Ayaneo Slide im Test: Gaming-Handheld mit physischer Tastatur
Vor einiger Zeit habe ich hier im Blog das Flaggschiff-Handheld Ayaneo Kun getestet. Inzwischen hat der Hersteller aus China mit dem Ayaneo Slide, hier die Produktseite, ein neues Modell veröffentlicht. Dieses begründet seinen Namen auf einem besonderen Kniff: Ihr könnt eine physische Tastatur unter dem Display freilegen, indem ihr den Screen nach oben schiebt. Im Test habe ich mir angeschaut, ob das in der Praxis ein Mehrwert ist.
Was das Innenleben betrifft, so gibt es übrigens weniger große Unterschiede zwischen dem Ayaneo Kun und dem Ayaneo Slide, als man vielleicht vermuten sollte. Beide Modelle nutzen den gleichen Chip, einen AMD Ryzen 7 7840U. Dieser Prozessor hat sich zum Standard in PC-Gaming-Handhelds gemausert. Auch gibt es die gleiche maximale Ausstattung bei RAM und Speicherplatz – jeweils bis zu 64 GByte bzw. 4 TByte. Für meinen Test hat mir die Variante mit 32 GByte RAM und 2 TByte Speicherplatz in der Farbe Weiß vorgelegen. Es gibt aber auch einen schwarzen Ableger.
Technische Eckdaten des Ayaneo Slide
- Display: IPS-LCD, 6 Zoll, 1.920 x 1.080 Pixel, verstellbarer Winkel, bis zu 400 Nits hell, Touchscreen
- Betriebssystem: Windows 11 Home
- SoC: AMD Ryzen 7 7840U
- GPU: AMD Radeon 780M
- RAM: 32 GByte (LPDDR5X)
- Speicherplatz: 2 TByte (M.2 2280, PCIe 4.0, SSD)
- Maximale TDP: 28 Watt
- Akku: 46,2 Wh / 12.000 mAh
- Schnittstellen: SD-Speicherkarten-Slot, 2x USB-C (USB4), Wi-Fi 6E, Bluetooth 5.2
- Maße / Gewicht: 226 x 90 x 28,5 mm / 650 g
- Besonderheiten: Fingerabdruckscanner, Hall-Effekt-Trigger und -Sticks
- Preis: in dieser Ausführung 891 Euro
Gegenüber dem Ayaneo Kun löst hier das LC-Display deutlich niedriger auf und ist mit 6 Zoll auch kleiner. Obendrein gibt es keinen USB-A-Anschluss. Solltet ihr an dem Ayaneo Slide im Übrigen Interesse haben: Das PC-Gaming-Handheld gibt es derzeit nur über die IndieGoGo-Kampagne. Aber schauen wir uns doch einmal die Ausstattung bzw. Verarbeitung an.
Ayaneo Slide: Vorsicht beim Auspacken!
Die Verpackung des Ayaneo Slide ist saucool, denn sie erinnert an VHS-Kassetten bzw. -Hüllen aus den 1980er-Jahren. Vorsicht jedoch: Die Verpackung ist so gestaltet, dass das Handheld sofort herauspoltert, wenn ihr den Karton „falsch“ öffnet. Mir ist das beim ersten Auspacken direkt passiert. Im Zweifelsfall öffnet ihr die Verpackung lieber auf dem Sofa oder im Bett.
Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Handheld selbst noch ein passendes Netzteil und USB-C-Kabel sowie etwas Papierkram. Ideal wäre noch ein Case für den Transport, vielleicht ein Denkanstoß für den Hersteller. Die Verarbeitung des Ayaneo Slide ist dabei generell gut, aber nicht auf dem Niveau des Kuns. So sind etwa die Analog-Sticks zwar auch mit Hall-Sensoren versehen, fühlen sich aber nicht so hochwertig an. Selbiges gilt auch für z. B. die Schultertasten.
An der Rückseite befindet sich der Lufteinzug für die Kühlung, auf den man mit große Pranken womöglich etwas herauflangt. An der Oberseite wird die warme Luft wieder herausgeblasen. Das funktioniert sehr gut, denn das Ayaneo Slide ist sowohl im Idle-Betrieb als auch unter Last noch etwas leiser als das Kun. Auch bei diesem Gerät wird die Rückseite beim Spielen aber merklich warm.
Der Fingerabdruckscanner sitzt im Übrigen im Powerbutton und kann auch zum Entsperren verwendet werden. Das funktioniert in Windows 11 einwandfrei. Ihr habt dabei bei der Einrichtung die Wahl, ob ihr dirkekt im AyaSpace 2 als Custom-Oberfläche landen wollt, oder lieber auf dem normalen Desktop von Windows 11. Ein kleiner Button erlaubt dabei den Wechsel auf Knopfdruck.
Um die Tastatur zu erreichen, müsst ihr den Bildschirm im Übrigen nach oben schieben. Das legt die etwas „rustikale“ Rückseite frei. Obendrein könnt ihr den Screen auch etwas anwinkeln. Auf die QWERTY-Tastatur gehe ich aber später noch genauer ein.
Praxistest
Da das Ayaneo Slide ähnelt in Sachen innerer Hardware durchaus stark dem Ayaneo Kun. Dennoch kommen in CrystalDiskMark z. B. für die SSD ganz andere Ergebnisse heraus. Das verwundert aber nicht unbedingt, da hier ein 2-TByte-Modell Verwendung findet, das wohl von einem anderen Hersteller stammen muss.
Und wie sieht es in Cinebench aus? Hier liegt das Ayaneo Slide spannenderweise im Multi-Core-Test weit vor dem Kun. Das kann aber viele Ursachen haben, die unter anderem auch an Kühlung und der TDP-Verwaltung liegen können. Denn das Single-Core-Ergebnis ist z. B. nahezu identisch. Solche synthetischen Benchmarks sind bei so einem PC-Gaming-Handheld aber sowieso so eine Sache. Denn im Alltag werdet ihr die Leistung über die TDP-Einstellungen begrenzen wollen, damit der Akku euch nicht zu schnell heruntergezählt wird.
Beispielsweise macht ihr ein „gutes Geschäft“, wenn ihr auf 15 oder 30 TDP und 30 fps drosselt. Zumindest ist das aus meiner Sicht ein guter Kompromiss aus Leistung und Laufzeit. Im Übrigen wird das Display des Ayaneo Slide 400 Nits hell, ist also bei Sonnenlicht schlechter erkennbar als das bis zu 700 Nits helle Pendant des Kun. Dass der Screen niedriger auflöst, lässt sich auf der kleinen Diagonale von 6 Zoll verzeihen. In Windows 11 ist es dadurch aber manchmal schwer Systemmenüs zu entziffern oder auf dem Touchscreen genau einen keinen Punkt zu treffen. Das Display operiert im Übrigen mit 60 Hz.
Beim Heraus- und Hereinschieben steht der Bildschirm ordentlich unter Spannung. Generell macht der Mechanismus einen wertigen Eindruck, aber wie haltbar das Ganze ist, kann man nur auf Zeit herausfinden. Was Spiele betrifft, so könnt ihr dank Windows 11 natürlich auf Steam, den Microsoft Store, GOG.com und was euer Herz begehrt zurückgreifen. Shortcuts zu Games lassen sich auch über den AyaSpace 2.0 aufrufen. Den will ich hier nicht erneut zu lange aufgreifen, da sich seit meinem Test des Kun nichts Wesentliches geändert hat.
So könnt ihr über jene Oberfläche z. B. eine maximale Framerate festlegen, die maximale TDP begrenzen und weitere Tweaks vornehmen. Grundsätzlich eine schöne Sache, aber immer noch ein wenig optimierungsbedürftig. Etwa kehrt ab und an auch bei deutscher Spracheinstellung ein Mix aus Deutsch, Englisch und Chinesisch ein. Als Akkulaufzeit könnt ihr im Übrigen je nach Einstellungen wohl mit bis zu vier Stunden rechnen. Dies genauer zu beziffern ist sehr schwierig, da es stark von euren Games und eingerichteten FPS- und TDP-Begrenzungen abhängt.
Was Games betrifft, so ist das Ayaneo Slide kein Premium-Gaming-Notebook, aber in Spielen ähnlich potent wie das Ayaneo Kun oder ein Asus ROG Ally. Das heißt, ihr könnt auch aktuelle Triple-A-Spiele mit Kompromissen zocken, das Slide fühlt sich aber am wohlsten, mit etwas älteren Spielen oder Indie-Titeln. Ich selbst finde es z. B. richtig genial „Persona 4 Golden“ an dem Handheld zu spielen. Auf mittleren Einstellungen sind aber z. B. auch Titel wie „Hitman 3“ kein Problem. „Cyberpunk 2077“? Auf niedrigen Einstellungen auf dem kleinen Screen immer noch ansehnlich und unterwegs durchaus eine nette Abwechslung.
Ayaneo Slide: Die QWERTY-Tastatur
Das Ayaneo Slide nutzt kein deutsches Tastatur-Layout, sondern ein QWERTY-Design. Daran muss man sich gewöhnen. Generell würde ich das Keyboard aber eher unter „schöne Idee, halbgare Umsetzung“ einsortieren. Warum? Na ja, es handelt sich hier nicht um ein Smartphone, sondern ein Gaming-Handheld. Da ist die Frage, wie oft ihr wirklich auf der Tastatur herumtippen werdet. Für kurze Passwort-Eingaben und Co. reicht nämlich auch das virtuelle Keyboard auf dem Touchscreen.
Für eine Tastatur-Steuerung in z. B. Shootern mit WASD-Bedienung ist mir persönlich die physische Tastatur einerseits zu klein und andererseits auch zu schwergängig. Die Tasten sind eben sehr klein und nah beieinander angeordnet. Die Bedienung mit den Daumen ist aufgrund der Breite auch kaum sinnvoll möglich. Weiterer Kritikpunkt an der Ergonomie: Das Ayaneo Slide ist recht wuchtig, denn es kommt viel Gewicht auf kleinem Raum zusammen, was wohl auch an der mächtigen Kühlung liegt.
Am Ende ist die physische Tastatur aber aus meiner Sicht eher ein nettes Gimmick. Wirkt auf dem Papier cool und auch beim ersten Ausprobieren, aber am Ende habe ich sie im Alltag dann doch kaum verwendet, weil für kurze Eingaben im Gaming-Leben auch das Onscreen-Keyboard ausreicht. Und lang Romane schreiben möchte man an der Mini-Tastatur dann auch wieder nicht.
Fazit
Das Ayaneo Slide ist ein hübsch gestaltetes PC-Gaming-Handheld mit guter Performance, mächtiger, aber leiser, Kühlung und einem schönen Display. Der eigentliche Kniff dieses Modells, die physische Tastatur, ist aus meiner Sicht aber eher ein Gimmick als ein spürbarer Mehrwert. Wenn ihr also nicht eine sehr konkrete Vorstellung davon habt, wozu ihr das Keyboard benötigt, dann werdet ihr es wie ich vermutlich kaum herausfahren.
Grundsätzlich finde ich es aber sympathisch, dass Ayaneo immer wieder bei seinen Handhelds Experimente wagt. Da reiht sich auch das Ayaneo Slide ein. Auch wenn man die Tastatur vernachlässigt, liegt hier ein guter Gaming-Handheld vor, das allerdings auch nicht unbedingt günstig ist.
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Ich warte seit einigen Monaten auf das Gerät, da ich einfach nur einen perfekten Amiga suche. Dank fehlendem Touchpad als Mausersatz (siehe Steamdeck) wird es wohl wieder nichts mit dem Traum-Amiga. Auch das Steamdeck kann mich nicht voll und ganz befriedigen (hab es trotzdem)