Bahngastrechte-Reform schwächt die Kundenrechte

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kritisiert die Bahngastrechte-Reform über die hatten wir ja auch schon berichtet. Die Bundesregierung nutze ihren Spielraum bei der Umsetzung der EU-Bahngastrechteverordnung nicht aus. Statt die Rechte der Bahnnutzer zu verbessern, habe man gar eine Verschlechterung erreicht. Ab dem Inkrafttreten ab 7. Juni 2023 sieht es also düsterer aus als zuvor.

Das sei gerade im Hinblick auf die marode Infrastruktur, den Personalmangel, die regelmäßige Unpünktlichkeit sowie viele angekündigte Baumaßnahmen für die nächsten Jahre ein harter Rückschlag. So werde der öffentliche Personennahverkehr in Deutschland unattraktiver, statt attraktiver. Verschlechterungen der Rechte bei Verspätungen und Zugausfall kämen somit zu einer absoluten Unzeit.

Beispielsweise sei es der falsche Weg, Nutzer des Deutschlandtickets von vielen Bahngastrechten auszuschließen. Etwa sei unverständlich, warum Reisende bei Verspätungen nicht kostenfrei auf höherwertige Züge ausweichen dürften. Denn das ist bei anderen Monats- und Jahreskarten üblich. Die Begründung, dass das Deutschlandticket besonders günstig sei, halten die Verbraucherschützer für fehl am Platz. Denn Preissteigerungen seien ohnehin schon angedacht. So schrecke man potenzielle Käufer nur ab.

Ähnlich unpassend sei es, dass Bahnreisende ab 7. Juni 2023 keine Entschädigungen mehr erhalten, wenn ein Zug aufgrund eines Sturms, starkem Schneefall oder Überschwemmungen verspätet ist. Da bleiben die Bahnfahrer dann auf ihren Kosten sitzen. Der vzbv fordert statt dieser Einschnitte endlich eine Stärkung der Fahrgastrechte. Etwa wäre es angemessen, wenn Reisende schon bei einer Verspätung von 30 Minuten mit einem 10-Euro-Reisegutschein entschädigt werden – und nicht wie bisher erst ab 60 Minuten.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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25 Kommentare

  1. Ich kann die Verschlechterung der Fahrgastrechte auch nicht nachvollziehen. Lobbyismus kann offenbar nicht nur die Auto-Industrie

  2. Ich kann die Beschwerde in Bezug auf das D-Ticket zwar verstehen, aber logisch gesehen gibt es keinen Grund, dass das Ticket nicht den Charakter eines erheblich reduzierten Tickets erfüllt. Und somit fallen eben gewisse Ansprüche, die man mit einem Vollpreis Ticket hat weg.
    Und die Kritik an der Anpassung bezüglich der Rechte bei Sturm ist doch allein auf die Änderung der EU Regel zurückzuführen, die exakt das ermöglicht um Zugreisende und Flugzeugreisende gleich zu behandeln.

    • Doch, es gibt einen logischen Grund das D-Ticket nicht als ermäßigt einzustufen. Nämlich weil es neben dem Deutschlandticket gar keine teurere andere Zeitkarte gibt, die den gleichen Funktionsumfang bietet. In der Verordnung stand übrigens auch immer drin, dass die Ermäßigungs-Regel nicht für Zeitkarten gilt.
      Hier wurde ohne Not der Verbraucher um sein Recht bereinigt.

      • Es gibt auch für das Bayernticket, Quer-durchs-Land-Ticket und ähnliche keine Ansprüche im Sinne eines normalen Tickets und das Deutschlandticket fällt klar in diese Kategorie.

        • Nein, fällt es nicht, da das Deutschlandticket vom Bund zur Häflte direkt mitfinanziert wird und der Bund auch die Geltungsvorgaben gemacht hat.

          • Es ist völlig egal wer die Lücke stopft, denn das ändert nichts daran, dass es ein im Preis deutlich reduziertes Angebot ist und genau das heißt ermäßigt.

            • Dann sag mir mal das reguläre Angebot von Bund und Land, gegenüber dem das Ticket reduziert ist.

  3. Die marode Infrastruktur ist leider ein Fakt, der nicht mal auf die Schnelle zu beseitigen sein wird. Daraus als Fahrgast noch Profit schlagen zu wollen, kann ich nur schwer nachvollziehen. Im Gegensatz dazu, kann ich die Verschlechterung der Bahngastrechte aufgrund dessen durchaus nachvollziehen, Als Autofahrer kann ich ja auch nicht bei der Autobahn GmbH eine Entschädigung für durch Baustellen verursachte Staus und Tempolimits aufgrund des schlechten Straßenzustands oder für Umwege durch abgerissene Brücken einfordern. Besonders nervig finde ich dieses Gejammer in Verbindung mit dem Deutschlandticket. Viele denken ja immer noch, dieses Ticket sei zu teuer und wollen trotzdem so behandelt werden wie Fahrgäste, die den vollen Fahrpreis bezahlen. Selbst wenn der ÖPNV in DE kostenlos wäre, gäbe es vermutlich jemand, der für Ausfälle oder Verspätungen entschädigt werden will. Ich werde den Eindruck nicht los, dass ÖPNV-Nutzende eine recht undankbare Bevölkerungsgruppe sind. Das Fahr- und Kontrollpersonal wird, ähnlich wie die Mitarbeiter der Post, von den Kunden wie der letzte Dreck behandelt.

    • Ich denke nicht, dass die, die sich beklagen, generell undankbar sind. Aber wenn eine Leistung angeboten wird, sollten die Anbieter auch in der Lage sein, die angebotene Leistung zu erbringen – völlig unabhängig vom Preis. Wenn sie das nicht können, sollten sie diese Leistung einfach nicht anbieten. Auch bei günstigen Angeboten besteht zwischen den Parteien sowas wie ein Vertrag. Und wenn eine Seite den Vertrag nicht einhalten kann, muss sie ggf. auch dafür eine Entschädigung leisten. Das ist nun wahrlich nichts, was ungewöhnlich wäre, sondern das ist in anderen Bereich absolut üblich und von allen Beteiligten anerkannt.

      • Den Aufschrei möchte ich hören, wenn die DB die überlasteten, störanfälligen Strecken bis zur endgültigen Ertüchtigung stilllegen würde. Das hätte dann selbstverständlich auch Auswirkungen auf das Personal. So versuchen die Verkehrsunternehmen, trotz prekärer Lage, den fahrplanmäßigen Betrieb aufrechtzuerhalten. Das gelingt leider mehr schlecht als recht. Man darf auch nicht vergessen, dass der Gütertransport auch noch im selben Netz stattfindet. Der spült im Gegensatz zum Personenverkehr das Geld in die Kasse und ist weniger aufwändig.

  4. Das absolute Minimum wäre doch erstmal, Fahrpläne einzuhalten. Dabei gehts es noch nicht einmal um Verbesserungen des Service. Aber so haben die Betreiber ja auch keinen Anreiz, wenigstens das zu erfüllen. Ich habe es nicht gemessen, aber nach meinen persönlichen Erfahrungen glaube ich nicht, dass hier am örtlichen Bahnhof in 24 Stunden überhaupt mal irgendeine Bahn mal pünktlich ist.

    • Ich mache Bahnfahrten ja nur beruflich und kann das ziemlich genau tracken (wg Arbeitszeiten etc.). Bei jeder beruflichen Bahnfahrt, gab es mindestens bei einer Strecke eine erhebliche Verspätung oder einen Ausfall (ich fahre nur ICE und dann als Zubringer RB). Früher sind wir tatsächlich im Inland mit dem Flugzeug geflogen. Nun gondeln wir eben herum.

    • Unpünktlichkeit und nicht einhalten des Fahrplans haben ja Gründe. Das System ist relativ komplex und eine Störung in diesem System zieht einen ganzen Rattenschwanz an Problemen hinter sich her. Viele dieser Störungen resultieren aus der maroden Infrastruktur und Bauarbeiten. Auch die Fahrgäste sind an Verspätungen nicht ganz unschuldig. Trödelei beim Ein- und Aussteigen, undiszipliniertes Verhalten am Bahnsteig und im Zug (Spielerei mit der Notbremse, blockieren von Türen usw.). Diese Tatsachen muss man auch mal nennen, wenn man sich beschwert. Die Verkehrsunternehmen mit Entschädigungszahlungen zu belasten, erscheint mir als der falsche Weg. Am Ende fehlt auch dieses Geld für die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur. Allerdings sollte auch die gesamte Organisation und die Struktur der Finanzierung hinterfragt werden.

      • Am schlimmsten finde ich da noch die absolut unnötigen Behinderungen wie z.B. vergessenes Gepäck am Bahnsteig, welches am Ende für einen mehrstündigen Polizeieinsatz sorgt, oder Kinder die am Gleis spielen und damit Züge ausbremsen. Oder sowas wie die Frau die sich heute vor den Zug werfen wollte und deshalb 10 Stunden alles dicht war bis sie die Frau runterbekommen haben…

      • Natürlich gibt es dafür Gründe, aber dann muss man diesen Gründen auch mal Rechnung tragen, zumindest denen, die nicht von den Fahrgästen verursacht werden. Passieren kann immer irgendwas, Zwischenfälle sind nie vorhersehbar. Wenn aber pünktliche Verbindungen eher die Ausnahme als die Regel sind, stimmt doch irgendetwas ganz grundsätzlich nicht. Das auf die marode Infrastruktur u.ä. zu schieben, scheint mir da wirklich zu einfach. Das mag so sein, aber dann müssen vielleicht die Fahrpläne vielleicht auch mal angepasst werden. So jedenfalls dürfen sich die Betreiber nicht wundern, wenn die Leute sich darüber beschweren.

        • Naja aber zumindest aktuell liegt die Pünktlichkeit ja noch bei 70% und damit sind die Zügel definitiv nicht in der Regel unpünktlich… (ja ist mit 6Min Zählung der Bahn).
          Die Bahn wär viel pünktlicher wenn weniger fahren würde, denn am Ende sind die Probleme einfach, dass die Infrastruktur nicht ausreicht bzw. keine Reserven mehr hat.

          • 70% ist kein Wert, mit dem man angeben kann – und selbst das wird nur mit großzügigster Auslegung erreicht („6-Minuten-Regel“). „Pünktlich“ ist per se was anderes. Ich kann schon verstehen, dass die Bahn selbst das anders sieht, aber das macht es nicht besser.

            • Nö definitiv sind 70% nicht gut, das hatte ich auch nicht geschrieben. Es widerspricht nur eben der Darstellung, dass verspätete Züge die Regel sind.

              • Der Wert selbst vielleicht, aber auch nur, wenn man so rechnet, wie die Bahn selbst. Und das entspricht eben nicht dem eines normal denkenden Menschen eigenen Verständnisses von „pünktlich“. Tatsächlich sind es *weit* mehr als 70% der Züge, die nicht pünktlich sind.

        • Würden die Fahrpläne an die marode Infrastruktur und die vielen anderen Probleme angepasst, dann sähe es ziemlich schlecht mit dem ÖPV in DE aus. Fahrplananpassungen gingen, trotz des vermeintlichen Personalmangel, mit Personalmaßnahmen einher. Davon wäre nicht nur das Fahrpersonal betroffen, sondern auch die Beschäftigten in der Verwaltung und den Instandhaltungsbetrieben. Man muss so ein Verkehrsunternehmen als Ganzes betrachten und nicht nur die Schnittstelle zum Endkunden.

      • Nach 4 Jahren Bahncard 100 kann ich Dir mit absoluter Sicherheit sagen, das mutwillige Spielerei an der Notbremse, undisziplinierte Fahrgäste und vergessenes Gepäck nicht das Problem sind, warum ich meist zu spät und oft auch gar nicht an meinem Ziel ankomme.

        Und dann noch zu argumentieren, das Entschädigungszahlungen dazu beitragen, das nicht in die Infrastruktur investiert werden kann?
        Das wäre in etwa so, als würde ich meinen 1 Jahr alten Samsung TV wegschmeißen wenn er defekt ist und auf meine Gewährleistung verzichten, damit Samsung in der Lage ist, neue TVs zu entwickeln.
        Es gibt sicherlich neben Politik und Management eine Menge Gründe, warum es bei der Bahn nicht rund läuft. Die von Dir genannten sind es nicht…

        • Natürlich sind die genannten Punkte relevante Einflussgrößen auf Verspätungen und Ausfälle, da in der Folge daraus der nächste Zug auf Anschlussreisende wartet oder der Zug für die nächste Fahrt nicht rechtzeitig bereitsteht aka Verspätung aus vorangegangener Fahrt.

          • Also, ich fahre wie Ollinase, seit 2019 beruflich mit der Bahn. Bei den hunderten Bahnfahrten gab es einen Ausfall, der dadurch bedingt war, dass sich jemand vor einen Zug auf der Strecke werfen wollte. Die anderen zahlreichen Ausfälle hatten alle technische oder organisatorische Gründe: Lok defekt, Wagen fehlte, Türen gehen plötzlich nicht mehr zu, Elektrik fällt aus etc.

            Das sind die relevanten Einflussgrößen.

            • Ich sagte auch nicht dass das keine relevanten Einflüsse sind, sondern widersprach nur Ollinase in seiner Behauptung, dass die genannten Punkte keine relevanten Einflussgrößen wären.

  5. Heisenberg says:

    Welche fahrgastrechte gibt es bei der Deutschen Bahn denn die man Schwächen könnte? xD

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