Video-Streaming weiter im Trend: Binge-Watching steigt deutlich an

Video-Streaming ist gekommen, um zu bleiben: Selbst meine Eltern, die munter auf die 70 zugehen, sind große Fans von Amazon Prime und Netflix. Und ich denke, dass auch die meisten von euch sicherlich mindestens einen Streaming-Anbieter abonniert haben. Zusätzlich rollt ja eine ganze Welle von neuen Playern in jenem Segment auf uns zu – von Apple TV+ über Disney+ bis hin zu HBO Max. Laut einer neuen Studie erfreut sich der Markt jedenfalls bester Gesundheit, denn das Binge-Watching ist zuletzt international um satte 18 % gestiegen.

Laut einer Studie von Limelight Networks, einem Cloud-Anbieter, liegt die Zeit, welche die Menschen aktuell pro Woche mit Video-Streaming verbringen, bei sechs Stunden und 48 Minuten. Das ist der bisher höchste Stand, den man ermitteln konnte. Die durchschnittliche Binge-Watching-Zeit, also jene Zeit, die ohne Unterbrechungen in das Gucken von Filmen und Serien gesteckt wird, liegt mittlerweile bei durchschnittlich zwei Stunden und 40 Minuten.

Das beste Sitzfleisch haben offenbar die Amis, denn sie kommen auf die höchste, durchschnittliche Binge-Watching-Zeit: über drei Stunden. Rund 70 % der Konsumenten haben dabei laut der Studie mindestens einen Streaming-Dienst abonniert – 2018 waren es noch 59 %. Zudem verwenden 72 % dedizierte Streaming-Hardware, also beispielsweise einen Amazon Fire TV Stick. Parallel zur steigenden Nutzung, erhöhen sich auch die Ansprüche. Jeder vierte der Befragten etwa verlässt ein Video, sobald es zu einer Unterbrechung durch Rebuffering kommt. 40 % geben auf, tritt so eine Unterbrechung zweimal auf.

Neben Rebuffering wird besonders schlechte Bildqualität als Störung empfunden – kennen wir ja alle, denn manch ältere Serien, etwa „Der Prinz von Bel-Air“ stehen auch bei den Streaming-Anbietern leider nur in SD zur Verfügung. Das ist 2019 nicht mehr so fein. Laut Limelight gehe es, das würden die Studienergebnisse zeigen, also nicht nur darum eine große Bandbreite an Inhalten zu bieten, die technische Infrastruktur sei absolut nicht zu unterschätzen. Im Idealfall habe man eine performante App am Start und eine reibungslose Benutzererfahrung mit Content in UHD werde von den Kunden geschätzt.

Wenig überraschend weiß man auch zu konstatieren, dass das lineare Fernsehen zwar an Beliebtheit verliere, aber immer noch verbreiteter sei. Pro Woche werde laut der Studie mehr als sieben Stunden das lineare Fernsehen genutzt. Allerdings entspricht das gegenüber 2018 einem Rückgang um 50 Minuten. Dabei sollten die Streaming-Anbieter außerdem darauf achten, es preislich nicht zu übertreiben: Laut Limelight Networks seien als zu hoch empfundene Preise der häufigste Kündigungsgrund.

Werbung wiederum habe laut der Studie Potenzial, aber nur wenn es die Möglichkeit gebe sie zu überspringen oder wenn es sich lediglich um einen kurzen Spot vor dem Start eines kostenlosen Videos handele – die YouTube-Masche quasi. Im Widerspruch zu anderen Studien steht das Ergebnis, dass Smartphones die häufigste Wiedergabequelle für Streaming-Videos seien. Da sind mir zumindest andere Studien bekannt, welche immer noch auf den TV verweisen. Vielleicht kommt es da aber auch darauf an, welche Dienste man einbezieht.

Für seinen „State of Online Video“-Report hat Limelight 4.500 Kunden aus Deutschland, Frankreich, Indien, Italien, Japan, Singapur, Südkorea, Großbritannien und den USA befragt. Die Teilnehmer waren mindestens 18 Jahre alt und konsumieren jede Woche eine Stunde oder mehr an Online-Videoinhalten. Falls ihr weiter in den Bericht reinschnuppern wollt, dann findet ihr ihn hier.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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16 Kommentare

  1. Wenn sich einst die Spreu vom Weizen getrennt hat, dann dürften nur einige wenige Streamingdienste monopolartig übrig bleiben.

    Dort wird man dann zu happigen Preisen – und ggf. noch mit Werbung versehen – Massenware vom Band anschauen dürften.

    All das, was es Jahrzehnte – wenn auch eben nicht einfach zu jeder Zeit verfügbar – gegen geringes Geld gab (gleich ob man Gebühren oder Werbefinanziert eben die Anzeigen per Aufschlag auf das Prokut) muss man sich nun teuer erkaufen.

    Immerhin einen erzieherischen Effekt hat das Alles:
    wer am Ende kein Geld für all das hat (und das werden in der Zukunft immer mehr Menschen sein), darf sich als richtiger Loser fühlen!

    • Das ist unwahrscheinlich. Wir Deutschen sind eh sehr sensibel was die Preisgestaltung von „Bezahlfernsehen“ angeht da wir ja notgedrungen jeden Monat schon Kosten in Form des erzwungenen Rundfunkbeitrags haben.

    • wird dann wohl eher als „Grundbedürfnis“ in die „Grundrente“ oder ähnliches eingebettet.
      Leute, die sich das alles leisten können, haben keine Zeit für sowas, die müssen malochen.

      Ausserdem total aussagekräftig bei 4500 befragten Kunden aus 9 Ländern. Wenn du die auf die Bevölkerungsverteilung runterschätzt, komst du in DE auf 100 -150 Befragte.

    • So ein Quatsch. Werbefernsehen war komplette Abzocke. Jährlich hat der durchschnittliche Fernsehzuschauer der Werbeindustrie mehrere Tage seiner addierten Lebenszeit geschenkt.
      Das wurde mit viel Trash und Reruns entlohnt. Dazu noch dann wenn es halt läuft, alternativ rumpopeln mit Aufnahmegeräten.

      Wir schauen seit 2015 nur noch Netflix und Amazon per Fire TV und was es da nicht gibt brauchen wir auch nicht, Glotze ist insgesamt unwichtiger geworden. Leute die heute noch normales Fernsehen schauen sind für mich fremdartige Wesen die in einer anderen Wahrnehmung lesen.
      Wenn ich mal irgendwo eine laufende Glotze mitbekomme werde ich bald aggressiv durch die ständigen Unterbrechungen, Einspieler und Werbeeinblendungen. Dazu so unfassbarer Trash. Und deutsche Synchronfassungen ertrage ich auch nicht mehr. Bis Netflix und Amazon gab’s Originalfassungen nur per zweiter Tonspur auf DVD oder wenn man ständig in die Videothek gerannt ist.

      Das war früher einfach alles ein großer Mist und ich vermisse dad genauso wenig wie den Überweisungsträger aus Papier oder gefaltete Straßenkarten. It’s 2019, Pops.

  2. Die neuen Player am Streaming Markt werden zunächst dafür sorgen, dass Streaming und Download aus anderen, auch grauen Quellen wieder zunehmen wird. Ich merke es an mir selbst. Prime habe ich, gelegentlich buche ich noch Netflix dazu. Wenn das aber nicht mehr reicht oder ich jeden Monat überlegen muss, was ich denn jetzt dazu buche, dann werde ich es lassen.

    Dass es lineare Fernsehen über live Sportereignisse überhaupt noch gibt, hätte ich nicht gedacht. Ich habe jedenfalls nach meinem letzten Umzug keine TV Dose mehr gelegt oder in Betrieb genommen, Fernsehen strwame ich auch nicht. Das liegt gar nicht mal daran, dass mich das Programm nicht interessieren würde, aber das bekommt man ja alles auch ok der Mediathek, und zwar, wenn man es will.

    • Das ist ein Trugschluss und hängt stark von den eigenen Interessen ab. In den Mediatheken gibt es vieles, aber nicht alles. Und leider sind es oft gerade die interessanten Sachen, die nicht verfügbar sind. Ich erkenne durchaus an, dass der TV-Konsum weniger wird, aber dass das lineare Fernsehen tatsächlich gar keine Rolle mehr spielt, dürfte noch etliche Jahre in der Zukunft liegen.

    • Die grauen Quellen wurden grad trockengelegt…

  3. Thomas Höllriegl says:

    Ich habe mir Binge-Watching wieder abgewöhnt. Habe mir zwei Staffeln einer Serie so angesehen und konnte mich nur eine Woche danach kaum noch an den Inhalt erinnern. Da schaue ich lieber maximal eine Folge pro zwei Tage, da bleibt mehr hängen.

    • phrasemongerism says:

      Ich denke die wenigsten schauen damit was hängen bleibt, sondern damit sie „beschäftigt“ sind und ihren langweiligen Alltag entkommen.

  4. Also Werbung geht überhaupt nicht mehr. Bei YouTube toleriere ich das nur, weil es kostenlos ist und ich dort auch nur mal was für 5 Minuten gucke, also keine Serien oder Filme.

    Aber wenn ein Bezahlanbieter mehr als Eigenwerbung schaltet, kündige ich sofort. Dann leihe ich mir den Film lieber oder gucke ihn einfach nicht, sollen die den Kram eben behalten.

    Das lineare TV oder Radio nutze ich seit zwei, drei Jahren überhaupt nicht mehr, auch nicht über deren Mediatheken. Ich schaue zwar gelegentlich ins TV Programm, aber da ist wirklich nichts mehr, dass mich noch anspricht oder ich habe es bereits im Streaming gesehen.

    Das Piraterie zunimmt, glaube ich nicht. Im Gegensatz zu früher ist man heute in der Regel rückverfolgbar, die Polizei kennt sich da mittlerweile gut aus. Da steht für mich der Nutzen nicht im Verhältnis zur Strafe, so wichtig ist mir das dann auch nicht. Außerdem will ich für meine Arbeit ja auch bezahlt werden, dann finde ich mittlerweile auch, dass die Filmstudios bezahlt werden sollen.

    Was ich mich allerdings frage ist, was gucken die Leute denn überhaupt im linearen TV? Ausser Product Placement, framing, panel shows/Senderfressen in allen Formaten und Wiederholungen passiert da doch nichts mehr.

    • Das sehe ich auch so. Werbung ist bei einem Bezahlangebot schlicht inakzeptabel. Da ist die Eigenwerbung je nach Ausgestaltung schon nervig genug, aber sobald es Fremdwerbung gibt geht an dem Tag die Kündigung raus.

  5. Was ich echt geil finde, ist der Anstieg der Qualität. Ich fange gerade „Jack Ryan“ auf Prime Video an, das unterhält einfach gut. Davor „The Kominsky Method“ auf Netflix, einfach intelligente Unterhaltung. Danke, Streaming!

  6. Als ich mal vier Wochen krank geschrieben war, habe ich mir mal die kompletten Sopranos Folgen reingezogen, um die 85 Stunden, glaube ich.
    Das mache ich nie wieder…
    Höchstens zwei Folgen einer Serie am Stück, bzw. zwei Stunden, länger kann sich eh kein Mensch konzentrieren…

    • Hans-Dieter says:

      Da sage ich nur „die Jugend von heute“….
      einfach kein Sitzfleisch mehr.
      War das nicht schön früher im Kino, Indian Jones 1-3, Star Wars 4-6 (früher als 1-3 bekannt) oder auch andere Mehrteiler-Klassiker am Stück zu sehen.

  7. DIe einen gestalten ihr Leben noch selbst, die anderen betreiben Binge Watching und geraten aus dem Gleichgewicht, wenn die Nuckelrate mal nicht stimmt.

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