Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert Elektroschrott-Aufkommen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) wünscht sich weniger Elektroschrott und kostengünstigere Reparaturen von defekten Geräten. In der Tat lohnt es sich heute meistens nicht nach Ablauf der Garantiezeit z. B. ein Notebook, ein Smartphone oder einen Fernseher reparieren zu lassen, da man häufig mit dem Kauf eines Neugeräts besser fährt. Ob die Forderung des VZBV nach kostengünstigen Ersatzteilen aber auf Gehör stößt, ist zu bezweifeln.

So wünscht sich der VZBV, dass die Hersteller selbst zu fairen Preisen Ersatzteile anbieten. Allerdings haben die Hersteller grundsätzlich in der Regel ein größeres Interesse daran neue Produkte zu verkaufen, als alte Hardware zu pflegen. Laut VZBV habe eine Umfrage von Kantar Emnid ergeben, dass defekte Elektrogeräte deswegen heute statt in der Werkstatt meistens auf dem Müll landen. 74 % der Befragten gaben an, dass eine Reparatur zu teuer gewesen wäre.

In vielen Fällen ist eine Reparatur fast so teuer wie ein neues Gerät. Das ist weder ökologisch noch wirtschaftlich für Verbraucher. Die nächste Bundesregierung muss dafür sorgen, dass es sich für Verbraucher lohnt, sich für eine Reparatur zu entscheiden“, meint Ingmar Streese, Geschäftsbereichsleiter Verbraucherpolitik des VZBV. Streese fordert deshalb recht vage ein Recht auf Reparatur, was für mich etwas merkwürdig klingt. Denn wie soll ein solches Recht aussehen und wie wollte man es durchsetzen? Es ist nur die Rede davon, dass die Hersteller verpflichtet werden sollten Verbrauchern und Dienstleistern originale Ersatzteile zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung zu stellen und Reparaturanleitungen zu veröffentlichen.

Das wäre allerdings ein erheblicher Eingriff in den Wirtschaftskreislauf und dürfte viele Unternehmen auf die Barrikaden bringen. Zudem man dann auch festlegen müsste, wie lange derlei Ersatzteile bereitgestellt werden müssen. Es stimmt allerdings, dass man aktuell oft Reparaturen nur beim Hersteller selbst durchführen lassen kann und jenes dann den Kunden entsprechend teuer zu stehen kommt. Durch Konkurrenz mehrerer Werkstätten, welche die Ersatzteile nutzen können, dürfte sich hier mehr Vielfalt ergeben.

Der VZBV will diese Verpflichtung sogar am liebsten auf Software-Updates ausdehnen – die Android-Partner dürften dann wohl große Augen machen. So hätten laut der Befragung 30 % der Kunden auch schon Elektrogeräte ausgetauscht, weil sie schlichtweg keine neuen Programme mehr aufspielen konnten. Zudem wünschen sich die Verbraucherschützer eine Kennzeichnung zur wahrscheinlichen Lebensdauer der Produkte. 81 % wollen „eine verbindliche Kennzeichnung zu Lebensdauer “ und 82 % meinen, dass auch die Reparaturfähigkeit klar angegeben werden sollte.

Da frage ich mich allerdings auch, wie man das mit der Lebensdauer so genau beziffern möchte. In vielen Fällen könnte das durchaus schwierig werden, da die Lebensdauer oft enorm von der Art und Dauer der Nutzung durch die Kunden abhängt. Zumal die pauschale Lebensdauer manchmal wenig aussagt – etwa altert ein Bildschirm und mag auch nach 30 Jahren noch funktionieren, Farbdarstellung und Beleuchtung dürften dann aber weniger ansehnlich anmuten als noch direkt nach dem Kauf. Wie man das berücksichtigen möchte, ohne noch mehr zu verwirren, verrät der Verbraucherzentrale Bundesverband aktuell noch nicht.

Grundsätzlich klingen die Forderungen des Verbraucherzentrale Bundesverband kundenfreundlich und sinnvoll, doch die Umsetzung dürfte sehr komplex werden. Entsprechend bin ich deswegen gespannt, ob es hier noch einen Nachhall geben wird.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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12 Kommentare

  1. Grundsätzlich OK, jedoch auf Grund der veralteten Hardware nicht zeitgemäß. Als Bastler habe ich gerade 2 grosse Kisten mit Elektroschrott dem Verwerter zugeführt, auch so kann man wertvolle Materiellen zurückgewinnen. Ich selbst habe seit Jahren kaum Geräte die kaputt gegangen sind, das sind bei mir nicht einmal 5! Für alles restliche konnte ich immer Bauteile erwerben wenn man sich damit beschäftigt hat – Datenblätter ect. gibt es ja im Netzt genügend.

    Mir scheint da ist einigen langweilig, denn Reparaturen wird es nicht mit plug’n play geben UD bei unsachgemäßer Reparatur besteht Gefahr für die Geräte als auch fürs leben!!!
    Dazu benötigt man noch das richtige Werkzeug als auch Erfahrung!

    @Andre, viel interessanter finde ich das beschlossene abschaffen und verbieten von neuen UKW Radios, sofern kein DAB oder Internetradio verbaut ist! So etwas wir heimlich nachts im Bundestag beschlossen! Scheinbar geht es mehr um den Rückkanal…..

  2. Das passt leider nicht zur momentanen Marktdynamik in der die Hersteller am liebsten einem Kunden jeden Monat ein neues Gerät (sei es Smartphone oder Toaster) verkaufen würden. Dementsprechend sind die Geräte mit entsprechender Lebensdauer versehen, wo teilweise nach Ablauf der Garantie schon lange kein Update mehr kam oder eine technische Komponente den Geist aufgegeben hat. Nachhaltigkeit ist heutzutage leider ein Fremdwort. Das gilt aber leider auch für viele Kunden, die sich darum keinen Kopf machen und freudig immer die neuste Generation der Gerätschaften aneignen müssen.

    Wenn das wirklich funktionieren soll, dann muss auf beiden Seiten ein Umdenken stattfinden, Unternehmens- und Kundenseite..

  3. bergzierde says:

    Ein Beispiel aus meinem Berufsleben. Vor 35 Jahren hat ein Tischrechner mit Druckwerk über 1200.- DM gekostet. Es war jede Schraube als Ersatzteil lieferbar, Serviceanleitungen mit Schaltplänen waren obligatorisch und eine Arbeitsstunde kostete 25-35 DM. Die ersten 10 Jahre brauchte man nur mal das Farbband wechseln, etwas reinigen oder eine Taste erneuern. Die Geräte hatten eine Top Qualität. Vom gleichen Hersteller kostet ein Tischrechner jetzt 79€. Ersatzeile und Serviceanleitungen gibt es nicht. Billigste Verarbeitung, die manchmal nicht die Garantiezeit übersteht. Eine Arbeitsstunde im Service kostet 75-95€. Alles unter einem A3 Laser-Multifunktionsgerät kommt bei einem etwas größeren Fehler auf den Schrott, weil eine Reparatur einfach nicht wirtschaftlich ist.

  4. Wolfgang D. says:

    Viele Sachen lassen sich ja reparieren, aber 90 Euro Reparaturkosten für ein 80-Euro-Tablet tut sich keiner an.

    Der Bundesverband fordert also entweder eine weitere Senkung der Löhne für Fachkräfte, oder eine grundsätzliche Verteuerung bestimmter Artikel, damit sich wieder die Reparatur lohnt. Dazu müssen allerdings erst mal die Hersteller verpflichtet werden, passende Teile für jeden Kaufwilligen bereit zu stellen, und über mindestens fünf Jahre. Es passt auch nicht, wie schon @bongo schreibt, zur Dynamik gewisser Märkte.

    Nicht so wie bei HP, wo nach drei Jahren bzw. Ablauf der Garantie keine elektronischen Komponenten für’s teure Notebook mehr zu bekommen sind. Oder Apple, die sich sogar gerichtlich dagegen wehren, unter fadenscheinigen Vorwänden. „Fachgerechte Reparatur“, geschenkt. Jede Hupe kann an den Bremsen eines Autos schrauben, Darwin wird das schon klären.

  5. Tja. Bei Smartphones gibts da glücklicherweise erfreuliche Tendenzen. Ich bin neulich über Everphone gestolpert aus Berlin. Das ist innovative Lebenszeitverlängerung eines Smartphones!

  6. Alexander says:

    Habe eine allgemeine Frage zum Verbraucherzentrale.
    Wendet man sich bei Problemen mit einem Telefonanbieter direkt an die Verbraucherzentrale Bundesverband oder an die des jeweiligen Landes?

  7. @Alexander, wollte mich bei der Verbraucherzentrale über die Postbank beschweren, die sie selbst abgemahnt haben, mir wurde telefonisch die Öffnungszeiten und das kosten dafür entstehen mitgeteilt. In meinen Augen eher weniger zum Schutz der Bürger als mehr ein Verein um seine Angestellten irgendwie unterzubringen. Hatte vorher keinen Kontakt mit diesen Personen – passt aber typisch in die Gesellschaft. Ist wie mit den Kirchen – Wasser trinken predigen aber selbst Wein saufen!

  8. Wolfgang D. says:

    @Mr.Magoo
    „mir wurde telefonisch die Öffnungszeiten und das kosten dafür entstehen mitgeteilt.“
    Wenn du diesen Anwalt nicht für die Lösung deiner Probleme bezahlst, wer dann?

    „Wasser trinken predigen aber selbst Wein saufen“
    Passt.

  9. Unter Verbraucherzentrale verstehe ich was anderes…..
    Dabei wollte ich nur helfen, da sich in neuen Fall genau das von der VZ abgemahnt weitergeführt wurde.

    Letztendlich ist es mir doch egal, hab ja nichts davon, wollte nur helfen, und bleibe dabei ist ein Scheißverein – die sind genauso nötig wie die Grünen. Es geht lediglich um die Daseinsberechtigung.

  10. @Wolfgang D.

    Les mal lieber: https://www.verbraucherzentrale.de/wir-ueber-uns_
    Irgendwo muss ich das ja falsch verstanden haben…

  11. ¯\_(ツ)_/¯ says:

    seh ich genau wie Mr.Magoo…die Verbraucherzentrale ist der reinste Witz…glaub die sollten sich selbst mal genauer unter die Lupe nehmen…

  12. Peter Pan says:

    Ich informiere mich eigentlich schon über die Produkte bevor ich sie kaufe. Mir kommt z.Bsp. kein Smartphone mit einem SAR-Wert >0,4 und ohne wechselbaren Akku ins Haus.

    Das Gleiche beim Notebook. Wie viele Geräte verkauft man, wo der Akku fest verbaut ist oder den man nicht entnehmen kann?

    Die Suche nach meinem Notebook dauert immer gefühlt ewig. Aber dafür habe ich kein vorinstalliertes OS, Wartungsklappen, wechselbaren Akku, festplatte und RAM und (ganz wichtig!) ein Hardware-Manual, wo die Einzelteile nebst Teilenummer in einer Explosionszeichnung aufgeführt sind.
    Gut… stellt sich die Frage, wie lange der Hersteller Ersatzteile vorhält.

    Aber so lange die Politik nicht einschreitet…
    Die Druckerhersteller sind das beste Beipiel: Drucker kosten 60 Euro, ein Satz Patronen hingegen das 1,5 -fache. Fazit: Wenn der Druckkopf hinüber ist, fliegt das Teil in den Müll – und häufig nicht zum Elektronikschrott, sondern weil es so klein ist in den Hausmüll.

    Wieso gibt es keine Umweltsteuer in Höhe des Verkaufspreises, wenn Verschleißteile nicht wechselbar sind….

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