Opera Touch für iOS: Crypto-Wallet und Web 3 ausprobiert
Blockchain, Web 3, Dezentralisierung, dApps – das alles sind Buzzwords, wie man sie in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie sehr häufig hört. Aber die wenigsten können tatsächlich etwas damit anfangen. Die tiefere Technologie von Blockchain zu verstehen, das ist nicht jedem gegeben und das muss es auch gar nicht. Wichtig für die Technologie ist, dass sie genutzt werden kann, selbst wenn man nicht weiß, was da eigentlich alles genau abläuft. Nur so erreicht man die Massen.
Von HTC gibt es mittlerweile sogar ein Blockchain-Smartphone, welche die Technologie direkt in das Gerät integriert. Und genau solche Dinge sind es, die man braucht, um sie voranzutreiben. Möchte man das Ganze aber als interessierter Nutzer einfach einmal ausprobieren, wird es schon komplizierter. Private Keys, komisch anmutende Zeichenfolgen, die Adressen sein sollen und auch die Volatilität von Kryptowährungen sorgen dafür, dass man eventuell lieber die Finger davon lässt.
Und dann kam Opera. Opera hat schon seit längerer Zeit eine Crypto-Wallet in den mobilen Browser integriert, allerdings nur unter Android. Mittlerweile gibt es aber auch eine erste Beta von Opera Touch für iOS, die ebenfalls eine Crypto-Wallet an Bord hat. Und genau diese habe ich mir einmal angeschaut.
Meine ersten Gehversuche mit dApps (dezentralisierte Apps) unternahm ich vor rund zwei Jahren und es war mobil eine furchtbare Erfahrung. Mobil spielt sich aber nun einmal das vernetzte Leben ab. Deshalb habe ich auch die Android-Version von Opera mit Crypto-Wallet erst einmal links liegen lassen, ich rechnete mit einer aufwändigen Prozedur, das habe ich mir doch direkt gespart.
Nun erhielt ich aber die Beta-Einladung für Opera Touch, der iOS-Version von Opera. Da mein iPhone der Dreh- und Angelpunkt meines digitalen Lebens ist, dachte ich mir, schau Dir doch einfach mal an, wie Opera das nun gemacht hat. Überrascht war ich. So sehr, dass ich gerade diese Zeilen tippe, um Euch an meiner Überraschung teilhaben zu lassen.
Nun muss man gleich dazu sagen, dass es sich hier um die erste Beta mit Crypto-Wallet handelt. Diese ist funktional auch noch recht beschränkt. Aber die Grundfunktionen und der dApps-Browser sind vorhanden, man kann sich also direkt ins Web 3 stürzen.
Den Anfang macht die Wallet. Dazu wählt man im Browser-Menü einfach entsprechenden Punkt aus. Wer schon einmal eine Wallet für Ethereum eingerichtet hat, der weiß, dass dies nicht immer ein geschmeidiger Prozess ist. Bei Opera: Man wählt Crypto-Wallet und schon ist es da. Man muss sich beim Onboarding keinerlei Gedanken über Private Keys oder Passphrases machen, mit den Begriffen wird man nicht einmal konfrontiert. Man wählt aus und ist drin.
Im oberen Bereich sieht man sein Wallet, beim erstmaligen Aufruf wird da logischerweise 0 Ether Guthaben angezeigt. Opera wird später die Möglichkeit bieten, Ether direkt zu kaufen, sodass man sich als Nutzer auch keine Gedanken machen muss, wo man das denn herbekommt. Geht aktuell noch nicht, also schnell ein bisschen was hingeschickt.
Die eigene Adresse abzurufen ist einfach, das haben aber alle Wallets gemeinsam. Einfach auf „Empfangen“ tippen und man bekommt die Adresse kopierbereit angezeigt. Auch ein QR-Code ist vorhanden, falls man zufällig gerade ein anderes Gerät hat, mit dem man etwas versenden möchte. Ebenso einfach gestaltet sich das Versenden, aber darum soll es nicht gehen.
Unterhalb der „Ethereum-Karte“ findet man noch zwei Tabs vor, einer für ERC-20 Tokens und einer für Collectibles. Sieht dann mit etwas Füllung aus wie auf den Screenshots, alles super übersichtlich und verständlich.
Die Wallet kann man als reine Wallet nutzen, aber so richtig Sinn ergibt die Integration in den Browser ja nur, wenn man das auch alles direkt nutzen kann. Zu diesem Zweck hat Opera einen dApps-Browser integriert. Erfreulicherweise kann man sich auf der Startseite auch gleich „Web 3.0“-Inhalte anzeigen lassen, perfekt für den Einstieg.
Cryptokitties haben einige von Euch sicher schon einmal gehört. Auf dem Bitcoin-Hype-Höhepunkt gestartet, sorgten die Katzen-Collectibles zweitweise sogar dafür, dass die Ethereum-Blockchain quasi unbrauchbar wurde und Transaktionsgebühren in die Höhe schossen. Cryptokitties ist aber auch ein perfekter Einstieg in dApps. Denn seien wir ehrlich, wie verbreiten sich neue Technologien zuerst? Pornobranche und Gaming.
Und was passt besser ins Internet als Katzen? Eben. Cryptokitties ist ein recht simples Trading- und Breeding-Game. Man startet mit relativ einfachen Katzen, die man durch Züchtung mit immer selteneren Mustern versehen kann. Besitzt man eine Katze, besitzt man diese auch tatsächlich, sie wird auf der Blockchain gespeichert und ist so auch vor Manipulation geschützt.
Dadurch, dass alles auf der Blockchain abläuft, muss man Aktionen signieren, das macht man über seine Wallet. Bei Opera heißt das nichts anderes, als dass man per Face ID oder Touch ID bestätigt, mit seiner Wallet signieren zu wollen. Muss man sich wie einen Login vorstellen, nur eben ohne Nutzername und Passwort, der Anbieter erfährt nichts außer die öffentliche Wallet-Adresse (die wiederum kann sehr aufschlussreich sein, aber das ist ein anderes Thema).
Auf den Screenshots seht Ihr so einen Signiervorgang, dieser ist generell auch kostenlos. Geht es also nur darum, irgendwo etwas zu bestätigen, es fallen keine Transaktionskosten an. Bleiben wir aber bei Cryptokitties, hier kann man auch schön einen Transfer eines Collectibles erklären.
Die Katzen kosten Ethereum, je nach Musterung mal mehr und mal weniger. Bei aktuellem Kurs kann man Kätzchen inklusive Gebühren schon für umgerechnet unter 50 Cent kaufen, aber man sollte sich, auch wenn man nur ausprobieren möchte, bewusst sein, dass Cryptokitties nicht kostenlos ist. Also, auf zum Katzenshopping.
Man wählt auf dem Marktplatz einfach eine Katze aus. Betätigt man dann den „Buy Now“-Button, wird die Transaktion eingeleitet. Opera übernimmt hier alles, erneut muss man nur per Face ID oder Touch ID die Transaktion bestätigen. Super für „Anfänger“: Es werden immer Euro-Werte mit angezeigt, man muss also nicht selbst umrechnen, wie viel die Ausgabe von 0,01337 Ether nun in Euro wert ist (Stand gerade: 2,05 Euro).
Angezeigt wird bei einer solchen Transaktion auch jeweils der einzelne Wert für das Collectible selbst und die Netzwerkgebühr (siehe oben). Es handelt sich dabei um direkte Transaktionen zwischen den Spielern, da ist keine Bank oder ein anderer Zahlungsdienstleister involviert. Auch können Transaktionen nicht rückgängig gemacht werden, sie sind endgültig.
Von Opera bekommt man nach der Bestätigung dann zwei Mitteilungen. Einmal, wenn der Etherbetrag gesendet wurde und dann wieder, wenn man das Collectible erhalten hat. In der Opera Wallet ist das dann im rechten Tab zu finden. Von dort aus kann man bei einigen dApps auch direkt zur jeweiligen Anwendung springen. Im Fall von Cryptokitties ist dies möglich, aber das gilt nicht für alle Collectibles.
Verkaufen oder versenden kann man die Collectibles natürlich auch. Das geht entweder über die jeweilige Plattform, wo man sie erworben hat oder es gibt auch universelle Handelsplattformen, die verschiedene Collectibles traden lassen. Letztendlich ist das Collectible immer an eine Transaktion auf der Ethereum-Blockchain verknüpft, sodass ihr es auch dann noch besitzt, wenn es eine Plattform mal nicht mehr gibt. Was dieser Besitz dann noch wert ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Opera hat auch einen Shop, in dem man Merchandise mit Ethereum kaufen kann. Hier bin ich etwas eingeschnappt, denn anstatt das direkt abzuwickeln, wird auf Coinbase Commerce gesetzt. Heißt: Manuelle Zahlung, der Betrag muss direkt aus der Wallet gesendet werden. Das ist direkt im Opera Browser ziemlich fummelig, da sowohl Betrag als auch Empfängeradresse schwer merkbar sind und man nicht einfach zwischen den Screens wechseln kann. Aber letztendlich klappte auch das und ich kann nächsten Winter eine Opera-Mütze aufsetzen.
Super geschmeidig war hingegen das Aufladen von Prepaid-Guthaben für das Handy. Empfängernummer eingeben, bestätigen, fertig. Kostete zwar etwas Aufpreis (15,91 Euro für 15 Euro Aufladung), aber mir geht es hier vorrangig um die technische Möglichkeit.
Man kann aber natürlich auch Anwendungen nutzen, die völlig kostenlos sind. Als Beispiel sei hier Peepeth erwähnt, ein freundlicheres Twitter. Alles wird auf der Blockchain gespeichert, nichts ist löschbar. Ändert man etwas, zum Beispiel Profilinformationen oder -bilder, ist das nachvollziehbar und das Original nie verloren.
Darauf wird man zu Beginn der Nutzung auch vehement hingewiesen. Und ich glaube genau das sorgt auch dafür, dass man trotz einer gewissen Anonymität einen ganz anderen Umgang untereinander schafft. Klar, das liegt aktuell sicher auch an der geringen Nutzung des Netzwerks, aber ich bin der Meinung, dass das ein sehr guter Ansatz für einen besseren Umgang im Netz ist.
Sendet man jedenfalls Updates bei Peepeth, muss man auch jedes Mal signieren, das übernimmt Opera für einen. Bei den bereits erwähnten Hinweisen auf die endgültige Verfügbarkeit der Inhalte, hat man auch noch einmal die Möglichkeit zum Editieren, weil im Nachhinein geht das nicht. Spannendes Netzwerk, das ich mal eine Weile im Auge behalten werde.
Opera Touch macht in allen Bereichen eine sehr anwenderfreundliche Figur. Das ist so perfekt, um sich da einmal ranzutasten, wenn man neugierig ist. Dass dies alles noch nicht ausgereift ist, das wird man sehr schnell merken. Aber gerade im Bereich der Mikrotransaktionen (im Wert von unter 1 Euro) können solche Konstrukte glänzen. Da werden wir in den kommenden Jahren noch sehr viel sehen – und nutzen.
Einen ganz wichtigen Punkt möchte ich nicht unerwähnt lassen: Die Sicherung der Wallet. Das sollte man auf jeden Fall machen und ist im Fall von Opera auch wieder einfach. 12 Wörter gilt es zu notieren oder direkt über die Sharing-Funktion irgendwo abzuspeichern (ich habe es beispielsweise einfach in iCloud gelegt, das würde ich aber nie machen, wenn ich diese Wallet für mehr als Spielerei nutzen wollen würde). Nur mit diesen 12 Wörtern kann man die Wallet wiederherstellen, sollte man einmal den Zugriff darauf verlieren.
Mehr geben die Einstellungen auch nicht her und das ist genau richtig. Man merkt Opera Touch an, dass das nicht für den Nerd gemacht ist, der seit Jahren im Umgang mit Cryptos versiert ist. Es ist genau der richtige Einstieg für diejenigen, die erstmals mit der ganzen Materie in Berührung kommen. Und für jene, die eine einfache Nutzung bevorzugen, das am besten direkt in dem Browser, den man sowieso schon nutzt.
Diese nahtlose Nutzung ist sehr toll gestaltet, das kann man nicht anders sagen. Was man aber halt merkt: Es fehlen Anwendungen, die dauerhaft attraktiv sind. Logisch, das steckt alles in den Kinderschuhen, ist eher Alpha als Beta. Man kann viel ausprobieren, aber da ist eben nicht viel dabei, das einen auch hält.
Aber es wird kommen und Opera ist mit seinem mobilen Browsern bereit dafür. Wenn die Crypto-Unterstützung für iOS final verfügbar ist oder Ihr ein Android-Smartphone nutzt – ich kann nur jedem empfehlen, sich für ein paar Euro Ether zu holen und einfach mal auszuprobieren. Das nimmt dem ganzen Thema Blockchain so ein bisschen den Nerd-Faktor und lässt vielleicht auch verstehen, wie wir künftig mit Daten und Handel umgehen werden.
Wann die Funktion final Einzug in die iOS-Version von Opera erhalten wird, ist noch nicht bekannt. Nimmt man die erste Beta als Maßstab, wird das noch eine ganze Weile dauern. So ist es aktuell zum Beispiel nicht möglich, Tokens zu versenden. Heißt, man kann zum Beispiel keine Cryptokitties verkaufen, da die Sende-Transaktion nicht ausgeführt werden kann. Das gilt nicht nur für Collectibles, sondern eben auch für andere Tokens. Aber reine Ether-Transaktionen funktionieren schon in alle Richtungen.
Falls Ihr schon dApps nutzt, packt die doch in die Comments. Je mehr man ausprobieren kann, desto besser ist das ja.
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