Anycubic Kobra Plus im Test: Nicht zu groß und nicht zu klein

Wer kennt es nicht? Das Druckbett ist zu klein, um etwas zu drucken. Besonders im Bereich Cosplay kommt man mit 3D-Druckern mit einem Druckbett um die 25 × 25 cm an seine Grenzen. Entweder muss man das Objekt für den Druck zerschneiden, um es dann hinterher wieder zusammenzukleben, oder man muss auf riesige Druckvolumen zurückgreifen, benötigt aber auch viel Platz dafür. Ein solcher Riesendrucker wäre der Anycubic Kobra Max, den ich hier bereits getestet habe.

Genau dieses Problem scheint Anycubic erkannt zu haben und bietet mit dem Kobra Plus einen Drucker, der groß genug ist, um z. B. einen Helm in voller Größe zu drucken, aber kaum mehr Platz benötigt als der Vyper.

Technische Daten Anycubic Kobra Plus

  • Drucktechnologie: FDM (Fused Deposition Modeling)
  • Druckgröße: 350 x 300 x 300 mm (HBL)
  • Smartes Leveling: Präzise 25-Punkt-Nivellierung
  • Z-Achse: Standard-Gewindestange x2
  • Extruder-Typ: Getrennter Bowdenzug
  • Materialbruch-Sensor: vorhanden
  • Temperatur des Heizbettes: 100° C
  • Speicherkartenslot: microSD
  • Druck-Geschwindigkeit: 180 mm/s
  • Bedienfeld: 4,3″ widerstandsfähige Touch-Oberfläche
  • Druckmaterialien: PLA / ABS / PETG & TPU
  • Größe der Düse: ø 0,4 mm (austauschbar)
  • Maschinengröße: 605 x 560 x 546 mm

Beim Kobra Plus handelt es sich um einen klassischen FDM-Drucker (Fused Deposition Modeling), der mit geschmolzenen Druckmaterialien arbeitet. Diese werden über eine Spule in den Drucker geführt, vom Hotend geschmolzen und dann in feinen Linien auf das Druckbett schichtweise aufgebracht. Der Kobra Plus kann Modelle bis zu einer Größe von 30 x 30 x 35 cm (B x L x H) drucken. Die Höhe einer Schicht kann dabei zwischen 0,05 und 0,3 Millimetern liegen. Die Druck-Geschwindigkeit kann zwischen 20 und 180 mm/s liegen. Empfohlen werden 80 mm/s.

Während meines Tests habe ich auch ein paar kleinere Versuche mit einer Geschwindigkeit von 100 mm/s gemacht. Wenn die Drucke danach eh noch bearbeitet werden (schleifen, spachteln, lackieren), bringt diese Geschwindigkeit noch brauchbare Ergebnisse. Drucken könnt ihr mit dem Kobra Plus PLA, aber auch mit dem härteren ABS oder TPU (hier erfahrt ihr mehr über die unterschiedlichen Druckmaterialien).

In Sachen Design lehnt sich der Kobra Plus, wie auch der Kobra Max, an den Anycubic Vyper an. Ich vermute sogar, dass der Druckkopf der gleiche ist, konnte es aber noch nicht verifizieren. Besonders freut mich, dass es die kleine Werkzeugschublade wieder in das Modell geschafft hat, die ich beim Kobra Max vermisst habe.

Aufbauen und los geht’s mit dem ersten Druck

Der Drucker kommt in schlichter brauner Verpackung bei euch an und der Aufbau ist ein Kinderspiel. Wie bei den anderen Modellen, so müsst ihr lediglich den Galgen an der Basisplatte verschrauben, das Display anbringen, alles verkabeln und es kann losgehen. Denkt bitte daran, alle Kabelbinder zu entfernen, auch den unter dem Heizbett.

Beim Druckbett setzt Anycubic, wie auch beim großen Bruder Kobra Max, auf ein Glasbett. Wenn ihr dieses auf das Heizbett setzt, fällt auf wie kompakt der Drucker ist. Die Klammern, die das Druckbett auf dem Heizbett halten, dürfen auf keinen Fall an den Seiten angebracht werden, da der Platz hier so eng bemessen ist, dass das Druckbett sonst an der y-Achse hängen bleibt. Habt ihr alles beachtet, könnt ihr loslegen. Die einzelnen Schritte sind in einer bebilderten Anleitung aufgeführt, sodass gar nichts schiefgehen kann.

Der Aufbau dauert keine 30 Minuten und Anycubic legt alles Nötige dem Lieferumfang bei. Zusätzlich findet ihr etwas Filament, die microSD-Karte, einen Spachtel, einen Ersatz-Nozzle, ein Datenkabel, den Filament-Halter und etwas Fett, mit dem ihr ggf. die Achsen schmieren könnt. Ich selbst bin nicht wirklich glücklich mit der Kabelführung und habe wie beim Kobra Max einen kleinen Seilzug gebastelt, der mir das Kabel vom Modell bzw. vom Druckbett fern hält. Alles, was ich getan habe, ist einen Kartenhalter mit Rückholmechanismus am Kabelstrang und an der Querstrebe anzubringen, simpel, aber es funktioniert.

Automatisches Leveln

Etwas, was ich nicht mehr missen möchte, ist das automatische Leveling – also das Anpassen des Abstands zwischen Düse und Druckplatte auf die ideale Höhe. Beim Kauf eines neuen 3D-Druckers empfehle ich daher unbedingt, auf Auto-Leveling zu achten, wenn man nicht gleich zu Beginn mehr Frust als Spaß mit dem 3D-Drucker haben möchte. Wie der Name schon suggeriert, führt das Gerät dabei das Leveling selbst durch. Im Fall des Kobra Plus wird dazu ein entsprechender Menüpunkt ausgewählt, die Düse kurz von unten berührt, schon fährt der Druckkopf 25 Punkte auf dem Druckbett ab und tariert sich selbst aus. Nach wenigen Minuten ist der Prozess beendet, und ihr könnt mit eurem ersten Druck loslegen.

Führt dazu das Filament durch den Filamentsensor in den Extruder und startet den automatischen Filamenteinzug über den entsprechenden Menüpunkt. Der Drucker heizt zuerst den Nozzle auf und zieht danach das Filament ein. Wenn das erste Filament durch den Noozle gedrückt wird, müsst ihr stoppen und seit bereit für euren ersten Druck.

Der erste Druck und die Druckqualität

Auch hier werden wir die Eule drucken, die Anycubic als Testdatei auf einer microSD-Karte mitliefert. Sie ist bereits in GCode umgewandelt und für den Drucker optimiert. Das Drucken ist noch einfacher als der Aufbau des Geräts. Wählt über den Menüpunkt „Print“ das Modell aus und startet den Druck. Ich war etwas überrascht, wie leise der Kobra Plus ist. Lediglich die Lüfter des Boards hört man. Im Vergleich sind der Kobra Max oder auch der Vyper etwas lauter.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die von sonstigen 3D-Drucken üblichen Linien sind hier nicht zu erkennen, was aber dank des optimierten Modells und dem bereitgestellten Filament kein Wunder sein sollte. Wichtiger für mich ist, wie sich der Drucker unter „Realbedingungen“ schlägt, sprich alle möglichen Arten von Filament, die mehr oder minder feucht sind und ggf. auch auf unterschiedliche Arten gesliced sind. Hier gibt es 1.000 Möglichkeiten und ebenso viele Fehler, die man machen kann. Ich selbst habe sicherlich schon 1-2 kg Filament in die Tonne werfen können, da ich entweder zu schnell, zu kalt, ohne Support etc. gedruckt habe, das ist für mich schon „normal“.

Ich muss allerdings ein wenig motzen, denn die Haftung auf dem Druckbett ist „zu gut“. Den mitgelieferten Kunststoff-Spachtel kann man getrost vergessen. Das Modell sitzt bombenfest und kann nur mit etwas Gewalt und einem guten Spachtel vom Druckbett gelöst werden. Auch habe ich es einmal geschafft, einen Druck zu zerbrechen, weil ich zu grob war… Na ja, irgendwas ist ja immer.

Mittlerweile hat der Kobra Plus bei mir sicherlich 60-100 Druckstunden gearbeitet und ich habe die Modelle auf verschiedene Arten gesliced (0.8 Linien, Vasemode, 100 mm/s, verschiedene Schichtdicken). Ich kann mich eigentlich nicht beschweren, bei allzu detaillierten Modellen ist mir allerdings ein leichtes Stringing aufgefallen, das aber mit einer Heißluftpistole gelöst werden kann – einfach kurz über die betroffenen Stellen gehen. Das gilt übrigens nicht nur für kleine Drucke, sondern auch für Drucke, die das Druckvolumen von 30 × 30 cm voll ausnutzen. Weitere Beispiele für Drucke findet ihr auf meinem Instagram-Kanal.

Der Anycubic Kobra Plus ist ideal für alle Anfänger, die sich nicht mit kleinen Druckvolumen anfreunden können. Man bekommt eine halbwegs vernünftige Größe und muss keine Abstriche machen. Die wirklich kompakte Bauweise (Standfläche 40 × 40 cm) ist auch für Nutzer mit wenig Platz geeignet. Der Aufbau ist kinderleicht, das automatische Leveling nimmt dem Anfänger eine zentrale Hürde ab und im Alltag lässt sich das Gerät einfach bedienen.

Allerdings macht es Anycubic immer noch schwer, wenn es um das mitgelieferte Druckerprofil geht. Irgendwie bekommen sie das nicht auf die Reihe. Daher sucht lieber in den unterschiedlichen Facebook-Gruppen oder Hilfe-Foren nach einem besseren Profil oder erstellt es euch selbst, wenn ihr fortgeschrittene Nutzer seid. Auch könnt ihr komplett vergessen, die uralt Version des Cura-Slicers von der microSD-Karte zu installieren. Ladet lieber gleich die aktuelle Version hier herunter.

Alles in allem kann man sagen, dass der Kobra Plus ein solides Gerät ist, das zunächst keine Wünsche offen lässt. Nun liegt es an euch, zu entscheiden, ob euch das Druckvolumen des Kobra Plus ausreicht oder, ob ihr eine Nummer größer braucht und auf den Kobra Max zurückgreift.

Anycubic bietet den Anycubic Kobra Plus aktuell für 499 Euro an. Im Rahmen verschiedener Aktionen gibt es aber immer mal wieder ein Angebot. Um euch die Entscheidung etwas einfach zu machen, habe ich hier die 3 Modelle der neuen Kobra Serie einmal im Vergleich aufgelistet:

Anycubic Kobra Plus 3D Drucker, 3D Printer mit Automatischem 25-Punkt-Leveln,...
  • 【Anycubic LeviQ Automatische 25-Punkt-Leveln】Der Dehnungsmessstreifen-Nivellierungssensor des Anycubic LeviQ arbeitet, indem er an 25...
  • 【Große Druckgröße】Die Druckgröße von ANYCUBIC KOBRA PLUS wurde auf 300 x 300 x 350 mm erhöht, im Vergleich zu den meisten...

Über unseren Gastautor:

Torsten Schmitt

Baujahr 1976 – Früh im Internet, nie herausgekommen. Ein Ge.erd: Halb Geek, halb Nerd // Schreibt ziemlich viele Dinge ins Netz // Chefpilot bei techkrams.de // Freelancer für alles Digitales.

Twitter: @Pixelaffe

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Der Gastautor ist ein toller Autor. Denn er ist das Alter Ego derjenigen, die hier ab und zu für frischen Wind sorgen. Unregelmäßig, oftmals nur 1x. Der Gastautor eben.

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11 Kommentare

  1. Sind das wirklich normale Gewindestangen (M8) an der z-Achse, oder Trapezgewinde spindeln?

  2. Für mich werden 3D Drucker immer etwas bleiben, was nicht zuhause stehen muss. Will ich 3D Drucken, gibt es dafür Anbieter. Die haben im Zweifel immer den besseren Drucker und die größeren Möglichkeiten und übernehmen im besten Fall auch noch weitere Services. Aktuell sehe ich da auch nicht das große Ersparnis, weil es sowieso alles extrem teuer ist.

  3. Der Drucker nutzt FDM? Funktioniert das im Prinzip wie ein Bowden-Drucker, denn der Bowden-Schlauch führt ja zum Druckkopf, ist doch einer? Dann frage ich mich wie TPU damit zurecht kommt. Da verlasse ich mit auf Direkt-Extruder.

    P.S. Das Benchy sieht grausam aus, von typischen Linien keine Spur? Das Vogelhäuschen wieder super, wie wurde das mehrfarbig gemacht?

    • Ok, jetzt habe ich es verstanden. Beim ersten Satz habe ich zuviel hinein interpretiert. Dachte FDM schmilzt alte Druckmaterialien (…FDM-Drucker (Fused Deposition Modeling), der mit geschmolzenen Druckmaterialien arbeitet….).

      Daber ist FDM die ganz normale 0815 Drucktechnologie.

    • Beim benchy dacht ich das selbe. Vllt is das auch eins der speedtest Objekte?!

    • Das Vogelhaus wurde aus mehreren Teilen gedruckt und dann verschraubt/zusammengebaut.

      Ja Benchy war ein Speedtest mit 140mm/s leider ging die Bildunterschrift verlohren. Auch der Ironman war ein Test, hier erkennt man am obersten Layer der Base dass man doch lieber mit mehr als einer Wand aebeiten sollte

  4. > Ein Ge.erd: Halb Geek, halb Nerd

    Wie wird es denn ausgesprochen?
    Geek spricht man als „gihk“ mit langem „i“, Nerd wird „nörd“ ausgesprochen.

    Und Ge.erd? „Giörd“?

  5. Was genau bringt mir die Angabe einer Druckgeschwindigkeit von 100mm/s? Das schafft selbst ein Anet. Was in der Praxis für die Druckgeschwindigkeit viel wichtiger ist, ist die maximale Beschleunigung, welche ohne ghosting/ringing erzielt werden kann

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