Amazon Kindle (2022) im Test

Amazon hatte Mitte September 2022 neue Kindle vorgestellt. Was ist neu? Der neue Amazon Kindle (2022) mit 6 Zoll Diagonale und Touch-Display offeriert eine erhöhte Pixeldichte von 300 ppi. Texte sollten also deutlich schärfer erscheinen als bei älteren Generationen. Als Vergleich: Der Kindle aus dem Jahr 2019 erreichte nur 167 ppi. Zusätzlich steigt die Speicherkapazität auf 16 GByte. Ich habe mir den neuen E-Book-Reader einmal für euch genauer angeschaut.

Lest meinen Bericht dabei als einen eines Kindle-Neueinsteigers: Tatsächlich ist der Amazon Kindle (2022) der erste E-Book-Reader, den ich über längere Zeit daheim habe. Klar, ich habe diverse andere Geräte schonmal kurz ausprobiert, aber nie dauerhaft genutzt. Ich gehe also primär mit frischem Blick an den neuen Kindle (2022) heran. Aufgeladen wird der E-Book-Reader dabei zeitgemäß via USB-C. Amazon wirbt damit, dass das neue Modell für den „leichtesten und kompaktesten Kindle“ aller Zeiten stehe. Das äußert sich in einem Gewicht von nur 158 g – leichter als die meisten Smartphones.

Der Preis des neuen Amazon Kindle (2022) steht bei 99,99 Euro. Die Akkulaufzeit beträgt je nach Nutzung bis zu sechs Wochen. Außerdem sind ein Dunkelmodus und ein in der Intensität verstellbares Frontlicht an Bord. Schade: Ihr könnt zwar regeln, wie hell das Licht sein soll, nicht aber die Farbtemperatur anpassen. Auch müsst ihr im Übrigen zum genannten Preis mit Werbung auf dem Sperrbildschirm leben. Wollt ihr das vermeiden, fallen 10 Euro Aufpreis an.

Verarbeitung und Grundfunktionen des Amazon Kindle (2022)

Aufgrund des geringen Gewichts und des recht günstig anmutenden Polycarbonats wirkt der neue Kindle haptisch etwas „billig“. Zumindest war ich beim ersten Anfassen ernüchtert. Für unterwegs ist das aber ein Vorteil, denn der E-Book-Reader lässt sich leicht in so gut wie jeder Handtasche / jedem Rucksack unterbringen. Amazon setzt auf mattes Plastik, sodass immerhin nicht sofort jeder Fingerabdruck zu sehen isst.

Der Rahmen um das E-Ink-Touchdisplay ist vor allem am „Kinn“ reichlich breit, was etwas aus der Zeit gefallen wirkt, wenn man mit aktuellen Smartphones und Tablets vergleicht. Für die Beleuchtung nutzt Amazon im Übrigen vier LEDs und bietet, wie ich schon erwähnte, abseits der Leuchtkraft keine Anpassungsmöglichkeiten. Da ist der Kindle Paperwhite also immer noch deutlich überlegen. Generell ist die Farbtemperatur recht kalt, was mir weniger zusagt. Nutzt ihr den Kindle (2022) bei ausreichend Umgebungslicht, benötigt ihr die LEDs aber nicht und habt das Gefühl, auf sehr hellgraues Papier zu blicken.

Vorsicht: Während der Kindle Paperwhite nach IPX8 resistent gegen Wasser ist, gilt das nicht für den normalen Kindle. Lesen bei Regen oder am Swimmingpool ist somit nicht ratsam. E-Books könnt ihr dabei auf verschiedenen Wegen auf den Kindle schaufeln. Eigene Dateien könnt ihr etwa an die Geräte-E-Mail senden, die ihr in eurem Amazon-Konto unter „Meine Inhalte und Geräte“ erspäht. Ist euch das zu mühsam, könnt ihr freilich das bekannte Calibre verwenden, um den Speicher zu befüllen.

Der Amazon Kindle (2022) kommt mit den Dateiformaten EPUB, DOC, DOCX, MOBI (ungeschützt), PDF, RTF, GIF, JPG und PNG klar. Liegen eure E-Bücher doch einmal in einem anderen Format vor, dann rate ich euch, per Calibre eine Konvertierung vorzunehmen. Ich denke, damit bekommt ihr dann 99 % aller E-Books auf den Kindle.

Am liebsten will euch Amazon aber natürlich selbst E-Books andrehen, sodass der digitale Store ziemlich zentral im Homescreen eingebunden ist und euch mit Empfehlungen bombardiert. Seid ihr Prime-Abonnenten? Dann findet ihr zudem über eure Prime-Mitgliedschaft auch enthaltene Titel, die auf dem Homescreen hervorgehoben sind. Mir war die Oberfläche dabei etwas zu überladen und fokussiert darauf, mich zum Kauf von E-Books zu drängen. Immerhin: Die eigene Bibliothek ist stets ganz oben zu finden. Sie enthält sowohl eure bei Amazon gekauften als auch selbst transferierten Titel.

Praxistest

Bleiben wir beim Kernelement: der Bibliothek. Hier habt ihr die Chance, nach „Titel“, „Zuletzt gelesen“, „Autor“ oder „Veröffentlichungsdatum zu sortieren und dabei auf- oder absteigende Reihenfolgen auszuwählen. Es gibt auch verschiedene Ansichtsoptionen: Raster, Liste oder als Sammlungen. Wer viele Titel besitzt, wählt sicherlich lieber eine Liste, wer es „hübsch“ haben will, nimmt eher das Raster mit Kacheln. Blöd: Bei der Listen-Ansicht werden die Titel meistens abgeschnitten.

Doch eigentlich wollt ihr am Amazon Kindle (2022) sicherlich vor allem eines: Bücher lesen. Das funktioniert ganz einfach: Buch öffnen und mit einem Tippen oder Wischen am rechten Bildschirmrand weiter- und gleichermaßen am linken Rand zurückblättern. Wischt ihr nach oben, kommt ihr zu einer neuen Ansicht, durch die ihr quasi direkt auf eine ausgewählte Seite gelangen könnt, wenn ihr Passagen überspringen wollt. Ein Wischen nach unten öffnet die Schnelleinstellungen des Geräts für etwa die Helligkeit, den Flugmodus, Bluetooth, den Dunkelmodus und mehr.

Es ist auch möglich, durch ein längeres Drücken in E-Books Passagen zu markieren und dann Notizen zu ergänzen, ein Zitat zu teilen, eine Übersetzung anzufordern oder bei Wikipedia etwas nachzuschlagen. Wollt ihr ein Buch schließen, tippt ihr auf den oberen Bildschirmrand. Dann erhaltet ihr nicht nur die Option, zur Bibliothek zurückzukehren, sondern könnt auch im Buch suchen, Notizen und Lesezeichen setzen oder einen Vokabeltrainer aufrufen. Wenn ihr dasselbe E-Book später wieder öffnet, landet ihr dort, wo ihr zuletzt aufgehört habt zu lesen.

Ich habe ja schon Bluetooth erwähnt: Es ist möglich, Kopfhörer zu verbinden, um Audiobooks anzuhören. Allerdings bieten sich dafür unterwegs vielleicht doch eher Smartphones an. Fürs Lesen ist der Kindle (2022) natürlich wiederum deutlich besser geeignet als jedes Phone oder Tablet, denn aufgrund der tiefen Kontraste vergisst man schnell, dass man überhaupt auf einen Bildschirm blickt. Nachteil der E-Ink-Technologie sind lediglich die langsamen Reaktionszeiten. Erwartet kein flüssiges Menü, wie an anderen Geräten. Statt weicher Übergänge schaltet eben alles „ruckartig“ um.

Der Amazon Kindle (2022) profitiert enorm von der erhöhten Pixeldichte, sodass Texte wirklich scharf aussehen. Von der Beleuchtung bin ich aber so semi-überzeugt. Auf hohen Stufen wirkt das Bild sehr ungleichmäßig, da eben nur vier LEDs an Bord sind. Wer demnach oft auf das Licht setzen will, sollte weiterhin zu den Paperwhite-Modellen blicken. Auf niedrigeren Stufen ist das gebotene Licht aber in Ordnung.

Lesen mit dem neuen Kindle macht ansonsten wirklich Spaß und man kann eben Hunderte vom Büchern in der Tasche mitnehmen, ohne sich abzuschleppen. Da ich gerne Comics und Mangas lese, letztere sind in aller Regel ohnehin schwarz-weiß, stellte ich den Kindle auch damit auf die Probe. Für Comics fand ich den Bildschirm dann aber doch etwas zu lütt. Habt ihr also dahingehend Ambitionen, dann wählt lieber einen größeren E-Book-Reader.

Fazit

Der neue Amazon Kindle (2022) ist ein schnörkelloser E-Book-Reader, auf den ihr auch flexibel eigene E-Books schaufeln könnt. Die Komfortfunktionen haben mir gefallen, da bin ich aber sicher, dass einige Experten unter den Lesern, die mit mehreren Generationen und weiteren Konkurrenzmodellen Erfahrungen gesammelt haben, noch Wünsche haben. Nachbessern könnte Amazon noch bei der LED-Beleuchtung, die eine recht kalte Farbtemperatur aufweist und auf hohen Stufen zu ungleichmäßig wirkt. Da will man wohl den Paperwhite-Modellen nicht den Wind aus den Segeln nehmen.

Dafür ist der E-Ink-Bildschirm mit 300 ppi deutlich schärfer als bei Vorgängermodellen und lässt dahingehend kaum Wünsche offen. Mit 16 GByte könnt ihr zudem reichlich Lesestoff auf das Gerät schaufeln. Amazon will euch natürlich weiterhin offensiv auf dem Homescreen in seinen Store und seine Abonnements locken, es fällt aber etwas leichter, als etwa an den Fire-Tablets, dies zu ignorieren. Denn eure eigene Bibliothek prangt stets ganz oben.

Wer also nach einem kompakten E-Book-Reader sucht und bevorzugt klassische Bücher, nicht unbedingt Comics / Mangas lesen möchte, dem kann ich den Amazon Kindle (2022) definitiv zu seinem Preis von 99,99 Euro empfehlen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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13 Kommentare

  1. Der Amszon Store ist Ber immer noch der einzige Store um Bücher direkt zu beziehen? Man kann also noch nicht direkt auf die Bibliotheken für Lehrbücher zurückgreifen wie das wohl bei den Tolinos geht.

  2. Schiebe einige EPUB mittels teilen teilen Button von meiner Nextcloud auf die Kindle app auf dem Ipad 1-2 minuten haben es die Normalen PW auch in der Bibliothek . Ganz praktisch kein Calibre und keine email nötig.

    • Hi, kannst du dazu paar mehr Details geben? Klingt interessant.
      Ich habe zwar kein iPad aber für den Workaround dürfte ja auch ein iPhone herhalten dürfen.
      Danke dir.

  3. Wann wird es ein Testbericht für den Kindle Scribe geben?

  4. Was ist mit „tiefen Kontrasten“ gemeint? Ich hätte darunter verstanden, dass das Kindle viel Kontrast hat. Das widerspricht aber dem „Gefühl, auf sehr hellgraues Papier zu blicken“. Oder ist es für E-Ink schon etwas besonderes, wenn es hellgrau ist und die Technologie ist noch nicht so weit, dass es weiß ist?

  5. Bitte den Kindle Scribe testen!
    Bald ist Black Friday, vielleicht brauche ich das 😉

  6. Falls Ihr nicht ganze Bibliotheken auf den Kindle schieben wollt solltet Ihr es einmal mit Stanza Desktop versuchen. Das geht schnell und einfacher als mit allem anderen und vor allem: Es passt alles formatmässig!

  7. Hans-Dieter says:

    @André Westphal
    so wie du den Kindle auf den Bildern in der Hand hälst, bekommt man da keine Krampf nach längerer Zeit des lesen?
    Falls ja -> darum ist Rahmen um das Display unten so breit, damit man das Ding dort halten kann, auch ohne Handschuhgröße 11

    • André Westphal says:

      Da gings mir weniger ums genüssliche Lesen, als darum, das Gerät erkennbar zu machen und nicht so viele Lichtreflexionen zu haben sowie die Vorderseite nicht zu verdecken ;-).

    • Ich lese tatsächlich so 😀
      Man gewöhnt sich nach einiger Zeit an den Krampf.
      Da hilft es auch – wie beim Kampfsport – immer weiter machen, durch den Schmerz hindurch 😀

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