
        Alles das zahle ich im ÖPNV nicht.

        • Thomas B. says:

          Nur all das reicht noch lange nicht, die Kosten, die das Auto verursacht zu decken.

        • Die indirekte Subvention für ein Auto (Umwelt, Bau und Instandhaltung, Landnutzung, Infrastruktur…) steht bei rund 5.000 Euro. Klar, ohne Autoproduktion würde ganz Deutschland in Höhlen wohnen, aber trotzdem…

          • … 5.000 Euro pro Jahr pro Auto.

            • Woher kommt diese Zahl? Es wird immer gerne mit „Schwedischen Forschern“ argumentiert und dabei verwenden selbst die „Pro-Verbände“ meist nur irgendwelche wild zusammen geschätzten Zahlen.

  2. Spritpreise sind seit 2015 im Nahverkehr um ca. 50% gestiegen …
    Aber beim Punkt Pünktlichkeit ist es natürlich wirklich Verbesserungspotential da, im Fernverkehr ist es sogar noch viel schlimmer als im Nahverkehr. Ich fahre heute seit Jahren mal wieder Bahn. Mein ICE hatte am Umsteigepunkt 30 Minuten Verspätung, der Anschluss-ICE aber auch, hat sich also wieder ausgeglichen.

    • André Westphal says:

      Generell fände ich es schon gut und richtig, wenn man attraktivere ÖPNV-Angebote hätte. Letzten Endes sollte man sich, auch wenn es der dt. Kultur bisher widerspricht, von dem Gedanken verabschieden, dass jeder Mensch unbedingt ein Auto besitzen muss. Allerdings geht das eben nur, wenn der ÖPNV auch entsprechend funktioniert.

      Seit ihrer Privatisierung hat die DB aber das Streckennetz abgebaut und auf vielen Strecken ist die Bahn am Ende immer noch teurer, als würde ich das Auto nehmen – wobei da natürlich eben sehr viel von der Strecke und dem Auto abhängt. Das größere Problem ist für mich die Unzuverlässigkeit – die aber eben auch regional extrem variiert. Die Strecke Kiel / HH ist da eben ein absolutes Negativbeispiel. Da ist leider die Regel, dass irgendwas kaputt ist und Züge ausfallen oder zu spät ankommen.

      Ein Verwandter von mir, der in SH für die DB tätig ist, hat mir erklärt, dass speziell jene Strecke wohl sehr veraltet ist und eigentlich enorm modernisiert werden müsste. Daher gibt es dort so oft Probleme.

      • Wenn man 1. Klasse fahren will und kein Sparpreis mehr verfügbar ist, dann ist die Bahn echt abartig teuer.

        Beispiel:
        Karlsruhe nach Flensburg, 1. Klasse, Inklusive Rückfahrt: Flexpreis liegt bei über 500€!

        • Bei mir heute Osnabrück -> Paris (alles DB), noch ein gutes Stück teurer. Über eine Stunde Verspätung, theoretisch gibt´s da eine Erstattung. Praktisch nicht, weil ich die Reise über das SAP Portal der Firma gebucht habe und absolut keine Ahnung habe, ob und wie man das beantragen kann. Da ich die Reise im Endeffekt nicht bezahle und nur mehr Stress habe, wenn ich eine Erstattung will, unterbleibt das wahrscheinlich. Muss ich mich mal erkundigen wie das geht. Das dürfte vielen Dienstreisenden so gehen, und wenn man sich die erste Klasse der Bahn so anschaut, sind das geschätzte 70-80% der Leute.

  3. Wie wäre es wenn man die Bahnpreise mal im Vergleich zum Autopreis setzt. Ich denke da steht die Bahn wieder besser da. Außerdem kommen bei mir Autofahrer wegen Stau Regelmäßig zu spät. In der Bahn könnte man sich die Wartezeit als Arbeitszeit wenigstens anrechnen lassen.

    • Bei meiner Dienstreise heute und die nächsten zwei Tage komme ich bei der Miete eines Audi A6 plus Sprit plus Parkgebühr auf ca. 80% des Preises für ein Bahnticket. Spätestens ab zwei Personen ist das Auto definitiv billiger.

  4. Bahnfahren sollte echt mal das Preismodell überarbeitet werden. Wenige Tarifweiten, günstigere Tickets statt Sparkontigente und die überholte 1 Klasse komplett streichen. Da wird zuviel Leerraum durch die Gegend gezogen, weil dem meisten der Aufpreis ne Tageszeitung und inkludierte Sitzreservierung das nicht wert ist.

  5. Ist zu teuer, war immer zu teuer, wird anscheinend immer zu teuer bleiben. Und dann wollen sie dir noch ihre Bahncards um die Ohren hauen, statt einfach mal faire Preise für alle zu liefern. Zum Kotzen die Bahn.

    Fahr fünf Mal die Woche zwangweise und selbst wenn ich nur in den Nachbarort fahre, kostet es mich mehr als jede Autofahrt, Busfahrt und von der Fahrzeit sogar mehr als ein Taxi.

  6. DB sollte sofort günstiger werden flixtrain billig busse und Flüge schaden der Umwelt und der DB

  7. SoLeiderNicht says:

    Bei den letzten 6 Bahnfahrten wurde 3 Mal der Start bzw. Zielbahnhof (Hbf einer Großstadt) nicht angefahren. Da half nicht Mal die Verbindung ohne umsteigen.
    Kommunikation dazu? Genau, sero, nur die Erfahrungswerte ab dem zweiten Mal.
    Die anderen Fahrten mit mindestens 1h Verspätung. Die schlimmste mehr als 3h.

    Die letzten 4 innerdeutschen Flüge?
    Pünktlich auf die Minute. Und (selbst ohne Bahnverspätung) auf die gesamte Strecke um einiges schneller.

    Na, wer glaubt, dass mich mein grünes Gewissen nochmal in die Bahn bringt, wenn ich eine bessere Alternative habe?

    Und dabei würde ich gerne Bahn fahren.
    Aber in der Regel ist nun Mal eben nicht der Weg das Ziel, sondern das Ziel ist, das Geld für die Bahnfahrt zu verdienen …

  8. Bahnfahren dürfte gar nicht teurer werden und sollte die Politik weiterhin dieses Preismodell nutzen, sollte der ÖPNV woe auch der Rundfunk so langsam prozentual an das Nettogehalt geknüpft werden (0,5% für alle Haushalte die unter 1500€ Netto verdienen)

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