Ayaneo 2S im Test
Das Steam Deck hat den jüngsten Handheld-Hype ohne Zweifel erst so richtig salonfähig gemacht: Ich selbst habe in dem Kontext sogar mit Deckverse einen YouTube-Kanal gestartet. Doch es gibt zig Player am Markt, die natürlich ein Stück vom Kuchen wollen. So auch beispielsweise Asus, die mit dem ROG Ally einen Rivalen ins Rennen schicken. Doch die Konkurrenz schläft nicht und mein neuer Daily Driver heißt nun überraschenderweise Ayaneo 2S.
Dieses Modell stellt eine verbesserte Version des vor einer Weile bereits getesteten Ayaneo 2 dar. Während das noch mit einem AMD Ryzen 6800U ausgestattet war und mich trotz seiner Bauweise und seines tollen IPS-Displays eher mit hoher Lüfterlautstärke und dezenten Kinderkrankheiten abgeschreckt hat schafft der Refresh mit dem Ryzen 7840U das Unerwartete, trotz einiger Macken.
Mit 870 € über die aktuelle Indiegogo-Kampagne kostet das Ayaneo 2S mit 16 GB Arbeitsspeicher und 512 GB SSD-Speicher tatsächlich gerade mal so viel wie ein Asus ROG Ally und ein beliebiges neues Triple-A Spiel. Wenn ihr dann vielleicht zu den glücklichen Early Bird Käufern gehören solltet, erwartet euch ein hochwertiges Paket. Das Gerät kommt etwa mit einem fetten 65-W-Multicharger, der gleich zwei Type-C- und zwei USB-3-Anschlüsse mitbringt. Coole Nummer, davon kann man nie genug haben.
Auf den ersten Blick gleicht das Handheld dem Vorgänger fast aufs Haar: Eine moderne Bauweise – die mit ihren Kurven überraschend angenehm in den Hängen liegt – mit schraubenlosem Design, hochwertiger Vollglas-Front, den üblichen Controller-Elementen, vier Zusatztasten und einem IPS-Bildschirm, der sich in 7 Zoll bei minimalem Rahmen sehen lassen kann. Es wirkt wie die konsequente nächste Stufe auf dem Design-Treppchen… vor allem, wenn man bedenkt, dass alle anderen Geräte aus der Nische eher wie Plastikspielzeug wirken.
Auf den zweiten Blick wird klar: Da wurde an einigen Ecken und Enden verbessert. Das beste Beispiel wären die Schultertasten: Haben die beim Ayaneo 2 noch hörbar geklackt, wurden beim 2S wohl Puffer verbaut. Und auch sonst hebt sich das Ayaneo 2S mit netten Gimmicks wie etwa den Hall-Sensoren für Sticks und Schultertasten von der derzeitigen Konkurrenz ab. Leider fehlen noch immer die Touchpads, welche manche – mich inbegriffen – beim Steam Deck ins Herz geschlossen haben. Doch auch da hat der Hersteller schon neue Pläne, aber eins nach dem anderen.
Erneuerungskur unter der Haube
Kommen wir auf die Hauptmerkmale der neuen Hardware-Revision zu sprechen: Und ja, damit meine ich auch die verbesserte Kühlung dank des neu gestalteten Kupfer-Heatsinks und vielem mehr. Die gab es schon als kostenloses Upgrade-Kit für das Ayaneo 2 und macht im Alltag durchaus einen Unterschied. Ich hätte mir zwar einen leiseren Lüfter gewünscht, aber nun gut.
Eine Sache gab es jedoch nicht nachzurüsten: die neue Prozessor-Generation. Mit dem AMD Ryzen 7 7840U hielt jetzt die Zen4-Architektur Einzug – und die kann sich sehen lassen: 8 Kerne, 16 Threads, 16 MB Level 3 Cache und auf dem Papier ein Leistungszuwachs von 40 % im Vergleich zum 6800U sind durchaus eine Kampfansage. Dazu eine integrierte Grafikeinheit in Form der Radeon 780M mit 12 Recheneinheiten bei 2,7 GHz.
Ein direkter Vergleich mit Valves Handheld ist da nur bedingt fair: Das Steam Deck kommt auf 1,7 TFlops gegenüber den 8,12 TFlops des 7840U im Ayaneo 2S.
Während Cyberpunk 2077 auch schon auf dem SteamOS-Gerät dank des von mir optimierten Golden-40-Presets glänzt und ohne Bildratenlimit das 40-FPS-Ziel meist locker um 5 % überholt, erreichen wir auf dem Ayaneo 2S bei exakten Einstellungen und derselben Auflösung im Durchschnitt 45 FPS. Die Performance des Vorgängers mit dem Ryzen 6800U fällt durch die Bank grob 20 % niedriger aus. Das ist im Alltag durchaus spürbar – bei einer TDP von nur 15 W; also der Obergrenze des Steam Decks. Bei 25 W sehen wir jedoch einen signifikanten Leistungszuwachs und der neue Chip lässt seine Muskeln spielen: Durchschnittlich 65 FPS. Bei Forza Horizon 5 selbes Bild: Das Deck liegt verständlicherweise ein ganzes Stück zurück, Ayaneo 2 und davor noch das 2S an der Spitze.
Beide Windows-Handhelds können allerdings auch wahlweise eine TDP von bis zu 33 Watt abrufen. Doch im Alltag hat sich gezeigt, dass der beinahe doppelte Energieverbrauch zu verschwindend geringen Mehrwerten und am Ende des Tages einem oftmals unerträglich lauten Lüfter führt. Das neue Asus ROG Ally dagegen kommt mit dem Ryzen Z1 Extreme daher, welcher auf dem 7840U basiert. In vielen Vergleichen hat sich allerdings herausgestellt, dass der Chip des Konkurrenzgeräts gerade in den niedrigeren Wattzahlen ein bisschen in die Knie geht: Bei 15 W im Schnitt 20 % langsamer und bei 25 W immer noch knapp hinter dem Premium-Kollegen mit der gehärteten Vollglasfront. In Summe lässt sich also klar sagen, dass der neue Chip ganz neue Möglichkeiten eröffnet und in der Praxis eure Freizeit mit soliderer Leistung füllen kann als etwa der Plastikbomber eines bestimmten taiwanesischen Herstellers.
…und der Rest?
Das Ayaneo 2S hat, wie derzeit alle Modelle des Herstellers, jedoch ein großes Manko: die Software. So wirkt AYASpace als System-App wie das dicke Haar in der Suppe. Updates setzen die Sprache gerne mal auf Chinesisch zurück, der Spiele-Launcher der App taugt in den seltensten Fällen etwas und sogar das Lüfter-Management greift manchmal nur nach manueller Auswahl auf die festgelegten Profile zurück. Das ist eine ähnliche Situation, die wir bei dem ROG Ally derzeit erleben: Halbgare Updates verschlechtern die Performance, manche Dinge scheinen einfach gar nicht zu funktionieren.
Während Microsofts Betriebssystem mittlerweile gut gereifter Wein sein dürfte, ist das OS aber einfach nicht auf Handheld-Gaming ausgelegt. Die Bedienung mit der virtuellen Maus per Joystick ist ungenau, das Touch-Keyboard ploppt nicht immer auf und wenn, dann werden Eingaben nicht immer erkannt. Es ist auch nicht hilfreich, wenn das eigentlich tolle Display des Geräts insgeheim im Portrait-Modus arbeitet, weil die Hersteller gerne mal Tablet-Panels beziehen, um Kosten einzusparen. Man könnte meinen, dass das kein Problem sei: Windows kann ja auch nach Belieben rotiert und im Landscape-Mode dargestellt werden. Denkste: Manche Spiele wollen damit im Vollbild-Modus nicht zurechtkommen und werden daher nur auf dem halben Gerät dargestellt. Das ist per se kein Ayaneo-exklusives Problem, aber trotzdem ärgerlich.
Klar, wie so oft gibt es Programme, die Abhilfe schaffen: Lossless Scaling aus dem Steam Store etwa hilft, Spiele im Fenstermodus nahtlos als Vollbild-App mit optionalem Upscaling darzustellen. Und generell sollte man sich sowieso überlegen, nicht gleich von AYASpace auf Alternativen wie etwa den Handheld Companion umzusteigen. Die bringen noch eine Reihe zusätzlicher Funktionen und lassen mehr Freiheiten, was die Tastenbelegung betrifft. Doch das müsste nicht sein und hoffentlich wird AYASpace 2, welches in wenigen Monaten erscheinen soll, solche Mätzchen aus der Welt schaffen.
Eine kleine Entwarnung kann ich aber schon geben: Nachdem ich erst frisch Zugriff auf die interne Betaversion von AYAspace 2 bekommen habe, scheint sie eine echte Lösung für viele meiner Probleme zu sein. Selbst wenn das Spiel im Vollbild-Modus läuft, funktioniert das Schnellmenü erstaunlich gut. Zusammen mit RTSS kann man Leistungsinformationen einblenden und die Bildrate begrenzen. Viele weitere Aspekte wirken durchdacht – wie etwa eine Funktion, um bei abgeschaltetem Bildschirm Downloads durchzuführen. Sollte das ein Ausblick auf die fertige App sein, wird so mein größter Kritikpunkt vielleicht tatsächlich aus der Welt geschafft.
Abgesehen von all den Kinderkrankheiten bin ich – zumindest derzeit – fast wunschlos glücklich: Statt an allen Ecken Kompromisse einzugehen, damit ich grafisch anspruchsvolle Spiele daddeln kann, entscheide ich mich hier meist nur noch zwischen 30 oder 60 Bildern pro Sekunde und überlege mir dann, wie lange ich nicht in der Nähe einer Steckdose sein werde. Zwar nutze ich auch mein Steam Deck in 80 % der Fälle am Kabel, was obendrein auch den Akku schont, doch letzten Endes bestimmt der Energiedurchsatz noch immer die Lüfterlautstärke. Und während sich die Technik zwar stets weiterentwickelt, bin ich nach wie vor zu empfindlich gegenüber eines permanent im Hintergrund hörbaren Rauschens. Klar, Noise-Cancelling-Kopfhörer schaffen Abhilfe – aber erzählt das mal meiner Frau, die versucht, neben mir einzuschlafen.
Fazit
Dennoch muss ich gestehen, dass ich mich an dem Ayaneo 2S kaum satt spielen kann. Der scheinbar rahmenlose Bildschirm mit seinen knackigen Farben und Kontrasten, die Bauweise wie aus einem Guss und die schiere Leitung des neuen Ryzen-Prozessors stellen zumindest für mich persönlich viele andere Geräte auf dem Markt in den Schatten.
Die Software macht mehr Probleme, als welche zu lösen, Windows bleibt eben Windows und Lüfter bleiben hörbar. Gerade letzteres und Variable Refresh Rate sowie Trackpads sind zwar Dinge, die man sich gerne vom ROG Ally und Steam Deck abschauen darf, doch hier scheint Ayaneo schon einen neuen Anwärter auf die Handheld-Krone vorzubereiten: Mit dem Ayaneo Kun sollen viele der fehlenden Features geliefert und sogar neu erfunden werden. Ob das neue Gerät taugt, steht noch in den Sternen und über die Herangehensweise, dass man hier gefühlt quartalsweise neue Daddelmaschinen auf den Kunden wirft – wie etwa nun bald das Air 1S – kann man sich streiten.
Doch bis dahin stellt das Ayaneo 2S in meinen Augen die beste Option für Handheld-Enthusiasten dar, die sich mehr Leistung als die des Steam Decks wünschen, aber kein Problem damit haben, sich selbst um Windows-Macken zu kümmern. Denn die findet man auf derzeit allen Vertretern der Sparte, außer man installiert Linux oder gibt sich mit Valves Allrounder mit weniger Leistung zufrieden.
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Macht Test über Handheld.
Erwähnt Akkulaufzeit gar nicht?
Netter Beitrag, aber das essentielle wurde vergessen, oder?
Ich mein, es wird mit dem Deck verglichen, dabei wurde das Deck in seiner „Leistung“ so konzipiert, dass eine annehmbare Akku-Laufzeit rauskommt.
Oder übersehe ich da was?
Ist doch egal, der Akku reicht locker für ein Stündchen vorm Schlafen, und wird bis zum nächsten Abend geladen.
Entschuldige bitte, ich hab hier vermutlich zu viel Vorwissen erwartet und dachte, dass das schon aus dem Test zum „Vorgänger“ hervor ging: Die Akkulaufzeit von allen Handhelds ist stark von der Nutzweise abhängig. Nicht ohne Grund limitiere ich auch auf dem Steam Deck regelmäßig die TDP. Aber grundsätzlich lässt sich sagen: 1-2 Stunden bei „normaler“ Nutzung und 15-22W TDP. Ältere Titel und Ressourcen-schonende Indies rennen unter 5-8W bei locker 3 Stunden davon.
Man kann das aber immer auch einfach selbst nachrechnen: Hier 13050 mAh, sprich grob 50 Wattstunden -> bei einer TDP von 25W kommt man im Idealfall auf rund 2h. Das Deck liefert hier solch guten Ergebnisse, weil hier 15W die TDP-Obergrenze sind und Linux ressourcensparender arbeitet.
So ein Gerät mit einem OLED-Display, vernünftigen Dock und einem gut bedienbarem OS wären ein Traum. Dann würde ich mir wieder überlegen, zum PC-Gaming zurück zu kehren.
Wenn du auf ein OLED-Panel verzichten kannst, setzt das Steam Deck an alle anderen Punkte mit Bravour einen Haken. Man muss auch bedenken, dass die High-End-Geräte wie Ally, AYANEO und Co, höhere Auflösungen und Windows bedienen müssen – das Deck allerdings performed dank SteamOS (was bei mir, sobald möglich, Windows überall ablösen wird) und 800p Panel vergleichbar, in manchen Fällen sogar besser.
ist es nicht Quatsch hier von einem ähnlichen Preis wie das rog alles zu sprechen? ich meine das Ding kostet 850€+ Zoll+ Mehrwertsteuer oder etwa nicht? spekuliert man etwa darauf nicht von Zoll erwischt zu werden oder warum redet man von vergleichbaren Preis zum Asus?
Versandkostenfrei, Zollgebühr lag bei roundabout 54€ in meinem Fall.
Eigentlich steht es doch sauber im Artikel: Derzeit 870€. Kann man also sehr gut mit dem ASUS ROG Ally vergleichen.