Apple AirPods Max im Ersteindruck

Am 8. Dezember ließ Apple die Katze aus dem Sack und stellte per Pressemitteilung die ersten eigenen Over-Ear-Kopfhörer vor. AirPods Max heißen sie und sind in fünf verschiedenen Farben verfügbar. Auch ich hatte Gelegenheit, mir die Kopfhörer auf die Ohren zu setzen und möchte euch an dieser Stelle einen ersten Eindruck nach den einigen Stunden des Hörens vermitteln – etwas ausführlicher beschäftige ich mich sicherlich noch in einem Folgebeitrag mit den Hörern.

Dass die AirPods Max mit knapp 600 Euro nicht ganz günstig sind, dürfte jeder mitbekommen haben. Die Ansprüche sind also nicht gerade gering, erwartet man doch so einiges. Die aktuelle Referenz bei Over-Ear-Kopfhörern mit aktiver Geräuschunterdrückung sind für viele Bose QC 35 oder die Sony WH-1000XM4, die ich auch bereits testen durfte. Jene kosten mittlerweile die Hälfte (der bei vielen Marken übliche Preisverfall, besonders bei Kopfhörern), kommen aber nicht mit so viel Technik im Inneren daher. Aber schauen wir erst ein Mal auf das Äußere.

Apple zieht auch bei den AirPods Max seinen Stiefel durch und hat auf die Verwendung von Kunststoff größtenteils verzichtet. Das Kopfband ist im Gegensatz zu den Modellen der Konkurrenz nicht mit Leder bespannt und besitzt auch keine Polsterung. Apple hat sich hier für ein extra für die AirPods Max designtes Gewebe entschieden. Dieses soll die mit knapp 385 Gramm nicht gerade leichten Kopfhörer auf dem Kopf ordentlich ausbalancieren. Das Ziel ist, das Gewicht so zu verteilen, dass die Spannung auf den Ohren nicht zu stark ist und auch der Kopf nach mehreren Stunden des Musikhörens nicht schmerzt. Fraglich ist, wie sich das Gewebe mit der Zeit abnutzt und vor allem auch, wie schmutzanfällig das Ganze ist. Wobei noch wichtiger: Wie leicht kann ich es vernünftig reinigen? Der erste Eindruck ist dennoch ein positiver. Ich mag die Optik und auch die Verarbeitung scheint gut.

Die großen Hörmuscheln aus Aluminium hängen an stufenlos verstellbaren Armen aus Edelstahl. Mitbewerber verwenden hier Klicksysteme, die weniger präzise eingestellt werden können. Es gibt da bei stufenlosen Systemen ja sonst oft das Problem, dass das Kopfband mit der Zeit automatisch verstellt wird. Da Apple aber auf einen guten Widerstand bei der Verstellung setzt, sollte das nicht vorkommen.

Die Hörmuscheln sind aus eloxiertem Aluminium gefertigt und können unabhängig voneinander gedreht werden. Da es sich um ein Over-Ear-Modell handelt, sind die Muscheln nicht gerade klein. An der rechten Muschel befinden sich die Digital Crown und ein Button zum An- und Ausschalten der aktiven Geräuschunterdrückung und des Transparenzmodus, der die Umgebungsgeräusche in euer Ohr lässt und die Musik in den Hintergrund schiebt. In welche Richtung lauter oder leiser gestellt wird, entscheidet ihr in den Einstellungen.

Für die aktive Geräuschunterdrückung verbaut Apple insgesamt acht Mikrofone. Sechs davon sind nach außen gerichtet. Die Öffnungen sieht man auch an den Hörmuscheln. Zwei der Mikrofone sind nach innen gerichtet und messen, was der Anwender hört. Drei Mikrofone sollen die Stimme des Nutzers bei Siri oder Anrufen erfassen und für klaren Klang sorgen. Hierzu muss ich sagen, dass ich nun an einer befahrenen Straße testen konnte, nicht aber in einem vollen Zug oder gar einem Flugzeug, was der jetzigen Zeit geschuldet ist. Dennoch attestiere ich in den von mir getesteten Szenarien den AirPods Max eine sehr gute Arbeit. Im direkten Blindtest könnte mir vermutlich niemand sagen, ob er nun den Bose QC 35, den angesprochenen Sony oder den Apple-Kopfhörer auf den Ohren hat. Ok – anders. Bose wird man erkennen, da er hinten dran ist.

Out- und indoor wird vernünftig ausgefiltert – und ganz froh bin ich bisher über die ausgebliebenen Ermüdungserscheinungen der Ohren, die ich oftmals nach Stunden habe, wenn ANC aktiviert ist. Das ist insbesondere dann praktisch, wenn man vielleicht gar keine Musik hören möchte, sondern sich bei der Arbeit im Home Office nur etwas abschirmen möchte. Das werden vermutlich einige von euch nachvollziehen können. Positiv gegenüber den AirPods Pro in Sachen ANC zu erwähnen: Schon einen Deut besser, alleine bedingt durch die Bauform der Max. Die bieten quasi schon etwas Abschwächen von Lärmbelästigung durch das passive Abschotten der Ohren.

In jeder Hörmuschel sitzt ein extra für die AirPods Max entwickelter 40-mm-Treiber. Zwei Neodym-Ringmagnete sollen für eine verzerrungsdreie Wiedergabe sorgen. Ob das klappt, erzähle ich euch gleich. Die Polster der Hörmuscheln sind – wie Apple es eben so macht – magnetisch abnehmbar. Halten wirklich gut und können relativ fix getauscht werden. Freunde von Farbkombinationen können sich natürlich auch separate Polster in anderen Farben kaufen. Apple verlangt dafür aber auch einen ziemlich wuchtigen Preis von 77 Euro. Dafür kaufen andere Leute Kopfhörer. Wo wir beim Preis für Ersatzteile sind: Das Fehlen eines mitgelieferten 3,5-mm-Kabels bedeutet, dass man noch 35 Euro auf den Preis aufschlagen muss, falls man sie irgendwo klassisch, z. B. im Flugzeug anschließen möchte.

Auch diese Polster sind aus einem Netzgewebe und durch einen Memory Foam gepolstert. Damit möchte man für eine saubere Versiegelung und eine gute passive Geräuschunterdrückung sorgen. Auch im Inneren hat Apple eine Menge verbaut. Ein optischer Sensor, ein Positionssensor, ein Sensor zur Erkennung des Case, ein Beschleunigungssensor und ein Gyrosensor verstecken sich in jeder Hörmuschel. Im Zusammenspiel mit dem H1-Chip ermöglicht Apple damit Features wie den adaptiven Equalizer, Spatial Audio, Trageerkennung und so weiter.

Im Gegensatz zu Modellen der Konkurrenz hat Apple bei den AirPods Max keine Touch-Bedienung vorgesehen. Die Digital Crown der Apple Watch ist aus diesem Grund hier eingezogen und wird zur Steuerung verwendet. Per Drehung regelt ihr die Lautstärke, einmal drücken für Wiedergabe, Pause oder Anruf annehmen, zweimal um nach vorn-, dreimal um zurückzuspringen und gedrückt halten für Siri. Intuitiv und geht gut von der Hand.

Auch ein Smart Case ist im Lieferumfang der AirPods Max enthalten, den Spott und die Memes muss ich an dieser Stelle wohl nicht mehr erwähnen. Sobald ihr den Magnet des Verschlusses schließt und die AirPods drin stecken, schalten die AirPods Max in einen Niedrig-Energie-Status, sind quasi im Standby und sollen so monatelang durchhalten. Richtig ausschalten kann man die Kopfhörer gar nicht. Sind die Hörer nicht im Case, schalten sie sich nicht ab. Allerdings konnte man mir auf Nachfrage versichern, dass sie nach einer Zeit in den Tiefschlafmodus gehen, der auch im Case vorherrscht. Dann soll die Akkuladung „Monate“ halten. Und wenn die AirPods Max mal leer sind, kann man sie in rund zwei Stunden wieder voll aufladen, unabhängig vom Netzteil. Die Hörer sind eben kein MagSafe Charger.

Das Einrichten geht hier bekannt einfach von Hand, einfach den Hörer in die Nähe des iPhones oder iPads bringen und man kann loslegen. Unter iOS 14.3 kann man dann noch direkt 3D-Audio aktivieren. Feine Sache, das System ist in der Lage, bestimmte Klänge räumlicher rüberzubringen, das kennen vielleicht einige schon von den neuen AirPods, wenn sie Filme am iPad schauen. Die ersten Stunden waren dann bei mir erst einmal geprägt von Audio. Hier habe ich auf verschiedene Quellen zurückgegriffen und auch mal mit und mal ohne Geräuschunterdrückung gearbeitet.

Die AirPods Max wiegen mehr als viele Kopfhörer im Wettbewerb. Das fiel mir in den Stunden der Benutzung aber weniger auf. Dennoch: Wer Fliegengewichte auf den Ohren möchte, der schaut direkt weiter. Man merkt das Gewicht halt, wenn man sich beispielsweise mal nach vorne beugt, um die Schuhe zuzumachen, so etwas eben. Die Hörer sind schön groß, drücken nicht auf den Ohren und auch das weiche Kopfband hinterlässt bei mir einen sehr angenehmen Eindruck. Wie übrigens die ganze Konstruktion, ohne die Audioqualität allein zu bewerten.

Allerdings setzten viele Hersteller auf einen Faltmechanismus, damit man die Hörer eben schnell und platzsparend verstauen kann, das ist bei den AirPods Max nicht ganz möglich. Ohne nur über den Preis gehen zu wollen: Sie wirken sehr rustikal, aber auch direkt so, als wolle ich sie nicht einfach so in den Rucksack werfen. Bei anderen Lösungen bin ich da schmerzfreier. Liegt vermutlich daran, dass sie nicht aus Plastik sind. Das Case für die AirPods Max? Ja, es scheint die wichtigen Bereiche zu schützen, es ist aber echt ein fragwürdiges Ding, von dem ich denke, dass es in weißer Farbe nach ein paar Reisen weniger schön aussieht. Weniger „schön“…

Der Klang ist toll. Also wirklich gut, so weit ich meinen Ohren vertrauen darf. Besser als der Sony- / Bose-Klang – und das sollte er bei diesem Preis auch sein. Auch sehr laut bleibt alles verzerrungsfrei. Ist aber wirklich nur subjektives Empfinden im ersten Eindruck! Der adaptive EQ scheint meine Ohren gut ausgemessen zu haben. Es mag schon dumm wirken, dass bei einem Spitzenkopfhörer in dieser Preisklasse kein separater EQ oder so mitgeliefert wird, aber ich denke, dass dies auch nicht der Apple-Philosophie entspricht. Ich brauche auch keine 800-Euro-Goldkabel und Polster aus Einhornhaar. Ich weiß was ich höre und noch wichtiger – was ich mag.

Einfach beschrieben: Ich hatte knackigen Sound im gesamten Spektrum meiner Playlist. Ich hab zig Kopfhörer durch, von günstig bis teuer und ich weiß, wie sich bestimmte Songs in gemasterter Qualität anhören sollten. Die Töne kommen präzise auf, bzw. in euer Ohr, egal ob platziert oder mit der großen Bühne. Das ist echt gut gelungen, wirklich. 600-Euro-teuer-gelungen? Rein vom Klang her würde ich sagen, dass ihr auch günstigere Kopfhörer bekommen könnt, die rein Musik-technisch für die meisten Ohren so klingen. Apple verkauft eben ein Gesamtpaket an seine Kunden, vermutlich auch ein gewisses Gefühl.

Weitere Dinge, die mit in den ersten Eindruck müssen: Ich habe natürlich auch mit den AirPods Max telefoniert. Ich wurde laut Gegenüber einwandfrei verstanden und auch das Gehörte war gut. Also so gut, dass ich nun nicht zu einer anderen Lösung für mich greifen würde. Ich weiß natürlich nicht, wie das Menschen sehen, die acht Stunden im Home Office in Meetings oder Telefonaten hängen.

Oben schon erwähnt, habe ich mir auch mal The Mandalorian angeschaut. Da gibt’s einige Szenen, die man mit diesem 3D-Audio ganz anders hört. Das ist echt abgefahren, wenn man es nicht von den AirPods kennt. Man merkt quasi nicht, dass man Kopfhörer auf dem Kopf hat, gefühlt mit hartem Center-Sound, der sich auch bei kleinen Kopfbewegungen nach links oder rechts sehr ändert, sodass man mitten drin ist. Wenn man sich da ne Pod-Racer-Szene mal laut gibt, dann ist das schon sehr abgefahren und noch besser als mit den kleinen AirPods. Aber: Warum geht das nur auf dem iPad und dem iPhone so? Ich würde das mal gerne auf dem Apple TV sehen! Man hat doch vielleicht auch mal daheim den Wunsch, sich tollen Sound anzuhören, vielleicht, wenn man kein geiles Soundsystem hat, nervige Nachbarn oder sonst so etwas…

Tja – eigentlich schon zu lang für einen ersten Eindruck. Nicht gelesen? Nun ja, dann hier in Kurzform erst einmal:

  • Als Reisekopfhörer würde ich abwägen. Kurze Reise, die nicht länger ist als eine Ladung mit den AirPods Pro? Dann würde ich vermutlich zu jenen greifen.
  • Der Sound ist wirklich klasse, in allen Bereichen, ich kann (leider) nicht meckern. Klassik, Live, Bass, Voice… Auch über „nur Bluetooth“. Und nein, die meisten Menschen, die ich so kenne, können weder Codecs heraushören, noch unterscheiden, ob der Ton über Kabel oder drahtlos kommt.
  • Die Verarbeitung ist gelungen. Auch wenn Kunststoff schön sein kann, bleibt es Kunststoff. Der ist oft auch schön leicht, wirkt aber manchmal auch fragil und billig. Ist hier nicht der Fall, kann aber Angst schüren, dass man sie eben nicht so in die Tasche wirft. Quasi ein MacBook Air in Kopfhörerform.
  • Das Case hinterlässt bei mir einen seltsam anmutenden Eindruck.
  • Abzuwarten bleibt, wie der Bügel am Kopf, also das Gewebe, nach einem Jahr harter Nutzung aussieht und wie leicht es sich reinigen lässt.
  • Sprachqualiät ist gut.
  • „It just works“ – schön und gut, einstellbares „Ausgehen nach x Minuten“ wäre aber toll gewesen.
  • Nein, du machst keinen Sport damit.
  • AirPods Max sind schwerer als viele andere Kopfhörer.
  • Akkulaufzeit scheint, rein rechnerisch, wie versprochen.
  • Die AirPods Max haben kein IP-Rating, Nieselregen macht ihnen nix aus (meinen zumindest nicht), aber ich will es erwähnt wissen.
  • Die Bedienung geht easy von der Hand, intuitiv.
  • Bei unterstützten Medien ist der Sound immersiv, ein echter Wow-Effekt – leider jedoch nicht am Apple TV.
  • Ich konnte keine wirklichen Latenzen feststellen.
  • Über den Preis muss der Kunde richten. Ich würde es fast wie beim HomePod sehen. Der ist echt klasse, für die meisten aber eine Ecke zu teuer – der Mini wiederum scheint ein Kassenschlager.
  • Auch für Brillenträger geeignet – so meine Frau.
  • Nein, wenn du zufrieden mit deinen jetzigen Kopfhörern bist, dann musst du dir keine neuen kaufen.
  • Stehen nicht so weit vom Kopf ab, wie andere Lösungen (sehe ich an meiner Glatze immer sehr extrem).
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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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63 Kommentare

  1. Gunar Gürgens says:

    Naja zum Glück sind Geschmäcker ja verschieden, aber ich finde die Teile ziemlich hässlich und passen irgendwie gar nicht zum Markendesign.
    Hatte mir bei den ersten Gerüchten angedacht welche zu kaufen. Aber nee, dafür, dass ich meine aktuellen ANC maximal 4h pro Woche trage ist mir der Preis dann doch viel zu hoch.

  2. US Preis = 549$ = 451€
    DE Preis = 597€ = 725$

    Preisunterschied von knapp 32%. Klar, kommen da noch Steuern drauf, aber wer sich gern ver##### lassen will. Bitte!

  3. Habe die Max bestellt. Lieferung leider erst Ende März. Mich interessiert, ob die eine Ladekontrollleuchte haben, um zu erkennen, wann die voll aufgeladen sind?

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